Hell yeah: UR*fucking*LAUB!! Wenn ihr, liebe Freunde der mentalen Hohlkörperkunst, diese Zeilen hier lest, dann sitzt der Onkel schon längst im Zug gen Badenland. Und ja, ich werde mit der Deutschen Bahn reisen. Jenem aufgeblasen Schienenverwaltungskonglomerat mit Zuverlässigkeitsproblem, das tagtäglich durch unser Land rollt und seine Einwohner zu nerven. Aber heute nicht, nein, heute bin ich froh, daß es die Bahn gibt. Ich jubiliere innerlich, daß ich das Privileg genieße den Tag fernab jeden Fernsehers verbringen zu können. Mit einem jetzt noch nicht bekannten Psychothriller in der Hand, dessen Handlung vor Blut und Eingeweiden nur so vor sich hin trieft, werde ich jede Minute in den unbequemen Sesseln des Schienenbusses genießen. Ich habe nämlich die Ehre, daß dieser ganze Blödsinn an mir vorbei geht, mit dem sich ca. zwei Milliarden Menschen den Tag zu verhunzen gedenken: „The Royal Wedding“; oder wie die Einwohner meiner Ursprungsregion sagen würden „de Hochtsch“!
Da schleift irgend so ein ergrauender, blasser, angelsächsischer Prinzentwen seine bürgerliche Ische vor einen Londoner Altar um sich bis auf Weiters an sie zu ketten und die ganze Welt steht Kopf! Unglaublich! Da wird ein Brimborium darum gemacht, daß die zwei Trotteltauben sich das Yes-Word given, daß die Bunte echte Probleme hat die neuesten Babygerüchte um Heidi Klum noch irgendwo unter „Vermischtes“ unter zu bringen, so ge- oder besser überfüllt ist die Gazette der königstreuen Societyfetischisten mit dem Thema. Wen interessierts denn schon, was diese Kate für ein Kleid anzieht, wenn sie den jungen Windsorspross ihre Privatsphäre opfert? Vermutlich wird das Ding weiß sein; ein paar Rüschen und Seidenrosen dran gepappt und auf der Rübe ein ordnungsgemäßer 200 Meter – Schleier um die Westminster Abbey gleich noch mit durchzuwischen. Das Prinzlein wird in einer Uniform schneidig dahergelatscht kommen und wahrscheinlich irgendeinen Paradesäbel tragen. Dann wird der Pfaffe sie ein wenig belappen und schließlich gibts Gottes Segen. Danach gehts fleißig winkend ab in die Kutsche zum Sektempfang von Oma nach welchem man unverzüglich dazu über geht den ehevertraglich abgesicherten Thronfolger zusammenzunageln (das hat gestern echt so ein „Adelsexperte“ blicken lassen, daß alles über 9 Monaten Wartezeit eine Enttäuschung für „den Palast“ wäre)! Und das alles (zumindest fast alles) wird von einem Drittel der Menschheit mit Argosaugen verfolgt. Klingt ja alles sehr romantisch... !
Aber es gibt tatsächlich Leute, die denken, dieses durchinszenierte Medienspektakel wäre eine Märchenhochzeit! Leute, die darin eine „Prinzessinnengeschichte“ wie von den Gebrüdern Grimm sehen. Für mich ist das beim besten Willen nicht nachvollziehbar und dieser Hype um so ein banales Alltagsgeschehen wie eine Hochzeit in England geht mir – pardon – gehörig auf den Sack! Das Hinterhältige ist ja, daß die selben Leute, die flennend am Fernseher hocken und „Traumhochzeit“ brüllen bei jedem folgenden Skandälchen wie die Furien über den Kiosk herfallen werden um sich am Leid der eben noch Beneideten zu ergötzen. Das sind weiß Gott nicht alle, die sich heute die Hochzeitsdröhnung am Fernseher geben, das ist mir schon klar. Aber die dauergewellte Hausmuddiefraktion, die werktags unter der Trockenhaube beim Coiffeur hockt, diese alten, geifernden Vetteln sind genau die, die eine derartige Medienhetze wie sie auf ihre „Idole“ veranstaltet wird noch fleißig befeuern. Doppelmoral wie sie schlimmer nicht geht.
Früher waren Könige wenigstens noch allmächtige Despoten, die die Unterjochten nach Herzenslust triezen konnten während sie auf dem güldenen Thron hockten und das Staatsvermögen verjubelten… damals hatten die noch was zu melden, dem zufolge war auch ein gewisser Prunk angemessen wenn der Herrscher seine dreiäugige Cousine vor den Traualtar schleifte um den Machtanspruch zu zementieren (das lief damals noch unter „Außenpolitik“). Man musste schließlich dem Rest der Welt zeigen, wie effizient man darin war die letzten Steuertaler aus dem mittellosen Bauernstand heraus zu pressen. Heute hat diese komplette königliche Familie ja bestenfalls noch einen Dekocharakter, was vor allem die Bauern freut. Der Adel hat als Herrschaftsklasse ausgedient, sollte also auch partymäßig anfangen kleinere Brötchen zu backen.
Ich für meinen Teil wünsche den Beiden jedenfalls alles Gute und daß sie es besser hin bekommen als der Lauscher-Charly mit seiner ersten Angetrauten. Vor allem sollen sie, wenn es nach mir geht, ein gehöriges Stück lockerer und ruhiger leben können als Willis Mutter es konnte bzw. das Dasein nicht mit einem derart massiven Stock… ach was sage ich: mit einem Stahlbetonpfeiler im Arsch fristen müssen, wie es der Bräutigamvater tat, tut und ein Stück weit sicherlich auch tun muß. Das sind, denke ich, die Dinge, welche die beiden selber am Dringendsten gebrauchen können. Wie man es nicht macht, dazu braucht sich der Thronerbe in spe ja nur mal in der näheren Verwandtschaft umzublicken und die negativen Beispiele im Dutzend einsammeln. Das Problem bei diesen idealtypischen, frommen Wünschen meinerseits ist eben nur, daß dieses überinszenierte Kitschspektakel heute schon der denkbar schlechteste Start für ihre Umsetzung ist.
Wie dem auch sei, ich bin dann mal weg und lasse euch mit dem ganzen Quark in der Glotze alleine. Machts gut, ich bin dann mal im URLAUB! :-)
Bei mir musst du auch keine Hochzeiten gucken.
AntwortenLöschenIch habe mir bei meinem Provider auf der Startseite mal kurz zehn Bildchen angeguckt: hihi, wie Köllner Karneval - ziemlich lustige Kostüme. Ich weiß nicht, was schauerlicher ist, der Kaschperle-Anzug oder die Gardine.
AntwortenLöschenTja, wäre die liebe Kate mal lieber bürgerlich bodenständig geblieben, als Royal scheint sie nix mehr zu essen zu kriegen. Na, sie hat's ja so gewollt.
Grüße! N.
Ach bitte, es wird doch genug gegeben haben im Zug, die die Royale Hochzeit per Smartphone verfolgt haben, oder? Du kannst gar nicht drumrum gekommen sein.
AntwortenLöschenMacht euch ein paar schöne Tage. :)