Samstag, 31. August 2013

LEAVING HERE

(Pearl Jam)

Es gibt so Tage im Leben, da wird man grundlos sentimental. Tja, und dann gibt es noch so Tage, an denen das alles einen sehr, sehr guten Grund hat. So ein Tag war heute.

Der 30. August ist, was der MsPittili und mir heute im Igor so klar wurde, ein Tag, an dem sich die europäische Jugend traditionell mal so richtig durch mischt. Überall auf unserem Kontinent haben heute Studenten der verschiedensten Nationalitäten einen großen Tag erlebt. Er wird ihnen noch nicht als solcher bewußt sein (zumindest nicht in dem Umfang, in dem er es schon 2014 sein wird), aber im Grunde genommen treten heute eine Menge kleine und große Indiana Jonese ihr ganz persönliches Abenteuer an. Die Rede ist vom viel zitierten Auslandssemester. Dieses beginnt oft am 1. September, was am Vortag eine ordentliche Reisewelle auslöst. Wenn auch nicht direkt, so waren wir dieses Jahr zumindest indirekt beteiligt, indem wir die Kleine Schwester zum High Noon am Flughafen Leipzig-Halle ablieferten. Für sie beginnt nun ein Semester voller Stress, kleiner und großer Organisationskatastrophen und Neuorientierung im gar nicht so fernen Italien. Jedoch ist das nur die halbe Wahrheit… wahrscheinlich nicht einmal diese. Denn so ein Auslandsjahr hat auch unglaublich viele positive Eindrücke, Erfahrungen und neue Menschen zu bieten, mit denen man eine unglaublich aufregende Zeit erleben kann. MsPittili und ich, wir waren dann schon ein bisschen neidisch heute am Gate. Neidisch auf das, was der Kleinen Schwester in den nächsten Monaten so bevor steht. MsPittili hat das HIER schon sehr gut beschrieben, ich für meinen Teil tue das hiermit ebenso.

Gemeinsam ist uns allen dreien eben jenes Datum: Der 30. August. Während es bei der MsPittili exakt ein Jahr her ist, sind es bei mir mittlerweile schon deren zehn. Zehn Jahre ist es her, daß ich im für mich damals noch fremden und fernen Helsinki aus dem Finnair-Flieger stieg und… fror! Wir waren im Jahrhundertsommer 2003 bei gut 30 Grad gestartet und in Helsinki herrschten in der Nacht muckelige 6 Grad. Woher ich das noch weiß? Weil unsere Anreise ein wenig… naja, “unrund” verlief. Unrund, aber dafür legendär. Wir waren zu zweit, der Herr Z. und ich; zwei sehr gute Freunde und Kommilitonen auf dem Weg ins nordische Abenteuer. Wir hatten eigentlich nur einen Planungsfehler begangen, der war dafür fundamental. Wir gingen davon aus, daß wir von 23 bis 7 Uhr schon einen Weg finden würden uns in Helsinki zu beschäftigen. So lange hatten wir Aufenthalt bis unser gebuchter Zug nach Joensuu ging. Aus heutiger Sicht hätten wir ein Hostel buchen und am nächsten Vormittag aufbrechen sollen. Ich nahm eben, inspiriert durch die Verabschiedung der Kleinen Schwester, nochmal mein Reisetagebuch von damals zur Hand.

reisetagebuch

Überreicht wurde es mir von all meinen Freunden zu unserer großen Abschiedsparty, die leider auch die letzte Party unserer WG war. Warum? Naja, weil wir alle an jenem 30. August das Weite suchten. Darin dokumentierte ich jedenfalls das ganze Semester ziemlich akribisch. Über folgenden Eintrag mußte ich eben intensiv schmunzeln:

"2:14 Uhr Helsinki Zeit

Seit wir es gegen 1:00Uhr aufgegeben haben eine warme, angenehme Location zu finden, wo man die immerhin sechseinhalb Stunden bis zur Abfahrt überbrücken kann (Anm. 2013: Diskos, Bars, Kneipen… alle zu ab spätestens 1), gammeln wir hier auf ner Parkbank rum bei geschätzten 5 Grad Außentemperatur. Zwischendurch (etwa 01:45 Uhr) haben wir es fertig gebracht aus dem Hbf Helsinki heraus geschmissen zu werden. Daß mir das JEMALS passieren würde. (…)

“Irgendwie erinnert mich das hier och ‘n bissel an Komotau!” (Herr Z., 2003)”

Letzter Satz ist aus heutiger Sicht komplett zu widerrufen, Helsinki ist einfach eine großartige Stadt. Aber wenn man nach einem 25 Grad Temperatursturz in T-Shirt und Sommerjacke übermüdet die Nacht auf einer Parkbank verbringen muss, dann spielt das irgendwie keine Rolle. Helsinki lernten wir noch zu schätzen, soviel sei gesagt. Wir kamen auch an unsere Klamotten nicht ran, da diese im Bahnhofsschließfach verstaut waren. In eben jenem Bahnhof, aus dem man uns eben heraus geschmissen hatte. Zwinkerndes Smiley Die Nacht war lang, kalt, aber eben auch irgendwie legendär. Vielleicht gibts bis Ende des Jahres noch ein paar Schmankerl aus meinem Büchlein, alleine der 1. September mit unserer Zugfahrt hat noch so einiges zu bieten, glaubt mir. Hab das eben mal überflogen… herrlich!

Warum ich das alles schreibe? Naja, einerseits, weil ich eben vollkommen begründet sentimental wurde. Andererseits, weil die Kleine Schwester gut und plangemäß in Pisa angekommen ist und somit schon die erste Etappe wesentlich erwachsener und – ja, ich muß es zugeben – besser durchdacht hat als ihr großer Bruder vor einer Dekade. Ein Reisetagebuch haben wir ihr übrigens auch mit auf den Weg gegeben. Wäre auch unentschuldbar, wenn nicht. Schließlich merke ich gerade, wie schön es ist, wieder darin zu blättern. Smiley Also, Kurze, halt die Ohren steif und rocke das Stiefelland! Laß Dich nicht entmutigen wenn mal was nicht gleich so läuft, wie es ursprünglich organisiert war (hey, das sind Italiener… mehr sage ich dazu nicht Zwinkerndes Smiley ) und genieße einfach die Zeit. Oder in kurz: VIEL SPAß!!!!

Wer übrigens ein paar mediterrane Impressionen gewinnen will, dem sei ihr Reiseblog ans Herz gelegt. Der erste Eintrag ist sogar schon online und ich wette, da folgen noch jede Menge andere Highlights! Wo er ist, der Reiseblog? Entweder in meiner Blogliste oder ganz einfach

HIER!

Es ergeht hiermit Lesebefehl! Zwinkerndes Smiley

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