(Seeed)
Die MsPittili und ich, wir weilten vor einer Woche zusammen in unserer Bundeshauptstadt. (Nur zur Sicherheit: Ich meine Berlin.) Jene Metropole von Weltrang, welche sich raumgreifend und architektonisch bemerkenswert flach beidseitig das Spreeufer entlang fläzt. Verglichen mit anderen Städten, welchen man in Europa gerne mal den selben Stellenwert zuschreibt, hat Berlin allerdings ein… naja, soll man es gleich “Problem” nennen… ja, sollte man. Also: Berlin hat im Vergleich mit anderen Städten seines Kalibers ein Problem. Es ist nämlich pleite… blank… abgebrannt… mittellos… überschuldet… kurz gesagt: Balin hat keene Knete, vahstehst’de?! Das geht jetzt natürlich vielen Kommunen so, jedoch sind diese in den seltensten Fällen auch gleich noch Bundeshauptstadt und verfügen fast noch seltener über eine auch nur ansatzweise vergleichbare Kompetenzansammlung in den entsprechenden Gremien und Ausschüssen, welche die Finanzen eigentlich sanieren sollen. Wer von euch da jetzt so etwas Böses wie “Ironie” vermutet, den muss ich enttäuschen. Ich meine das ernst!
Mir kann keiner erzählen, daß es eine schlechte Idee ist, einen Flughafen zu bauen. Es ist eine gute Idee, so vom Grundsatz her. Die Schlechte Idee lag nicht beim “ob”, sie lag eher beim “wie” oder beim “von wem”. Ein Milliardengrab ist das. Allerdings ein Milliardengrab, das (ganz deutsch) überall in der Stadt und drum herum schon ordnungsgemäß ausgeschildert ist. OK, man hat jetzt diese orange Klebefolie drüber gepflastert um es durchzustreichen, aber für den unwahrscheinlichen Fall, daß der Flughafen morgen eröffnet, wäre theoretisch alles vorbereitet. Ich, als jemand der schon am 05.07.2012 von BER aus gebucht hatte und dann doch von Tegel starten mußte, kann das grundsätzlich erst einmal nur begrüßen. Denn mal ehrlich: Tegel mag ja einen gewissen Charme haben als Flughafen, aber an sich ich diese ranzige Bude aus den frühen 60ern doch hemmungslos überfordert mit dem Flugaufkommen. Das merkt man natürlich auch als Passagier. Zu allem Überfluß hat man jetzt dieses Großprojekt auch noch jemandem Unterstellt, der schon daran gescheitert ist die Deutsche Bahn auch nur halbwegs zur Pünktlichkeit zu erziehen. Ein Manageropi aus der Ü70-Abteilung soll sozusagen “retten, was noch zu retten ist”. Nur: Der Karren steckt schon derartig tief im Morast, daß selbst der angespannte Esel schon erstickt ist – also jetzt mal metaphorisch gesprochen. Da kann man eigentlich nicht mehr viel “retten”, da kann man eigentlich nur dafür sorgen, daß das Ding die Tore öffnet, bevor das Beamen marktreif wird. Nun ist es aber auch so, daß Berlin das Dingen nicht alleine stemmt. Clever wie man ist, hat man sich Brandenburg als Prügelknaben (oder deftiger: als Arschlochkind) von Anfang an mit ins Boot geholt. Das ist ein wenig so, wie mit der schwarz-gelben Koalition: Beide bauen Scheiße, öffentlich abgewatscht wird nur einer. Und es trifft immer den, dem man von vorne herein weniger zutraut, weil er irgendwie dann doch ziemlich pamplig wirkt in der Außendarstellung. Brandenburg ist quasi die FDP des Flughafenbaus. Während Wowereit den Eindruck macht, er würde einfach nur ein paar unangenehme Verzögerungen nebenher wegmoderieren, tritt Platzeck angeschlagen zurück. Die Führungsposition bei der Beaufsichtigung des Flughafens wurde auch genau im richtigen Moment “turnusmäßig” dem umrundenden Bundesland angedreht und schwupps… ist man raus. Den Rest erledigt dann das Mehdörnchen, der stolz einzelne Frachtterminals eröffnet und ohnehin eine PR-Strategie der Marke “Is’ was, Doc?!?” verfolgt. Aber das ist halt auch Berlin, Scheiße bauen und da irgendwie wieder halbwegs heil heraus kommen und breit grinsen. Berlin ist Berlin – und Berlin kann man nicht einfach finanziell gegen die Wand fahren. Im Kalten Krieg war das schon so und jetzt, da es wieder Regierungssitz ist, geht das weiter.
Da kann sich der Berliner drauf verlassen – und das weiß er auch. Ich finde das zwar nicht unbedingt richtig, aber in gewisser Weise dann doch ganz unterhaltsam. Ich muss dann nämlich immer an so Leute wie den Seehofer denken, wie der mit verbissenem Gesichtsausdruck in seinem erzkonservativen, katholischen Geberland hockt und machtlos mit ansehen muß, wie die Preußen seinen schönen Länderfinanzausgleich buchstäblich in den Sand setzen. Klar, daß der da ab und an mal aufmuckt… nur ändern kann er nix. Daß das ausgerechnet ihn, den Verkünder christlich-moralischer und konservativer Werte, freilich gleich in die Vielweiberei trieb, das ist eine dieser ironischen Fußnoten der Weltgeschichte.
Nunja, ich glaube, ihr habt verstanden worum es mir geht. Meinen Faible für die alte Heimat, in die ich mindestens ein Mal im Jahr zurück kehren muß um glücklich zu sein, den sollte ich vielleicht auch noch erwähnen. Der Objektivität halber! Nun zum Punkt dieses Postings: Jetzt stellt euch einfach mal vor, ihr seid Berlin. Stellt euch vor, ihr wärt pleite; pleite aber wichtig. Stellt euch vor, daß euer Haushaltsbudget bis etwa Juli 2078 nichts weiter hergibt als Alditoast und Plasteflaschenbier – und selbst das müßtet ihr euch noch einteilen, wenn ihr an die Zinsen denkt. Stellt euch vor, ihr habt noch weniger als gar nichts… nicht einmal Schulden habt ihr noch, so wenig habt ihr schon. Und jetzt frage ich euch: Was würdet ihr tun?
Na?
Keine Ahnung?!?
Ich sage es euch. Die Antwort ist so simpel wie verblüffend. Geht einfach mal zum Roten Rathaus in Berlin und schaut in Richtung Unter den Linden. Das sieht dann nämlich so aus:
In solch einer existenzbedrohenden finanziellen Notlage ist und bleibt es einfach das Klügste, man baut mitten in der Stadt erst einmal ein neues Schloß!
Da wärt ihr jetzt nicht drauf gekommen, oder?! Seid ehrlich! Ich find das Projekt vollkommen ballaballa! Wir haben ja nicht einmal mehr, wie z.B. die Engländer, eine dieser herunter gewirtschafteten Hut-Ischen nebst Familienanhang, die man da in der Hausmeisterwohnung einquartieren und alle paar Wochen im pastellfarbenen Designerfummel vom Balkon winken lassen könnte. Da könnte man dann dem Touristenpack wenigstens noch die berühmten “Paarmarkfuffzich” aus der Tasche ziehen, nur damit es der faktisch komplettentmachteten Vorturnerin zujubeln darf. Aber wir haben diesen Königshausblödsinn ja Gott sei Dank überwunden. Außer Pipi-Prügelprinz und dem seltsamen Zigarrenheiner der in Hollywood reihenweise die Bitches (sorry, aber wie soll man die billigen Uschis sonst nennen?!?) wegadoptiert haben wir doch nix mehr zu bieten im blaublütigen Sektor. Und diesen zwei Figuren würde ich ganz bestimmt kein Schloß ins Zentrum der Bundeshauptstadt stellen. Ich sage mal zwei Sachen voraus: Erstens wird dieses Schloß ein einmalig hässlicher Touristenschreck werden, wenn es denn mal fertig ist irgendwann. Zweitens wird dieses tolle “Großprojekt” mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der nächste finanzielle Komplett-Flop werden, den die Hauptstadt hinlegt und aus dem man sie dann mühsam wieder nach oben bezuschussen muß!
In diesem Sinne übrigens schon mal viele Grüße nach Bayern – ich gönne es euch ! *duckundweg*
Mein - ernstgemeinter - Vorschlag: wir verschenken Brandenburg und Berlin an Polen. Würde hier im Süden niemand merken, auch nicht vermissen. Polen hätte einen feinen Tierpark und Restdeutschland eine Sorge weniger. Von mir aus können die dann das ganze Saarland zu einer Stadt zusammenfassen und das Bundeshauptstadt nennen.
AntwortenLöschenEine Bedingung hätte ich jedoch: die Politiker des Bundestages müssen in Berlin bleiben.
Obwohl, es wäre schon unfair. Polen hat seinen Laden im Griff, was wohl die Roten und Dunkelroten niemals hinbekommen werden. Einfach zu merken: je nach Parteifarbe sehen auch die Bilanzen aus.
Der letzte Merksatz ist super, sollte nächstes Schuljahr ins Tafelwerk aufgenommen werden. ;-)
LöschenWer wird denn so pessimistisch sein?? Arm aber Sexy, ne... ;)
AntwortenLöschenWobei ich mich bei meinem Berlin-Urlaub gefragt habe, wo das sexy ist. Ob Wowi sich damit selber meint?
LG