(Chuck Berry)
Samstag, 27. Juli 2013
Dienstag, 23. Juli 2013
OLD TALE
(Korpiklaani)
Mal wieder ein paar Fotos heute. In meiner Kindheit war ich ja mal voll fasziniert von Ruinen, ganz besonders von Burgruinen. Da hatten irgend welche Raubritter, Heckendiebe oder Wegzolleintreiber; manchmal sogar vernünftige Rittersleut hört man, sich einen schicken Felsen gesucht und obendrauf ein amtliches Wohnschloß gezimmert. Mauern so dick wie Bunkerwände, Schießscharten und Mordlöcher, aus denen sich bei Bedarf siedendes Pech über die armen Schweine ergoß, die von ihrem Lehnsherren geschickt wurden das Gemäuer für ihn zu erobern. Spannend! Zwar kann ich, Leser werden es wissen, auch “normalen” Burgen, die man noch begehen und besichtigen kann und in denen sogar noch das Mobiliar rumsteht, auch ne Menge abgewinnen, aber hin und wieder geht halt nichts über den Charme, den so etwas hier hat:
Das ist die Burgruine Weißenfels in der Oberpfalz. Wie uns die Schautafeln am Fuße verrieten, wurde sie von den ortsansässigen Rentnern in den 90ern wieder aufgebaut und begehbar gemacht. Besonders hervor zu heben sind hier die an den Fels gedübelten Leitern, die zwar einen recht… nunja… luftigen Eindruck vermitteln, sich aber als überraschend stabil erweisen und es einem erlauben, auf den restaurierten Turm zu steigen. Das wiederum ist ein Highlight. Sieht selbiger von unten nämlich noch so aus:
Kann man, wenn man sich bis nach oben hoch gekämpft hat, zunächst ein Mal den Beweis erblicken, daß es sich trotz aller Leitern, Restaurierungen und Rundwege in und um die Burg bei selbiger und eine Ruine im besten Sinne handelt:
Noch ne Ecke spektakulärer ist dann aber der Rundumblick (Achtung, recht große Datei)…
Wahnsinn!
Sonntag, 21. Juli 2013
KILLING BIRDS
(Chris Cornell)
So Männer, jetzt passt ma uff! Ihr dürftet das eventuell kennen; Ihr geht an einem sonnigen Sommertag in einem Park, einem Waldgebiet oder wo auch immer mit der Holden spazieren. Ihr ahnt nichts Böses, nein, im Gegenteil. Das Leben ist gerade schön und ihr schreitet fröhlich vor euch hin entspannend vor euch hin. Ihr steuert einen kleinen Teich oder See an, welcher euch als Naherholungsgebiet bekannt ist und wo ihr gedenkt ein Eis zu essen oder einen dampfenden Kahvi im wohltuenden Schatten eines Brauereisonnenschirmes zu genießen. Sollte es wirklich heiß sein, so kann auch ein kühles, im Sonnenlicht bernsteinfarben funkelndes Bierchen euer Ansinnen sein. Ihr nähert euch also dem Wasser, sehr am Ufer herumlungernde Gestalten mit Einweggrills oder sich sonnende Jugendliche, die nebeneinander im Gras hocken und synchron ihre Smartphomes malträtieren. “Arme Schweine” denkt ihr euch, “… so jung und schon kein Sozialleben mehr.” Während ihr dann um den See herum scharwenzelt, bemerkt ihr Tretboote, in denen sonnengerötete Menschen eher dröge durch das brackige Wasser zuckeln und mußmaßlich über die Uferianer lästern – jedenfalls trägt ihr gehässiges Gelächter über die Wasseroberfläche weit genug, damit ihr ihnen das unterstellen könnt.
Plötzlich kommt von eurer Seite in etwa dieser Kommentar: “AWWWWWWWW!!! Tretboote! Komm, lass uns Tretboot fahren!” Naja, warum eigentlich nicht. Tretboot fahren fetzt und gefühlt durfte man es als Kind viel zu selten tun, warum auch immer. Also gebt ihr nach – oder “stimmt zu”, wie es in dem Moment noch angebrachter formuliert sein dürfte – und sucht den Bootsverleih um euch eines der humanbetriebenen Wassertaxis zu mieten. Weil ihr ein Mann seid, stellt ihr euch vor eurem inneren Auge schon vor, wie ihr mit gefühlten 85 Stundenkilometern durch das Wasser pflügt und all die anderen Strampelheinis erst locker überholt und hernach mit eurer Bugwelle zum Kentern bringt. Ja, klingt super! Während ihr noch gehässig in euch hinein grinst, habt ihr den Bootsverleih erreicht und betretet den Steg, an welchem ihr sogleich erwartet euer Speedboat überreicht zu bekommen. Das Problem an der Sache ist nur, daß am Steg zwar zwei Dutzend der Tretboote festgezurrt sind und auf euch warten, daß da allerdings auch ein Exemplar von DEM HIER angeleint ist. In dem Moment wird euch bewußt: Ihr habt verloren! Das Schwanentretboot!!! Jene Höllenmaschine, welche euch in aller Öffentlichkeit mit dem Stempel “Pantoffelheld” versieht, sobald ihr darin gesichtet werdet. Und glaubt mir: Ihr werdet gesichtet! In solchen Momenten ist immer jemand aus eurem Freundeskreis mit einer Kamera in der Nähe… und solltet ihr ein Schwanentretboot besteigen, dann wird er euch auch finden! Ich weiß, wovon ich rede. Als ich der MsPittili das mit dem weißen Elend das letzte Mal erfolgreich ausgeredet hatte, war beim Anlegen am Steg einer meiner besten Freunde zufällig zugegen und hielt das hier für die Nachwelt fest:
Ich, wie ich mich strauchelnd aus dem schwankenden Kahn quäle. Das Foto besticht förmlich durch seine nonexistente Eleganz. Nicht auszudenken, wenn wir das Schwanenboot genommen hätten! Ich hätte mich nie wieder in der Öffentlichkeit blicken lassen können. Puhhh, ist ja noch einmal gut gegangen.
Dachte ich zumindest… bis heute! Wir waren – cleverer Weise weit nach Geschäftsschluß der Bootsheinis – am Abend noch auf ein Bierchen und ne Currywurst im Biergarten am Schloßteich in Three-O-City eingekehrt. Beides mundete jeweils vorzüglich und wir beschlossen, daß wir noch einen kleinen Dämmerungsspaziergang um den Schloßteich machen wollten sobald wir gezahlt hatten. Wir holten uns noch eine Kugel Eis in der Geschmachsrichtung “Schmackofatz” (ich lüge hier nicht rum, das hieß wirklich so… optisch hätte ich es eher “Nyam Cat” genannt) und schlenderten durch den späten Abend. Dabei kamen wir auch am Bootsverleih vorbei.
Und dann sah ich es! Männer!!! Ich möchte hiermit an euch appellieren, mir in diesem Punkt jetzt einfach mal zu vertrauen, wenn ich euch sage: “Das nächste Mal, wenn eure Angebetete im Schwanentretboot über den See schunkeln will, DANN HIEVT EURE ÄRSCHE GEFÄLLIGST IN DIESEN VERDAMMTEN PLASTIKVOGEL! Murrt um Himmels Willen nicht rum und versucht sie auf die Standardversion herunter zu handeln, weil die einen günstigeren CW-Wert hat oder warum auch immer. Setzt euch in das Ding rein, schaltet das Schamgefühl aus und dreht gemütlich ein paar dieser Canossa-Runden über den Tümpel. Vertraut mir einfach – nur dieses eine Mal! Es ist das Richtige; die beste Entscheidung, die ihr jemals getroffen haben werdet! Versichert ihr beim Aussteigen, wie sehr ihr die Fahrt genossen habt und daß das widerwärtige Teil “eigentlich ganz hübsch” ist und ihr euch “vorstellen könnt das mal zu wiederholen”. Aber sie soll euch versprechen, daß ihr das dann ausschließlich wieder im Schwanentretboot tut. Dann fahrt nach Hause und preist euer Glück, nochmal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Denn euch muß eines bewußt sein: Es hätte alles noch viel schlimmer kommen können:
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q.e.d.
Samstag, 20. Juli 2013
I NEED TO KNOW
(Tom Petty)
NSA, sagt euch doch was, oder?!? Nein? NSA? Prism?
NSA!!!!
DATENKRAAAAAAKEEEEE! Jetzt? Ihr könnt es ruhig zugeben, die wissen nicht was ihr lest, sondern nur, was ich schreibe. Obwohl… jetzt, wo Ihnen klar ist, daß ihr auf meinem Blog seid. Naja, nun ist es eh zu spät, da könnt ihr auch weiter lesen. Ehrlich gesagt ist es eine Frechheit, was die Amis und die Briten da veranstalten. Mir kann auch keiner weiß machen, daß das bei uns niemand wußte. Man hat halt nur gehofft, daß es nicht raus kommt; und wenn, dann erst wenn die Sozen wieder an der Macht sind. Daraus wurde aber nichts – und das lag ausnahmsweise mal nicht an den Sozen (wie man mittlerweile ja leider hinzufügen muß). Jedenfalls las ich gerade, daß Mutti vollmundig einen “8 Punkte Plan für mehr Datenschutz” angekündigt hat. “Wow! ACHT GANZE PUNKTE!!! Das muss ja ein absoluter Knaller sein, dieser Plan.” dachte ich mir. Sind ja auch toll, solche politischen Nebelkerzen; und geradezu hochgradig effektiv in der Sache. Natürlich war ich neugierig, welche hohlen Worthülsen uns denn als Stein der Weisen angedreht werden und obendrein die NSA aus unserem Leitungen verjagen sollen. So dachte ich mir, ich könnte mal fix bei meinem alten Kumpel Keith Alexander in Übersee anrufen, der alten Horchmuschel. Vielleicht hat der ja schon Näheres (abge-)hört zu diesem politischen Paukenschlag, den die Angie auszupacken gedenkt. Er hatte und so kann ich euch hier Muttis Acht-Punkte-Plan ganz, ganz exklusiv foxy-leaken :
1. Einrichtung einer “Bundesprüfstelle für Passwortangelegenheiten”. Der Bürger reicht vor Abschluß der Online-Registrierung seine drei priorisierten Passwortvorschläge mit den Formblättern A47 - B und C64-7 nebst unterzeichnetem Zusatzblatt zur Zustimmung für die Datenweiterverarbeitung für statistische Zwecke in dreifacher Ausführung dort ein. Nach einer Bearbeitungszeit von nicht weniger als 5 Wochen (Zielvorgabe) wird dem Bürger sein neues, absolut sicheres und fälschungsresistentes Passwort in einem verschlossenen Umschlag zugeteilt. Dieses Prozedere ist für sämtliche Onlinedienste separat durchzuführen und jeweils alle 3 Monate zu wiederholen. Doppelnutzung einmalig genehmigter Passwörter ist fürderhin nicht zulässig.
2. Aufhebung der Buchpreisbindung für Facebook in der Hoffnung auf die reinigenden, moralischen Effekte eines freien Wettbewerbes auf die Unternehmensphilosophie. (Anm.: FDP-Vorschlag)
3. Sofortmaßnahme: Ab 2034 gesetzlich zwingend verbindliche Festlegung einer Volumendrossel bei 56MB/Monat pro Bürger. Nach Überschreitung ist das (auch das mobile) Surfen nur noch mit einem staatlich geprüften 56K-Modem möglich. Prämisse: Mit einer Reduzierung des Datenvolumens geht auch eine statistisch signifikante Reduzierung der abgehörten Informationen einher, was wiederum als voller politischer Erfolg verkauft werden kann. (Die Telekom erhält für ihre Vordenkerrolle posthum das Bundesverdienstkreuz.)
4. Twitteraccounts werden nur noch mit dem neuen, elektronischen Personalausweis zugänglich sein. Im Profil werden sowohl Foto als auch Klarname, Geburtsdatum und religiöse Gruppenzugehörigkeit sichtbar sein. Damit soll für den Bürger eine umfassende Transparenz über die Leser seiner Tweets sicher gestellt werden. (Die erforderlichen Lesegeräte für den Login bei Twitter können ab 26.09.2015 schriftlich beim Bundesnachrichtendienst angefordert und gegen eine Bearbeitungsgebühr geleast werden. Bis dahin wird der Internetdienst “Twitter” im Bundesgebiet zum Schutze der Bevölkerung vorübergehend deaktiviert.
5. Ilse Aigner wird beauftragt einen Task-Force einzuberufen, die unter Ausschluß der Öffentlichkeit ein Empfehlungsschreiben erarbeiten soll. Dieses soll der Bundesregierung die Einrichtung einer überparteilichen Sonderkommission zur Erstellung eines “10-Punkte-Planes zur Erarbeitung von unverbindlichen Vorschlägen für die Bundesregierung betreffend der Formulierung eventuell sinnvoller Bundesdatenschutzrichtlinienüberarbeitungsvorschlägen” vorschlagen – was dann parlamentarisch wiederum geprüft wird.
6. GEZ und GEMA fusionieren zur “Hoheitliche Online- und Netzagentur für Kommunikationsverschlüsselung” - kurz “H.O.N.K.”. Kernkompetenz werden persönliche Besuche der Agenten (positiv: diese sind bereits unter ihrer neuen Bezeichnung “Honks” in der Bevölkerung bekannt und geliebt) bei den Bürgern und das persönliche Installieren eines per Gesetz für abhörsicher erklärten 15 Zoll Röhrenmonitors (gegen eine Bearbeitungspauschale von einmalig 106,43€).
7. Beauftragung von Heiner Geißler mit der Vermittlung zwischen NSA und dem Bundesbeauftragten für Datenschutz – mit dem Ziel der vollständigen Aufgabenübertragung des Letzteren an die NSA (Stichwort: “Bürokratieabbau”).
8. Das hier.
Na dann: Schönes, sicheres Neuland uns allen!
Dienstag, 16. Juli 2013
MONSTER IN THE PARASOL
(QOTSA)
Diese Woche endlich in den Lichtspielhäusern:
Ick freu mir! Das Grundkonzept “Monster vs. Riesenroboter” klingt einfach zu göttlich! Und ja, mir ist durchaus bewußt, daß da der 12Jährige in mir spricht, ist mir aber bummi! Schade finde ich nur, daß der Trailer schon verrät, wie arg die Synchro die Originalfassung mal wieder entschärft hat. “Tonight, we are cancelling the apocalypse” klingt nun einmal wesentlich cooler als “Heute halten wir die Apokalypse auf!” Das wird dann auf BluRay halt nachgeholt.
Montag, 15. Juli 2013
BICYCLE RACE
(Queen)
Wie jedes Jahr zur Tour de France-Zeit gehen mir ARD und ZDF massiv auf die Ketten! Genauer gesagt ihre “Sport”redaktionen. Ich sage dann zu mir selbst immer das, was die @MsPittili für sich als Alternativtitel für “Hart aber Fair” auserkoren hat: DA KÖNNT’SCH MICH UFFRESCHE!!
Wenn man ARD und ZDF heutzutage ärgern will, dann sagt man einfach nur “Radsport”! Dieses Wort, das an sich nur eine Sportart beschreibt, reicht mittlerweile aus um die Redaktionen der GEZ-finanzierten Moralisten in Rage zu versetzen. Auch wenn, oder besser: gerade weil die Tour de France derzeit durch das Nachbarland rollt. Alle unter uns, die die ausgehenden 90er und die erste Hälfte der Nullerjahre mitgemacht haben und über einen funktionstüchtigen Kabelanschluß verfügten, können sich daher ein leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen. Es war 1996, als Bjarne Riis zum Toursieg radelte und in seinem Schatten ein sonnensproßiges Bübchen mit dem unverkennbar teutonischen Herkunftsnachweis “Jan Ullrich” plötzlich auf Platz zwei des Podiums rollte, als die öffentlich Rechtlichen plötzlich ihr Herz für den gepflegten Pedaltritt erkannten. 1997 wurde dann aus der aufstrebenden plötzlich eine Boomsportart. Ullrich gewann die Grand Boucle in beeindruckender Manier, hängte Richard Virenque ab und wechselte beim letzten Zeitfahren am Berg sogar noch sein Sportgerät. Im Nachhinein so etwas wie die Wurzel allen Übels. Verzieh man ihm 1998 noch seinen Hungerast, der ihn hinter Marco Pantani “nur” auf Platz zwei führte, sollte er in den folgenden Jahren die ganze Wucht der seitens ARD und ZDF geschürten Erwartungshaltungen zu spüren bekommen. Um ihn herum wurde ein gewaltiges Marketingmonster ins mediale Feld geführt. Gut, Ullrich selbst hat sicherlich auch seinen Schnitt gemacht dabei, aber ob es das im Nachhinein wert war… ich weiß es nicht. Was folgte waren die Dominatorjahre des Lance Armstrong, welcher Ullrich bisweilen mit hanebüchener Leichtigkeit abhängte. Ullrich versagte gegen den Amerikaner. So sah es zumindest die Medienwelt und allen voran ARD und ZDF. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich damals aus der Vorlesung direkt zum heimischen TV hetzte um die Etappen zu verfolgen. L’ Alpe d’Huez war ohnehin immer gesetzt, aber auch Zeitfahren und Co. waren immer die Highlights jener drei Wochen. Was mich damals schon störte war die Hyperfokussierung auf Ullrich und das “Team Telekom”. Heutzutage würden die mit ihrer gedrosselten Tempoarbeit ja keinen Blumentopf mehr gewinnen, aber damals war das noch anders. Mit Erik Zabel holten sie Sprintwertungen mit Ansage, Ullrich mischte im Gesamtklassement immer vorne mit (“vorne”, das ist mehr als nur Platz 1, bei der Tour sind das mindestens die ersten drei Plätze – eigentlich sogar die Top 10 wie ich finde) und hin und wieder schnappte sich ein anderer noch eine Etappe. Was nebenher noch passierte, so Leute wie Jens Voigt oder Marcel Wüst, die wurden in Berichten zwar erwähnt, jedoch schwang im Subtext immer ein “talentierter Mann, aber für das tolle Team Telekom reicht es halt nicht” mit. Bloß gut, daß es schon damals auch Eurosport gab. Wenn einem da die magentafarbene Götzenverehrung zu nervig wurde, konnte man bequem zu jenen umschalten, die das Ganze wesentlich objektiver und vor allem lockerer sahen. Spätestens nach Armstrongs zweitem Streich kippte die Berichterstattung dann endgültig, zumindest ist das mein Eindruck im Nachhinein. Ullrich wurde medial praktisch zum Toursieg gezwungen. Die Discoaffäre kam noch dazwischen und hätte es nicht die wahnsinnig spannende 2003er Tour gegeben, hätte der öffentlich rechtliche Rundfunk ihn wohl schon viel früher in die Verzweiflung getrieben. Damals wurden die mit Abstand penetrantesten Reporter ins Fahrerlager entsandt, wo sie Ullrich vor und nach den Etappen regelrecht auflauerten. Die Fragen waren immer die gleichen: “Was war heute los?”, “Warum war Armstrong so stark?” und “Was haben sie in der Vorbereitung vielleicht falsch gemacht?”. Das ging nicht nur dem Ulle auf die Nerven, sondern auch mir. Nicht genug, daß man zusehen mußte, wie der Cocktailami der ganzen Radsportwelt um die Ohren fuhr, der einzige, der wenigstens noch halbwegs mithalten konnte wurde nach jeder Sekunde Zeitverlust medial runderneuert. Wenn man das über Jahre immer und immer wieder mit ansehen muß, dann verliert man den Spaß an der schönen Sportart. Das Lustige an der Sache ist im Nachhinein, daß bereits damals im Radsport alles eingeworfen wurde, was bei drei nicht im Medizinschrank war. Man wußte es doch! Ich sage nur "Festina” oder “Pantani”. Da gab es Teamfahrzeuge, die an den Grenzen durchsucht wurden und bei denen man eine mittlere Apothekenausstattung entdeckte. Aber der öffentlich rechtliche Rundfunk sprach das nicht an; zumindest nicht bei Armstrong und Ullrich. Doping, das war was für die Anderen, die “Bösen”. Ullrich durfte eh nicht in Verdacht geraten als Zugpferd der eigenen Berichterstattung und Armstrong… erstens hätte man es sich nicht mit dem großen Rivalen verscherzen wollen, man brauchte ja auch von ihm weiterhin Statements und Interviews, und zweitens hatte man sich selbst längst in eine Zwickmühle hinein berichtet. Wäre heraus gekommen, daß das radelnde Aushängeschild der Nation in seinen großen Duellen vom Opponenten nach Strich und Faden behumst wurde, hätte man für so einige “investigative” Nachfragen, die dieser ungekrönte Personenkult mit sich brachte, entschuldigen müssen. ARD und ZDF hatten sich sozusagen verradelt. Das machte jetzt die Sendungen freilich nicht besser, eher im Gegenteil.
Heute, mit dem im Hinterkopf, was man weiß, wundert einen gar nichts mehr. Wie hatten die sendenden Anstalten denn bitte so blind sein können Doping immer nur bei den anderen zu suchen? Warum hat man denn nicht schon damals den großen Aufklärer gespielt statt nur mit hängender Zunge durchs Fahrerlager zu hecheln und allen mit den Fragen um Jan Ullrichs Wettkampfgewicht auf den Sack zu gehen? Jetzt, da das Kind nicht nur in den Brunnen gefallen war sondern schon mehrfach gepflegt abgesoffen ist, wo Ulle nicht mehr fährt und kein deutscher Klassementsfahrer mehr in Sicht ist, jetzt wird derart penetrant “aufgedeckt” und moralisiert, daß dem Fuentes die Kanüle aus der fällt. Liebe ARD, liebes ZDF: Das bringt jetzt bloß nichts mehr! Ihr steckt in eurer eigenen Vergangenheit fest, die ihr nicht mehr ändern könnt. Was ihr zuerst ein Jahrzehnt lang ignoriert habt, versucht ihr jetzt durch Überkompensation zu reparieren. Nur, das wird nicht klappen! Eure Berichterstattung ist rückwärts gewandt. Armstrong hat gedopt, Hamilton, Contador… na und?!? Diese Heinis fahren zum Teil schon längst keine Renne mehr, das ist vorbei! Nur was kann der Jungprofi von heute dafür, daß seine Idole von damals sich täglich das Who-is-Who der pharmazeutischen Industrie in die Adern gepfiffen haben? Nichts! Und hätte Ullrich, der ja kürzlich auch einräumte gedopt zu haben, das nicht gemacht, was glaubt ihr denn, wie der Armstrong den bei der Tour vernascht hätte?!! Die Fragen, die er sich von euch hätte gefallen lassen müssen, die hätte ich aber nicht gestellt haben wollen. Nicht geschenkt hätte ich die haben wollen. Was ihr eigentlich zu vertuschen sucht, ist doch die eigene Mitschuld an der ganzen Scheiße, die ihr eben durch eure Berichterstattung tragt. Sicher, ihr habt keinem die Nadel in den Arm gedrückt, aber ihr habt auf der Jagd nach Quoten und Sensationen lange genug weg geschaut, zumindest bei denen, die die Leute vor den Fernseher lockten. Daß dann raus kam, daß das alles ein Trugbild war, das war natürlich die größtmögliche Katastrophe für euch. Man kann natürlich verstehen, daß ihr dann die Senderechte zurück gebt, da mache ich euch keinen Vorwurf. Immerhin gibt es ja noch Eurosport, auch wenn Klaus Angermann mittlerweile nicht mehr kommentiert. Aber wenn man das tut, sich “bewußt gegen eine Berichterstattung entscheidet” wie es damals hieß… dann sollte man sich verflucht nochmal auch daran halten! Alle paar Wochen einen “Dopingexperten” oder “reuigen Sünder” ins Sportstudio einzuladen, das wirkt an sich schon lächerlich und trägt NULL zur Aufklärung bei! Warum nicht? Ganz einfach: Weil mittlerweile jeder begriffen hat, daß die Zeit damals nichts mit “sauberem Sport” zu tun hatte. Also laßt es doch ruhen! Die Aufklärung machen die Verbände und wenn sie dann noch den einen oder anderen auffliegen lassen, dann ist das auch gut damit. Was derzeit, gerade während der Tour, die man ja nun “bewußt” nicht mehr überträgt, in Sportreportage etc. abgeht, das ist peinlich, scheinheilig und vor allem unfair. Jeder Beitrag wird erst einmal mit einer kurzen Chronologie des Dopings eingeleitet. Bevor es um den Sport an sich geht, wird erläutert, daß man sich bei den modernen Dopingtechniken ja eh nie so 100%ig sicher sein kann und man daher nur unter Vorbehalt auf die Ergebnisse hinweisen will. Das kann man dann auch lassen, liebe ARD und liebes ZDF! Solche Einspieler tun genau das, was im Rechtssystem verboten ist: Sie stellen alle unter Generalverdacht und propagieren Suppen… nee… Sippenhaft. Ich bin nicht so dumm zu glauben, daß da heute nur gute Pasta und Wadenmassagen das Feld antreiben, aber alle über einen Kamm zu scheren und erst einmal ins Blaue hinein Doping zu unterstellen… lächerlich.
Wie gesagt: Laßt es einfach! Wer sich bewußt gegen etwas entscheidet, der sollte es auch konsequent tun und nicht hintenrum noch Synergieeffekte der aktuellen Rennen mit abfassen. Den großen, edlen Aufklärer im Namen des Sports nimmt euch eh keiner ab – nicht wenn er euch zu Ullrichs aktiven Zeiten erlebt hat.
PS: Diesen tollen “Dopingjäger Professor Franke”, den ihr immer hofiert, den nimmt übrigens auch keiner mehr ernst… verdrehter Opi!
Samstag, 13. Juli 2013
A MODERN MYTH
(30 Seconds to Mars)
Es war vor ziemlich genau 10 Jahren, als mir in Finnland ein Marokkaner, ein Professor noch dazu, eine geradezu fundamentale Weisheit offenbarte, welche ich sofort 100%ig einleuchtend fand und die ich heute bisweilen immer noch gern zitiere wenn es denn angebracht ist. Professor Sabour sprach damals frei folgendes aus:
“When there is a minister for something, something is wrong with it”
Tja, ist was dran – denkt mal drüber nach. Jedenfalls mußte ich diese Woche wieder an den Satz denken (in übertragenem Kontext freilich), als Three-O-City den lange angekündigten Imagefilm für die Stadt online stellte. Das hatte nichts mit dem Film an sich zu tun, den ich eigentlich ganz gelungen finde und bei dem es sich auch um eine ziemlich gute, weil eben moderne Idee handelt wie ich finde. Nein, mir fiel halt die Intention dahinter auf. Chemnitz – da muß man jetzt kein Prophet sein – hat jetzt nicht gerade den besten Ruf in unserer Republik. Sicherlich trifft der Ruf nicht die Realität, andererseits tut das der Imagefilm ja auch nicht 100%ig – aber welche Werbecampagne tut das schon. HIER erst einmal das Video für alle Neugierigen (Einbinden geht leider nicht… sollte man sich bei einem Imagefilm vielleicht nochmal überlegen).
Jetzt müßt ihr etwas Grundsätzliches über den Chemnitz wissen: Er meckert gerne. Schon die Ankündigung des Films wurde mancherorts… naja… sagen wir mal “verhalten” aufgenommen. Seit sich die Stadt mit “Chemnitz – Stadt der Moderne” slogantechnisch ein wenig selbst ein Bein gestellt hat, ist der Bürger irgendwie erst recht auf Mosermodus geeicht. Ich persönlich finde das Video an sich ja gerade deshalb so gelungen, weil es eine gewisse Ruhe ausstrahlt. Es hetzt nicht mit hektischen, hyperbunten Bildern durch die Gegend. Vielmehr ist es ein Filmchen, mit dem man auch als Chemnitzer was anfangen kann wie ich finde, denn es konzentriert sich eben auch auf das Interne, das Lebensgefühl, was man hier haben kann… oder haben könnte. Keine blanke Tourismusausrichtung oder Investorenanlocke, sondern auch ein wenig kulturelle Zustandsbeschreibung. Beispielsweise auf das Museum Gunzenhauser wird geblickt, das es seit Jahren schafft, Ausstellungen und Künstler anzulocken, auf die bundes- und zum Teil europaweit die großen Museen schon lange warteten. Der Chemnitzer an sich, der vergißt das gerne. Statt das Video vielleicht mal auf sich wirken zu lassen und ein wenig nachzudenken, was man denn selber mit der Stadt verbindet (und dazu kann das Video durchaus inspirieren), ist das hier die erste Reaktion aus der Einwohnerschaft: KLICK. Ich finde es traurig, daß einigen nichts weiter einfällt als dieser uninspirierte, stinklangweilige und vor allem einfallslose Verriß.
Dann machs doch besser, du Horst! Wenn schon meckern, dann wenigstens konstruktiv. Ich für meinen Teil habe mir mal überlegt, was ich denn noch so auf meiner Speicherkarte habe, was man hier über Chemnitz noch mit anbringen könnte. Denn fernab von Videos und der bewegtbildlichen Präsentation der eigenen Vorzüge könnte man sich in Chemnitz auch mal überlegen, einen Fotographen ein Wochenticket der CVAG in die Hand zu drücken und ihn mal ein paar Tage durch die Stadt zu schicken. Sozusagen als Ergänzung zum Play-Button. Denn fernab vom Nischl und dem Rathausplatz gibt es hier noch ne Menge schöner Ecken, für die man aber bisweilen die ausgelatschten Pfade der innerstädtischen Standardtouren verlassen muß. Ich habe daher mal fix ein paar Bilder heraus gesucht, die allesamt 2013 entstanden sind und die ich auch “weiterzeigen” würde, wenn es darum ginge diese menschliche Siedlung hier ein wenig anzupreisen oder sie sogar ins nächste Filmchen mit einbauen würde… “Chemnitz II – Die Rache der Moderne” oder so. Einige sind bei unseren Ausflügen entstanden, andere bei profanen Erledigungstouren in der Innenstadt.
Und wer es bunt mag, der schaue sich das hier mal an:
Donnerstag, 11. Juli 2013
MIND YOUR MANNERS
(Pearl Jam)
Ich hatte hier schon einen besonders schicken Appetizer für die eben veröffentlichte Albumankündigung von Pearl Jam verfasst. Am 11.Oktober stellt man uns “Lightning Bolt” in die Läden und darauf freue ich mich jetzt schon wie so ein Schnitzel! Nein, wie eine Armee von Schnitzeln! Im Wesentlichen drehte sich das Posting um die neue Single, die man gleich oben drauf gepackt hatte – “Mind your Manners”. Ein schön knackiges Uptempoliedchen mit satten Punk-Anleihen. Ein Einheizer, dessen Refrain live vermutlich kollektiv gen Bühne gebrüllt werden wird. Da ein netter Zeitgenosse das gute Stück auf youtube online schickte – und zwar in einer auch hierzulande abrufbaren Version – hättet ihr euch auch alle selber davon überzeugen können. *Ragemode ON* Aber dann… dann kam der Satan in Institutionsgestalt, die Inquisitoren der Unterhaltungsindustrie, der fehlgeleitete Auswurf gesellschaftlich-administratibver Ausdifferenzierung, die Spaßbremsenfraktion vom Dienst, der tolkiensche Drache, der auf seinem Schatz hockt und keinen teilhaben lassen will… die GEMA! Diese vollpfostoloiden Crétins sind sogar so clever, daß sie das offizielle Promovideo zum Album in Deutschland aus dem Verkehr ziehen. Wohlgemerkt: Ein Promo-Video, das die Verkäufe des Albums jetzt schon ein wenig ankurbeln soll indem es die Fans anheizt und – damit in der Konsequenz – auch der GEMA neue Einnahmen generieren würde. Offensichtlich ist das aber für die feinen Herren von der GEMA kein Argument. Gollumhaft hocken sie auf ihren “Verlagsrechten” und räumen sie einer Band für ihr eigenes Promotionvideo nicht ein (beim Song könnte ich es ja mit viel gutem Willen noch halbwegs verstehen – zumal das auch von einer Band selber kommen könnte). So lange, wie da solche betriebswirtschaftlichen Genies am Werk sind, brauchen wir uns gar nicht über die ganze Scheiße wundern, die hierzulande in den Charts herum lungert. Kulturelle Zwangsverdummung eines ganzen Landes aus purer Profitgier einiger verbiesterter Ars*hgeigen, die ihre formaljuristische Macht vollkommen widersinnig ausüben. Ich finde diesen Laden einfach nur widerlich!!! WIDERLICH! Und an so Tagen wie heute, da muß das auch mal raus. Sollen sie sich doch alle den Tripper holen, diese verkommenen Paragraphenjockeys. *Ragemode OFF*
Wie dem auch sei. Es überwiegen ja die guten Nachrichten und “MYM” habe ich ein Dutzend Mal hören dürfen bevor die GEMA ihren fetten, verlagsrechtlichen Arsch auf das Video gepratscht hat. Die Typen haben halt mit Rock ‘n Roll so viel am Hut wie RTL mit Bildungsfernsehen. Wenn ihr in den nächsten Tagen also nach “Mind your Manners” von Pearl Jam Ausschau haltet, dann dürftet ihr es auch finden – ich kenne doch die Jamily. Definitiver Tipp zum Anhören und Vorfreuen auf das neue Album. Ganz großer Sport mal wieder und der Mike, der ist echt ein Saitenbiest… .
Dienstag, 9. Juli 2013
Montag, 8. Juli 2013
BORN TO RUN - BRUCE SPRINGSTEEN RED-BULL-ARENA LEIPZIG, 07.07.2013
Mahlzeit allerseits. Jetzt, da der Schweiß der gestrigen Nacht abgeduscht und der Dank der Innenstadtbaustellen in Leipzig entstandene Schlafmangel aufgeholt ist, melde ich mich ordnungsgemäß zurück aus “Lucky Town”… wobei… nee, den Titel hat Leipzig sich gestern nicht verdient. Warum? Das stand erst hier, habe ich aber jetzt ins PS ausgelagert. Wer will, der kann es lesen. Muß man aber nicht, da es mit dem Konzert eigentlich nichts zu tun hat; welches für sich genommen diesen Titel locker eingestrichen hätte. Nachdem der Bericht jetzt fertig ist, gehört das wie ich finde nicht an die erste Stelle des Postings. Da gab es viiiiiieeeeeeel Wichtigeres gestern. Voran geschickt sei noch, daß ich das, was ich mir am Schluß meines letztjährigen Berichtes vom Bruce Springsteen Konzert in Berlin (findet ihr HIER – verzeiht die leeren Fotoplätze, das hatte Gründe wie die Bloggerwelt weiß) vornahm, auch umsetzen konnte: Statt Innenraum, konnte ich für die Kleine Schwester und mich dieses Jahr die gegehrten Front of Stage Karten ergattern und somit die Absperrung, an der wir letztes Jahr noch standen, überwinden. Hier also meine gewohnt kurzen Impressionen zur gestrigen Audienz beim Boss in der Red Bull Arena Leipzig:
Wir erreichten nach einer gediegenen Sonntagsfahrt durch die sächsische Pampa, welche ihre mit Abstand trostloseste Ausprägung zwischen Chemnitz und Leipzig annimmt, gegen 15 Uhr die Red Bull Arena. Noch schnell die mitgeführte Marschverpflegung gelyncht und dann alles Relevante in den Taschen der erprobten Konzerthose verstaut und mit Wasserflasche und der Kleinen Schwester dem Stadion entgegen geschlendert. Es waren schon jede Menge Menschen auf den Beinen und chillten im prallen Sonnenschein über das Areal. Wir reihten uns ein und suchten gewohnheitsgemäß den Merch-Stand auf. Ich persönlich finde das im Übrigen super, daß, was ich bisher vor allem in Leipzig erlebt habe, der Merchandise vor dem eigentlichen Einlass angesetzt wird. Das entspannt die Situation doch ungemein und die sonst mitunter viertelstündlichen Wartezeiten mit fremdmenschlichen Ellenbogen zwischen den Rippen werden mit einem Mal durch ein Überangebot an Platz und ein geradezu komfortables Shoppingerlebnis ersetzt – zumindest in Relation zum sonstigen Ablauf. Mit je einem T-Shirt bestückt schritten wir dann zur Schlange am Eingang. Da es zwei gab wählten wir die kürzere und verbrachten eine gute Stunde schwitzend in der Sonne. Der Einlass verzögerte sich aber gut 40 Minuten, während aus dem Stadion schon der Soundcheck an unsere Ohren drang – rein nervlich gesehen ein schweres Schicksal in diesem Moment. Als wir dann endlich ins Stadion strömten, war ich zunächst von Beschattung positiv überrascht. Der Innenraum lag nahezu komplett außerhalb des direkten Wirkungsbereiches unseres Zentralgestirns, was nach der Warterei in der prallen Sonne doch recht angenehm war. Um meine Konzertfähigkeit endgültig wieder her zu stellen füllte ich die Flüssigkeitsspeicher wieder auf – selbstverständlich mit Bier!
Wir schritten dann mit unseren Exklusivkarten durch die letzte Kartenkontrolle in den Front of Stage Bereich vor und holten uns ordnungsgemäß unser Bändchen ab. So legitimiert setzten wir uns erst einmal ein halbes Stündchen mit unserem Bier auf den Boden zwischen die anderen wartenden Fans und genossen diese angenehme, sehr entspannte Atmosphäre im FOS. Seit gestern weiß ich dadurch auch, wie sich ein “Noob” im FOS bei Pearl Jam vorkommen muss, wenn so Leute wie ich um ihn herum stehen und sich über ihre obsessiven Stalking-Touren quer durch Europa unterhalten… nur daß ich gestern der Noob war. Irgendwo hinter uns wurde die ganze Zeit ein Familienvater damit aufgezogen, daß der die Mönchengladbach-Show ausließ um dem Geburtstag seiner Holden bei zu wohnen. “Mönchengladbach” zum Unwort zu erklären half ihm nicht wirklich Ruhe vor seinen Kumpels zu finden… wie auch?!? Andere wiederum vollzogen die letzten 3 Wochen geographisch nach und einem wurde mehr oder weniger schwindelig davon, welche Städte ihren Weg säumten. Wüßte ich nicht aus eigener Erfahrung, was das für einen Spaß es macht “seiner” Band hinther zu reisen und dabei ein wenig in der Welt herum zu kommen, ich hätte sie für verrückt erklärt. Wir saßen also da zwischen all diesen Hardcore-Fans im Arenaschatten bei irgendwas um die 25 Grad, tranken Bier und die Bühne war bequeme 20 Meter vor unserer Nase. Das Rund des Stadions füllte sich Stück für Stück – jedoch recht bedächtig – während wir es uns gut gehen ließen und die Vorfreude mit jeder Minute stieg.
Irgendwann sprangen alle urplötzlich auf – warum auch immer – und rückten plötzlich enger zusammen. Wir fanden uns mit ein wenig begrenzterem Platzangebot, aber immer noch recht komfortabel, um die 15 Meter vor der Bühne wieder. Als sich das Spielchen dann ein weiteres Mal wiederholte, standen wir 10 Meter vor der Bühne… 10 Meter!!! Wir waren beide recht verdutzt darüber, weil wir einfach nicht damit gerechnet haben so nahe heran zu kommen, aber wenn man schon mal da ist…! Es erwies sich daher auch als gute Entscheidung, daß ich meine alte, treue Exilim für den Abend reaktiviert hatte und mitführte. Gut, das Ding ist mit seinen 8 Megapixeln, dem praktisch nonexistenten Zoom und der doch arg in die Jahre gekommenen Technologie nicht wirklich für gute Bilder gut. Dafür ist sie aber so robust wie zuverlässig und da ich es mir ohnehin abgewöhnt habe Fotos bei Konzerten zu machen oder gar Videos aufzunehmen und statt dessen einfach das Konzert genieße, fand ich es auch nicht wirklich schlimm. Im Wesentlichen hielt ich unsere Warterei vor und im Stadion fest und – konnte dann doch nicht widerstehen ein paar Mal auf den Auslöser zu drücken wenn der Boss gerade günstig stand – die besten Fotos flechte ich im Folgenden mit ein. Aber dazu später.
Der Boss ließ angesichts des 19 Uhr-Starttermins auf sich warten und so gegen 19:30 Uhr hatte man im Stadion schon von der improvisierten LaOla bis hin zum Pfeifen mit lang gezogenem “Bruuuuuuuuuuuuce” alles versucht um den Boss auf die Bühne zu locken. Langsam wurde die Spannung unerträglich und man merkte gerade der Die-Hard-Fraktion an, daß das Überspielen der Aufregung mit Lässigkeit nicht mehr so ganz funktionierte. Auch auf den Sitzplätzen waren kaum noch freie Sitze zu erkennen zu diesem Zeitpunkt.
Gut 10 Minuten später war es endlich so weit. Das Intro erklang und der Boss folgte seiner E-Street-Band breit grinsend und sichtlich gut gelaunt auf die Bühne. Wir waren ja schon letztes Jahr in Berlin recht nahe dran, dieses Jahr aber konnten wir dem guten Mann ja praktisch in die Augen sehen. Wie Als alle ihre Plätze eingenommen hatten ging es dann auch gleich los. Da der gestrige Abend nur sehr schwer als Aneinanderreihung von Songs nachzuvollziehen und zu beschreiben ist, hier schon einmal die komplette Setlist:
Roulette und Lucky Town als Eröffnung jeweils ganz ganz dicke Überraschungen. Aber Überraschungen, die zündeten. Bruce machte vom ersten Song an klar, daß er Leipzig in erstklassiger Spiellaune erreicht hatte. Von Anfang an wurde mit dem Publikum interagiert und geschäkert, daß es nur so krachte. Wahrscheinlich ist es auch diese Magie, dieser Reiz des Pseudointimen im Rahmen eines 45000 Menschen-Meeres, der dafür sorgt, daß man diesen Stadioncharakter der ganzen Veranstaltung einfach vergißt und sich mit der Zeit eher vorkommt wie in einer deutlich kleineren Venue. Wenn man dann mal wieder vom tosenden Beifall aus seiner Trance gerissen wird, wenn ein Lied endet, und sich umschaut, dann fragt man sich schon kurz, wo die ganzen Leute her kommen. Nachdem dann die “Badlands” und “Death to my Hometown” die stimmung weiter nach oben peitschten, nutzte Bruce eine der vielen, ausgedehnten und vor allem unglaublich guten Jams seiner E-Street-Band um Fleißig Schilder aus dem Publikum einzusammeln auf denen Songwünsche notiert waren. Das Ergebnis dieser Aktion waren dann “Sherry Darling”, “Back in your Arms” und natürlich das einfach nur als großartig zu bezeichnende “You never can Tell”. In der Bandgeschichte erst 4 Mal aufgeführt und das schon vor Jahrzehnten, war es zunächst kein Wunder, daß man dieses Chuck Berry – Cover nicht sofort drauf hatte. Aber das folgende Video zeigt wie ich finde einfach mal in beeindruckender Weise, was das da alles für hochklassische Musiker sind in der E-Street-Band und wie man sich auf der Bühne so einen Song halt spielerisch “zurück holt”, bis am Ende kein Mensch mehr auf die Idee kommen würde, das Ding sei nicht einstudiert:
Außerdem offenbart er mit seiner anfänglichen Impro noch ungeahnte Entertainer-Qualitäten. Auch das zog sich durch den gesamten Abend. Große und kleine Gesten sowie eine schon fast freundschaftliche Vertrautheit mit den Zuschauern machen Konzerte vom Boss einfach einmalig. Welcher Star seines Formats stibitzt seinem Zuschauer denn den frischen Bierbecher und zelebriert dessen Leerung in einem Zug?!? Im Mainset war es auffällig, dass den Songs jede Menge Raum eingeräumt wurde, was Springsteen auch die Zeit gab für solche Aktionen. Wie seine E-Street-Band dabei zusammenspielt ist einfach nur Wahnsinn. Auf jeden Ausflug ins Publikum wird reagiert und der Song eben mit entsprechenden, spontanen Soli oder halt Jams beliebig verlängert.
Ganz großes Tennis war das! Um einen herum flogen die Hände nur so in die Luft und es wurde getanzt, mitgesungen und geklatscht. Eine wahnsinnige Atmosphäre war das. Was auch erwähnenswert ist: Das weite Rund wurde durchaus angesteckt. Wenngleich die meisten sitzen blieben, so klatschten und sangen sie doch mit. Angeheizt wurden das Publikum immer wieder durch die Einlagen von Bruce, der Securitymitarbeiter herzte oder einfach mal eine flotte Sohne mit einer der bereit stehenden Sanitäterinnen aufs Parket legte. Höhepunkt waren aber wohl die Kinder, die er sich auf die Bühne holte. Wie schon in Berlin wurde “Waiting on a Sunny Day” mit minderjähriger Begleitung beendet; die Gitarreneinlage eines anderen Mädels war dagegen neu… angesichts des mehrminütigen Gebastels am Gitarrengurt (was aber dank E-Street-Band überhaupt nicht störte) wohl auch mehr oder weniger spontan. Ein Highlight war für mich mal wieder “Shackled and Drawn”, der Song zündet einfach live im Stadion. Auch wenn es keine Rarität ist, so zählte er neben “You never can Tell” und “Lonesome Day” zu den besonders hell funkelnden Perlen des Mainsets für mich. Man hatte eigentlich die ganze Zeit das Gefühl, dass das Konzert immer und immer weiter ging. Nichts deutet darauf hin, daß man sich der Zugabenpause näherte. Man floß einfach mit der Musik durch den Abend und genoß es einfach nur. Umso überraschender war es dann, als nach reichlich zwei Stunden plötzlich mit “Light of Day” das Ende da war und die Band nebst Boss die Bühne verließ.
Das anstehende Encore war allen bewußt, klar, aber während man noch versuchte sich zu sammeln und das eben erlebte ein wenig zu verarbeiten, war es schon nach kaum 2 Minuten vorbei mit der Bühnenabsenz der Protagonisten.Man widmete den nächsten Song – wie es bei Konzerten in den “neuen Ländern” unserer Heimat wohl üblich scheint – dem legendären 88er Auftritt in Ost-Berlin. (BTW: Wie ist es eigentlich in den gebrauchten Ländern? Wurde das beispielsweise in München auch angesprochen?). Natürlich ging bei seinem größten Gassenhauer das Stadion nochmal richtig ab, wenngleich ich persönlich “Badlands” und das folgende “Born to Run” noch ne Spur intensiver fand. Der Boss knüpfte deutlich am Mainset an, die Songs wurden zellebriert und einfach nur großartig gespielt. Was allerdings auffiel war, daß zwischen den Liedern nicht mehr anmoderiert wurde. Vielmehr wurde direkt mit “one, two, three, four” zum nächsten Song weiter geleitet. Während der Songs drehte dieser 63Jährige unermüdlich seine Runden im Kameragraben, auf der Bühne oder auf den beiden kleinen, etwa 5 Meter ins Publikum führenden Stegen zwischen denen wir praktischer Weise standen.
Wo der Mann die Energie her nimmt? Ich weiß es nicht. Vermutlich lag es am Bier. Bei “Dancing in the Dark” holte er sich dann wieder weibliche Begleitung auf die Bühne und das großartige, monumentale “Tenth Avenue Freeze Out” zelebrierte dann wieder die E-Street-Band und ihr Können. Absolut geniale Version! Der (eigentliche) Closer war dann nochmal ein absoluter Traum. Mit dem John Fogerty Cover “Rockin All Over the World” ging es nochmals richtig zur Sache im Stadion. Hinter dem Boss auf der Leinwand leuchteten Filmszenen aus dem Publikum auf – alle samt ausgelassene, glückliche Gesichter mit breitem Grinsen und verklärtem Blick, laut singend und tanzend. Die Kameramänner mussten auch nicht lange suchen, sie hätten buchstäblich jeden filmen können. Eine große, ausgelassene, fast drei Stunden andauernde Rock ‘n Roll und Bluesparty ging euphorisch und mit lauter fröhlichen Gesichtern und schweißgebadeten Menschen zu Ende. Die E-Street-Band wurde mit frenetischem Jubel gefeiert und verabschiedete sich in den Backstagebereich. Der Boss bedankte sich bei jedem Einzelnen von ihnen als sie die Bühne verließen und… kehrte nochmals um. Mit Mundharmonika und Akustikgitarre stand er da… bereit zum endgültigen Abschiedsgruß. War der Abend bislang doch sehr euphorisch, rockig und voll von positivem Anger-Management gewesen (Stickwort “Wrecking Ball”), so folgte nun das, was eigentlich als Einziger Wunsch noch offen geblieben ist bis dato. Eine zerbrechliche, getragene und sehr, sehr nachdenkliche Akustikversion. Ich brauchte ne Weile um zu erkennen, was es war, aber was Bruce da auf der Bühne ablieferte war einfach nur ein Geniestreich. Minimalistisch instrumentalisiert, aber eindringlich und schon fast ins depressive tendierend interpretierte er sein “Thunder Road”. Wo eben noch alles gesprungen war und sich jubelnd in den armen lag in unserem Front of Stage Bereich, da standen jetzt tausende wie angewurzelt da und schwiegen. Unfassbar intensiver Song! Ich habe ein Video dazu gefunden. Im Vergleich zu unserer Ecke vorn im FOS war man hinten im Innenraum aber motorisch noch regelrecht aktiv unterwegs…
WAHN-SINN!! Ich liebe ja solche langsamen Closer. Letztes Jahr in Berlin, als endlich mal “Indifference” auf einem meiner Pearl Jam Konzerte kam, war das ähnlich. Gestern war es einfach nur magisch diesen kompletten Gegensatz innerhalb weniger Minuten mitzuerleben. Als danach dann wirklich Schluß war, ließ der Boss, wie wir beim Verlassen des Stadions feststellten, viele Tränen zurück. Ob es nun mit Thunder Road zu tun hatte oder mit dem generellen Ende des Abends – keine Ahnung. Logisch wäre beides gewesen.
Hach ja, am Ende steht wieder einer dieser unvergesslichen Abende zu Buche, an die man sich noch laaaange zurück erinnern wird. Von denen man noch lange zehren wird und von denen man sich noch in Jahren erzählen wird. Und das werden nicht nur wir tun, geschätzte 44.998 andere Menschen werden das auch tun, dafür hat der Boss in dieser warmen, klaren Sommernacht gesorgt.
PS: Beim Durchstöbern der ersten “offiziellen” Konzertberichte fiel mir eines auf: Es wird meist erst einmal gemeckert. Irgendwas findet sich ja immer, was mich normaler Weise auch nervt. Schlange zu lang, Bier zu teuer, Sound zu schlecht, der Bassist hatte hässliche Socken an… blablabla, so geht das meistens. Aber gestern, da kann ich ausnahmsweise mal verstehen, daß man die Konzertberichte mit leiser Kritik an der veranstaltenden Stadt würzt. Warum? Weil sie es sich verdient hat! Aber Gott sei Dank konnte man das alles recht schnell abhaken wenn man erst ein Mal in der Arena war; was jetzt für mich persönlich aber nichts daran ändert, daß es schon Städte gab, die einen besseren Eindruck hinterlassen haben als Veranstalter von Großevents. Die Parkgebühren binnen 12 Monaten von 5€ (Nightwish 2012) auf 10 Tacken zu erhöhen finde ich ja schon frech. Wenn dann aber über Twitter noch panische Fotos rum gehen, daß dutzendweise Autos von Äckern und brachliegenden Flächen abgeschleppt werden, wo man scheinbar um Kasse zu machen mal fix ein zeitlich begrenztes Parkverbot erließ was morgen wieder weg ist… dann ist das dreist. Von der Verkehrsregulierung nach dem Konzert will ich gar nicht erst anfangen – 3 Stunden Fahrt für 85 Kilometer (die letzten 75 davon schafften wir in den üblichen 60 Minuten… ) sind dann schon “sportlich”. Zumal man das hätte mit ein wenig Verkehrsplanung locker regeln können. Wenn man aber alle so fahren läßt, wie sie das gewohnt sind, dann braucht man sich nicht wundern, wenn es sich an plötzlich auftauchenden Baustellen staut; zumal mir hier und da nicht klar war, warum man zweispurige Straßen plötzlich auf eine Spur minimiert – hinter den Absperrungen passierte einfach mal nichts. Ein Mal ne vernünftige Umleitung um die Baustellen und vor allem die Innenstadt herum ausweisen, den Pulk eben nicht durchs Zentrum schleusen sondern über die mehrspurige Lehmannstraße auf die B95 lotsen und fertig ist der Lack. Habe das in Nijmegen 2007 erlebt. Die habe innerhalb einer Stunde auf die Tour ihre Innenstadt leer bekommen vom Festivalverkehr. Man wurde gezwungen in eine auf den ersten Blick sinnlose Richtung zu fahren, was sich aber relativierte, da man eben über die breitesten Straßen mit dem günstigsten Fassungsvermögen ums Zentrum herum fuhr und dann zwangsläufig an seiner Autobahn ankam. Das war perfekte Orga im Nachhinein. Aber egal. Ich wollte das hier nur mal kurz erwähnen, weil ich finde, das sollte man auch mal ansprechen, daß Leipzig gestern unerwartete Schwächen zeigte. Bislang hat nur Düsseldorf einen noch negativeren Eindruck hinterlassen bei mir was Konzertorganisation angeht… und das will was heißen, denn von Köln B erwarte ich nichts Besseres, von Leipzig schon. Also Leipzig: Das kannst du besser, ich weiß das, weil ich es schon mindestens ein halbes Dutzend Mal erlebt habe, daß Du das drauf hast. Lass das nur nen Ausrutscher gewesen sein… bitte.
Donnerstag, 4. Juli 2013
DIE PARTEI HAT IMMER RECHT
(Lied der Partei)
Wie ihr alle wißt, werden wir ja im September wieder zur Urne schreiten um festzulegen, wer die fragwürdige Ehre hat die noch viel fragwürdigere FDP als Kollisionspartner von Mutti zu beerben. “Bundestagswahl” nennt sich der Spaß. Wir tun zwar so, als ob es bei der Wahl nur um CDU/SPD/Grüne/Linkspartei und die üblichen Splitterparteien wie die Piraten oder die FDP geht, aber das ist so nicht ganz richtig. Abgesehen von den verachtenswerten Hetzern aus Adolfs scheißbrauner Gesinnungsecke, die hier nicht weiter erwähnt werden sollen, gibts da nämlich noch viel, viel mehr zu entdecken auf unserem zukünftigen Wahlzettel.
An einige dieser Kaschperlevereine hat man sich ja schon gewöhnt, sie sind einem auch schon irgendwie ein Begriff. Zum Beispiel die geistig leicht verstrahlten Wünschelrutenhippies von den Violetten, die Kalkfraktion der Grauen Panther oder auch die Deutsche Tierschutzpartei… sie alle sind uns irgendwie geläufig, was allerdings nicht heißt, daß wir sie ernst nehmen. Gleiches trifft auf unsere landeseigenen Muslimbrüder zu, die “Partei Bibeltreuer Christen”. Irgendwie findet man es ja schon niedlich, wie sich diese ganzen Splitterparteien alle vier Jahre neu formieren und uns im Öffentlich Rechtlichen Anstaltswesen mit ihren zusammendilettierten Wahlwerbespots traktieren nur um sich dann praktisch wieder selbst zu wählen und mit Ergebnissen im Promillebereich wieder in Vergessenheit zu geraten. Zu Recht, wie ich mal festhalten will. Aber im Gegensatz zu anderen, zukünftig potentiell Gelisteten Parteien, sind selbst das noch “etablierte politische Größen in der bundesdeutschen Parteienlandschaft”. Glaubt ihr nicht? Dann klickt mal DIESEN LINK HIER an, über den ich gerade gestolpert bin. Da listet der Bundeswahlleiter auf, wer denn so alles bei der Wahl zugelassen werden will. Bei einigen hoffe ich inständig, dass man ihnen den demokratischen Vogel zeigt und ihnen den Verfassungsschutz ins Wahlbüro schickt. Andere sind schon vom Namen her derart skurril, daß man sich fragt, was zum Henker die Gründer dieser Klitschen geritten hat. “Die PlanetBlauen” – die Wasserpartei. Mal abgesehen davon, dass es denen das Lehrzeichen weggespült hat, dürfte ihr liquider Wahlhelfer ausgerechnet ihnen dieses Jahr die absolute Mehrheit ohnehin verhagelt haben – Stichwort “Jahrhundertflut”. Man kann sich auch fragen, wer oder was “DIE NÄCHSTEN” sein sollen. “Ihr seid die Nächsten!” ist in Filmen ja eher finalvital konnotiert – so ne Art Prophezeiung zum eigenen Abschneiden? Sehr nett finde ich hingegen die “Partei Gesunder Menschenverstand”; nur in der Politik haben die mit dieser Einstellung wohl keine Chance. Und wofür steht “Aufbruch C”? Vor allem: Was ist dieses “C”. Chemnie? Corpus delicti? Chromosomale Translokation??? (BTW: Ich habe es gegoogelt, finde meine Deutungen aber deutlich cooler). Die “SU”, die Suitainable Union, umschreibt auf ihrer Homepage ihre Ziele übrigens wie folgt:
“Das politische Ziel ist Nachhaltigkeit bei jeder politischen Entscheidung aufgrund der 3 Säulenlehre: der Sozialen, der Okonomischen und derÖkologischen.”
(Quelle: http://space.arcor.de/sustainableunion/; Version 04.07.13)
Wer in einem Zweizeiler schon derart katastrophale Rechtschreipfählär uhnt einpaud, där hattete in dem politik nix verliert, wemm mir wer frägt! Zumal ich ja aus orthographischer Sicht für eine Nachhaltige ÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖkonomie bin. “Ö”, liebe Leute, wie in MotÖrhead! Naja, alle ballaballa! Final möchte ich “Die GERADE Partei” noch erwähnen. Auch wichtig, nicht krumm oder schräg, nein, gerade. Auf ihrer Homepage führen die den politischen Diskurs mit der verstärkten Benutzung des Wortes “Schlauberger”. Das ist aber auch das einzig Sympathische an denen wie ich nach der Lektüre ihres Onlinepamphletes finde. Aber wenigstens wissen die, was ein “Ö” ist.
Ich habe mich, angesichts dieser ganzen mehr oder weniger offensichtlichen Klappsparteien, mal gefragt, was uns in diesem Land denn noch zum Untergang fehlt – wo wir doch scheinbar schon alles haben. Die gute Nachricht ist: Es geht noch dämlicher, die schlechte: Ich weiß auch wie :
Oder wie wäre es mit denen:
Wenn es allerdings einer zur absoluten Mehrheit schafft, dann wohl nur der Geheimfavorit:
Liebe Gaga-Parteien: Demokratie bedeutet, dass man eine Meinung vertreten darf… man muß es nicht unbedingt.
PS: Mit 23 Jahren Abstand wirkt der Titelsong zum heutigen Posting übrigens enorm absurd: KLICK.