Donnerstag, 10. Februar 2011

BURNER

(Motörhead)

Dienstag: Servus liebe Gegenwartsfetischisten! Ich verspüre mal wieder Gelüste nach einem ernst zu nehmenden Posting! Ja, so was gibt’s tatsächlich, auch wenn mir das von meiner Umwelt mit einer schon fast an Besessenheit grenzenden Impertinenz nahezu täglich abgesprochen wird. Aber gut, es soll ja auch nicht langweilig werden bei all dem Kokolores, den ich hier so  verzapfe. Heute werde ich der vorgerückten Stunde und einem schmackhaften 11 Stunden Tag Tribut zollen und mich mal einer meiner kleinen, nicht wirklich geheimen Leidenschaften widmen: Dem Whisky. Das lässt sich durchaus gut miteinander verbinden, denn es gibt nix schöneres, als einen Dienstag mit 4cl feinstem Islay - Gold ausklingen zu lassen. Dazu noch ein exquisites B-Movie auf den Schirm zaubern und man kann den Tag getrost als „Erfolg“ verbuchen. Man nimmt sich dann ein Stündchen Zeit, schwenkt das Getränk andächtig in seinem Tasting – Glas hin und her und nippt bisweilen ein wenig daran, während man den Rest der Zeit einfach nur die olfaktorischen Nuancen genießt oder sich an der Farbe satt sieht. Ja, da kann man abschalten, da kann man entspannen. Da ich derzeit keinen wirklich schlechten Whiskey in meinem bescheidenen Regal stehen habe, fiel mir die Wahl heute ein wenig schwer. Eine Vorstellung hier hätten sie alle mehr als verdient; vom sanften, honiglastigen Glengoyne, der sich mit seinen 14 Jahren, ganz charmanter Highlander, angenehm der Zunge nähert, bis hin zum fasstarken Rauchmonster aus Bowmore. Als ich gerade so vorm Regal stand ging ich daher einfach mal ganz egoistisch vor und schnappte mir den Whiskey, zu dem ich gewöhnlich greife, wenn ich mal was Besonderes will: Den Laphroaig Quarter Cask. Seit ich den vor anderthalb Jahren geschenkt bekam (tausend Dank noch mal!!!) bin ich immer recht sparsam damit umgegangen, der hat auch nix anderes verdient. Dadurch, daß die Brennerei von Laphroaig vom ewigen Löffelprinz aus dem Inselreich geadelt wurde, hat man ihn auch hierzulande garantiert den 10jährigen schon im Regal stehen sehen; der wohl populärste Islay wenn man so will.  Hmm… nun steht sein großer Bruder hier und schimmert so vor sich hin in seinem angenehmen Gelbton; verströhmt dabei einen leicht rauchigen Duft…. Moment mal… muß mal kurz…

Das iss'er!


Donnerstag: Ups, hab mich Dienstag dann wohl zu lange mit dem Laphroaig beschäftigt und darüber das Schreiben zwar nicht vergessen, aber immerhin als nachrangig empfunden. Hmm, muß ich wohl noch mal ran… wie tragisch. Also noch mal: Wir reden hier vom Quarter Cask, einem Standard Laphroaig, der noch mal für ein paar Monate in kleinere Fässer umgefüllt wurde, welche ihm dann den letzten, intensiven Aromakick nach oben geben. Ich hatte den 10jährigen Laphroaig bis vor kurzem auch noch da und der Unterschied war bemerkenswert. Der intensive Rauchgehalt ist freilich geblieben, springt einem schon beim Öffnen der Flasche in die Nase und entfaltet sich dann im Tasting Glas erst so richtig. Vom Geruch her ist der Tropfen zunächst mal genau das, was man erwartet: ein medizinisch angehauchte Rauchbombe, jedoch nach einigen Minuten beginnen dann die Aromen durch zu schimmern. Da kommt dann das kleine Fässchen durch, ein hauch Bourbon-Vanille streift die Nasenschleimhaut und plötzlich wird’s dann überraschend fruchtig. Über allem wabert aber die angenehme Rauchigkeit. Man kann sich gar nicht satt riechen, so vielschichtig kommt der daher. Wem der Rauch zu dominant ist, der gebe ein paar Tropfen Wasser hinzu. Bevorzugt aus einer sprudelnden Quelle nahe des Herkunftsorts. Da hierzulande der Bestand an schottischen Quellen (und mit ihnen an Quellwasser) aber naturgemäß recht gering ist, kann man getrost auch auf ein anständiges, stilles Mineralwasser zurück greifen (Bitte kein Sprudel, wir machen hier ja keine Schorle). Das macht den Duft gleich ein wenig klarer und auch auf der Zunge entfaltet sich beim ersten Schluck die Vielschichtigkeit des Whisky gleich etwas schneller. Außerdem ist das bei einer Abfüllstärke von zünftigen 48% auch keine Schande. Sobald man dann den ersten, vorsichtigen Schluck auf der Zunge hat, wird man merken, daß der Laphroaig nicht zu viel verspricht. Für einen derart intensiven Geruch ist er im ersten Moment überraschend mild, baut sich aber sehr schnell auf. Zuerst stechen die fruchtigen Aromen durch, dann kommt der Übergang zum Einfluß der kleinen Eichenfässer (mit einem Hauch Schokolade wenn ihr mich fragt) der dann in den kräftigen Laphroaig-Rauch übergeht, der aber nie unangenehm wird, vielmehr den Hersteller unverwechselbar macht. Im Abgang ist dieses Islay-Schätzchen dann lang anhaltend und kräftig, verfliegt nur langsam und hinterlässt eine recht medizinische Note im Gaumen. Herrlich! Wirklich herrlich! Jeder, der sich ansatzweise für Whiskeys interessiert, sollte den mal kosten. Der Einfachheit halber sollte man sich aber wohl über den 10jährigen Standard heran tasten bevor man sich an den Quarter Cask wagt finde ich.

Ich für meinen Teil bin spätestens seit dem Quarter Cask auf den Islay-Geschmack gekommen und habe meinen Faible für torfige, rauchige, medizinisch angehauchte Inselbrände zementiert. Allerdings sollte man für etwas smoothere Tage auch einen Kontrapunkt im Regal stehen haben, denn an manchen Tagen überfordert einen die geballte Islay-Wucht bisweilen. Ich würde da zu einem leichten Highland Malt raten, aber das muß jeder selber heraus finden. Mal ganz davon abgesehen, daß eh jeder seinen eigenen Geschmack entwickelt bzw. wahrnimmt. Was ich hier gerade verzapft habe weicht wahrscheinlich meilenweit von der offiziellen Geschmacksbestimmung der Malt-Gurus da draußen ab; was mir aber wiederum wurscht ist.

Daß der Quarter Cask aber noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, habt ihr euch bestimmt schon gedacht. Irgendwann werde ich dessen konsequente Fortführung in die Finger bekommen, den „Triple Wood“. Zu Ex-Bourbonfass und dem Quarter Cask kommt dann noch ein Ex-Sherryfass als Temporalheimat dazu. Wie sich DAS dann präsentiert, darauf bin ich seit dem Quarter Cask mal so richtig gespannt!

9 Kommentare:

  1. Du irrst, genau das ist Schreibe eines Malt-Gurus.

    Mein Erstkontakt passierte auf einer Single-Malt-Verkostung bei einem Freund (Wein- und "Brand"-Händler UND diplomierte Psychologe). Das fing ganz harmlos mit Lowlands an ging über Speyside zu den Highlands und endete mit den Islays. Es war Liebe auf den ersten Schluck! Oder besser auf den letzten, denn der Abend endete mit einem Ardbeg aus der alten Destille. Und zu kaufen gab es dann noch EINE Flasche aus dem Sherryfass - mmmmmm, lecker. Das Geld tut nur einmal weh, der Geschmack bleibt ewiglich.
    Auch gut Bruichladdich: Jod, eitrige Wunden, Salz, Tang, Brand - richtig schrecklich und wunderbar. Leider war die Destille von 1994 bis 2000 tot, wir müssen also noch etwas auf Nachschub warten.

    Grüße! N.

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  2. Und noch ein bisschen W.C. Fields: Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabeihaben, für den Fall eines Schlangenbisses - und außerdem sollte man immer eine kleine Schlange dabeihaben.


    Grüße! N.

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  3. Wie gut, dass du jetzt sogar mehr als ein Whisky-Glas besitzt. Da kannst du deine Whisky-Freunde dann zur Verkostung einladen (wo bleibt eigentlich der Kommentar des anderen?)... ;)

    Und wer weiß, vielleicht ist der Jäger ja erfolgreich... Was so ein echter Jagdinstinkt ist. ;)

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  4. @Nelja

    Wieso musst Du bei Bruichladdich auf Nachschub warten? Die verkaufen doch schon seit Jahren wieder Whisky, sowohl aus alten Bestaenden als auch aus neueren Distilliationen. Die Port Charlottes, der Octomore und der Peat sind gar nicht so weit weg vom Geschmack des Laphroaig. Oder der Laddie Classic wenn man's weniger peaty mag. Gibt's doch alles.

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  5. Wer hat nach mir gerufen? Der gute GVM hat hier ja offensichtlich eine ganz illustre Runde versammelt...

    Interessanterweise habe ich letzte Woche selbst für Nachschub an L QC gesorgt. Werde also gleich heute abend mal des GVMs Notizen mit meinen eigenen Wahrnehmungen vergleichen.

    Fest steht aber, dass ich noch mal Deutschlands größte Insel einsetzen muss: Mindestens zwei mal enthält das Wort Whisky bei Dir ein "e". Von Iren oder Amis ist hier aber ja nicht die Rede. Wobei man an nem schönen Tag von Islay aus schon fast bis Irland schauen kann - aber eben nur fast. Ich jedenfalls hab nichts am blauen Horizont gesehen.

    Zur Ergänzung Deines kleinen Tastings hier noch ein paar würdige Kandidaten:
    - Lagavulin Destiller's Edition
    - Caol Ila DE
    - Caol Ila CS
    - Ardbeg Corryvreckan
    Alle etwas teurer als der L QC - aber auf jeden Fall famos.

    Und auch kleine Anregungen für die Nicht-Islay-Tage:
    - Talisker 18
    - Aberlour 10 oder 12
    - Highland Park 12, 15, 18

    Übrigens: Ich will mir mittelfristig mal wieder nen Ausflug nach Islay gönnen - wär das was für den GVM?

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  6. Au ja, der Caol Ila... auch fein! :-) Das mit dem "e" werde ich nie lernen, gebs ja zu. Siehs mal so: Wenigstens sage ich nicht "Schnaps"! ;-)

    Islay-Ausflug klingt schon geil... aber 2011 brauche ich meine finanziellen Ressourcen wohl leider für etwas mit Rädern. :-P

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  7. @Nelja: Der Bruichladdich hats (warum auch immer... schließlich muß er da beim Scotch Guard stehen) sogar in eines der hiesigen Kaufländer geschafft.

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  8. @ GVH und GVM und Admin: Weil mein Mittrinker und mein Dealer von mir gegangen sind, bin ich schon etwas länger trocken - also mit den Quellen nicht mehr auf dem Laufenden.
    Die nachgelieferte Liste enthält aber schön aufgereiht alle meine Favoriten :).
    Ja, ja, die Iren - die sind was für Mädchen.
    Der Ehemann und ich planen schon länger eine Tour, wird aber 2011 auch wieder nix, da steht anderes auf dem Zettel (aber auch was kulinarisch Feines).

    Grüße! N.

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  9. @Nelja da musst du dir einfach andere Freunde und Mittrinker suchen. :)

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