(Foo Fighters)
Wie bereits gestern angekündigt will ich heute nochmals ein paar Worte zur Buchmesse in Leipzig verlieren. Gestern, am Tag unseres Besuches, berichtete ich ja eher Grundlegendes. Wie Alice gestern schon bemerkte, erregte aber von Anfang an ein für mich etwas seltsames Phänomen unsere Aufmerksamkeit: Cosplayer.
Für Leute, die jetzt ein saftiges “Hääääh?!?” verlauten lassen, sei es nochmals in einer klickbaren Variante erwähnt: Cosplay! (BTW: Wenn ich nicht zufällig 9gager wäre, wüßte ich auch nicht, was das ist. Oh, sorry: 9gag. ) Jedenfalls latschten einem da alle paar Meter irgendwelche Verkleidungsheinis über den Weg. Einige durchaus mit entsprechend aufwendigen, schicken Kostümen; andere wiederum sahen aus wie nach dem Rosenmontagszug hastig zusammengekehrte Restkamelle. Aber gut, Geschmackssache. Eher grundsätzlich finde ich es aber komisch, daß sich die auf der Buchmesse rumdrücken. Was wollen die da? Gut, diese ganzen Mangauschis, deren seltsame New-Age-Zeichentrickheftchen werden ja wenigstens noch auf der Messe ausgesellt… an zwei bis 3 Ständen… aber der Assassine aus Assassins Creed? Link aus Zelda?? Dicke, überschminkte Krankenschwestermatronen mit Katzenohren??? EIN 2,50 METER GROßER BÄR MIT DOPPELSTOCKKOPF????? Irgendwo hört es einfach mal auf unter thematischen Gesichtspunkten sinnvoll zu sein. Wahrscheinlich werde ich so langsam alt… konservativ und langweilig… aber wenn schon Verkleidung, dann bitte, bitte, bitte irgend etwas, das auch im weitesten Sinne literarisch ist. Ich stelle mir zum Beispiel gerade vor, wie ich in Ritterrüstung auf meinem serienkillerfressenden FBI-Drachen in der Thalia einreite, mein Transportmittel veranlasse den Twilight Tisch in Flammen zu setzen und dann mit Hilfe einer Decke und Rauchzeichen das Gesamtwerk von Karl May bei der Buchhandlungsverkaufsfachkraft nachfrage. Da weiß man wenigstens, warum ich das mache. Wenn ich mir aber ein Ballkleid anziehe, mich wie Sailor Moon schminke und einen Haarreif mit Katzenohren aufsetze, dann bekomme ich höchstens die BILD-Zeitung ausgehändigt – und werde beim Verlassen der Buchhandlung trotzdem weg gefangen und Psychopharmaka zwangsernährt (was ausnahmsweise nicht an die erstandenen BILD-Zeitung läge). Ich hoffe, ihr versteht was ich meine. Außerdem sollte es in gewissen, sinnvollen Bahnen verlaufen. Leute, die aussehen wie Roseanne, sollten sich nicht unbedingt als Natasha Romanoff von den Avengers verkleiden. Es könnte unter Umständen ein bisschen… naja… “lächerlich” wirken wenn die sich in das gleiche Spandex-Kostüm wie Scarlett Johannson wuchten. (Ich hätte da ohnehin eher den Hulk empfohlen, der ist eh viel cooler; nur mal so am Rande.) Hier mal ein Schnappschuß von einer Zusammenrottung der Cosplayerfraktion (fernab jeglicher Ausstellungsstände natürlich):
Gut, so richtig schlimm fand ich es nicht, es war auch ein wenig amüsant und auflockernd. Jedoch fühlten wir uns, da waren wir uns einig, in den “seriöseren” Ecken der Messe deutlich wohler als in der von diesen schrägen Figuren überrannten Comic-und-Manga-Vertretung. Dauernd hatte man irgend einen Reifrock in der Kniekehle und erstickte fast in den benebelnden Dämpfen aushärtender Schminkmasse. Auch konnte man, wenn man nicht aufpasste, das eine oder andere Auge an den Frisuren einiger dieser Leute verlieren. Der Festigkeitsgrad dieser hochgestylten Stacheln, Tollen und brettähnlicher, bunter Gebilde ließ nach konservativen Schätzungen sogar Integralhelme vor Neid erbleichen.
Vielleicht sollte man in Leipzig einfach die Zeichen der Zeit erkennen und mal eine Extramesse für Cosplayer aufziehen. Da könnten dann neben den Mangaverlagen (jeder Menge Mangaverlage) auch noch die Schminkindustrie, die Kostümindustrie und die Haarsprayfirmen ihre neuesten Entwicklungen feil bieten. Wäre doch ein Geschäftsmodell, oder?!? Vielleicht, aber nur vielleicht, würde ich dann auch mal vorbei schauen… mit meinem Drachen und dem Sailor Moon-Kostüm.
PS: Das gewählte Sicherheitspersonal und die Vorsichtsmaßnahmen der Veranstalter um die normalen Messebesucher vor potentiell gefährlichen, Amok laufenden Killer-Cosplayern zu beschützen waren übrigens…
… vorbildlich!
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