Samstag, 15. Februar 2014

IM IDEENLADEN

(J.B.O.)

Gestern nach dem Tagwerk und dem fußmärschigen Heimgang ins Domizil brachen die MsPittili und ich quasi umgehend wieder in die Stadt auf. Wir fuhren dabei meinen Arbeitsweg quasi 1:1 ab – von einem kleinen Schlenker mal abgesehen, welcher der Unmöglichkeit geschuldet war, den Igor über mit Poller abgesperrte Fußwege zu dirigieren ohne sein Wohlbefinden massiv zu gefährden. Jedenfalls kamen wir auch am ortsansässigen Getränkemarkt vorbei. Man sollte dazu sagen, da ich jeden Tag zwischen 16 und 17 Uhr auf dem Heimweg an diesem vorbei flaniere. Freitags für gewöhnlich kurz vor drei – was aber keinen nennenswerten Unterschied macht, wenn man das Thema meiner heutigen Abhandlung betrachtet.

Jeden Tag – aber wirklich auch JEDEN Tag – wenn ich daran vorbei latsche, steht am Lieferanteneingang ein halbes Dutzend Figuren herum. Was die da machen? Na, ihr werdet es ahnen: Sie zwirbeln sich unter Zuhilfenahme alkoholischer Getränke ordnungsgemäß die Grütze aus dem Schädel… täglich! Freitags stehen die wie gesagt auch schon da… gegen 15 Uhr. Phänotypisch eine bunte Mischung aus langjährigen, ausgemergelten Klischeealkoholikern die mit Mitte 40 schon aussehen wie ihr eigener Opa und – ja, man muß es so schonungslos sagen: jugendlichen Glatzen, die sich nach jeder Pulle einen feinen Nebel aus Speichel und Billigbier über die schimmelgrüne Bomberjacke rülpsen (jaja, die Elite unseres Landes…). Man kann es im allgemeinen Sprachgebrauch auch auf einen Nenner bringen: Da standen die Assis – und wenn sie nicht gestorben sind, dann stehen sie da noch immer! Bevor mir da jetzt einer mit politisch korrekten Floskeln kommt, daß das doch alles arme, gescheiterte Existenzen seien, die Hilfe brauchen, deren Alkoholismus eine Krankheit ist, blablabla… die ganze gutmenschliche Linksparteirhetorik eben, sei mal darauf hin gewiesen, daß mir das in diesem Fall wumpe ist! Wir reden hier nicht über Leite, die sich irgendwo Schnapsflaschen verstecken um unbemerkt vom Partner oder Kollegen über den Tag zu kommen. Wir reden her von Leuten, die sich vermutlich schon am Vormittag an einer Laderampe treffen, ein Billigbier nach dem anderen zünden und mit zunehmendem Pegel wahrscheinlich noch Passanten belästigen. Das habe ich bei diesem Grüppchen zwar noch nicht beobachtet, aber man muß kein Prophet sein um zu antizipieren, daß dieses Säuferkonglomerat nicht gerade defensiv mit seinen Mitmenschen umgeht. Außerdem ist das ja eher ein globales Phänomen, das sich seit meiner Schulzeit entwickelt hat. Diese Truppen gab es schon Mitte der 90er an der damaligen Kaufhalle neben meiner Schule – was das Warten auf den Schulbus natürlich nicht gerade angenehmer machte. Als auch auf dem Marktplatz – wenn man mal länger als 6 Stunden hatte, dann stand man halt an der Haltestelle des ÖPNV und keine 10 Meter hinter einem soff sich der hitlertreue Vollassi aus dem BVJ noch mehr Dummheit an um sich dann mit Siebt- und Achtklässlern anzulegen weil ihm deren Ranzen nicht passte. Ja, das war eine helle Freude – besagte Mauer, welche diesem Gesindel als Tresen dienste, war auch nur noch als “Assimauer” bekannt und so ziemlich jeder war heilfroh, als die Bushalte irgendwann mal auf die andere Seite des Marktplatzes verlegt wurde. Ich frage mich einfach, ob das sein muß!? Mir wäre daher auch weitestgehend egal, wenn man ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen erläßt und das das dann auch entsprechend durchsetzt.

Ich verstehe es grundsätzlich schon mal nicht, was Menschen dazu bringt sich jeden Tag an einer Laderampe mit anderen Wracks zu treffen und sich gemeinsam die Synapsen zu desinfizieren. Es ist ja nun auch nicht die malerischste aller Gegenden, da an der Laderampe. Ab und an sieht man eine dieser Figuren dann auch noch, alkoholisch enthemmt oder einfach nur naturdoof – die Grenzen verschwimmen da –, irgendwo am Gehweg stehen und in die Rabatten schiffen. Auch im Gebüsch (das ab dem Spätherbst natürlich einen erstklassigen Sichtschutz bietet) selbst hat man einzelne schon hocken sehen… während ein paar Meter entfernt auf dem Gehweg Mütter mit ihren Kindern spazieren gingen. Es gibt Leute, die würden das nun als “alternativen Lebensstil” beschreiben und Leute wie mich, die das einfach mal scheiße finden, daß solche verkrachten Figuren auf Schulwegen rumlungern, moralisch für ihre Intoleranz maßregeln. Außerdem wäre dann wieder “der Staat” Schuld in deren Weltbild – nicht die armen Assis. Diese Leute finde ich aber doof! Warum? Weil das Hippies sind! Nur mal kurz zum Durchdenken: Kommt “der Staat” denn hier an den Getränkemarkt – es muß ja nicht gleich der ganze Staat sein, der Friedrich die Truppenursel würde ja schon reichen – also kommt die Truppenursel persönlich hier an den Getränkemarkt und erteilt Alko-Adolf und seinen Kumpanen den Auftrag, sich ab jetzt täglich vor besagtem Lieferanteneingang die Kante zu geben? Begründet “der Staat” – also in unserem Beispiel die Ursel – das mit einem finalen Salut und der Parole: “Fürs Vaterland, meine Herren!”? Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich glaube, daß dem nicht so ist. In meiner Welt entscheidet jeder selbst, ob er sich und seinen Alkoholismus SO öffentlich zur Schau stellt. Da kann der Staat auch nix für. Wo er allerdings was dafür kann – hier komme ich auf das Alkoholverbot zurück – ist in der Eindämmung dieses Public-Drinkings. Das muß man sich dann schon anhören in Berlin wie ich finde.

Aber: Vielleicht ist alles auch ganz anders! Als wir gestern an diesem alkophilen Konglomerat vorbei fuhren, da entwickelten wir einen alternativen Erklärungsansatz – nein, vielmehr eine Vision. Ein Geschäftsmodell! Ja, das ist es: ein Geschäftsmodell!! Wir haben uns gefragt, was denn der Getränkemarktbesitzer davon hält, daß an seiner Saufhalle Krethi und Plethi herum lungern und potenzielle Kunden erschrecken. Einerseits wird dem das nicht gefallen, andererseits sind das ja nun auch Abnehmen für seine liquiden Wahrnehmungsverschwurbler. Auch wenn die nur die Billigplörre saufen, so macht die bloße Menge ja schon wieder Umsatz. Man müßte… man müßte den Getränkemarktbesitzern, Supermarktbetreibern und von mir aus auch allen anderen Geschäftsleuten einfach die Möglichkeit bieten, das vor/um/an ihren Geschäften herumlungernde Gesindel zu steuern. Man müßte ihnen ermöglichen, eine auf betriebswirtschaftlichen Standards basierende Auswahl zu treffen. Ein Geschäftsmann sollte die Möglichkeit erhalten mit einem detaillierten Anforderungsprofil auf eine Agentur seines Vertrauens zu zu gehen und sich von dieser beraten zu lassen. Gemeinsam erarbeitet man sich dann einen umfangreichen Katalog an Kernkompetenzen, welche die Gesuchten aufzuweisen haben und – natürlich auch wichtig – eine Liste die Einstellung begünstigender Soft-Skills! Mit diesen Vorgaben wird dann das Portfolio an erfassten, potenziellen Kandidaten – sprich die Datenbank der Agentur – gefüttert und durchsucht. Eine interaktive, intelligente Suchmatrix ermittelt basierend auf den auf sie zukommenden Aufgaben eine vorher fest gelegte Zahl an Kandidaten. Diese werden dann unter fachkundiger Begleitung von zwei Angestellten der Agentur, zwölf Gesandten der größten deutschen Brauereien und natürlich vom Geschäftsinhaber selbst unter möglichst authentischen Bedingungen einem Assessment-Center unterzogen. Aber wie gesagt: Alles nicht standardisiert, sondern immer an den konkreten, individuellen Erfordernissen des Einsatzgebietes orientiert. Wenn beispielsweise in der Stellenbeschreibung

“Sicherer Umgang mit millieuspezifischer Fäkalsprache und fundierte Kenntnisse im fachmännisch akustischen Entfernen (->dem so genannten “Fumpen”) von Kronkorken.”

wird der 43jährige, gescheiterte Bohemien, in dessen Kompetenzbeschreibung von “Deutliche Stärken im mit einem späten 1976er Bordeaux in der Hand auf Vernisagen Herumstehen und pseudointellektuell über die Pinselführung Caspar David Friedrichs Schwadronieren” die Rede ist natürlich keine Chance haben. Diese Position wird dann eher an einen Durchschnittsproleten gehen – was auch angesichts des in der Ausschreibung beschriebenen “Sozioökonomisch stark dezentral gelegenen und von niedrigem Lohnniveau geprägten Einsatzort” nicht weiter verwundert. Da passt ein Mittfünfziger Vokuhilaträger mit Oberlippenbart und knallengen, verdreckten Jeans der Marke “Testikeltod” einfach rein optisch schon besser hin als unser oben beschriebener Hornbrillenträger in seinem abgewetzten Cordanzug. Mit dem locker um den Hals geworfenen, schneeweißen Schal würde er die potenzielle Kundschaft da wohl eher irritieren als unterschwellig die “außergewöhnlich niedrige Qualität bei entsprechendem Preisniveau der dargebotenen Getränke”  optisch-unterschwellig an sie zu vermitteln. Auch könnte er nicht mit dem zur Basisqualifikation gehörenden, laut röhrenden Rülpsruf paarungswillige Dauerwellenträgerinnen aus den umliegenden Plattenbauten anlocken, welche dann dem Getränkemarkt durch den Kontexteffekt des Balzsaufens einen Absatzanstieg bei mit Frostschutzmittel gestrecktem Rosé-Wein aus dem Tetrapack bescheren. Nein, das kann 80s-Olaf mit dem Plastekamm in der Arschtasche deutlich besser; er passt einfach auf das Anforderungsprofil wie der sprichwörtliche Arsch auf den Nachttopf!

Die Stunde unseren verkappten Connaisseurs der feinen Künste wiederum schlägt dann, wenn man ein “feierfreudiges, jedoch gleichzeitig kulturell bewandertes Statistenpublikum” für eine “Veranstaltung im gehobenen intellektuellen Segment” sucht, das seinen Alkoholkonsum “mit Einsatzbereitschaft und Ausdauer über den Abend hinweg zu steigern fähig ist ohne dabei behavioristisch die Grenzen des guten Geschmacks zu sprengen”. Natürlich werden die konsumierten Alkoholika in jedem der geschilderten Fälle über ein großzügig ausgestattetes Spesenkonto vom Auftraggeber abgedeckt. Jedoch ist der Maximalpreis des einzelnen Getränks strikt reglementiert. Assi-Olaf braucht gar nicht zu versuchen, ein Bier zu erwerben, das mehr als 40 Cent pro Flasche kostet – wohingegen unserem Anspruchssäufer kein Wein unterhalb eines Flaschenpreises von 45,89€ angeboten wird. Stellt sich ein Unternehmen ganze Grüppchen zusammen, sollte man natürlich auch die Gruppendynamit beachten. Beim Bohemien kommt es vor allem auf unterschiedliche Weltsichten innerhalb des Teams an, damit ein “fruchtbarer, intellektueller Diskurs mit den offiziellen Gästen der Veranstaltung” stetig am Laufen gehalten wird. Bei einer Rotte Prollo-Bollos kommt es lediglich darauf an, daß zwei Teilnehmer sich hin und wieder prügeln oder wenigstens lauthals mit “Kraftausdrücken einer von uns mit Absicht moralisch nicht weiter reglementierten Kategorie” anschreien.

Mit diesem Modell könnte man mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Man würde diese Trupps von Leberlöchrigen einer geregelten, sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit zuführen. Sie wären als diese dann auch über ihre Arbeitgeber versichert und müssten im Sinne der Funktion, die sie als Mitarbeiter, ja Aushängeschild der Firma auch von Pöbeleien gegen Unbeteiligte absehen, sofern sie nicht einen Rüffel vom Chef riskieren wollen. Das würde die Welt sicherer machen! Die Arbeitszeiten wären geregelt und durchaus auch flexibel. Bei vorabendlicher Präsenz bis 22:00 Uhr mit anschließendem After-Work-Bierchen, kann keiner verlangen, daß man bereits 8:00 Uhr am Folgetag wieder auf der Matte steht. Es liegt ohnehin in der Natur der Sache, daß es vornehmlich Spät- und Nachtschichten gibt. Wir kämen der Vollbeschäftigung näher und obendrein würde man einen vollkommen neuen, revolutionären Wirtschaftszweig etablieren – ein Wachstumsbranche, welche nach kurzer Zeit mit Börsennotierungen im Bereich der T-Aktie von Applepapieren von sich Reden machen wird.

Wir werden Montag mal bei der SAB anrufen und fragen, ob man dieses Geschäftsmodell kofinanzieren würde – nur die ersten 2-3 Wochen, bis es Gewinn abwirft eben. Vielleicht gibts ja sogar Fördergelder von der EU; bescheuerter als das, was die sonst fördern ist die Idee auch nicht.

Zwinkerndes Smiley

Donnerstag, 13. Februar 2014

BLACK CELEBRATION–Depeche Mode in Dresden, 12.02.2014

 

Es ist schon eine seltsame Sache, das mit dem Altern. Man macht plötzlich Dinge, die man vor 20 Jahren noch nicht für möglich gehalten hätte – und hat auch noch verdammt viel Spaß dabei. Gestern war es bei mir wieder mal so weit. Ich erinnere mich noch, wie ich Anfang der 90er Depeche Mode wahr nahm; das war ganz anders als heute. Damals waren das noch “die dunklen Typen mit ihrem Elektrozeugs”, deren Fans immer mit leicht depressivem Äußeren herum latschten und mit Vergangenheits-Even und seiner Fixierung auf Alternative- und Hardrock so gar nicht vereinbar schienen. Ich mochte das eine oder andere Lied, keine Frage, aber irgendwie passte es nicht. Außerdem war ich ein ziemlicher Musiknazi und alles was irgendwie “Synthie” hieß oder auch nur andeutungsweise Elektrozüge trug, das kam gar nicht in die Tüte oder wurde (wie DM) nur heimlich gehört. Was aus den 80ern kam fand ich ja obendrein sowieso total Moppelkotze! Jetzt fielen Depeche Mode zwar nicht wirklich in die oben genannten Kategorien, aber dennoch genug, daß die Bravo-Aufkleber eher verschenkt als zur optischen Aufwertung des Schulmaterials genutzt wurden. Binnen der letzten 10 Jahre habe ich die Kerle aber nun richtig schätzen gelernt. Ich hörte ihre Musik, und entdeckte, daß sie eigentlich verdammt gut sind die Herren! Melodisch dürfte das so ziemlich die beste Band sein, die derzeit noch aktiv herum tourt und live eine Urgewalt. Auch überwand ich die allgemeine Aversion gegen Elektrokram und Synthies mit der Zeit, weil es eben auch – wenn man es zuläßt – eine Menge musikalische Vielfalt bietet. Ich sage nur Emiliana Torrini, selbst Pearl Jam haben einen ihrer größten Midtemposongs mit einem Hauch Elektrogelumpe fabriziert. Die Mauer bröckelte so langsam und so entwickelte sich der Drang, DM auch mal live sehen zu wollen. Nachdem ich die Stadiontour letztes Jahr nicht mitmachen konnte wurde aus “sehen wollen” gar ein Derivat von “sehen müssen”. Im Endergebnis war es schon fast tragisch, daß ich im VVK für die Hallentour leer ausging. Dann kam noch dazu, daß die Kleine Schwester, mit der ich solcherlei Events im Normalfall aufsuche und die sich tierisch gefreut hätte die Herren live zu sehen, zur Tourzeit im Ausland weilt. Dann aber, dann erkämpfte sich selbige eine Karte für die Show der Herren in Turin und geht alleine ohne mich da hin! So eine Sauerei! So etwas konnte ich nicht auf mir sitzen lassen. Zwinkerndes Smiley 

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Ich erwarb nach mehreren erfolglosen Anläufen und dem noch viel erfolgloseren Unterfangen bei Radio Jump Karten zu gewinnen bei ebay durch eine glückliche Fügung ein Ticket. Ehrlich gesagt hätte ich nicht mehr damit gerechnet – schon gar nicht unter Einhaltung meiner selbst gesetzten, allgemeinen Schmerzgrenze beim Ticketpreis. Da gingen Karten für 250 Tacken weg, was weit mehr als doppelt so hoch ist wie genannter Schwellenwert. Jedenfalls bot sich die Chance und ich schlug zu! Das war vor ca. anderthalb Wochen und seither klemmte die Karte an meiner Pinwand.

Gestern wurde sie von dieser entfernt und – was auch ein wenig kribbelig war – vor Ort eingesetzt. Kribbelig deshalb, weil ich bei ebay-Karten immer die unterschwellige Befürchtung hege, daß man mich behummst hat. Hatte man aber nicht! Ich betrat also die Messe im Elbflorenz und suchte mir erst einmal eine etwas abgelegene Garderobe um nachher auch zügig wieder weg zu kommen. Auf mehrstündigen Stop-and-Go-Verkehr wie nach dem Boss in Leipzig hatte ich keine Lust. Ich organisierte mir ein Bierchen und ein Tourshirt, welches umgehend angelegt wurde, da ich keinerlei passende Oberbekleidung im Reservoir hatte und daher mit Monster Magnet Shirt anreiste.

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Ich schlenderte ein wenig umher und begutachtete die Location. Schön ist anders! Gegen diesen kubischen Funktionsbau hat sogar die O2 World in Berlin (eine MuFu-Arena modernster Prägung) noch richtig Charme. Aber egal, ich sollte hier ja keine Architekturpreise vergeben. Als es noch 15 Minuten bis zu Vorband waren brach ich auf um mir mein Plätzchen auszusuchen. Ich stand halblinks vor der Bühne und fand es komisch – also auf zur gewohnten Seite. Schon besser. Dann noch so weit nach vorn rücken wie möglich. Ich schaffte es immerhin bis ins vordere Drittel der Halle, wobei davon ein Großteil ja auch schon vom FOS in Beschlag genommen wurde. Ich leerte mein Radeberger und war froh, kein zweites trinken zu können – furchtbare Plörre! Alsbald betrat “The Soft Moon” die Bühne. Ich hatte nicht mit einer Vorband gerechnet, als ich vor ein paar Tagen aber sah, daß es eine gab, da war ich gespannt. Die sind ziemlich gut, gerade als Pusher für Depeche Mode sind die fast optimal gewählt. Die ersten drei Songs fand ich eher noch schwach, dann steigerten sie sich aber rapide und der letzte Song war einfach nur ein richtig mitreißendes Stück Musik! Wenn man bedenkt, was ich mitunter als “Vorband” erdulden mußte in den letzten Jahren (ich sage nur diesen Onkels-Kasper auf Solopfaden bei Motörhead… ), dann war das definitiv oberes Tabellendrittel. Als die Lichter wieder an gingen steigerte sich die Vorfreude um mich herum schlagartig. Die Überbrückungsmusik wurde eingedudelt und ging ca. 20 Minuten vor Beginn in ein laut hämmerndes Vorintro über. Per Internet fand ich heraus, daß es sich um eine leicht geremixte Version von “Bad Choice” eines gewissen Mike Duz handelt (ihr wiß´t ja selber, wo ihr das findet Zwinkerndes Smiley ). Der Song bringt echt die ganze Halle schonmal ordentlich auf Betriebstemperatur und es hat auch seine Gründe, warum man dieses Ding dann gleich ordnungsgemäß aufdreht. Das Ding erzeugte einfach eine richtig großartige Atmosphäre um einen herum. Die Bude war schon dezent am Köcheln bevor Depeche Mode auch nur einen Fuß auf die Bühne setzten. Ganz großes Tennis dieses Ding, vor allem weil es diesen passiv agressiven Unterton mitschwingen hat und die Erwartung nur noch mehr nach oben heitzt. 

Nachdem das gute Stück schier unendlich über uns hinweg gestampft war, erloschen die Lichter und es wurde vom offiziellen Intro abgelöst. Spätestens als Dave Gahan die Bühne betrat rastete alles, was sich vor mich befand komplett aus. Die Lichtmaschine wurde angeworfen und die drei Großbildschirme wurden mit pulsierenden, bunten Kringeln zum Leben erweckt. Was nun folgte war mit “Welcome to my World” ein sehr minimalistischer Einstieg in den Abend. Dave hatte von Beginn an seinen Schalter auf “Rampensau” gestellt und brauchte entsprechend auch nicht lange, bis er die Halle im griff hatte. Spätestens, als er vor “Angel” das Jäckchen ablegte war es doch um die weiblichen Anwesenden geschehen. (BTW: Ein Brauch, den ich wohl nie verstehen werde: Mann zieht Jacke aus, alle drehen am Rad… *wft*?!? Bei mir klappt das irgendwie nie.) Jedenfalls haben DM eine ähnlich fanatische Anhängerschaft wie Pearl Jam oder der Boss, was da abging – und zwar quer durch die Halle – hatte schon was von einer Kollektivhuldigung. Jedenfalls folgte “Angel” mit ähnlicher Intensität wie der Einstieg und Gahan begann so langsam motorisch warm zu werden. Die Untermalung auf den Videowänden war einfach nur perfekt abgestimmt. Depeche Mode sind mehr Gesamtkunstwerk als reine Konzertband – ohne dabei aber überladen zu wirken. Es war eine Augenweide. War der Saal bisher schon gut dabei, zündete das großartige “Walking in my Shoes” nochmal den Nachbrenner. Das Ging schon mit dem variierten Intro los und als dann offensichtlich wurde, was kommt, platzte die Endorphinbombe. Refrains wurden mit nach oben gerissenen Armen mitgesungen, es wurde geklatscht und getanzt. Der absolute Hammer, diese Liveversion. Da hörte man den Perfektionismus beim Arrangement der Livestücke heraus und das war auch verdammt gut so. Das Level wurde dann mit “Precious” und dem wunderbaren “Black Celebration” weiter oben gehalten. Als dann noch “Policy of Truth” kam – eines meiner Highlights des Abends – war es die reinste Freude sich genau zu diesem Zeitpunkt in genau dieser Halle zu befinden (egal wie grottenhässlich sie auch sein mag). Man konnte gar nicht anders als sich von der schon fast sakralen Stimmung anstecken zu lassen, die DM da aus dem Zuschauerraum entgegen schwappte. Weltklasse! “Slow” und “Blue Dress” bildeten da schon einen Kontrast in ihrer ruhigen Art. Auch wenn es Gerüchten zur Folge vor allem dazu da ist, das Ego von Martin Gore zu streicheln ist dieses von ihm dargebotene Songduo schon ganz groß! Verschnaufen, einfach treiben lassen und am Ende – den Martin feiern! Ich verstehe nicht, wie einheimische Schrottmedien (Freie Presse) das als “Stimmungsbremse” bezeichnen können. Wir sind hier nicht beim Speed Metal, meine Herren! Danach waberte “Heaven” durch die Halle. Ich mochte den Song noch nie so richtig, der – verzeihung – “verreckt” immer kurz bevor er so richtig Fahrt aufnimmt habe ich das Gefühl. “Heaven” und ich, wir werden einfach keine Freunde, aber man muß ihm zugute halten, daß es live dann doch so einiges an Atmosphäre erzeugen kann das Liedchen. Dave war mittlerweile im Erlösermodus angekommen und praktizierte fleißig die Jesus Christ Pose oder stiefelte mit seinem Mikrofonständer über die Bühne wie ein Zinnsoldat. Dann folgte “Behind the Wheel” und zog auch bei mir wieder umgehend an der Begeisterungsschraube. Ein toller Song, der noch so richtig schön mit der Lightshow verschmilzt. Und um mich rum alle so: “klatsch, klatsch, klatsch, *durchdreh*”! Zwinkerndes Smiley Hehe, und das blieb bis zum Ende des Mainsets so. Absolute Euphorie in der Halle – und ich konnte es verstehen. “A Pain that I’m used To” in einer Remixversion wirkte zwar ein wenig befremdlich, kickte aber die Stimmung nochmal anständig nach vorne. Die Schlußtroika des Hauptteils killte dann auch den letzten Funken Zurückhaltung im Publikum. “A Question of Time” marschierte mit seinem unnachahmlichen Drive durch die Halle und die Glieder sämtlicher Anwesenden und wurde von “Enjoy the Silence würdig abgelöst. Unbeschreiblich, diese zwei Songs und die Stimmung in der Halle. Dann brach “Personal Jesus” als Closer des Mainsets zunächst mit angezogener Handbremse die Stimmung kurz um dann nur umso heftiger zu detonieren. Was für ein Abschluß. Dave gab nochmal den Bühnenderwisch und wackelte zum gefühlt 200. Mal exzessiv mit dem Gluteus Maximus. Unglaublich energetischer Schlußpunkt!

Die Zugabenpause war kurz, so konnte man nur mal kurz durchatmen und sich sortieren, bevor die Herren wieder die Bühne enterten. Mit “But not tonight” wähle man wieder einen ruhigen Einstieg, nach welchem Martin Gore nochmals anständig gefeiert wurde und dies auch sichtlich genoß. Das folgende “Halo” war dann eine verträumte Ballade, die nochmal alles hervor holte, was Depeche Mode im ruhigeren Segment so auszeichnet. Dave wie immer voll dabei und sehr expressiv auf der Bühne. Den Kerlen nimmt man bei allen technischen Spielereien der Show einfach ab, daß sie mit dem ganzen Herzen dabei sind – vorbehaltlos. Danach hämmerte man mit einem treibenden Beat “I just can’t get enough” ein – nächstes persönliches Highlight. Hier war die Stimmung dann wieder am absoluten Siedepunkt. Es war eine helle Freude das zu hören und mit zu gehen. Zumal es, das merkte man, so eine Art kollektives Motto der Zuschauer war zu diesem Zeitpunkt. Wahnsinn, wie umfassend diese Band ihre Zuschauer in ihren Bann ziehen kann. Mit “I Feel you” schob man dann gleich den nächsten Song mit Potenzial zur Massenbewegung hinterher. Um einen herum nur klatschende, singende, tanzende Menschen und vor einem eine Band im Duracellmodus mit richtig schöner Lightshow. Leider war man nun schon am Ende des Abends angekommen und leitete aus den von Dave genüßlich dirigierten “oooooooooooooooohhhhhhhhh-ohhhh; oooooooooooohhhhhhhhhhhh-ohhhhh!” Chorälen des Publikums langsam in den Closer über. Die ersten entfernten sich da schon aus der Halle um pünktlich vom Parkplatz zu rollen – sie waren selber Schuld! Dieser Song war nochmal ein würdiges Highlight zum Abschluß. Alle gaben nochmal alles – absolut alles sogar. Sowohl Band, insbesondere der flummihaft agierende Dave, als auch Zuschauer gaben nochmal alles was Bewegungsapparat und Stimmbänder noch her gaben. Noch so ein Highlight des Abends. Was für ein Song – was für eine Show!!!

DM1

Als ich überraschend zügig wieder heim gekehrt war – trotz Massenparkplatz und gering dimensionierten Ausfährtstraßen – war ich immer noch ein wenig geflasht. Erschöpft, durch geschwitzt, aber mal wieder so richtig happy! Konzert Nummer zwei des Jahres 2014 wird einen Ehrenplatz erhalten in meiner Vita. Depeche Mode live gesehen zu haben, das sollte sich jeder mal antun. Auch wenn man noch ähnliche Vorbehalte hegt wie ich vor 20 Jahren, so wird es einen zwangsläufig überzeugen, wenn er diese Jungs live sieht. Es gibt nicht mehr viele Bands, die e drauf haben solche Shows mit derart zeitloser Musik zu bieten. Es sind momentan ungefähr eine Hand voll um genau zu sein. Und es werden auch nicht mehr – schaut euch nur mal um. Es war ein denkwürdiger Abend mit jeder Menge Freude und Spaß an der Musik. Depeche Mode sollten sich jetzt ein wenig erholen vom gestrigen Abend – damit sie am Dienstag in Turin dem Affen wieder ordentlich Zucker geben können! Wenn das Konzert in Fiatland das gestrige nicht toppt, dann überlege ich mir das mit der Synthieabneigung nämlich noch einmal! Zwinkerndes Smiley

Donnerstag, 6. Februar 2014

MUSSOLINI VS STALIN

(Gogol Bordello)

Die nächsten Wochen werden wieder anstrengend für den gesunden Menschenverstand, es sind mal wieder Olympische Spiele. An sich ja nix Schlimmes. Ich finde diese Wettkampfübertragungen durchaus kurzweilig bis interessant und wann hat man denn als Mann schon mal eine plausible Entschuldigung dafür – von der Gelegenheit ganz zu schweigen – sich solcherlei Boomsportarten wie Eistanzen oder Curling rein zu pfeifen? Fragt die um den Testosteronspiegel besorgte Frau dann “Warum?”, dann kann man argumentativ mit “Das ist Olympia… OLYMPIA!!!” sämtliche Diskussionen im Keim ersticken. Das ist ein wenig wie bei ner Fußball-WM. Auch da fände man keinen rationalen Grund dafür sich das Vorrundendebakel von Guatemala gegen die haushoch überlegenen Kicker aus Burkina Faso anzutun – außer halt, daß es “WM ist… HAAAAAALLLOOOOOOOO, WM!!!!!”. Die besonders wortgewandten Zeitgenossen unter uns fügen dann noch ein “Alle Spiele! Alle Tore!” mit an. Prösterchen und Bierchen auf! Von daher bieten diese internationalen Sportwettkämpfe im Schneeschuhfahren, Kufengleiten und Schlittenfahren einfach eine vortreffliche Gelegenheit die Zeit vor der Glotze tot zu schlagen. Irgendwie ist das ja auch spannend, selbst, wenn man die Sportarten an sich nicht wirklich versteht und/oder um kein Geld der Welt selber ausüben würde. So weit, so gut.

Allerdings ist es nun in Deutschland schwierig geworden, sich als Bürger unbeschwert an etwas zu erfreuen. Der Deutsche muß 1. planen und 2. meckern. Sonst ist er nicht wirklich glücklich. Wozu Planungswahn führt, das zeigt ja der geradezu irrsinnige Optimierungswahn der Baupläne, den es bei BER gab. Als Ergebnis kann man sagen, daß der Flughafen zwar noch nicht fertig ist, aber wenn er es wäre, dann wäre er besser als wir es uns vorgestellt hätten bevor er überhaupt geplant gewesen war. Verwirrt? Macht nix – ich habe den Satz auch 423 Mal nachgebessert… um ihn zu optimieren natürlich. Außer Flughäfen wollen wir auch noch alles andere planen – Medaillen zum Beispiel. Früher schickte man eine Hundertschaft kerniger Burschen und fescher Mädels ins Ausland, drückte ihnen ein paar Holzlatten oder getunte Hörnerschlitten in die Hand und sagte sinngemäß “Macht mal!” Wenn die dann wieder kehrten, schaute man sich an, was sie um den Hals hängen hatten und freute sich. Als Prämie gabs noch nen Jahresvorrat Adidas-Schlüpfer (ab Werk gleich mit drei Streifen) oder nen halben Wartburg überreicht, je nachdem, für welches Bruchstück unserer schönen, bunten Aktualrepublik man die Skischuhe schnürte. Heute ist das anders. Damals gab es zwar auch schon so etwas wie “Funktionäre”, allerdings beschränkten die sich aufs Funktionieren. Heute sind das glatt geschmirgelte Pseudopolitiker, die ihre Prioritäten von Interessenverbänden “nahe gelegt” bekommen und ihre eigens für den Job zugelegte Profilneurose vor laufenden Kameras ausleben müssen. Da schiebt sich dann ein gut genährter 150 Kilo Brocken im Armani-Anzug vor die Mikros und beschwert sich, daß die Skispringer “hinter unseren Erwartungen zurück” bleiben würden. Man habe mit mindestens fünfunddrölfzig Medaillen gerechnet, was die Herren ja mit ihrem popeligen Silberrang im Teamwettbewerb ja wohl mal sowas von verfehlt hätten. Man möchte in den Fernseher hinein springen und den Moppi höchst persönlich auf die Schanze zerren, wo man ihn in einen hautengen Ganzkörperanzug preßt, Skier unterschnallt und ihn dann vom Backen schubst. Während er dann die Anlaufspur hinunter purzelt will man ihm hinterher rufen “Und jetzt fliiiiiiiieg, Goldhoffnung! ZIIIIIIIIIIIIIEEEEEEHHHHHHHH!!!!!!”

Dieser Blödsinn grassiert in allen Sportarten. Ich finde es ja schon pervers, daß Medaillenerwartungen festgezurrt und Förderung davon abhängig gemacht wird. Viel Edelmetall = viel Förderung; wenig Edelmetall = “hier hast nen Fuffi, jetzt kauf dir selbst nen Bob, du Null!” Das ist doch paranoid. Vor allem wird dann noch breit getreten, was man erwartet hat und was erreicht wurde. Bedeutungsschwer wird dann mit ernster Mine eine “Neuausrichtung der Förderstrukturen” gefordert. Da wird kritisiert, daß die hohen Erwartungen, die man in die Sportler gesetzt habe, nicht erfüllt wurden. Da werden dann, auch 2014 wird das sein, Sportler in die Mangel genommen und müssen sich rechtfertigen, warum sie nicht gewonnen haben. Sie seien doch “bis dahin im Weltcup führend” gewesen und “ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt” habe sie eine unerklärliche Formschwäche ereilt. Medialer Liebesentzug geht damit dann freilich einher. Man sollte den Herren Funktionären mal zu bedenken geben, daß da auch noch so ein bis zwei andere Nationen mitmischen bei den Wettkämpfen. Es ist jetzt nicht so ganz unwahrscheinlich, daß diese sich trotz der deutschen Gegnerschaft auch ein wenig anstrengen und im Zweifelsfall ein oder zwei Medaillen holen wollen. Ich sags ja nur, daran sollte man denken – auch wenn es vielleicht nicht unbedingt offensichtlich ist. Die Medien, insbesondere die besonders niveauarmen Schrottblätter (… Moment, warum eigentlich Plural an dieser Stelle, sagen wir doch gleich “BILD”), springen auf den Zug auf und hauen einem permanent den Medaillenspiegel um die Ohren. Nach dem Motto: “Guckt, jetzt hat sogar Ruanda schon drei Mal Bronze und wir…?!?” Ich finde das nervtötend und bescheuert!

Die Kehrseite der Medaille (auf dieses vorhersehbare Wortspiel bin ich jetzt nicht stolz, mir fiel hat nix anderes ein) ist dann, daß man sich wundert, wenn der eine oder andere Sportler sich unter dem Druck ne Pulle Dopingmittel in die Venen jagt um diesem Blödsinn zu entgehen. Ich will das jetzt nicht gut heißen, aber wenn diese Erwartungshaltung medial geschürt wird und auch absehbar ist, daß Sieger mit Werbespots für Abführtabletten oder Matratzenschoner finanziell abräumen in der Folge, dann soll man doch bitte diese Doppelmoral sein lassen. Wer heutzutage noch an “sauberen Sport” glaubt, der ist doch eh nicht mehr zu retten. Medial ist das doch wie bei der Tour de France. Erst wurde Ullrich niedergeschrieben, weil er hinter Armstrong “nur” Zweiter wurde und hinterher wollte es wieder keiner gesendet haben, als heraus kam, daß da im Prinzip hundertachtzig Pharmalobbyisten durch die Provence rollten.

Der zweite Punkt, der des Meckerns, ist ähnlich ballaballa. 2007 vergab man die Olympischen Spiele nach Sotschi. Warum man das tat, das wird wohl auch nur das IOC wissen. Aber so lange es die FIFA gibt, wird man ja ohnehin noch einen Verein haben, der noch absurdere Entscheidungen fällt und einen dadurch noch recht vernünftig wirken läßt. Jedenfalls stellte man nicht nur hierzulande unmittelbar nach der Vergabe (so etwa im Dezember 2013) vollkommen überraschend fest, daß Sotschi in Russland liegt. Urplötzlich sah sich die selbst ernannte “kritische Öffentlichkeit” damit konfrontiert, daß wider Erwarten Korruptionsvorwürfe aufkreuzten. Auch mußte man fest stellen, daß “grüne Spiele”, wie sie sich jeder wünschte, irgendwie doch nicht zu Stande kommen werden. Die werden eher so plattenbaugrau sein. Auch tauchten plötzlich Meldungen über Enteignungen auf und man sah beunruhigt zu, wie die Russen den Spielen alles unter ordneten. Dann, was die wohl größte und unvorhersehbarste Entwicklung in der Causa Sotschi war, entdeckte ein investigativ recherchierendes Kamerateam urplötzlich eine Schwarzmeerküste bei Sotschi und deckte auf, daß es sich unter Umständen um einen so genannten “Badeort” handeln könnte. Sotschi ist traditionell praktisch wie geschaffen für Winterspiele. Das IOC reagierte überrascht und schickte eine Hundertschaft von phrasendreschenden Grußaugusten vor die Kameras der internationalen Presse. Die erklärten dann, daß doch alles voll supi ist und die Spiele die schönsten, prächtigsten, größten und überhaupt megageilsten Sportfestveranstaltungen der Geschichte werden würden. Das Interessante ist, daß sich die Weltöffentlichkeit davon blenden läßt. “Ach soooo, das ist gar nicht so schlimm sagt der nette Opi mit der Rolex und dem Belugakaviar im Mundwinkel. Na, der wird es ja wissen, der ist schließlich objektiv!”  Und natürlich geht es nicht nur darum, daß beim IOC und den Sponsoren der Rubel rollt, das ist in erster Linie ein Fest des Sports! Aber wehe, unsere Athleten holen zu wenige Medaillen!

Aber das IOC hat Glück gehabt! Nicht auszudenken, was es für Fehlentwicklungen, Umweltsünden und (igittigitt) Korruptionsskandale im Vorfeld der Spiele gegeben hätte, wenn diese nicht unter der Fuchtel wohlwollenden, am Gemeinwohl orientierten Egide eines lupenreinen Demokraten organisiert wurden wären.