Samstag, 7. September 2013

WHISKY IN THE JAR

(Met(a)llica)

Mahlzeit! Die Twitterfraktion hat es ja schon mitbekommen: Die MsPittili und ich sind diese Woche mehr oder weniger spontan zu einem kleinen Kurztrip ans Meer aufgebrochen. Die Entscheidung fiel recht fix und ebenso schnell machten wir eine Unterkunft auf Rügen klar. Warum? Naja, wir hatten beide (MsPittili aber deutlich stärker) das Bedürfnis, ein paar Tage am Meer zu sein. Wir suchten uns höchst provokativ aber auch im Bewußtsein, daß wir da genau das bekommen, was wir wollten, das Jagdrevier vom Sagen umwobenen, kreuzgefährlichen Schienenuhu aus und fuhren nach Sellin. Natürlich durften da auch ein paar Ausflüge und eine anständige Wanderung nicht fehlen. Dazu vielleicht später mehr. Vorerst so viel: Am Anfang der Wanderung trafen wir am Parkplatz auf dieses Schild hier:

promille

Es kündete von einer Schnapsbrennerei ganz in der Nähe. Nach einer 12 Kilometerwanderung über Stock, Stein, Gebüsch, Abhang, Küste, Feld und Brombeerstrauch kamen wir rechtzeitig zur ebenfalls angekündigten Brennereibesichtigung wieder am Ausgangspunkt an. Wir nahmen noch einen kühlen Hopfentee im Biergarten der

brennerei

ein. Nun, wer mich kennt, der weiß, daß ich da vielleicht mit durch gegangen wäre, wenn es sich nur um deren Kerngeschäft gedreht hätte, nämlich Ostler. Allerdings würde ich mich dann nicht genötigt sehen, unmittelbar nach der Ankunft daheim darüber zu bloggen. Nein, die Hofbrennerei hat sich außerhalb des Obstschnapses auch dem Whisky gewidmet. Wer darüber grundlegend mehr erfahren will, dem sei DIE WEBSEITE ans Herz gelegt. Ich für meinen Teil will mich nur auf meine eigenen Eindrücke beschränken.

Zunächst einmal finde ich es großartig, daß sich auch in Deutschland Brennereien mit dem Whisky beschäftigen. Ich bin mir bewußt, daß ich vom schottischen Eiland hinsichtlich meiner Präferenzen schon ziemlich verhätschelt bin. Ich habe gar nicht erwartet, daß ich da meinen neuen Lieblingswhisky finde, aber interessant fand ich das ganze Dingen dann schon. Während wir also auf den Beginn der Führung warteten, da nahm ich bereits dies hier ins Auge:

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Man konnte also vom frischen Destillat bis hin zum 32monatigen Zwischenprodukt alles antesten… sehr schöne Idee. Ich reichte den Autoschlüssen schonmal präventiv an die Frau weiter. Zwinkerndes Smiley Die Führung startete dann und war an sich schon ziemlich interessant. Man merkte, daß man insbesondere das Whisky-Experiment schon mit einer Menge Herzblut voran trieb. Nebenbei wurden einem noch die Augen geöffnet, mit welch penetranter Gewalt der Staat zum wahren Kontrollfreak wird, wenn es darum geht die Alkoholsteuer auch aufs Milliliterchen genau zu berechnen. Die brennblase, laut Führung eine Multifunktionsblase, nahm sich in Form und Größe natürlich richtig niedlich gegen die hochspezialisierten Vorrichtungen aus, die der Schotte für sein Wässerchen so auffährt. Man kann von einer kleinen Brennerei naturgemäß auch nicht erwarten, sich extra eine spezielle Brennblase anzuschaffen, aber hier wurde ich das erste Mal leicht skeptisch. Multifunktionsblase? Kann da was Gutes dabei herum kommen? (Um es vorweg zu nehmen: Ja, es geht.)

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Der für mich eigentlich interessante Teil folgte dann aber erst im Anschluss. Nach einer kurzen Stippvisite am Obstentkerner, bei der ich mich schon deutlich intensiver mit dem praktischer Weise hinter mir gelagerten Fäßchen hier beschäftigte

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als mit dem Pflaumenquetscher aus Alu, ging es in den Keller. Ins Lager… da wo die Fäßlein wohnen und in Ruhe vor sich hin reifen dürfen.

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Da wurde auch der Whisky schnell eindringlicher und ausführlicher thematisiert. Man erfuhr so einiges über die Faßtypen, die Lagerung, die Rohstoffe und die Philosophie für die man sich entschieden hatte. Ich merkte da schnell, daß der “Pommersche Greif” wie der  Whisky heißt, nichts ist, was so in meine Geschmacksvorlieben beim Schottentrunk passt. Allerdings heißt das ja nicht, daß der Whisky schlecht ist, sondern nur, daß er es nicht bei mir in den Schrank schaffen wird. Die Strandburg füllt bereits nach drei Jahren ab, 5jährige sind schon ne “Special Edition”. Klar, so lange brennen sie noch nicht, da ist einfach kein Material da für einen 12jährigen. Aber vier, vier Jahre dürften es dann doch schon sein finde ich. Außerdem werden aus wirtschaftlichen Gründen (auch nachvollziehbar, man will und muß zu Beginn ja auch was absetzen) nagelneue Eichenfässer verwendet. “First Fill”. Klar, da ballert die Zellulose auch in drei Jahren ordentlich Geschmack ins Destillat. Zwar werden auch Sherryfässer genutzt für die Nachreifung, aber ich bin skeptisch. Wahrscheinlich dominieren die Eichenaromen dann so stark, daß man nur einen Hauch Sherryaroma mitbekommt. An sich nicht schlimm, wenn man es mag. Ich kann über den Geschmack nur insofern urteilen, als daß ich im Anschluß das 32 Monate alte Zwischenprodukt kostete. Und das, das war schon eine feine Sache. Smiley 

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Erstens schmeckte es mir wesentlich besser als erwartet! Klar, die Eiche war schon sehr dominant, aber die ehrlich gesagt befürchtete Schärfe war nur schwach wahrnehmbar und störte nicht wirklich. Wenn man ihn mit 43% abfüllt und ihm noch die 4 Monate Reifezeit spendiert bis zur Abfüllung, dann dürfte das gänzlich im angenehmen Bereich liegen. Es ist ein sehr klar definierter Whisky finde ich. Wer auf Eichenaroma steht und mir wirklich klassischen, einfachen aufgebauten Whiskys was anfangen kann, der dürfte am “Pommerschen Greif” durchaus Gefallen finden. Mir persönlich fehlt da einfach der Rauch und/oder ein kräftiges Sherry-/Port- oder auch Rumaroma. Im probierten Whisky konnte ich zumindest kein Sherryfaß heraus schmecken, ob eines dabei war – ich weiß es nicht. Rein farblich würde ich eher darauf tippen, daß in der 5jährigen Special Edition, die auch da um stand aber nicht gekostet werden konnte, ein Sherryfaß zum Nachreifen eingesetzt wurde. Aber wie gesagt: Die Eiche war der dominierende Part beim Verkosteten. Ich bin bei Whisky einfach geschmacklich in einer anderen Ecke zu Hause. Dennoch war es schon ein tolles Erlebnis muß ich sagen, alleine deshalb, weil es ein Whisky ist, den kaum einer kennt, der aus Deutschland kommt und der jährlich mit vergleichsweise niedlichen 2.100 Flaschen abgefüllt wird von denen auf Grund der Jahrgangsflaschen auch ein guter Teil ungeöffnet in Sammlerschränken verschwinden dürfte. Ein feines Getränk und wenn man der Strandburgbrennerei noch ein wenig Zeit und bis dahin auch Absatz gibt, dann glaube ich, daß die in ein paar Jahren auch ein paar für mich durchaus interessante Whiskys produzieren können. An Experimentiergeist fehlt es ihnen jedenfalls nicht, wie dieses Faß hier zeigt:

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Leider noch nicht fertig, leider auch nicht zu kosten. Zwinkerndes Smiley Aber ich wünsche dieser sehr sympathischen Brennerei auf jeden Fall alles Gute für die Zukunft. Wäre schön, wenn ausgerechnet auf Rügen dereinst ein international anerkanntes, etabliertes Tröpfchen nebst dazu gehöriger Sonderabfüllungen zu Hause wäre.

Was mich abschließend noch begeisterte war der Erfindungsreichtum. Beispielsweise wurde extra eine Belüftungsanlage installiert um Seeluft in den Keller zu pumpen um vielleicht noch ein wenig aromatischen Einfluß heraus zu preßen. Trinkt mal einen im “Holzschuppen” an der stürmischen Küste gereiften Bunnahabhain und ihr wißt, was man (freilich im kleinen Maßstab) damit bezweckt.

Tolles Erlebnis jedenfalls und jedem, der an einem Mittwoch oder Freitag in der Nähe ist, ist sei dieser Ausflug wärmstens ans Herz gelegt. Smiley

3 Kommentare:

  1. Zumindest soll es auch mal Küstenwhisky werden, also mit Salzluftaroma. Löblich, löblich.
    Grüße! N.

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  2. Merci für diese ausführliche Reportage. Vielleicht gönnen wir uns trotzdem so ein Fläschchen für die Hochzeit? :)

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  3. Ein typisches Männerposting... ;) Aber natürlich "trotzdem" extrem interessant.

    LG

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