Montag, 31. Januar 2011

MONSTER

(Beatsteaks)

Was finden wir Deutsche eigentlich an schrägen Viehchern so faszinierend? Denn mal ehrlich: Was wir hier für Getier zum Medienstar hochjubeln, das ist doch im besten Fall noch unästhetisch, in der Regel gar komplett plemm-plemm! Los gings mit Knut! Ohhhhh, der arme kleine Eisbär, der von seiner bösen Mami verstoßen wurde (hoffentlich schmort das Untier dafür in der tiefsten Eisbärenhölle) und dann von Menschen aufgepäppelt wurde. Knut wurde, basierend auf diesem offenkundigen GZSZ-Plot unverzüglich zum bundesdeutschen Fernsehstar. Ein Hype der Extraklasse wurde losgetreten, nur weil da irgendwo in der Hauptstadt ein Eisbär etwas ganz und gar ungewöhnliches tat: ER WUCHS! Meiner Meinung nach zeigte das mal wieder, daß es uns gar nicht so schlecht gehen kann, denn ein Volk, das ernsthafte Probleme hat, verzapft nicht solchen Mist wie „Knut Gummibären“ oder „Knut Luftballons“ und stellt sich stundenlang an nur um im Vorbeigehen einen Blick auf einen weißen Fellhaufen erhaschen zu können! Glaubt es mir, ich habe die Menschenschlange am Zoo in Berlin dereinst mit eigenen Augen gesehen… vollkommen gaga!!
Aber wie es nun mal so ist: Knut wuchs und wurde uninteressant. Denn: Was nicht mehr klein und niedlich ist, verliert seine größten Trumpfkarten im Kampf um die Titelseiten. Gut, Knut tat auch seinen Teil dazu, indem er ein Dutzend Karpfen vor versammeltem Publikum hinrichtete, die eigentlich seinen Pool reinigen sollten. Pranke ausgefahren und „Klatsch“, einem nach dem anderen vor größtenteils minderjährigem Publikum das Lebenslicht ausgeblasen… und zwar auf beste Eisbärenart! Die blutigen Kiemen müssen nur so umhergeflogen sein! Was mich angeht: Ich mochte Knut ab diesem Augenblick erst richtig! Aber als Lieblingsknuddeltier der Nation hatte er sich disqualifiziert. Was direkt danach kam, war nur billiger Abklatsch. Wie hieß denn noch mal dieses Eisbärenjunge in Nürnberg gleich noch mal, das die Zooleitung gleich mal „zum Wohle des Jungen“ von seinen Eltern trennte nur um diese „tragische Parallele zu Knut“ tief erschüttert in die Mikros der Weltpresse zu posaunen? Ach ja: Flocke! Hmm, hat man auch nix mehr gehört von dem Vieh… war aber auch zu offensichtlich, auf welcher Welle die Franken mitzusurfen gedachten. „Flocke“ ist somit meiner Meinung nach vollkommen zu Recht in Vergessenheit geraten.

Die darauf folgenden Versuche scheiterten sogar noch kläglicher! Einzig unser aller Horst, das High – End – Lama aus Leipzig hielt tapfer die Stellung als bundesweit coolstes Vieh konstant anhaltendem Starstatus. Aber jetzt bekommt Horst auch noch Konkurrenz aus dem eigenen Stall, wenn man so will: „Heidi, das schielende Opossum“! Was im ersten Moment klingt wie ein Monty Python Sketch, ist leider bittere Realität! Deutschland steht neuerdings auf schielende Opossums. Das ist jetzt nicht sonderlich hübsch und wenn ihr mich fragt auch nicht nennenswert knuffig, aber momentan kann man diesem Vieh nicht entkommen. Aus nahezu jedem Bildschirm grinst einem diese Mischung aus Rüsseltier und Laborratte debil entgegen mit ihren weinbeerartigen Glubschaugen. Toll, denke ich mir da immer, die Evolution ist auch nicht mehr das, was sie mal war! Tut mir leid, aber das Tier ist hässlich; ich würde sogar verstehen, wenn mir jemand erzählen würde, daß er davon Albträume kriegt, denn diese Visage ist prädestiniert dazu einem das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Kuckt euch das Elend doch mal an:

Schaut nicht gerade wie'n Nobelpreisträger.... selbst der Bravo-Otto ist in weiter Ferne!


Warum können wir uns nicht mal (wenns denn schon sein muß) kein normales nationales Lieblingstier aussuchen? Nicht so ein gestörtes Findelkind wie Knut, diese zwangsentelterte Flocke oder eben ein Opossum, das sein Spiegelbild nur im Plural wahrnimmt? Was spricht denn zum Beispiel gegen ein Przewalskipferd?! Oder gegen einen schnöden Uhu? Die fetzen auch, diese Tiere! Außerdem vermitteln sie einem nicht den Eindruck, einen geistig vollbekloppten Axtmörder ins vor Blutdurst schielende Antlitz zu starren! Naja, kann ich mir wohl abschminken. Solange, wie diese Urwaldratte das Volk derart gaga anstiert, wird sich schon der eine oder andere Deppensender finden, der die Kamera drauf hält.
Schade! Dabei ist dieses Heidi – Teil ja weiß Gott nicht das Ende der Fahnenstange! Sie ist, wenn überhaupt, nur ein Lehrling auf dem langen Pfade zur uneingeschränkten Coolness!
Sorry, liebe Heidifetischisten, aber in Karslruhe gibt’s ein absolut endcooles Opossum mit Gehfehler, das sieht dann ungefähr so aus (womit wir auch wieder bei Monty Python wären):




Samstag, 29. Januar 2011

TIERE SIND ZUM ESSEN DA

 (Die Prinzen)

Es ist Sonnabend, da bin ich schreibfaul! Also gibt’s heute nur ein kurzes Textchen mit ein paar Fotos. Ich finde es ja faszinierend, was die menschliche Kreativität so hergibt, wenn man die benachbarte Vernunft nur konsequent genug betäubt. Das wird dann manchmal recht schräg, bisweilen aber auch ziemlich krank; und genau an diesem Punkt fange ich dann an herzhaft zu lachen! Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich von meiner Schwester etwas, das ich mir schon lange gewünscht hatte: Ein eigenes HACKEPETERSCHWEIN! Yeah! Seit dem befindet sich  besagtes HACKEPETERSCHWEIN jedes Wochenende in Gebrauch, mal mehr, mal weniger gefüllt! Da ich dieses Wochenende Gott sei Dank nicht allein verbringen muß wurde das HACKEPETERSCHWEIN heute besonders üppig befüllt. Ich stand dann so in der Küche und betrachtete mein HACKEPETERSCHWEIN und begann zwangsläufig breit zu grinsen! Es gibt kulinarisch betrachtet nur eine Sache, die noch kranker ist, als eine Keramiksau mit offenem Rücken, welche die durch den Wolf gedrehte Fleischmasse seiner Realoartgenossen auf dem Frühstückstisch präsentiert… .Aber erstmal soll hier Licht ins Dunkel gebracht werden, wovon ich eigentlich rede:

Die Ecke der Genüsse nebst güldener Palastwache!

 
Nahaufnahme... sagt selbst: Die Grundidee ist schon schräg... oder?!?

Sieht es nicht lecker aus?!? Ich sah mich gezwungen, das Geviehcht unverzüglich zu erlegen:

You're going NOWHERE, my friend!!!!! MUHARRRHARRR!!!!!!

Jetzt mögt ihr euch abschließend fragen, was denn diese eine Sache ist, die im Krankofaktor noch vor meinem HACKEPETERSCHWEIN rangiert. Na, ich kann es euch sagen: WURST (oder laßt es mich vielleicht etwas deskriptiver formulieren: Tier im eigenen Arsch)! ;-)

Freitag, 28. Januar 2011

MEIN BLOCK

(Blumentopf)
  
Ich muß mal eine Lanze für das weltweite Werbegeschenk Nr.1 brechen: den Kugelschreiber! Was ich in den letzten Jahren für Werbekugelschreiber bekommen habe… sagenhaft. Jedwede Institution oder privatwirtschaftlich organisierte Service-Klitsche scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, diese Schreibgeräte unters Volk zu jubeln. Meistens verläuft das so, daß man zu einem Vortrag / Präsentation / Meeting eingeladen wird, wobei der Hinweis auf die handelsüblichen Schreibutensilien bisweilen fällt. Also packt man sich den Zettelblock (ich benutze da natürlich NICHT den neutralen, sondern das auf meinen Arbeitgeber personalisierte Tropenholzendprodukt; weils eben einfach wichtiger aussieht. Aber das sei mal dahin gestellt, jedenfalls betritt man den Raum und lässt sich vor einer jener bekannten Dokumentenmappen nieder. Meist enthalten die Flyer und Infomaterial, welches man mal kurz überfliegt und Monate später nebst der restlichen Mappe säuberlich durch den Schredder jagt. Daneben (oder darunter) wartet dann ein auf den Veranstalter personalisierter Schreibblock. Diese Dinger haben es mir ob ihrer ungeheuerlichen Praxisorientierung auch angetan. Denn man erhält da keinen chlorfrei gebleichten 50 Seiten Standardblock, nein… da gibt’s immer diese deckblattlosen Fünfseiter mit Papprückwand. Mitunter nimmt einem das Firmenlogo fast den Platz für eine auch nur halbwegs überschaubare Mitschrift. Wahrscheinlich soll einem diese auf den ersten Blick recht geizig dimensionierte Veranstaltungsmitgift zwar die Großzügigkeit des Unternehmens vermitteln, jedoch nicht ohne den unterschwelligen Hinweis „wir arbeiten hier rational, verschwenden nichts“. Fein, Fünf Blätter reichen ja auch. Die hebt man sich komischer Weise auch immer auf, wenngleich man sie nie wieder benutzt. Bei mir landet der Kram immer in einem möglichst abgelegenen Winkel eines noch abgelegeneren Büroschrankes und stapelt sich autopoietisch zur Turmhöhe auf. Aber auf diesem Block liegt immer ein Kuli. Nicht irgendwie, nein, sondern leicht schräg. So, als würde man damit eine gewisse Dynamik und Lässigkeit ausdrücken wollen. Ich sag mir dann immer: „Hey, die wollen damit bestimmt eine gewisse Dynamik und Lässigkeit“ ausdrücken“! Funktioniert also. Der Kuli ist qualitativ mittlerweile auch brauchbar geworden. Ich kann mich noch an früher erinnern, da gabs eine dieser chinesischen Plastepipelines mit Plastikclip, deren Mine nach wenigen Tagen den Geist aufgab. Außerdem habe ich (wie wohl 90% der zivilisierten Menschheit) ein beeindruckendes Talent, diesen meschanten Clip unverzüglich auf eine vom Hersteller nicht vorgesehene Art und Weise vom Kuli zu entfernen; ums mal klar und deutlich zu sagen: abzukrachen! Die Zeitspanne, welche ich dazu benötige verhält sich dabei umgekehrt proportional zum Informationsgehalt des Vortrages versteht sich. Jedenfalls sind diese Zeiten vorbei. Mittlerweile bekommt man Kugelschreiber mit Farbkonzept, Antirutschdingsbums und Metallclip. Dazu besitzen die Teile sogar ein mehr oder weniger mutiges Design. Ohne Scheiß, ich habe schon Kulis erhalten, die sahen aus wie Photonentorpedos! Leider hatten sie auch meist eine vergleichbare Schreibfähigkeit. Ja, der Werbekuli… entweder man leibt ihn, oder man haßt ihn. Das Paradoxe dabei ist aber: Die, die ihn hassen, benutzen ihn während für jene, die ihn abgöttisch verehren nur die unbenutzte Jungfräulichkeit den Wert der Stiftes ausmacht. Ich konnte mir das nie vorstellen, aber es gibt Menschen, die haben umfangreich Sammlungen von den Dingern. Für diese Leute ist ein Original „Schnitzel Siggi’s Schweineparadies“ – Promokuli aus der ersten Charge der 1996er Werbeoffensive des mittlerweile im Bankrott versunkenen Fleischwarengiganten aus Hintertupfingen ein kleines Vermögen wert; klar, es gibt ja weltweit auch nur noch geschätzte 24 Exemplare von denen sich dann 18 auch noch im Besitz eines neureichen chinesischen Kulimagnaten befinden. Tragisch! Das Einzige was ich bei diesem Überangebot an Werbegeschenken allerdings noch nicht gesehen habe, ist ein  „Googleschreiber“!
Ich für meinen Teil nutze die Dinger als das, was sie sind:  Schreibgeräte. Die kommen dann immer in die Kulifächer meiner Umhängetasche und werden bei Bedarf hervor gezaubert. Hat schon was, wenn man in aller Öffentlichkeit mit einem marineblauen Kugelschreiber des „VW Bildungsinstitutes“ die Hassnotiz für den Penner kritzelt, der einen da gerade zugeparkt hat. Ja, da fühlt man sich gleich besser. Auch nett: Mit einem grün-gelben Promotionkuli von der „Fleischerei Richter“ einen dieser Hippie-Stände ansteuern und unter falschem Namen eine Petition gegen den Verzehr von Fleisch unterzeichnen. Noch besser: Vorher eine Bratwurst kaufen und deren Saft beiläufig auf die Unterschriftenliste tröpfeln lassen während man mit klebrigen Fingern sein Pseudonym daherkritzelt. Dem aschfahlen Körnerzombie, dem seine Gleichbeknackten die Hoheit über diese Weltrettungsstation anvertraut haben, wird vor lauter Entsetzen der Tofu von der Möhre purzeln, das verspreche ich euch!
Na wie dem auch sei, jedenfalls bin ich derzeit wieder gut mit Werbekugelschreibern ausgestattet. Es ist unglaublich, was eine interne Umstrukturierung und ein paar Trägerpräsentationen mit dem Stiftefach meiner Tasche gemacht haben. Kein Platz mehr frei; und schick sind sie, ja fast schon futuristisch im Design. Herrlich! Jetzt muß ich nur noch abwarten, ob sie sich auch zum Schreiben eignen… falls nicht, kann ich immerhin noch mit ihnen gegen die Romulaner in den Krieg ziehen.

Dienstag, 25. Januar 2011

DRIVING DEATH VALLEY BLUES

(Mark Lanegan)

Ich muß jetzt mal jammern! DAS WAR EIN DERART VERFRESSENER SCHEIßTAG HEUTE!!! ZUM KOTZEN WAR DAS! Was will man auch anderes sagen nach 11 Stunden und 34 Minuten (handgestoppt) auf Arbeit, in denen man von Katastrophe zu Katastrophe schlittert. Jedenfalls verließ ich 18:42 Uhr die geheiligten Hallen unseres behördlichen Mutterschiffes und war ziemlich am Ende, genervt, ja angepisst von der Gesamtsituation.
Jetzt geht’s wieder halbwegs. Wie ich das so schnell hinbekommen habe? Jahrelanges Training und vor allem die Gewissheit, daß die Macht mit mir ist spielen sicherlich eine Rolle, aber eigentlich hat das mehr mit so ner Art Lebenshaltung zu tun (auch diese im Übrigen antrainiert). Sobald die Gleitzeitmaschine das letzte mal piept, wird der Realität des Arbeitsalltages einfach der Rücken zu gedreht und der Blick schweift hinaus auf die immergrünen Wiesen der Freizeit; sicherheitshalber aber durch ein optisches Schwachsinnspräservativ in Form einer stabilen Plexiglasscheibe. Da ich aber heute schon viel zu lange am Rechner saß und wirres Zeug unter Zeitdruck in die Tastatur hämmerte, möchte ich hier nicht mehr großartig ausschweifen, sondern das, was ich sagen will, in Bildform kommunizieren: 

ICH BIN EIN ERDMÄNNCHEN!!!!
 Hach ja...

Sonntag, 23. Januar 2011

ANIMAL

(Pearl Jam)

Heute nur mal ein kurzes, kulinarisches Update. Ich halte mich für tierfreundlich, ja, ich glaube, daß man das so sagen kann. Tiere fetzen! Ohne Tiere wäre unser Speiseplan um so einiges ärmer! Darum bin ich auch dafür, daß man Tieren mit einem gewissen Respekt begegnen sollte, dafür sorgen sollte, daß sie ein halbwegs glückliches Dasein fristen bevor der Dude mit dem Bolzenschußgerät in ihr Blickfeld rückt. Denn egal ob vom Biohof oder aus dem Kollektivstall: Spätestens dann ist Essig mit „glücklich“! Das wird bei der Diskussion derzeit immer wohlwollend verschwiegen. Ich finde diese Einstellung auch wesentlich gesünder als diese verdrehte Weltsicht der Veganer, daß man Tiere überhaupt nicht essen darf. Tierische Nahrung ist nicht nur was ganz was Feines, nein, sie spielte auch eine nicht unwesentliche Rolle in unserer Evolution. Ohne tierische Eiweiße beispielsweise hätte das menschliche Gehirn sich nie so entwickeln können. Platt gesagt: Der vegane Urmensch hockt jetzt immer noch in seiner Höhle und friert. Aber mir geht’s hier nicht um eine Grundsatzdiskussion.

Wie gesagt, ich mag Tiere und ich versuche auch so viele wie möglich von ihnen zu kosten. So landeten bereits Hai, Känguru, Hummer, Muscheln, Strauß, diverse exotische Fische und allerhand anderes Geviehcht auf meinem Teller, welches die Reise in meinen Magen mutmaßlich per Flugzeug antreten musste. Die gängigen Nutztiere setze ich darüber hinaus mal als Bekannt voraus. Bis jetzt war das eigentlich immer eine schöne Erfahrung, darum bin ich mal gespannt, was ich in ca. 5 Minuten da aus meinem Ofen holen werde und vor allem, wie das schmeckt. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Im Marktkauf gestern entdeckte ich eine Packung Schnecken im Kühlregal, preislich zu verschmerzen und obendrein etwas, das ich bislang noch nie kosten durfte. Also rein damit in den Einkaufswagen und anschließend auf die Kühlkette geachtet. Eben verfrachtete ich die animalischen Hauseigentümer dann in den Ofen und öffnete mir einen trockenen Weißwein, gekeltert vom Franzmann persönlich (das kulturelle Umfeld soll ja auch stimmen). Hmmm… bin schon mal gespannt. Frisch aus dem Ofen sieht das Getier im Übrigen so aus (feini, feini – in Kräuterbutter):



Sogleich gings ans Kosten. Ersteindruck: Die Wohnung ist jetzt noch, wo das Getier schon längst in meinem Magen verwunden ist, ein olfaktorisches Paradies! Hier duftet es nach Kräuterbutter und frischem Brötchen. Dann fix das Erste Exemplar aus seinem Häuschen befreit und eingehender betrachtet. Optisch, muß ich zugeben, macht das nicht viel her. Man hat halt ein vor Kräuterbutter triefendes Kriechtier aufgespießt vor sich baumeln. Man könnte auch sagen: Es sieht genau nach dem aus, was es ist: Eine Schnecke! 

ziemlich unspektakulär...
Hier zum Vergleich nochmal das noch über intakte Vitalfunktionen verfügende Original:



Der Geschmackstest schließlich war dann der nächste, logische Schritt. Und so mümmelte ich eben eine Helix Pomatia nach der anderen in mich hineine, bis das kleine Schälchen und mit ihm die Schneckenhäuser restlos geleert waren. Zwischendurch ein Biß ins Brötchen oder ein schluck vom Vin Blanc. War mal wieder ein lohnendes Experiment, fand ich. Hat Spaß gemacht! Geschmacklich fand ich es zwar nicht so berauschend, aber der Weg ist ja auch irgendwie das Ziel. Den Geschmack allerdings zu beschreiben ist schwierig… ist etwas relativ eigenes, allerdings mit nicht sonderlich intensivem Eigengeschmack. Ohne die Kräuterbutter wäre es wohl ziemlich langweilig gewesen, aber so… naja, ich gebe dem Schneckengetier mal ne geschmeidige drei minus. Gut, daß ich wieder einmal ein Mitglied der globalen Fauna unter der Rubrik „verspeist“ abhaken kann, aber in Zukunft lasse ich sie wohl in Ruhe und greife lieber wieder zum preislich durchaus vergleichbaren Steak.

Ach ja: Ich weiß durchaus, daß das auf dem ersten Bild da ein Rotweinglas ist, das ist mir aber piepegal! Ich sehe das pragmatisch: Rotwein muß ich angemessen trinken können, Weißwein wird gedisst! Hier noch das Ende vom Lied:

Wie im Osten: Nur leere Häuser!

Samstag, 22. Januar 2011

49% MOTHERFUCKER, 51% SON OF A BITCH

(Lemmy)

Hell Yeah! Es gibt heute 2 Dinge, denen ich dankbar bin und eines das ich am liebsten (mal wieder) mit rückhaltlosen Flüchen auf seinem Weg in die Hölle, in welche ich es schicken würde, begleiten würde. Hätte ich meinen zivilen Ungehorsam nicht, würde mir unterm Strich mal wieder etwas fehlen. Aber immer der reihe nach: Erstmal zu den positiven Sachen. Da wäre an Nr. 1: laut.de. Und Nr.2 ist Amazon.co.uk! Das sind die zwei tollen Dinge, deren Daseinsberechtigung sich alleine aus dem heutigen Tag speist. Was mich dagegen mal wieder ankotzt, ist diese heuchlerische Gehechel nach politischer Korrektheit, an dem unser Land krankt. Nicht nur, daß wir nahezu alles umbennen, erklären oder mit Beipackzetteln versehen müssen, das irgend ein popeliger Verband anzuprangern gedenkt, nein, mittlerweile wird schon mal vorsorglich zensiert. Aber ich mache da nicht mit! Als Onkel 2.0 nutze ich die Möglichkeiten der globalen Vernetzung und des internationalen Warenhandels um mir genau das zu holen, was ich will… und weil mich diese vergutmenschelten Humorklemmschwestern in all ihren Ethikkommissionen mal herzlich am Arsch lecken können, setze ich selbstredend gleich noch einen drauf! (Mal nebenbei: Gibt es ein anderes Land der Welt, daß „Ethikkommissionen“ kennt?).

Jetzt mögt ihr euch alle fragen, worauf das alles hier hinaus läuft beziehungsweise, wie das alles zusammen hängt. Nun, dann bringen wir mal Licht ins Dunkel! Vor ziemlich genau 2 Jahren geisterte folgender Trailer durch das Internet und bei mir setzte sofort ein breites, diabolisches Grinsen ein und der unverzügliche Wunsch das nächste Lichtspielhaus aufzusuchen sobald das Dingen bei uns anläuft:


Ja, das machte mal richtig neugierig. Ein Film über den letzten Dinosaurier des Rock. Über einen Mann, der mittlerweile sein eigenes Denkmal darstellt und als solches grunzend durch die Welt zieht und fast jeden Abend einem anderen Publikum die Kalkablagerungen aus den Gehörgängen hämmert. Der Kerl macht keinen Rock’n Roll, der ist buchstäblich Rock’n Roll. Das mit dem „Denkmal“ ist Lemmy im Übrigen scheißegal, was man seinen Auftritten bisweilen auch anmerkt. Der mittlerweile 65jährige Basstitan hat es immerhin geschafft, selbst die 80er zu überstehen ohne sich auf irgendwelche Fönfrisuren einzulassen. Falls es noch eines Beweises für seine Unantastbarkeit bedurft hätte, das ist Argument genug! Der Typ ist einfach ein Original allererster Kajüte. „Kauziger Vollfreak“ trifft es wahrscheinlich auch, aber kein Wort beschreibt ihn wohl so gut wie: Lemmy! Und das jetzt noch als Dokumentation in bewegten Bildern. Neben der Musik würde man weitere dunkelhumorigste Sprüche, halbnackte Ischen in Lemmy’s Arm und natürlich literweise Schnaps auf der Leinwand geboten bekommen; soviel war mal sicher. Außerdem erwartete man einen Blick in Lemmys schon legendäre Sammlung von Weltkriegsdevotionalien werfen zu können. Eine Sammlung, auf die sogar Historiker und Universitäten Gerüchten zufolge zugreifen, macht halt irgendwie neugierig. UND GENAU DA LIEGT DER HASE IM PFEFFER! Denn nachdem der Film nie flächendeckend in deutschen Kinos lief, wurde er, wie ich gestern auf Nr. 1 entdeckte, eher unter Ausschluß der Öffentlichkeit am gestrigen Freitag in die deutschen DVD-Regale gestellt. Was ich der Filmbesprechung aber entnahm, dämpfte die Freude dezent. Nämlich, daß die Vertriebsfirma einige Szenen als „unpassend für den deutschen Markt“ eingestuft hat. Will heißen: Der Besuch bei Lemmy in L.A. wurde um die Szenen beschnitten, in welchen er seine oben genannte Sammlung präsentiert. Außerdem wurde entfernt, wie er uniformiert Panzer fährt… ! Nicht daß wir uns falsch verstehen, das wurde nicht etwa indiziert oder auf Drängen irgendeiner „Ethikkommission“ getan, nein, man tat es freiwillig. Da der Film schon seit zwei Jahren bekannt ist und im Ausland sowie in ausgewählten deutschen Kinos vorgeführt wurde ohne einen „Aufschrei der Empörung“ hervor zu rufen, kann das alles so schlimm ja nicht sein. Um das klar zu stellen, Lemmy ist kein Nazi, was bereits Bela B. im Vorwort zu „White Line Fever“ nicht müde wird zu betonen, er sammelt diesen Kram halt nur... es ist LEMMY. Doch anstatt die DVD mit einem geschmeidigen „FSK 18“ versehen zu lassen, was ohnehin eine gute Idee sein dürfte wenn man Wortschatz und „Vorlieben“ des Hauptprotagonisten bedenkt, wird mal eben zur Zensurschere gegriffen. Warum? Nur um einer Hand voll Weltverbesserer nicht auf den Schlips zu treten. Ich persönlich hätte auf die entfernten Stellen auch gut und gerne verzichten können, allerdings nur, wenn sie komplett aus der DVD geflogen wären. Aber den Film weltweit komplett zu vertreiben und uns hier wieder eine zerstückelte Version anzudrehen, nee, da mache ich nicht mit! Da geht es mir neben Lemmy auch irgendwo ums Prinzip. Also wurde meinerseits die Ausführung der bereits getroffenen Kaufentscheidung halt auf Nr.2 verlagert. Geht man mal von den Produktbeschreibungen aus, werden uns in der „deutschen“ Kuschelversion der Doku gestandene 10 Minuten geklaut. Wie gesagt, ich finde, das ist eine Frechheit. Aber gut, so wurde halt mein amaon.co.uk – Konto wieder einmal entstaubt. Dies ging dann praktischer Weise auch gleich mit einem gehörigen Preisvorteil einher. Auf die deutschen Untertitel (denn die besitzt die UK – Version nicht), kann ich auch gut und gerne verzichten. Mir reichen auch die in Englisch um Lemmys Nuscheln bisweilen auszugleichen. Und damit es sich auch lohnt die einheimische, dysfunktionale Doppelmoral zu umgehen, orderte ich mir mit „Dead Rising“ gleich noch einen Zombie – Slasher für meine Wii, welcher es gar nicht erst auf den deutschen Markt geschafft hat. Aber ein Spiel, das ein User wie folgt beschreibt: „Nothing beats chopping up zombies in a lawnmower while running around in a mega man outfit. Yes you've killed zombies before. But you havent killed zombies like dead rising yet.” Muß sich doch wohl fühlen, wenn es in einem Päckchen mit der Lemmy – Doku über den Ärmelkanal schippert. So, das wollte ich einfach nur mal verkünden. Vielleicht kann ich so auch ein paar von euch vor der Enttäuschung retten, wenn ihr diesen Beschiß erst nach dem Kauf bemerkt. Hoffentlich lernt dieses Land hier endlich mal, daß man seine Geschichte nicht los wird, wenn man alles das darauf hinweist verbietet oder verteufelt (andererseits aber eine Hitler – Doku nach der anderen produziert). Würde dieses ganze scheinheilige und politisch pseudokorrekte Gehabe endlich mal überwunden und würde man anstatt immer mit dem erhobenen Zeigefinger zu wedeln und zu „mahnen“ endlich mal eine objektive Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte los gehen, dann würde der Umgang mit dem Thema auch nicht mehr so verkrampft daher kommen. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Doku von Guido Knopp und eben dieser über Lemmy? Knopp darf zeigen, wie marschiert, geschossen und gestorben wird; bei Oliver und Orshoski darf nichtmal ein 65jähriger Brite auf nem Panzer vorkommen. Aber gut, ist ja nur meine Meinung… . Jedenfalls freue ich mich jetzt tierisch auf den Tag, an dem die DVD bei mir eintrudelt und mit ihr mein persönlicher, kleiner Triumph über diese kleinbürgerliche Klugscheißerei, die hier die Kunst- und Pressefreiheit bisweilen doch arg einschränkt.

Zum Abschluß hier noch ein kleiner Appetizer:

Freitag, 21. Januar 2011

YELLOW LEDBETTER

(Pearl Jam)


Eigentlich wollte ich heute mal in Päuschen einlegen, allerdings wurde meine Aufmerksamkeit auf eine nette Idee gelenkt: Ein Pearl Jam Gewinnspiel nach dem Motto "Share your PJ Experience". Hier mal der Link für interessierte Leser: http://www.pearljamexperience.com/index.php . Es geht darum ein ganz besonderes, mit Pearl Jam wie auch immer verbundenes Erlebnis zu schildern. Nun, da konnte ich nicht widerstehen und griff in die Tasten. Hier nun also mein OFFIZIELLER WETTBEWERBSBEITRAG:

Ich würde schlicht und ergreifend lügen, wenn ich jenen 13.08.2009 als das Beste Pearl Jam Konzert bezeichnen würde, welches ich je gesehen habe, denn das dieses fand in der Berliner Wuhlheide statt (jedoch welches Wuhlheide Konzert es genau war, das habe ich noch nicht endgültig entschieden.) Aber eines kann ich rückblickend mit Sicherheit sagen: Dieser Augusttag vor anderthalb Jahren war in seiner Gesamtheit einfach nur großartig. Besser als diesen 13.08.2009 kann man ein Pearl Jam Konzert einfach nicht begehen. Ich startete mit meiner Freundin in den frühen Morgenstunden nach einem ordnungsgemäßen Frühstück im westfälischen Kernland gen holländische Grenze, daß sie mich erstmals auf ein Pearl Jam Konzert begleitete, alleine das adelte diesen Tag. Das erste Pearl Jam Konzert ist sicherlich für die meisten von uns etwas ganz Besonderes gewesen, ein Erlebnis, das man nicht missen möchte, welchem man aber leicht wehmütig hinterher blickt, denn man wird dieses einmalige Feeling leider nie wieder erleben dürfen. Man kann es nicht erklären, aber so intensiv die nachfolgenden Konzerte auch sind, irgendetwas fehlt einfach immer. In dieser Hinsicht war ich, zugegeben, schon ein wenig neidisch auf sie.
Wir beschlossen also den Tag ruhig anzugehen und steuerten zunächst den Strand an. Während wir den Nachmittag relaxt am Strand verlümmelten, Drachen steigen ließen und uns todesmutig in die kühlenden Fluten stürzten, stieg die Vorfreude mit jeder verdösten Minute an. Und während uns das Meer die Folgen der dreistündigen Anfahrt sowie die restliche Müdigkeit aus den Gliedern wusch, bastelte man sich so eine oder andere Wunschsetlist zusammen. Während ich so in meiner nassen Badehose im Sand lag, die Wolken über mich hinweg zogen und ich mit halb geschlossenen Auge vor mich hin döste, stellte sich dann langsam eine geradezu herrlich entspannte Vorfreude ein. Diese überstand überraschender Weise auch die Anfahrt zum Ahoy, den Einlaß sowie die Vorband; ja sie hielt den ganzen Abend. An diesem Tag passte dann auch die Setlist wie die Faust aufs Auge. Nach dem Einstieg mit „Elderly Woman…“ und einigen Krachern streuten die Jungs mit „Wishlist“ und einem grandiosen „Nothingman“ weitere Highlights ein. Nicht zu vergessen die Überraschungen, welche die Zugaben zu bieten hatten. Alleine e „Who“ – Cover waren jede Minute des Anstehens vor der Arena wert. So fügte sich am Ende alles zusammen. Auch wenn man weiß Gott kein Prophet sein muß um den Song voraus zu sagen, aber „Yellow Ledbetter“ war der perfekte Abschluß dieses Tages. Dieses leicht dudelige Standardabschiedsständchen der Jungs spiegelte diesen ganzen, chilligen Augusttag wieder. Hätte man ihn im Hintergrund als Soundtrack eingespielt, während wir so durch die Brandung stapften oder den Lenkdrachen über die Dünen surren ließen… nichts hätte im Nachhinein besser gepasst!

Wie gesagt: Ein großartig verbrachter Tag, welcher unaufhörlich seinem Höhepunkt entgegen strebte und an dessen Ende sogar der übliche schon – vorbei – Blues ausblieb, da man ja noch das Berlin Konzert vor der Brust hatte. Meine Freundin sieht das, jedenfalls soweit ich weiß, recht ähnlich. Ein perfekter Tag um sein erstes Pearl Jam Konzert zu erleben, da ich aber dabei sein und ihre Freude miterleben durfte, war das Einzige worum ich sie an diesem Tag hinsichtlich meines ersten Pearl Jam Konzertes noch beneidete, daß Berlin bereits seinerzeit nicht am Meer lag.

Donnerstag, 20. Januar 2011

SWEET EUPHORIA

(Chris Cornell)

Tschakka! Nach so weil Schelte meinerseits für die Werbetreibenden, soll nun zur Abwechslung auch mal ein Lob drin sein. Heute möchte ich mal eine Lanze brechen für all die Sloganakrobaten und Silbendompteure da draußen. Sie sind manchmal doch ganz nützlich. Als ich gerade von der Arbeit heim kam öffnete ich gewohnheitsgemäß den Briefkasten und hatte eine der ziemlich regelmäßig eintrudelnden Werbebotschaften von IKEA in der Hand. Erst beachtete ich das Ding nicht sonderlich, aber bei genauerer Betrachtung war das eine Neuigkeit, welche mir auch praktischen Nutzen beschert. Man sollte vielleicht dazu sagen, daß ich seit einiger Zeit IKEA – Famliy – Mitglied bin, sozusagen ein kleiner Sven. Was mich dazu bewogen hat? Naja, vereinfacht gesagt: Pittili; Pittili und der Gratis-Kahvi versteht sich. Es ist schon super, wenn man sich bei jedem Besuch erstmal eine Tasse schwarzen Muntermacher für lau abholen kann. Dazu gibt’s dann noch ne Transportversicherung (wer relativ regelmäßig Bilderrahmen braucht, wie ich, der weiß das zu schätzen) und die Möglichkeit mit der Familykarte zu bezahlen, wobei die Knete erst im Folgemonat vom Konto wandert. Klingt gut, oder? Zumal das nix kostet.
Als ich das in der Vergangenheit diversen Mitmenschen erzählte, waren die Reaktionen zweigeteilt. Männer antworteten meistens „Boah geil, Kaffee!“, während die zumeist eingeweihten Damen wirklich komplett anders reagierten. Da bekam ich meistens folgenden Satz zu hören: „Ja, das ist super! Und das Beste ist: Damit kann man auch bei H&M einkaufen!!! Wußtest du das?“ Ähmm, nein, wusste ich nicht. War mir aber auch ziemlich egal ehrlich gesagt. Das ist für Männer ein ungefähr so sinnloses Feature wie die Nährwerttabelle bei McDonalds. Aber Frauen nutzen das, man mag es ja kaum glauben. Da werden statt Regalen eben Schlüpfer gekauft; statt dem Billy der BH. Es gibt Gerüchte, daß Menschinnen existieren, die in ihrem Leben nur ein einziges Mal bei IKEA waren, nämlich nur, um sich diese „H&M – Karte“ zu holen, von der die Freundinnen immer so schwärmen. Wie gesagt, Gerüchte. Aber endlich scheint man sich in Schweden besonnen zu haben. Endlich ist denen klar geworden, daß da ein Ausgleich geschaffen werden muß für all die H&M geschädigten Kerle da draußen. Die frage war nur: Wie? Was eignet sich denn als Friedensangebot an die Testosteronwelt? Da musste schon ein Kracher her, ein Brüller… ein
„absoluter Burner“ wenn man so will. Und so schmiedeten IKEA und der Media Markt einen Bezahlpakt und ab sofort kann Mann auch die passenden Zombiefilme zu DVD-Regal mit ein und derselben Karte bezahlen! Klasse! Klar, billiger wird’s nicht dadurch (mal vom Zinsvorteil abgesehen), aber es ist schlicht und ergreifend „nützlich“. Da wird kein Tamtam gemacht um eine bei näherer Betrachtung sinnlose Zusatzfunktion, nein, da kommt die frohe Botschaft dezent in den Briefkasten geflattert und man sagt sich spontan: „Toll, endlich mal etwas, das ich auch benutzen werde!“ Ein Satz, den man heutzutage viel zu setzen benutzt.

Ab morgen heißt es also für mich und all die anderen kleinen Svens da draußen: „Entdecke die Männlichkeiten“!

Mittwoch, 19. Januar 2011

THE DOWNWARD SPIRAL

(NIN)

Au-au-autobahn!!! So, mußte mal raus! Ich war gerade in der Apotheke und stieß da auf ein weiteres Beispiel dafür, wie bodenlos dämlich Vermarktungsstrategien aussehen können. Sie müssen es nicht zwangsläufig, sind es aber zunehmend… nur um das gleich mal klar zu stellen; oder um es plakativ zu sagen: "Schlimmer geht immer". Dabei handelte es sich nicht einmal um einen „neuen“ Hirnfurz der Werbetreibenden, vielmehr die Fortsetzung einer Serie von sinnfreien Produktverunglimpfungen. Wie immer, wenn etwas niveauarm, überflüssig und vom geistigen Anspruch her gegen „Normal Null“ tendiert (und zwar von UNTEN), hat die BILD ihre Finger im Spiel. Seit Jahren biedert sich dieses Wurstblatt seinen Werbekunden auf eine geradezu widerliche Art und Weise an und bewirbt jedweden Tand mit dem „VOLKS“ Kürzel. Alles, wirklich ALLES! Es gab das „Volks – Notebook“, das „Volks – Handy“ mit dem passenden „Volks – Tarif“ und etlichen Mist, den streng genommen kein Mensch braucht. Als ich beim Recherchieren (will heißen „googeln“) für diesen Beitrag auf eine Auflistung dieser Konsumverbrechen stieß, wurde mir ganz schummerig. Meine absoluten „Favoriten“ dabei sind der „Kaffee – Voll(ks) – Automat“, den der Mediamarkt 2003 an seine Opfer verramschte und der „Volks – Schuh“ von Otto. Geht’s irgendwie NOCH blöder?! JA! Das geht! Wie wäre es mit dem „Volks .- Gefrierschrank“? Und ich nehme an, daß Quelle im Jahre 2005 damit nicht unbedingt das Erzgebirge meinte. Na, da braucht man sich bei Quelle auch gar nicht zu wundern, wenn man über die imperialistische Konsumklinge springt, wenn man sich vorsätzlich mit dem literarischen Teufel einlässt! Bekanntlich rettete den Versandriesen auch der „Volks – Kredit“ der Deutschen Bank nicht mehr. Wenn ich Hersteller von irgendwelchem minderwertigen Plastikramsch wäre und mir böte sich die Möglichkeit, mit einem idiotischen Label auf der Verpackung und aggressiver Schlagwortwerbung in der bundesweiten Hauptsatzschmiede meine Ladenhüter noch mal in großem Umfang unters (hehe…) VOLK zu jubeln, NATÜRLICH würde ich das tun; keine Frage! Aber kaufen würde ich es nie! Oder besser: fast nie, denn beim „Volks – Comic“ für 5 Euro bin ich auch schwach geworden, seit dem ziert ein Asterix – Sammelband meine Schrankwand. Aber ich finde ja, daß Asterix Legitimation genug ist für diese moralische Inkonsequenz.
Im wahrsten Sinne des Wortes „sehr geil“ war auch das Angebot der „Volks – Matratze“ von 2004. Anbieter war wider Erwarten nicht Beate Uhse oder Kiez – Kalle, sondern der Otto Versand (ja, die befriedigen scheinbar alle Bedürfnisse mittlerweile). Überhaupt: Ich glaube, ich muß mal wieder „Exklusiv“ schauen um zu sehen, welcher D- Promi sich diesen Titel 2011 verdient.

Nee, ich verstehe das nicht. Da leben wir im potentiell zweit – politisch korrektesten Land der Welt und dann SOWAS! Hier, wo zur Sicherheit lieber zwei als nur ein Gleichstellungsbeauftragter im Kleinstunternehmen die Personalpolitik regiert; hier, wo kein „Negerkuss“ mehr im Supermarktregal steht um ja keinen Gutmenschen dem Herzkasper in die Arme zu jagen, ausgerechnet hier wird noch immer die „Volks“ – Metapher zugelassen (stellt euch einfach vor, wie ich empört den Kopf schüttele). SKANDAL!!! Aber die Werbe – Industrie verschickt munter ihre Botschaften über sämtliche Medien an die Kundschaft; die so genannten „Volks – Empfänger“ der selbigen und keinen stört es! Wir leben in einem Land, in dem vor ein paar Jahren allen Ernstes darüber diskutiert wurde, ob man „Autobahn“ ungerügt im Fernsehen sagen darf. Warum wenden wir denn dieselbe übertriebene Reaktion nicht auch bei diesem Kampagnengemurkse an. Es wird Zeit, daß sich mal ein in seinem moralischen Empfinden zutiefst verletzter Gutmensch an den Bundesgerichtshof oder, noch besser, an den Friedmann wendet. Nur so wird man diesem schändlichen Treiben endlich Einhalt gebieten können. Nur so wird unsere Werbung wieder „Volks“ – Frei. Also, liebe Verfechter der Grundwerte, liebe Hüter des guten Geschmacks und natürlich auch ihr, liebe Dauerempörten Weltverbesserer: Hopp, hopp, kommt in die Gänge! Es gibt wieder ein Zeichen zu setzen!

Aber gut, lassen wir das erstmal, bringt ja eh nix. Mittlerweile ist man für dieses Jahr sogar regierungsseitig auf diesen in die Sinnleere hinein rasenden Zug aufgesprungen und hat eine so genannte „Volks – Zählung“ angekündigt. Pfui!!! (… ihr wisst ja: Onkel schüttelt Kopf… empört…)! Aber gut, was mich eigentlich auf diesen Blogeintrag gebracht hat war Klosterfrau Melissengeist; selbiger wurde (und wird) in der Apotheke nämlich als „Volks – Arznei“ angepriesen. Jaja, „Volks – Arznei“! Spätestens HIER sollte doch der eindeutig dunkelbraune Unterton der ganzen Kampagnen klar werden, damals hieß es schließlich auch nur „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen!“

Montag, 17. Januar 2011

WARSAW (OR THE FIRST BREATH YOU TAKE AFTER YOU GIVE UP)

(Them Crooked Vultures)

Shalömchen! Uii, seit ich hier wieder einmal meine, sagen wir mal „leichte Affinität“ zu Pearl Jam textlich verarbeitet habe, geht’s ja ganz schön rund hier im Blog. Richtig so! Das zeigt mir, daß die Alphabetisierungsquote unserer PISA-Ruine dann doch höher ist als befürchtet. Da tut eine kleine Pause von der Musik mal Not… zum Durchschnaufen quasi. Wenn man den nebulösen Ankündigungen der Jungs glaubt, kommt im Jahr des 20jährigen Bandjubiläums ja noch ne Menge auf uns zu, was man hier genüsslich breittreten kann.

Heute will ich aber mal wieder meinem Bildungsauftrag gerecht werden und zur Klärung einer der zentralsten Fragen der letzten Wochen und Monate beitragen. Habt ihr denn nicht auch verwundert auf die Meldungen der Feuilletons gestarrt und euch verwundert die Augen gerieben?! Habt ihr euch denn nicht auch gefragt, was so ein „Wutbürger“ ist und vor allem was der tut?! Also ich habe dies getan. Die erstbeste Erklärung „der demonstriert“ greift da doch zu kurz. Demonstrieren kann jeder, auch ich. Wenn ich dann aber demonstriere, fühle ich mich nicht gleich als „WUTbürger“. Wut ist so eine schrecklich negativ besetzte Emotion, warum man ausgerechnet die nun als Metapher für politisches Bewusstsein hervor kramt, ist mir schleierhaft. Was war denn an der guten alten „Zivilgesellschaft“ so falsch? Da wurde auch demonstriert, aber ohne gleich die Furie im Einwohner zu erwecken. Aber ich merke schon, die Zivilgesellschaft hat ausgedient; also ist „Wutbürger“ das neue Schlagwort für kritische Geister, womit man ihnen auch gleich wieder einen guten Teil der Glaubwürdigkeit nimmt (ob nun absichtlich oder nicht, sei mal dahin gestellt). Hauptsache das Schlagwort rockt die Titelseite; erbärmlich! Aber egal, ich habe mich zwangsläufig gefragt, was ich mit einem „Wutbürger“ so assoziiere, oder besser: was glaube ich denn, was ein „Wutbürger“ so den ganzen Tag lang macht. Und schwupps fand sich meine überbordende Phantasie herausgefordert und ich sah die Welt durch die Augen des Schnittmusters jener neu entdeckten Lebensform. Ich war, für einen Tag zumindest, Malte Walckowiak -  Butzelfinger, seines Zeichens Vorwüterisch einer Bürgerinitiative gegen die Diskriminierung rumänischer Gebirgsziegenböcke. Was ich an diesem Tag so erlebte, sollt ihr nun erfahren. Für Vollständigkeit und politische Korrektheit des Erlebten übernehme ich keinerlei Garantie! Erstens ist es nur aus dem Gedächtnisprotokoll nach dechiffriert und zweitens war der Mate-Tee Konsum dieser Gestalt zu viel für meine Zurechnungsfähigkeit. Aber am Ende dieses Tages wusste ich zumindest, wo die „Wut“ herkommt… :

08:00 Uhr: Vom Wecker in meiner freien Traumentfaltung behindert! SKANDAL!!! Habe diese imperialistische Radauwumme in die ewigen Jagdgründe gesnoozed! Anschließend wieder seufzend uns Körnerkissen gesunken um weiter von der perfekten Welt zu träumen (einer Welt ohne Wecker).

08:34 Uhr: Kommunenmitglied/-in Birte schlurft im Baströckchen durch mein Zimmer um sich einen Dinkelmatzen zu braten. War wohl doch keine so gute Idee die Küchentür mit zur S21 - Demo zu nehmen, zumal das Glasfenster dem Wasserwerfer irgendwie nicht stand hielt. Da der Geruch aus der Küche mich voraussichtlich nicht mehr schlafen lässt beschließe ich unverzüglich…

10:15 Uhr: … aufzustehen. Ich prangere Birtes Rücksichtslosigkeit in Form eines eilig geschriebenen Plakates an! (Aufschrift: SO NICHT, FROLLEIN!!!!) So ausgerüstet begebe ich mich in die Küche. Während ich meinen lauwarmen Mate-Tee aus der selbst getöpferten Motto-Tasse „Weltfrieden“ schlürfe durchforste ich die BILD von gestern. Entsetzt stelle ich fest, daß Berlusconi schon wieder ungestraft einen Hitlerwitz im Parlament gerissen hat. Wolle, Socke, Birte und ich (womit unsere Kommune komplett wäre) diskutieren das aus und beschließen auf diesem Missstand aufmerksam zu machen, indem wir uns über Mittag vor einer beliebigen Pizzaria anketten und die „Internationale“ singen. Unsere italienischstämmigen Mitbürger haben unsere Solidarität verdient und so bin ich mir auch der uneingeschränkten Solidarität der Pizzabäcker sicher.

11:53 Uhr: Kommen vor der Pizzaria „Cosa Nostra“ an… haben die Ketten vergessen.

11:54 Uhr: Beginnen trotzdem zu singen.

11:55 Uhr: Während Birte und ich unseren italienischstämmigen Mitbürger/-innen kinetisch überlegen sind, werden Wolle und Socke von den Pizzabäckern physisch von der Legitimität der italienischen Herrschaftsverhältnisse überzeugt.

12:00 Uhr: Birte und ich beschließen uns bei einem Kebap zu erholen. Die Wartezeit versuche ich dazu zu nutzen an das Gewissen des Dönermannes zu appellieren und nachdrücklich einen korrekten Umgang mit den Kurden einzufordern.

12:04 Uhr: Komisch, irgendwas stimmt mit diesem Kebap nicht; aber ich will auch keinem was unterstellen.

13:00 Uhr: Wir verteilen in der Innenstadt Flugblätter gegen die Atompolitik der Bundesregierung. Der Versuch ein Rentnerehepaar aus Oberammergau zu einer symbolischen Sitzblockade auf den Straßenbahnschienen zu überreden scheitert kläglich an ihrem Zivi! Faschist; bloß gut, daß dieses konterrevolutionäre Pack von der CSU gerade abgeschafft wurde!

14:00 Uhr: Haben das erste Flugblatt an den Mann gebracht, ein großartiges Gefühl. Die dreijährige, der Birte es in die Kapuze steckte machte einen sehr engagierten Eindruck. Der Umsturz beginnt!

15:00 Uhr: Wir stellen uns neben eine gemischtgeschlechtliche Gruppe Venezuelaner/-innen mit Pan – Flöten und schauen jeden Passanten, der nichts in den Sombrero tut anklagend an.

15:10 Uhr: Ganz schön hart so eine Panflöte, Birte versucht die Blutung mit frisch angekautem Mulch zu stillen. Nach etwa 2 Litern klappt das dann auch.

16:00 Uhr: Mir ist zwar immer noch schummrig, aber trotzdem verfasse ich eine E-Mail an die Verbraucherschutzministerin, in welchem ich den Erlaß einer neuen Gaststättenverordnung vehement einfordere, welche die Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“ endgültig von deutschen Speisekarten verbannt. Um meine Weltoffenheit zu demonstrieren unterzeichne ich mit dem Namen meines palästinensischen Brieffreundes „Muhammad al Intifada“.

16:15 Uhr: Birte hat beim Korrekturlesen den defätistischen Gedanken geäußert, daß „das doch nicht so schlimm sei“! Weil das mit der Basisdemokratie zu zweit nicht funktioniert einigen wir uns darauf, daß es zumindest „Zigeunerschnitzel/-in“ heißen soll!

17:00 Uhr: Die Antwort trifft schneller ein  als gedacht, ist aber irgendwie komisch nichtssagend. Vielleicht bringt der Dateianhang ja Klärung, ob unser Engagement gewürdigt wird und so klicke ich  „bundestrojaner.exe“ an… !

17:15 Uhr: Der Computer ist ganz schön langsam! Liegt wohl am aus Windenergie gewonnenen Ökostrom… die Mühlen scheinen sich gerade langsamer zu drehen.

18:00 Uhr: Wolle und Socke kommen auf Krücken in die WG gehinkt. Ich rüge sie sofort, weil sie die in Plastik eingeschweißten Einweg-Kompressen gekauft haben um ihre Schnittwunden zu versorgen. Außerdem weigert sich Socke doch tatsächlich seine Schmerzmittel für Afrika zu spenden!! Kein Fitzelchen Engagement! Unglaublich! DEIN ARSCH KOMMT AUF MEINE LISTE!!!

18:01 Uhr: Ich bin Wolle und Socke kinetisch überlegen.

18:02 Uhr: Bin ins Nachbarhaus geflüchtet und nutze die Gelegenheit den argentinischen Restaurantbetreiber ins Gewissen zu reden, daß er im Interesse der Tierrechte seine Futtertheke doch gefälligst auf vegane Küche umzustellen hat.

18:59 Uhr: Nach der Erstversorgung gibt mir der nette Sanitäter eine Packung 1800er Ibuprophen mit den Worten „aber nicht gleich wieder alles spenden!“. Mein geschwollener Kiefer verhindert, daß ich diesem Unmenschen die passende Antwort geben kann. Ich kann nur noch knurren.

19:00 Uhr: Verstehe jetzt was er meinte, behalte die Pillen.

20:00 Uhr: Wieder in der WG angekommen. Wolle und Socke liegen neben mir auf dem Sofa. Schnorre mir eine Einwegkompresse und gebe eine Runde Ibus aus. Hunger! Birte füttert uns mit pürierten Dinkelmatzen, während wir uns die besten Folgen „Kulturzeit“ aus 2006 auf DVD reinziehen.

22:00 Uhr: Ich trinke einen letzten Mate-Tee durch einen ökologisch abbaubaren Strohhalm. Wir spielen alle zusammen zum müde werden unser Lieblingsspiel „Imperialisten-Raten“. Wolle und Socke kriegen sich nicht mehr ein, als ich zischend versuche „Sarkozy“ zu lösen.

23:00 Uhr: Ich liege entnervt im Bett. Mein Schädel pocht bestialisch und vor meinem Zimmer höre ich Wolle und Socke mit ihren Krücken unentwegt über den Gang klappern. Das Schlimmste ist aber dieser Gestank; während ich langsam in einen Dämmerschlaf hinüberdrifte, der von einer Ohnmacht nicht wirklich weit entfernt ist, frisst sich mir der Geruch angebrannter Dinkelmatzen in die Schleimhäute; Dinkelmatzen… DINKELMATZEN!!!!!

Samstag, 15. Januar 2011

Pearl Jam - LIVE ON TEN LEGS Review

Heute muß ich mal kurz meine eigenen Inkonsequenz loben; den Makel, mal wieder schwach geworden zu sein, obwohl der erste Impuls eher in die Richtung “wer braucht denn solchen Kokolores” ging. Es war vor ein paar Monaten, als Pearl Jam nebulös einen neuen Live-Sampler ankündigten. Vorher wurde über den arg grenzwertigen Titel “Death on Ten Legs” bereits spekuliert, was dann aber auch recht zeitnah entschieden seitens der Band dementiert wurde. Nachdem kurz darauf das Artwork bekannt gegeben und der Vorbestellmarathon beim Ten Club eröffnet wurde, begann die große Diskussion in Fankreisen; zu recht wie ich meine. Braucht man von einer Band, die seit 2000 jedes ihrer Konzerte als Live-Album veröffentlicht hat (naja, leider nur FAST jedes... ) wirklich eine erneute Zusammenstückelung einzelner Live-Songs von verschiedenen Auftritten? Naturgemäß kam ich auch ins Grübeln, vor allem weil ich vom Zeitraum 2005 -2010, aus welchem die Live-Aufnahmen stammen, ohnehin jedes Bootleg mein Eigen nenne. In der einen oder anderen Form besitze ich also jede einzelne Version bereits. Da ich auch nicht der Einzige bin, dem das in Kreisen der Die-Hard-Fans so geht, ging auch der allgemeine Diskurs in eine eher verhaltene Richtung. “Nett mal wieder was Neues zu  haben, aber brauchen tut das keiner”, auf diese Floskel schien man sich zunächst zu einigen.
Ich für meinen Teil beschloß dann irgendwann, dass ich mir entweder die CD oder die Vinyl-Version zulegen würde. So ganz ohne gings dann doch nicht. Irgendwann wurde dann gemeiner Weise noch die “Limited Deluxe Box” angekündigt, was ich allerdings erst mit einem Schulterzucken abtat, irgendwie schien mir das dann doch schon ein wenig zu dick aufgetragen.
Je näher der Release aber rückte, desto stärke juckte es dann doch in den Fingern, und umso attraktiver erschien mir die Deluxe-Box. Doppelvinyl und Silberling in einer angemessenen Umverpackung, dazu ein paar großformatige Fotos sowie vier schicke Poster-Reprints wurden einem da versprochen. Dazu noch ein “Tour Laminate”, sicherlich nicht mehr als eine nette Spielerei, mit der man zwar nicht wirklich etwas anfangen kann, die aber unter Umständen einen erquicklichen Sammlerwert einsammeln könnte. Wenn nicht, auch egal. Jedenfalls begann ich irgendwann im Dezember mit mir zu kämpfen. Erstmals seit Langem hatte ich auch beim Ten Club keine der Versionen vorbestellt (was mich bislang aber nie davon abhielt mir am Release-Day die reguläre Version im Saturn zu kaufen). Also konnte ich relativ lange mit der Kaufentscheidung warten... und das tat ich dann auch. Ich will gar nicht wissen, wie oft ich bei Amazon die Deluxe-Box aufrief, sie in den Warenkorb verfrachtete und dann doch abbrach. Man hat ja noch Zeit, warum jetzt schon vorbestellen?!? Release-Date ist ja erst der 14.01.2011; zweitausendelf... das ist nächstes Jahr, da kann man sich das nochmal überlegen! Ja, Pustekuchen... “überlegen” am Arsch! Am 13.01.2011 saß ich dann mal wieder vorm Rechner und betrachtete die Box. Diesmal zog ich es aber durch... erwartungsgemäß wenn man es mal realistisch betrachtet. Mal ehrlich: als ob ich die Finger von der Box lassen könnte. Und so hämmerte ich vorsichtshalber die Adresse meiner Mutter als Lieferanschrift ins Bestellformular (denn da würde ich am Wochenende sein) und investierte den knappen Fuffi. Als Rechtfertigung diente mir, neben dem Preisverfall von EINEM EURO im Vergleich zum Vortag, die Tarif-Sonderzahlung, welche im Januar auf meinem Konto eingehen wird (so ziemlich das einzig Sinnvolle, was Verdi diesmal verbrochen hat im Übrigen. Der Rest ist Augenwischerei!). Und so wartete ich dann heute auf die Gebirgspostische, die so gegen 11:30 immer in ihrem VW vorbeigekaschpert kommt. Ja, so wartete ich dann und mußte voller Entsetzen zusehen, wie sie lediglich die Zeitung meiner Mutter und einen Werbebrief dabei hatte. Scheiße! Dann muß ich noch ne Woche warten! Dabei wollte ich das nächste Wochenende eigentlich in meinem Revier bleiben, aber das hätte mir dann keine andere Wahl gelassen als mich am Freitag nach dem Feierabend hinters Lenkrad zu schwingen. Also fuhr ich, was ich eigentlich nicht geplant hatte, geschwind ins Nachbarland tanken und bereicherte im Duty Free Shop meine Whiskeysammlung gleich noch um einen 14jährigen Glengoyne. Als Trost, sozusagen. Außerdem brauchte ich mal wieder eine Alternative zu den ganzen Islays, die meine Schrankwand mittlerweile bestimmen. Irgendwie gewinnen die fast immer wenn ich mich zwischen zwei Flaschen zu entscheiden habe... koooomisch! Jedenfalls kehrte ich dann heim und starrte FASSUNGSLOS auf den Mitteilungszettel des Hermes-Versand. Hätte ich gewußt, dass doch noch eine Chance besteht, die Box HEUTE geliefert zu bekommen, ich wäre weiß Gott nicht auf die Idee gekommen tanken zu fahren. Da die Sendung aber beim Nachbarn abgegeben wurde, schniekte ich schnell nach nebenan... nur um fest zu stellen, dass dieser nicht da war. Das durfte nicht wahr sein! Laut Zettel verpasste ich den Lieferanten außerdem nur um 10 Minuten; meinen Nachbarn wahrscheinlich sogar um einige weniger. Also ging die Warterei los... etwa 16 Uhr startete ich den zweiten Versuch und: TATSÄCHLICH, ich bekam das entsprechende Päckchen überreicht. Weltklasse! Schnell zurück nach Hause, Plattenspieler vorgeheizt und die Versandbox geöffnet! Der erste Eindruck war durchaus positiv. Schick sieht sie aus, die Umverpackung, aber seht selbst:

 
Draufsicht

 
Rückseite mit Tracklist (man achte auf das rot unterlegte Worträtsel ;-) )

Dann also flink die Klarsichtfolie entfernt und die Schatulle behutsam geöffnet. Klar, ich kannte ja den Inhalt, habe bereits erste Bilder im TC Forum gesehen und sämtlicher Previews gelesen, ich  wußte also was mich erwartet. Dennoch war der erste Eindruck ziemlich groß; und er wuchs noch, während ich die Vinyls auflegte und mich beim Hören mit dem Inhalt beschäftigte.

Monochrome Freude






Sehr schöne Fotos, die Miniposter - Reprints ebenfalls von hoher Qualität. Auch wenn man sich  über die Auswahl der Poster sicherlich streiten kann, aber wenn man sich etwas Zeit nimmt, macht sogar San Diego 2010 Spaß; man entdeckt einfach unglaublich viele Details.

Die Tonträger (Vinyl 1 rotierte gerade)

Bildgewalt
Ansonsten kann ich nur sagen, dass sich da jemand richtig Mühe gegeben hat mit der Box. Die Vinyls und die CD sind ganz im “The Who” Logo gestaltet, was wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Eddie zu verdanken haben. Das Artwork ist zwar eine Fortsetzung der “Live on Two Legs”, allerdings auch eigenständig genug um nicht als billiger Abklatsch rüber zu kommen. Logischer Weise wirkt das auf der Doppelvinyl viel intensiver und besser als bei der CD, aber auch die braucht sich nicht zu verstecken. Vom Klang der neuen Abmischungen bin ich vollkommen geflasht! Einfach unglaublich, was die Kerls aus den Songs raus geholt haben. Hat bestimmt ne Stange Geld gekostet das Ganze und jede Menge Zeit. Klar würde man sich das auch für die Bootlegs wünschen, was aber wohl bei der Kosten - Nutzen - Relation übel in die Buchse ginge befürchte ich. Jedenfalls ist der Ersteindruck einfach nur göttlich. Jedem “Gelegenheits-Hörer” wird hier auch von der Songauswahl her ein guter Einstieg ins Pearl Jam Universum gegeben. Dazu ein kleiner Einblick in das unglaubliche Live-Potential der Band. Denn auch wenn die Übergänge zwischen den Songs klasse versteckt sind, die Magie eines ganzen Konzerts wird naturgemäß nicht erreicht. Wer sich neben der “Live on Two Legs” auch noch ihren “großen Bruder” hier zulegt, dürfte auf jeden Fall angefixt sein.
Unterm Strich bin ich heilfroh, dass ich vorgestern schwach wurde und mir die Box geordert habe. Die ist mal wieder jeden Cent wert. Selbst wenn ich jeden Song in jeder Version bereits kannte, die neue Abmischung überzeugt und die Ausstattung der Box ist meiner Meinung nach Die-Hard-Fan-kompatibel! Die Scheibe an sich macht durchaus Sinn, wenn auch vorrangig für die Gelegenheitshörer. Wenn man genauer darüber nachdenkt sollten die ganzen Bekloppten (wie ich) das auch so akzeptieren, was ist denn schlimm daran? Für die Freaks hat man schließlich diese Box geschaffen; das Ding macht sich hervorragend in der Sammlung und wertet durch die ganzen Extras dieses (auch objektiv betrachtet hervorragende) Livealbum für die Fanbase ordentlich auf.

Eines sollte aber noch erwähnt werden, nämlich die Songauswahl. Man mag sie eigenwillig nennen, ich tue es zumindest. Warum mal zum Beispiel “Public Image” darauf findet, aber keinen Song der großartigen “No Code”, ist mir schleierhaft. Was ausgewählt wurde, passt aber zusammen und die jeweilige Liveversion ist obendrein noch in jedem Fall eine der besten die es in den letzten Jahren gab. Mit “Unthought Known” und dem Closer “Yellow Ledbetter” sind außerdem gleich zwei Songs vom 2010er Auftritt in der Wuhlheide dabei; dazu noch das Poster Reprint dieses Abends. Man kann es als Bon Bon für die europäischen Fans verstehen; als Ausdruck der seit 2006 recht offensichtlichen, engen Bindung der Band an diese Venue. Man kann es aber auch als kleines Dankeschön für den 30.06.2010 vestehen , als wir da alle mit der Band den 10. Jahrestag von Roskilde verbrachten. Ich weiß jetzt nicht, ob der Tourplan extra so gewählt wurde, dass man genau an diesem Tag in Berlin gastierte oder ob das schlicht Zufall war. Mein Gefühl sagt mir aber, das war beabsichtigt und dass diese Box hier daher auch nicht umsonst leicht Berlin-lastig ist. Dieser Abend scheint der Band ziemlich wichtig zu sein, das Schöne dabei ist, dass sie es uns mit dieser Box auch zeigen.

Komplettpaket

Freitag, 14. Januar 2011

THERE'S NO WAY OUT OF HERE

(Monster Magnet)

Heute geht sie wieder los, die größte Tierquälerei der südlichen Hemisphäre. Wenn die quietschbunte Moderationskugel im Tropenhelm mit seiner Pseudogespielin wieder über die Hängebrücke hoppelt und in die Untiefen des australischen Dschungels ruft: “Ich bin ein Star, hol mich hier raus, genau dann beginnt EBEN KEIN neuer Tiefpunkt bundesdeutscher Fernsehunterhaltung! Für alle, die gedacht haben, ich finde das Format so schlimm, dass ich es komplett verreiße: MÖÖÖÖP, Irrtum! Vielmehr finde ich die Grundidee spitze: Alle, die man hier nicht mehr ersehen/erhören/erriechen/aushalten kann, einfach in fremdes, möglichst fernes Land ausfliegen und ein wenig foltern. Inkonsequent ist nur, dass man 1. Die Typen vorher fragt, ob sie da hin wollen; 2. Dass man die dann wieder ins Land läßt und 3. Dass die so genannten “Dschungelprüfungen” maximal mit toten Krokodilen zu tun haben. Ansonsten ein akzeptables Konzept. Bedenkt man dann noch, wie viele absolute Vollpfosten zu Zeiten des “Dokutainments” oder der “Realitysoaps” ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt werden und dort leider auch ein wenig verweilen, wäre der Nachschub auch bei dem einen oder anderen “bedauerlichen Unglücksfall” gesichert. Fernsehen würde wieder schöner werden und die Charity-Bälle leerer. Aber wie gesagt: Leider ist RTL etwas zu inkonsequent bei der Umsetzung.

Dieses Jahr zieht wieder die gewohnt niveauarme Auswahl von mittelprächtigen D-Promis (“D” - wie “Depp”) in die grüne Hölle. Der Titel “Star” ist halt ganz schön dehnbar, wie wir noch sehen werden. Und wie jedes Jahr werden diese Gestalten dann im Camp vor sich hin vegetieren, idiotische Gespräche über falsche Brüste führen und sich dabei noch wie eine Mischung aus Indiana-Jones und Tarzan fühlen... jedenfalls so lange, bis sie aufgefordert werden diese ekligen, fetten, weißen Maden zu verknuspern. Hmm, lecker, frisches, zappelndes Insekt, also der Indy hätte da keine Hemmungen gehabt.
Ich habe mir die Kandidaten eben mal angeschaut und zu jedem die wichtigsten Gedanken, die mir spontan durch den Kopf schossen, kurz und bündig zusammen gefasst:

1.Eva Jacob: Oje, eine dieser schrecklich grellen, quietschenden Pudeldompteusen von der Musikantenstasi! Wahrscheinlich huppt die die ganze Zeit in einem rosa Payettenbikini durchs Unterholz Das Fiese ist nur, dass die wahrscheinlich ihren eigenen, kläffenden Proviant mitbringt. Bin schon mal gespannt, ob sie Bello mit ihren Mitinsassen teilt, wenn sie die Dschungelprüfung vergeigt.

2. Jay Khan: Kenne ich nicht, brauche ich nicht! Bitte foltern. Oh, Moment... Google meint gerade, das wäre ein Mitglied der unheimlich erfolgreichen und hochqualitativen Girlgroup “US5"! Na wenn das so ist: Dann bitte UNBEDINGT foltern!

3. Sarah Knappik: Mußte ich auch wieder googeln. Ist scheinbar so ne Ische, die bei der Klum ziemlich spät aus der Schabrackenshow gekegelt wurde. Hmm, wenn man jetzt schon ein “Star” ist, nur weil man kurz vor dem Ziel versagt (wahrscheinlich war sie in diesem speziellen Fall einfach zu fett bür das Business! Kein Wunder, wer gleich 2 Tomaten zu Abend ißt...)?!? In dem Fall könnte man Schalke 04 ja auch als “Rekordmeister” bezeichnen. Na egal, die ist jedenfalls stohblond und schaut auf den meisten Fotos recht hungrig. Man sollte sie ein wenig mit der australischen Fauna mästen.

4. Mathieu Carriére: Eine Schande, ich fand den Kerl früher als Schauspieler sogar mal gut. Aber selbst das französische Nationaltheater in der Vita scheint nicht davor zu schützen, sich eine Jacob-Sister im Bikini ansehen zu müssen. Die Welt ist ungerecht!

5.Katy Karrenbauer: Naja, die kennt sich ja aus mit “eingesperrt sein” im engeren Sinne. Mal sehen, ob sie da auch ein Matriarchat errichtet. Optisch ist sie jedenfalls maskuliner als die meisten Männer im Camp... obwohl, das wäre Sissi auch.

6.Frank Mattheé: Wieder mußte Googel her halten. Das Ding scheint ein Hochzeitsplaner zu sein. Kenne ich nicht den Typen, will ich auch nich kennen. Daher bitte erst ordentlich durch den Dschungelwolf drehen und dann schnellstmöglich entsorgen. Hochzeitsplaner als “Star” im Dschungel... ich glaub’ es hackt!

7.Gitta Saxx: Noch so ein Fall von “Keine Ahnung wer das ist” Hier habe ich mir auch mal Google gespart. Der Name deutet aber irgendwie auf Pornos hin... sowas wie “Dschungel Gitte - Die Nacht der langen Lianen”.

8. Peer Kusmagk: Das ist doch der jungsche Typ aus dieser Versicherungswerbung, oder?!? Dieser Ex-Schauspieler. Hmm, das ist so ein Knilch, von dem ich nicht so recht weiß, was ich von dem halten soll. Wahrscheinlich hat man den da hinein gepfercht um mit Hardcore-Gitte ein wenig das Baumhaus zum Beben zu bringen.

9.  Indira Weiß: Wieder zu faul zum Googeln. Aber sollte präventiv schon mal möglichst eklige Viehcher essen müssen. 32 Mal Kauen bitte!

10. Rainer Langhans: Ohne Worte, der gute Herr Althippie begibt sich also aus seiner bonbonbunten Traumwelt ins Unterschichtenfernsehen um die Welt zu retten. Na klar Rainer, träum weiter! Wahrscheinlich wird das die größte Labertasche im ganzen camp werden. Der wird immer alle und jeden in total fruchtlose Diskussionen über den Stellenwert des Weltfriedens in einer veganen Welt verwickeln wollen. Klar, hat ja auch leicht Reden, der hat sich ja gleich vertraglich zusichern lassen, dass er kein Geviehcht verzehren muß. Hoffentlich lassen seine Kameraden diesen abgedrehten Lockenkasper derart aushungern, dass er nach einer Woche voller Wonne in eine saftige Fauchschabe beißt. HIPPIE!!!!

Wie man sieht: wieder ein illustrer Haufen von vollkommen zu Recht verschrieenen Individuen. Wer da gewinnen soll? Keine Ahnung! Echt nicht, die sind mir fast alle gleich unsympathisch. Ich wünsche mir nur, dass der Langhans möglichst lange drin bleibt und ordentlich auf die Mütze bekommt, der hat es verdient! Auch wenn er vermutlich den ganzen Trip versucht als ultimative Reise zum Mittelpunkt des eigen Chi darzustellen, in Wirklichkeit hoffe ich doch, dass ihn die ganze Sendezeit einfach nur als das demaskiert was er mittlerweile ist: eine gigantomanische Labertasche mit Dauerwelle, die an der Realität inzwischen um Meilen vorbeigeht!
In diesem Sinne also: Viel Spaß beim Dscungelcamp... jedenfalls all jenen, die das schauen. Ich für meinen Teil weiß noch nicht ob ich mir das geben muß oder ob ich mich lieber in eine intellektuell wesentlich größere Herausforderung flüchte und mir schleunigst eine Staffel “Beavis & Butthead” zulege!

“Häähäää... hääähää” - “HmmHmmm-Hmmm” -“Häähäää... hääähää”

Mittwoch, 12. Januar 2011

DIE EIER VON SATAN

(Tool)

Mahlzeit! Ich wollte gestern mehr oder weniger Spontan ein paar Muffins backen. An sich ja kein großes Ding: Backmischung und Zutaten erstehen, den ganzen Quark zusammenschmulchern und fertig ist die Laube. Aber (ACHTUNG: es folgt meine aktuelle Lieblingsfloskel) IN ZEITEN WIE DIESEN ist das mit schier unüberbrückbaren Hürden verbunden. Ich latschte also in den Toom meines Vertrauens und klapperte zunächst das Backmischungsregal ab. Daraufhin erstand ich noch gutes Speiseöl und steuerte nichts Böses ahnend die Eiertheke an. Da ich leider keinen Fotoapparat dabei hatte, kann ich diese Mischung aus Tristesse und Bombentrichter nicht dokumentarisch belegen, aber glaubt mir: Es war grauenhaft!!! Ich für meinen teil schwöre ja ohnehin auf Bio-Eier, die machen den Muffin erst so richtig fluffig, aber mittlerweile bin ich da nicht mehr der Einzige wie es aussieht. Bislang hatte man immer die freie Auswahl in der Bio-Ei-Ecke, während die Kollegen „Analog-Ei“ vom gestapelten Käfighuhn reißenden Absatz fanden. Spektakuläre 40 Cent billiger die Packung, sicher, aber geschmacklich eben auch minderwertig. Wenn man, wie ich, mit glücklichen Eiern (keine dummen Sprüche jetzt, ich warne euch!) von noch glücklicheren Hühnern groß geworden ist, dann weiß man den feinen Unterschied zu schätzen. Wenn ich Urlaub bei meinen Großeltern machte, kam es vor, daß ich das Zucht-Zwerghuhn höchstpersönlich von meinem frisch gelegten Frühstück schubste. Dann wanderte die Handwarme Köstlichkeit direkt in die Pfanne, respektive in den Kochtopf, während die blöde Henne wild gackernd und freilaufend durch den Garten keifte. Soll sich mal nicht so anstellen, das Vieh, kann doch jederzeit ein neues Ei legen (was nicht zwingend vor dem Gleichen Ablauf schützt versteht sich). Dazu dann noch frische Milch vom befreundeten Bauern nebenan und das Frühstück konnte beginnen. (selbstredend nicht dieses entfettete, ultrahoch erhitzte High-Tech-Food, was uns da draußen angedreht wird, nein, damals kam die Milch noch aus der Kuh.) Naja, so war das damals jedenfalls. Außerdem gabs jedes Weihnachten Schnee und der Himmel war immer blau (glaube ich zumindest). Soweit mal zur Erklärung meiner Bio-Ei-Vorliebe, man will ja nicht grundlos als Öko-Hippie verschrien werden. Gestern stand ich jedenfalls vorm Eier-regal und sah mich einem kriegsähnlichen Zustand gegenüber. Die Bio-Eier waren fast ausverkauft und von den verbleibenden 5 Packungen waren zwei derart übel zugerichtet, daß man schon Mitleid mit der armen Reinigungskraft haben musste, die den ganzen Stand wieder polieren muß. Ich klaubte mir die erträglichste der noch heilen Packungen aus der Menge und sicherte sie im Korb, während sich vor meinem inneren Auge die Ereignisse der vergangenen stunden an eben diesem Eierstand erst formierten um dann filmartig abzulaufen:

Der blitzblank gewienerte Eierstand wird von der verantwortlichen Toom Hühnereifachverkäuferin mit frischer Ware befüllt. Dabei pfeift sie ein gar lustig Liedchen, während die grünen Packungen mit den schon fast ekstatisch gackernden Hennen in ihrer Almidylle in die Auslage wandern. Dann schiebt sie ihr Wägelchen zurück ins Lager und gibt ihrem Kollegen arglos das Signal, er möge doch die Hauptschleuse für das wartende Kundenvolk öffnen… das Problem war wohl, daß er genau das tat! Vor eben dieser Türe hatte sich nämlich schon der wütende Mob versammelt, eine Ansammlung erboster „Verbraucher“, die sich geifernd gegen die Scheibe drückte. In einer Hand hängt der liebevoll gebügelte Dederon-Faltbeutel mit Blümchenmuster, während die andere schon krampfhaft die BILD umklammert hält. Auf dieser prangt bereits auf der Titelseite in unsagbar fetten, eitergelben Lettern die Hiobsbotschaft vom DIOXIN – SKANDAL!!! 
Verbunden mit einer Berichterstattung, die vermuten lässt, daß man bereits beim Streicheln eines betroffenen Hühnchens auf direktem Wege in die Grube springt. All die vormals preisbewussten Sparfüchse, die dann wieder doch nicht preisbewusst genug sind um vorübergehend auf das Frühstücksei zu verzichten, haben sich zu einem Sonderkommando „Bioei“ zusammengerottet, für die das Öffnen der Türen so eine Art Startschuß in den Blutrausch. Als wenn man einem weißen Hai stundenlang einen Film über die Blutwurstproduktion zeigt um ihn dann auf den niedlichen, kleinen Nemo los zu lassen, so stelle ich mir das vor. Ungebremst stürmt diese Horde dann durch die Verkaufsräume und brandet wellengleich gegen das Bioei-Regal. Rentnerinnen werden zu Furien, während sie sich ihrer Altersgenossen erwehren um auch ja noch eine Packung sauberer Potentialkücken zu ergattern. Handtaschen fliegen, Wärmepflaster lösen sich lauf schnalzend vom krummen Buckel und Rollatoren kullern herrenlos über den Gang, während ihr Besitzer in einem Anfall plötzlicher Agilität voran stürmt. Mitten in dem ganzen Chaos hört man das Knacken der Eierschalen nicht, sieht man nicht, wie sich Dotter und Eiweiß literweise über die Verpackungen ergießen und blutgleich vom Regal tropfen. Als sich der Ansturm dann gelegt hatte… kam ich. 18:30 Uhr übrigens, man kann also davon ausgehen, daß das Chaos zwischenzeitlich mehrmals beseitigt wurde. Aber das war wirklich signifikant, dieses Schlachtfeld. Die Einzigen, die davon gar nix mitbekommen haben, das waren die Kollegen Billigeier. Verschmäht lagen sie in ihrem Regal, sauber aufgestapelt und in Reih- und Glied gestapelt. Ehrlich, da fehlte kaum eine Packung. Deprimierend dieser Anblick… das erinnerte mich an früher, an den Sportunterricht, wie ich beim Gruppenschwebebalkenturnen immer als Letzter in die Mannschaft gewählt wurde. Im Nachhinein verständlich, aber trotzdem grausam! Arme Analog-Eier! Irgendwie sind die Dinger gerade so was wie die FDP der Grundnahrungsmittel: Fast jeder der sie früher wählte, will gerade so gar nix mehr von ihnen wissen. Und warum das alles? Nur weil man plötzlich merkt, daß es keine allzu gute Idee ist, Hühner mit Maschinenöl zu füttern. Sicher, der Vogel quietscht dann nicht so, wenn er in seinem vollgeschissenen Käfig hockt, aber ich würde zu dieser Praxis mal laienhaft behaupten: Die Nachteile überwiegen. Auch wenn das Dioxin in den Eiern jetzt nicht so gefährlich ist wie es gerade gemacht wird, man sollte doch bitte versuchen das abzustellen. Denn ich habe eine fundamentale Angst, wenn dieser Run auf die Bio-Eier anhält: Die Biohühnchenpreise werden steigen. Hmmm, lecker, das bringt mich auf eine Idee fürs Abendbrot… ich bin dann noch mal kurz im Krisengebiet.

Sonntag, 9. Januar 2011

DEAD MEN AND SINNERS

(Murder by Death)

Tschakka!!!! Ich muß mich jetzt mal über eine neue PEST aufregen, die da die Medienlandschaft durchzieht und uns den Konsum unserer einstmals geliebten Popkultur mehr und mehr vergellt. Wie ja nun bekannt sein sollte, bin ich ein Kind der 90er. Gesegnet mit dem nahezu unschätzbaren Glück, während den 80ern zwar aufgewachsen, aber nicht von ihnen geschädigt zu sein. Dieses Jahrzehnt verbrachte ich im Wesentlichen mit Wachstum und den einen oder anderen Westspielzeug, das durch elterliche Fürsorge in meine Hände gelangte. Sehr beliebt waren übrigens Matcher, in sämtlichen Variationen und Modellreihen. Mit den 90ern kam man an die dann sogar noch besser heran, aber dann switchten meine Interessen schon wieder. Viele, insbesondere Leute ab 35 Lenzen Lebensalter, mögen sich nun aber fragen, was ich an den 80ern so schlimm empfand, rückblickend versteht sich. Nun, um es mal plakativ zu sagen: Ein Jahrzehnt, in dem jeder aussehen wollte wie ein Mitglied von Wham! und dabei unentwegt Prince hörte, das kann einfach nicht erstrebenswert sein. Selbst der Metal sah damals, von einigen wohltuenden Ausnahmen mal abgesehen, aus wie ein dauergefönter Perückenstadl. Oder wollt ihr ernsthaft behaupten, das DAß hier „hart“ ist:

Die seheh heute übrigens noch genau so au... das macht jede Drag-Queen neidisch!

Seht ihr, schon überzeugt. Jedenfalls würde ich den 80ern keine Träne nachweinen, aber das soll ja nicht das Thema sein. Denn in den 90ern wurde ja alles besser. Der Rock wurde wiederbelebt durch eine authentische Horde von Jungspunden aus Seattle und der Metal fand dann auch irgendwann wieder zu seinen Wurzeln zurück und wurde wieder hörenswert. Nebenbei wurden uns noch einige cineastische Perlen geschenkt, welche unser Bild von der finsteren Schattenwelt prägten. Neben den guten, alten Zombies, wurde auch das Vampir-Genre wiederbelebt. Neben der grandiosen „Dracula“ Verfilmung und „Blade“ bestach vor allem das große Drama vom „Interview mit einem Vampir“ durch geschlechterübergreifende Zumutbarkeit. Hach ja, damals waren Vampire noch Vampire. Gefährliche, blutsaugende Unholde, die in finsteren Nächten auf Passanten lauerten und der Menschheit im Akkord die Venen leerten. Das war noch gruselig, das war noch glaubhaft. Doch was ist aus diesem goldenen Zeitalter hervor gegangen? Richtig: Twilight!

Wenn ich diesen Titel schon höre, kommt mir die Knoblauchsuppe wieder hoch! Da wird so ein glatt geschmirgelter Metro zum Übervampir hochstilisiert, der eine Sterbliche anschmachtet und mit seinem zöllibatesken Schicksal hadert, während er bei genauer Betrachtung genau eines eben nicht ist: Ein Vampir. Ein echter Vampir würde sich die Ische schnappen und mal kurz die Hauer ansetzen um sich dieses Modepüppchens zu entledigen. Aber was macht dieser Vogel? Er führt Dialoge, er diskutiert mit seiner Nahrung und am Ende wird vielleicht sogar noch geheiratet. Bah, widerlich! Auch ich finde Lebensmittel sympathisch, aber ich würde nie so weit gehen, mein Steak zum Konversationspartner zu erheben. Ich würde ihm zwar anerkennen auf den Fettrand klopfen bevor ich es in die brodelnde Kräuterbutter der Pfanne herabsenke, aber das wäre es dann auch. Die Überlebenschancen einer solchen karnivoren Kostbarkeit würden bei mir stark gegen Null tendieren. Ich finde das auch vernünftig, so sollte es sein. Ähnliches erwarte ich auch von einem Vampirfilm, mitleidlose Beißorgien, bei welcher das soziale Umfeld des Gegners sukzessive dezimiert wird bevor man sich in einer großen, finalen Endschlacht gegenübersteht und sich gegenseitig die Superkräfte um die Ohren haut, daß die Funken spritzen. Bis vor ein paar Jahren war das auch unproblematisch, aber heute… . Heute muß man wirklich aufpassen, daß man sich keinen verkappten Rosamunde Pilcher Film einhandelt, wenn man seine Abendunterhaltung nur an der Untotheit des Protagonisten fest macht. Neulich stand ich vor einer Bücherkiste und entdeckte einen Roman, der von Cover her einiges versprach. Horror, Halsabschneiderei und Hämoglobin sprachen bereits aus dem Layout. Ich nahm das Büchlein auf um den Klappentext zu inspizieren. Dieser begann dann aber mit Worten, welche mich zwangen den Wälzer angeekelt wieder fallen zu lassen: „Der edle Vampir Prinz xy …“ (xy, weil mir der Name nicht mehr einfällt, nennen wir ihn einfach „Kunibald“). Bah! So weit ist es also gekommen; die Vampirliteratur ist aus lauter Trittbrettfahrerei zu einer Bravo – Foto – Love – Story ohne Bilder verkommen. Wer will denn so etwas lesen? Wer will denn an so etwas kaufen? Melancholische Blutsauger, die ihre Existenz hinterfragen und statt nach dem Lebenssaft der Sterblichen nach deren Liebe trachten wobei sie alles daran setzen auch noch möglichst metrosexuell rüber zu kommen. Ekelhaft ist das doch! Diese Schmierfinken, die diesen Kokolores fabrizieren, bringen eine ganze Sparte von Monstern in Verruf ohne dabei rot zu werden. Ich habe weiß Gott nichts gegen Handlung in Horrorfilmen, aber das ist einfach nur noch lächerlich; und nervig. In jedem Buchladen und jeder DVD-Abteilung glotzen einen die weltschmerzverzerrten Gesichter dieses Beißer-Bubis und seiner Klone an. Bei Thalia habe ich neulich sogar neben den Regalbeschilderungen „Fantasy“, „Thriller“ und „Biografien“ eine Sonderabteilung „Vampire“ entdeckt. Das geht einfach zu weit. Bis(s) zum Kotzen wird die Blutkuh da gemolken, damit die Teenies ihr ergaunertes Taschengeld in den Rachen dieser Kitschindustrie werfen. Die Leidtragenden sind Leute wie ich, die einfach nur einen klassischen Vampirfilm sehen wollen. Einen mit einem Bösewicht, der unglaubliche Macht besitzt und diese zur Unterjochung der Menschheit einzusetzen gedenkt, wobei ihn ein möglichst harter Vampirkiller die ganze Zeit das Leben schwer macht um ihm im großen Finale dann die Grütze aus dem untoten Schädel zu hämmern.

Naja, davon muß man sich wohl verabschieden. Heutzutage werden Vamipstories mit unterschwelligen Moralvorstellungen von Mormonen versehen um die Teenager zur Enthaltsamkeit vor der Ehe zu erziehen. Gibt es irgendetwas Absurderes? Meiner Meinung nach nicht. Der einzige Trost dabei ist, daß es bislang noch keinem gelungen ist, die guten alten Zombies ins pseudoromantische Sülz-Genre zu überführen und zu verweichlichen. Zombies sind der letzte Anker, an welchem das Kreuzfahrtschiff des klassischen Horrors der Sturmflut sinnloser Verweichlichung trotzt und seine Position hält. Bitte lasst die Kette stabil sein!
Abschließend möchte ich hier mal einen endgültigen Lösungsansatz für das sülzige Romantikdilemma des Vampirgenres liefern:

Bis(s) zur Erlösung!