FOO FIGHTERS - 18.06.2011 WUHLHEIDE BERLIN

Puhhhh, da bin ich wieder. Heim gekehrt aus der Hauptstadt, in die ich auszog, das Rocken zu lernen. Es ist ja mittlerweile schon eine lieb gewonnene Tradition, daß ich alljährlich die Wuhlheide zu Berlin für das eine oder andere Konzertevent aufsuche. Für gewöhnlich handelte es sich dabei in den letzten Jahren um Pearl Jam; dieses Jahr mußte ich auf die Foo Fighters "ausweichen" – fürwahr ein Luxusproblem! Seit ich Mitte Januar bei den Karten zuschlug und diese dann am 28.01. auch im Briefkasten hatte, freute ich mich auf den gestrigen Abend. Wie sich heraus stellen sollte: VOLLKOMMEN ZU RECHT!!!
Nachdem wir – heißt meine Schwester und ich - bereits einen Tag in der alten Heimat verbracht hatten, schlugen wir gestern die Zeit in Madame Tussauds Witzfigurenkabinett tot – darüber gibt's die Tage dann sicherlich auch noch ein paar Zeilen. Danach suchten wir das Hostel für einen kleine Siesta auf bevor wir uns kollektiv mit Familie Z. auf den Weg zur Wuhlheide machten. Bandshirt drüber, Chucks an und ab in die Tram! Nach etwa 30 Minuten kamen wir dann auch an – eine Zeitangabe, der wir auf dem Rückweg noch übel nachtrauern sollten, denn da brauchten wir 2 ½ Stunden! Wie gewohnt offerierten uns die Betreiber der ehemaligen "Pioniereisenbahn" einen Wuhlheideinternen Transportservice, welchen wir aber traditionell ausschlugen. Am Einlaß angekommen wurde zunächst das obligatorische Konzertbier gezwitschert und der Merchandise-Stand partialgeplündert. Die nun folgende Prozedur war allerdings etwas befremdlich, denn wenn man den Tenclub – Eingang der Wuhlheide gewohnt ist, dann hat man das reguläre Anstehen an diesen "Normaloschlangen" schon irgendwie verlernt. Irgendwann waren wir dann jedenfalls alle drin und hielten einen deckellosen 500ml Tetrapack Wasser in den Klauen. Warum man uns die Deckel mopste, ich weiß es nicht. Flink gings dann den kleinen Anstieg hinauf, an dessen Ende sich einem das durchaus herzerwärmende Panorama hinab in den Bühnenkessel bot. Der Herr Grohl hatte sich für diesen Abend extra einen Laufsteg mitten in den Kessel zimmern lassen, so eine Art Bühnenphallus, der tief ins versammelte Fußvolk ragte. Wir gesellten uns diesmal zur Tribünenfraktion und suchten uns ein schickes Plätzchen mit bester Bühnensicht. 

Dort überstanden wir den erst einmal einsetzenden Schauer tapfer unter unseren Regenponchos. Was die Dinger schon erlebt haben… seit Jahren schleppen wir die mit auf Konzerte und gestern kamen sie dann erstmals zum Einsatz. Auf deren Konzertvita wären so einige neidisch glaube ich. Pünktlich zum Opener, der "Band of Horses", wurde es dann aber wieder trocken. Wir behielten allerdings die Ponchos zunächst an, allzu hinderlich waren sie bei der Darbietung der Vorturner ohnehin nicht. Irgendwo zwischen Death Cab for Cutie und den Black Keys rangierte man, allerdings erreichte man keinen von beiden auch nur annähernd. Für meinen Geschmack etwas zu zähflüssig, wie Honig, ergossen sich die Songs ins weite Rund. Als Anheizer für einen Act wie die Foo Fighters waren die Jungs eher ungeeignet. Beim Blick auf die Uhr fiel aber auf, daß der gesamte Zeitplan mal eben 10 – 15 Minuten vorverlegt wurde. Wohl ein Resultat des unseligen 23 Uhr - Curfews, welcher der Wuhlheide gerichtlich aufdoktriniert wurde. Entsprechend dauerte es dann auch nicht allzu lange, bis Dave Grohl und Kumpane die Bühne flinken Fußes betraten und den üblichen Opener "Bridge Burning" anstimmten. Wir hatten ja einen prächtigen Blick auf den Innenraum und konnten so auch 1:1 verfolgen, wie der Innenraum der Wuhlheide mit den ersten Tönen förmlich explodierte:

 
 Hernach folgte zunächst "Rope" und auf dem Fuße "The Pretender" – das Tempo wurde also schön oben gehalten. Außerdem gaben die 3 Songs gleich mal die Richtung des kompletten Abends vor: SPAß, SPAß, SPAß und eine dicke Extrakelle "Stadionrock"!! Wenn es überhaupt eine Band auf diesem Planeten gibt, die außer den Foo Fighters noch in diese Kategorie passt, dann ACDC; und die brauchen dazu noch ne bombastische Show. Bei Grohl und Konsorten kommt man mit vergleichsweise bescheidenen Bildschirmen (für Effekte) und einer leicht überdurchschnittlichen Anzahl von Bühnenscheinwerfern aus… that's it! Den Rest reißt der Dave dann höchstpersönlich durch das Ausleben seiner hyperkinetischen Triebe. Bei "My Hero" hatte er dann auch 17.000 Leute komplett im Griff, was nicht nur der vielstimmige Refrain zeigte, sondern auch das kollektive Abfeiern von Dave bei seinen folgenden Ausflügen auf seinen kleinen, privaten Catwalk. Mit "Lear nto Fly" wurde der größte Ohrwurm hinterher geschossen, was der kollektiven Glückseligkeit aber nur weiterhin Auftrieb verlieh. Danach kam dann mit "White Limo" mein erstes Highlight. Das war der Song vom neuen Album, den ich ob seiner trashigen Note unbedingt live erleben wollte. Zu meiner Überraschung zündete er im Innenraum aber nicht wie erwartet; machte aber nix, grandiose Version für mich. Nach "Arlandria" und dem großartigen "Walk", welche wiederum zum Gemeinschaftserlebnis ausarteten, wurde dann mit "Breakout" wieder der Mitschreimodus angeworfen. Das folgende "Cold Day in the Sun" gönnte Dave eine kleine Pause, nur der Instrumentenwechsel mit Taylor blieb leider aus (was hat der Grohl die Nummer 2005 nach vorne gehämmert in Erfurt… ). Schöner Break vor den Hammernummern "Stacked Actors", "Generaor" und "Monkey Wrench". Dieses Trio war einfach der blanke Wahnsinn. Drei mächtig nach vorne marschierende Nummern, das in die Länge gezogene "Stacked Actors" alleine wäre schon ein Erlebnis gewesen, aber was "Generator" dann noch aus dem Publikum rausholte… Weltklasse. "Monkey Wrench" ist ohnehin eine eigene Hausnummer. Mit "Let it Die" verabschiedete sich die Band dann in so etwas Ähnliches wie eine "Encore – Break". Getreu seiner Eingangsansprache und der Ankündigung des "wir-spielen-so-viel-wir-können" verließ Dave Grohl die Bühne nicht. Warum auch, ist doch eh sein zu Hause; jedenfalls ließ er daran bislang keinen Zweifel aufkommen. Alleine wurde zunächst "Wheels" zelebriert (mit fachkundiger Unterstützung des Grohlschen Privatchos versteht sich und dann die Hälfte von "Times like These" angestimmt. Da traten dann auch die restlichen Bandmitglieder wieder bei uns schossen den so beschaulich begonnenen Song wieder munter in den sechsten Gang. Das Cover des "Young Man Blues", was nun folgte, war eine großartige Abwechslung; eine Abwechslung vor der Abwechslung – nur das wußten wir noch nicht. Denn als nächstes griff Dave zu einer seiner heute relativ sparsam gesetzten Ansprachen und begann einen "Dear Friend" anzukündigen, mit welchem er, da er zufällig schon einmal in der Stadt war, einen kleinen Gastauftritt klar gemacht habe. Bereits als er anfing zu erzählen kam mir das Ganze komisch vor. Bislang waren die Foo Fighters ja nicht unbedingt für die spontanen Gastauftritte anderer Künstler bekannt. Aber als Grohl dann ausgerechnet Lemmy ankündigte, da war dann meinerseits nur noch eines angesagt: AUSRASTEN!!!! ;-) Einfach unvorhersehbar, daß wir das geboten bekommen. Klar, die beiden haben in Amiland zusammen getourt, aber eben auch nur dort, als Lemmy mit Motörhead für die Foo Fighters eröffnete. Aber was zum Henker hat der Gottvater des Rock heute in Berlin zu tun?!? Nun, vielleicht ist er einfach immer da, wo er gerade gebraucht wird. So schossen uns die Foo Fighters gemeinsam mit Lemmy den Probot-Song "Shake your Blood" um die Ohren, eine Live-Granate! Hier mal die beste Version, welche ich bei Youtube auftreiben konnte:


Vorne am Mikro röhrte Lemmy den Text ein während um ihn herum die Foo Fighters wirbelten. Angeführt von Dave zementierte man diesen Song in die Berliner Abendluft. Mit lauten "Lemmy-Lemmy-Lemmy" Sprechchören wurde der Motörhead Chef dann wieder backstage zu Schnaps und Groupie geleitet, während Dave ratlos, wie er denn das noch toppen sollte nur noch einen Ausweg sah: "All my Life". Bei dem Song kochte nochmal die Wuhlheide komplett auf, was auch beim folgenden "Best of You" nicht wirklich nachließ. Zum Luft holen gab es dann die herrlich ruhige Nummer "Skin and Bones", bevor wie alle mit "Everlong" leider schon verabschiedet wurden. Viel zu schnell war der Abend vorbei, mal wieder.
 
Es bleibt jedoch die Erkenntnis, daß man Foo Fighters – Karten nun wirklich blind kaufen kann. Die Kerle sind dieser Tage so gut drauf, daß da schon gar nix schief gehen kann. Außerdem bleibt Dave Grohl ein Phänomen; mit Mitte 40 wirbelt der wie ein Kaputter über die Bühne. Zwei Stunden lang rammelt der unentwegt über die Bühne, brüllt ins Mikro oder heizt das Publikum an. Das sah dann ungefähr so aus:

Wo andere Altersgenossen im Kleingärtnerverein für den schatzmeisterposten kandidieren, feiert der Typ mit 17.000 Leuten und mit Lemmy eine wahnsinnig Rock-Party. Nichts anderes war das gestern nämlich und ohne Curfew wäre da auch 11 Uhr noch nicht Schluß gewesen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls jederzeit wieder am Start, wenn die Wuhlheide sie ankündigt: THE MIGHTY MIGHTY FOO FIGHTERS!!!!!!