(Monster Magnet)
Soeben bin ich frisch zurück gekehrt von meinem verlängerten Wochenendausflug ins benachbarte Thüüüü-hühühüüüü-hühühüüüüüüüü-ringen, welcher allgemein unter dem Label “Space-Hell-Weekend 2.0” gelistet werden wird in der Zukunft. Will heißen: Nach 2010 der zweite Motörhead & Monster Magnet Doppelpack binnen 24 Stunden. Was soll ich sagen, es war mal wieder geil! Über Motörhead konntet ihr euch ja schon HIER informieren, heute geht es um den gestrigen Abend mit den Herren von Monster Magnet.
Die Kleine Schwester und ich, wir freuten uns schon auf dieses Event seit wir die Karten ergattern konnten, hatten Wyndorf und die Seinen doch angekündigt mit dieser Tour das 20jähtige Jubiläum ihres halluzinogen überladenen Hammeralbums “Spine of God” zu zelebrieren. So bestand das Mainset auch darin, daß man die Scheibe komplett durchzog und das Encore dann auf der “25 Tab” sowie der “Monster Magnet” aufbaute, ergänzt um die klassischen Kracher “Freakshop USA” und mein geliebtes “Tractor”. Setlist war also bekannt, jedoch konnten wir uns nicht auf diese psychedelische Urgewalt vorbereiten, die Monster Magnet entfesselten. Für mich war es das dritte Konzert der Herren, für die Kleine Schwester Nummer 2 – und überzeugt und begeistert hatten sie immer. Aber gestern, gestern rockten sie die ganze Sch***e auf einem derart hohen Niveau, das es mich metaphorisch gesehen umgehauen hat. Eine Setlist wie vor 20 Jahren, die sich sogar die großen Hits wie “Space Lord” oder “Powertrip” sparte und auf das ultimative Retrofeeling setzte – ein Fan – Set im besten Sinne. Auch wenn Besetzung der Band und vor allem der Drogenkonsum der Mitglieder nicht mehr mit jenem exzessiven Lebensstil der beginnenden 90er zu vergleichen sind (was auch gut so ist, denn sonst stünde vor allem Dave nicht mehr da oben), so transportierte man das Flair des Albums 1:1. Die “Spine of God” ist wenn man ehrlich ist eines dieser Alben, die Maßstäbe setzten, aber ohne die Drogenprobleme der Band absolut undenkbar gewesen wären. Das Album hört sich ungefähr so an, als ob man eine Hundertschaft Duracell-Häschen mit Atomreaktoren betreiben und sie in ein Ensemble mit 200 indischen Zeremonialmusikern einbauen würde, während eine 70s Rockband auf LSD das Ganze Orchester federführend zur Höchstleistung antreibt. Und genau so klingt das Ganze dann auch live, sogar 20 Jahre nach der Veröffentlichung. Hammer!
Wir steuerten den Ort des Geschehens, den “Stadtgarten” zu Erfurt also wieder just in Time am. Erkundeten die Venue und deckten uns am Merch-Stand ein. Ich erstand mein obligatorisches Tourshirt für schnäppchenhafte 15 Tacken und ein Tourposter. Da es für Erfurt, wie auch 2010 für Leipzig, keines gab, erwählte ich das Pösterchen für Manchester. Es war und ist ein Schmuckstück klassischer Konzertposter-Designkunst. Sehr geiler Kunstdruck! Hier mal die Ausbeute des Space Hell Weekends 2.0 komplett, inklusive Motörhead-Tourshirt:
Als die Jacken abgegeben waren schnappten wir uns ein Bierchen und genossen die Vorband “My Sleeping Karma”. Sie passten perfekt in den Abend und ich kann sie guten Gewissens weiter empfehlen. Reine Instrumentals, die sich herrlich entwickeln, ausufern und denen man anmerkt, daß man die Songs nicht in ein gängiges drei bis vier Minuten Konzept hinein zwängen will. Richtig gut die Jungs und auch mal einen alleinigen Konzertbesuch wert, ohne Frage. Als sie geendet hatten gaben wir die Becher zurück und chillten gemütlich nach vorne. Wir ließen uns ca 5-6 Meter vor der Bühne, halb rechts mit 1a Sicht auf die Band nieder, waren also richtig nah dran. Ein wenig warten mussten wir zwar, aber ca. 21:10 Uhr erloschen dann endlich die Lichter und Monster Magnet betraten die Bühne. Dave war sichtlich entspannt und sah – muß man ja dazu sagen nach all dem, was er in den letzten 7-8 Jahren durch hat, sehr gesund aus. Vom Drummer eingeleitet stieg man sofort in “Pill Shovel” ein und brachte sich auf Betriebstemperatur. Schon da wurde klar, welche Marschrichtung angesagt war: Old School Space Rock! Sie feierten das Album und ließen die sphärischen und dröhnenden Klänge ausufernd durch den Saal wabern. Keine Spur von zusammengekürzten, Live-Varianten der Songs oder druckvollem Gehetze durch die Stücke. Die Songs waren teilweise um mehrere Minuten länger als das auf Platte gepreßte Vorbild. Man ließ sie atmen und jammte munter drauflos, was mit der Untermalung der Lichteffekte unverzüglich zu dem führte, was man mit “Spine of God” verbindet: Dem Gefühl eines exzessiven musikalischen Rausches, einer kunterbunten Klangwelt die zwischen brummenden, ruhigen Sequenzen und der wilden Eskalation verzerrter Gitarren und brüllenden Halleffekten der Gesangsparts hin und her gerissen ist. Der Übergang zu “Medicine” war fast fließend und auch in der Folge wurde nicht übermäßig viel gelabert, was auch kontraproduktiv gewesen wäre, hätte man so den Flow des Albums und des Abends unterbrochen. Bei “Medicine”, das wuchtig und polternd durch die kleine aber sehr schmucke Venue walzte, war das Publikum bereits voll da. Begeisternd! Das großartige “Nod Scene” hatten wir vor 2 Jahren ja schon im Programm, gestern entfaltete es aber dann eine ganz eigene Dynamik. Das spricht dafür, daß das Album einfach nur eine Klasse für sich ist, denn da passte alles zusammen, baute aufeinander auf und verstärkte sich in der Wirkung gegenseitig. Wieder ein paar dieser wahnwitzigen Jams eingebaut und man driftete förmlich weiter durch den Abend, auf den nun Highlight auf Highlight folgen sollte. Nach “Nod Scene” – eher Midtempo als rockiger Brecher, trotz der teilweise verrückten Tempowechsel im Song – verklungen war, hatte Dave sich auch in seine leicht aggro anmutende Bühnenstimmung gebracht. Man setzte mit dem fuzzigen “Black Mastermind” den musikalischen Trip fort und der Saal bebte. Man ließ den Kopf und die daran befestigten Haupthaare fleißig kreisen (ich bin immer noch brachial verspannt im Genick, das wird morgen auf Arbeit sicherlich nicht mehr so angenehm sein, ist mir jetzt aber reichlich egal ). “Black Mastermind” schlug einfach mal bombastisch ein und auch hier waren die ruhigeren Passagen in ihrer Wirkung als Spannungsaufbauer für die nächste Eskalation des Songs perfekt rüber gebracht. Was danach folgte, war so etwas wie der Ruhepol im Set. Das sphärisch abgedrehte “Zodiac Lung” schwebte leichtfüßig über den eben erlebten Auswüchsen musikalischer Urgewalt. Kleine Verschnaufpause sozusagen. Das folgende Titelstück des Albums “Spine of God” tat es ihm zu Anfang noch gleich, krachte dann aber umso mehr durch die Decke, was wiederum perfekt von der Band gespielt wurde. Man sollte hier auch die Soundqualität loben. Wenn man so ein Konzert spielen will, muß der Sound auch hervorragend sein, sonst würde alles in einem Klangbrei ertrinken, was hier nicht der Fall war. Die Lautstärke wurde ein wenig zurück geschraubt, dafür aber klare Verhältnisse geschafften, was den Abend so richtig pushte. Es folgte “Snake Dance”, was das Gaspedal wieder ordentlich durchtrat und Dave die Möglichkeit gab seine Rampensauqualitäten so richtig auszuleben wenn er sein “If satan lived in hell, then he’d be me” ins Mikrofon zischte. Auch hier wurde wieder fleißig instrumental untermauert. Wir näherten uns dem Ende des Mainsets und bevor das herrlich wabernde “Ozium” den Hauptteil wohltuend spacig abschloß, wurde noch einer meiner Lieblingssongs kredenzt: Das wunderbare “Sin’s a good man’s brother” mit seiner klaren Retrorock Narrenkappe und dem herrlich treibenden Riff. Ein Hochgenuß, dabei vor der Bühne zu stehen und die Band zu erleben. Nach Ozium verließ diese dann die Bühne und kehrte ca. 10 Minuten später wieder zurück um ihr Werk zu vollenden. Es folgten nun, als Sahnehäubchen quasi, die Essenz der EPs “25 Tab” und “Monster Magnet” in ihrer ganzen verqueren, spacigen Schönheit. “Lord 13” setzte da an, wo man im Mainset aufgehört hatte und die Jamsessions setzten sich fort, man merkte der Band an, daß sie das, was sie da taten, selber mitriß. “Murder” legte fleißig weiter nach bevor man mit “Longhair” nochmal die allgemeine Klassikerhatz krönte. Hätte mir vor ein paar Monaten jemand gesagt “Hey, du wirst “Longhair” hören!”, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Der Song suppte von der Bühne förmlich ins Publikum, alle drifteten irgendwie in ihrer eigenen Welt durch den Abend. Der Weckruf kam dann aber sofort. Mein Monster Magnet – All – Time – Favorite und Lieblingslivehammer “Tractor” wurde von Dave gewohnt genüsslich anmoderiert und kulminierte vor dem Einsetzten des Gitarrenriffs in einem kollektiv gebrüllten Refrain. Dann hämmerte uns besagter “Tractor” um die Ohren. Auch hier fand ich, daß er deutlich vom bisherigen Abend beeinflußt dargeboten wurde (oder zumindest so wirkte). Das war nicht nur das dahin gebretterte Kantholz der ersten beiden Konzerte, es war deutlich zu gedröhnter, kraftvoll aber irgendwie dennoch komplett benebelt. Herrlich, ein Erlebnis dieser Song! Das waren nochmals knapp 4 Minuten kollektives Abgehen. Leider stand nun schon der letzte Song an, der allerdings mit “Freakshop USA” wieder ein Schmankerl war. Nochmal schweres Poltern und fuzziger Gitarrensound gepaart mit Daves verzerrtem Gesang – die Audience sprang nochmal so richtig darauf an. Das war der perfekte Abschluß dieses Konzertes! Was man kaum glauben mag, ist, daß man mit dem auf den ersten Blick recht übersichtlichen 14 Song-Set, deutlich über 90 Minuten füllte – ohne daß wir das merkten. Es war wie immer viel zu früh vorbei, als ich irgendwo in der Garderobenschlange wieder ansatzweise zu mit kam. Für alle, die sich bildlich nicht so richtig was vorstellen können unter dem, was ich hier so schrieb, folgendes Foto umschreibt das Konzert und die Atmosphäre ziemlich gut, unscharf, bunt und verzerrt schön:
Was für ein Abend! Die Tour geht noch ein wenig, wer noch unentschlossen ist: Leute, geht hin… ihr werdet es bereuen, wenn ihr es nicht tut! Monster Magnet mögen alt und mittlerweile (unverdienter Maßen) nicht mehr der große Publikumsmagnet wie in den 90ern sein, aber weiß Gott, sie sind nach wie vor eine Live – Urgewalt, die Konzerte abliefert, von denen andere Bands nicht mal zu träumen wagen! Dieser Doppelschlag “Motörhead” / “Monster Magnet” hat dieses Jahr wieder gehalten, was wir uns von ihm versprochen haben. Ein geniales Wochenende in Erfurt war das und für mich persönlich mit dem gestrigen Abend als Highlight. Sorry Lemmy, ihr wart auch erstklassig (wie immer), aber Dave und Co. haben mich gestern einfach komplett weggebeamt! Mal sehen, wann die dritte Auflage des “Space Hell Weekends” ansteht, je eher, desto besser wenn ihr mich fragt!
Das Poster ist hässlich.
AntwortenLöschenDu redest wirres Zeug!
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