Dienstag, 28. April 2015

EVERYBODY KNOWS THAT YOU ARE INSANE

(QOTSA)

Folgende Kolumne kreuzte heute meinen Weg – ich fand sie super:

Klickediklick

Ich greife mir mal die wirklich relevanten Passagen heraus, das macht es leichter.

“Künftig soll jede Werbung unterbunden werden, in der Frauen als "(willens)schwach, hysterisch, dumm, unzurechnungsfähig, naiv" dargestellt werden. Frauen dürfen auch nicht "ohne Anlass lächelnd inszeniert" sein oder "zu körperbetont bekleidet"

Es gutmenschelt, und zwar in der schlimmsten aller Ausprägungen! Jetzt mal Butter bei die Fische: Welche Firma kann es sich denn heute noch erlauben, eine Werbung zu schalten, in der Frauen offen und vielleicht sogar in plumper Art und Weise als “hysterisch, dumm, unzurechnungsfähig, naiv” dargestellt werden? Bevor hier bereits Grundsatzdiskussionen ausbrechen, ich rede von Werbung wie dieser hier:

Zurück zur Frage; richtig: KEINE! Wenn es eine täte, würde sie ihr Image aber mal dermaßen gegen die Wand fahren, daß selbst der HSV leichter zu retten wäre als ihre Jahresbilanz. Und wißt ihr was: Das ist gut so. Da kann man sich so als Gesellschaft schon mal berechtigt auf die Schulter klopfen und sagen: “Jut gemacht, Keule! Etappenziel erreicht” Kann man, muß man aber nicht. Mann kann natürlich auch so tun, als wäre die Werbewelt da draußen ein Minenfeld von Herabwürdigung und Unterdrückung. Wenn man diesen zweiten Weg wählt, dann schafft man sich gleich noch die ultimative Rechtfertigung, sich zu echauffieren, sich auf zu regen und –zu spielen, bis einem vor lauter Wut der Besen aus der Hand fällt. Das Ergebnis ist dann eine derartige Forderung, welche den unheimlichen Vorteil bietet, daß einem da keiner widersprechen kann und wird, weil er sich damit als böser, böser Sexist outen würde. Der Haken ist halt nur, daß man große Siege nur erringt, ja erringen kann, wenn es einen existenten Gegner gibt. Wenn man in voller Kampfmontur im wesentlichen bereits sperrangelweit geöffnete Türen einrennt, läuft man Gefahr, ziemlich schnell in die Spinner-Ecke gestellt zu werden. Das Problem, liebe Initiativgruppe, ist, daß man damit dann objektiv nichts erreicht – NICHTS! Nicht einmal, wenn man zwischen all dem aufmerksamkeitsheischenden, überzogenen Gekaschper, dann doch mal das eine oder andere gute Anliegen versteckt hat. Man macht es dem Rezipienten leicht, einen lächelnd zu übergehen – ich weiß, das wollt ihr nicht hören, aber ich sage es trotzdem: SELBER SCHULD!

Wenn ich so ein fundamentalistisches Geschwurbel lese – jetzt mal unabhängig vom Kontext - dann steigt in mir zu aller erst mal das dringende Bedürfnis, mich hier im Blog darüber auszulassen. Ich finde solche “Initiativen” substanzlos und in ihrer selbstgerechten Art einfach nur massiv nervtötend! So etwas – sowie den daraus resultierenden “Diskurs” – braucht unsere moderne Gesellschaft nicht. Wir brauchen Lösungsvorschläge für reale Probleme und keine verhutzelte Gruppe von Alt-68ern, die einen Vorwand sucht, sich selbstreferenziell selbst auf die Schulter zu klopfen und mit diesem Bockmist dann auch noch meint den Rest der Gesellschaft auf den Sack gehen zu müssen. HIPPIE, GO HOME!

Ich finde Werbung auch überpräsent und bisweilen ziemlich gaga. Auch finde ich es kaum nachvollziehbar, daß einem eine halbnackte, bis zur Unkenntlichkeit gephotoshoppte Uschi mittlerweile als ultimatives Werbevehikel präsentiert wird. Aber, auch das sollte man mal heran ziehen in der Betrachtung, wofür werben die Weiber denn da? Nur Autos, Bier und Socken? Mitnichten! Geht mal durch einen gut sortierten DM – ein Laden, der nun wahrlich nicht im Verdacht steht, ein “Männerparadies” zu sein – und schaut mal auf Werbungen und Verpackungen. Tja, offensichtlich sind die Zielgruppe nicht nur die bösen, bösen Männer. Die – in der Wahrnehmung solcher “Initiativgruppen -  archaischen Unterdrücker, die hinter jeder Ecke mit ihrer Keule in der Hand nur darauf warten, das nächst beste weibliche Wesen zum Sexbjekt zu degradieren und nach Strich und Faden durch zu diskriminieren – die interessieren sich im Regelfall bestenfalls peripher für Lippenstifte, Pumps und Strumpfhosen. Apropos, wenn wir schon dabei sind, wie soll man denn eine solche anders bewerben als mit ner Frau, die eine Strumpfhose an hat?!? Gut, mit nem Mann – das wäre auch ne Bomben-Kampagne, hätte die Schlagkraft aber auch nach dem ersten, der das durchzieht, verloren.

“Mann”, gutes Stichwort. Warum zum Henker fordern solche Gruppen eigentlich immer nur “keine Frau darf…”? Wenn man für Gleichberechtigung kämpft, dann sollte man doch eher “kein Mensch darf…” fordern; auch wenn das die bösen, bösen Männer da mit einschließt. Ich habe schon als Kind gelernt: “Was Du nicht willst, was man dir tu’, das füg auch keinem anderen zu!” Hätten sie mal besser aufgepasst früher! Diese durchgestylten Jünglinge (mittlerweile mit Dreitagebart und Dentagardlächeln), die sich in ihren eng anliegenden Schlüpfern mittlerweile durch die Magazine räkeln um einem irgend welchen Schrott anzudrehen – die finde ich genau so kacke! Mal ganz abgesehen davon, daß man da auch eine Degradierung unterstellen kann; nur juckt das scheinbar keinen. “Kein Mensch darf….” merkt euch das! In der Endkonsequenz der Forderung “Keine Frau darf…” hätten wir in der Werbung bei Frauen den bösen Blick und strahlend lächelnde Männer. Wenn das dann nicht der Gipfel des Sexismus ist, dann weiß ich auch nicht. Hier frißt die Revolution nicht ihre Kinder, hier ist die Revolution von Anfang an schon beschißen!

Der absolute Gipfel des Schwachsinns ist dann aber folgende Forderung: “Frauen dürfen auch nicht "ohne Anlass lächelnd inszeniert" sein oder "zu körperbetont bekleidet""  Wer definiert denn “ZU körperbetont”? Die “frigiden Schwestern vom Orden der emanzipatorischen Penetranz” selber? Na dann gute Nacht! Dann wird ein Bikini demnächst in Steppjacke und Skiern beworben… was vermutlich auch wieder falsch ist, weil es ja impliziert, daß Frauen schnell mal frieren. Boahhhh, könnt’sch mich uffresche!!!! Geht an den ganzen Scheiß mal mit etwas mehr Vernunft und einer gehörigen Schippe weniger Dogmatismus ran. Es ist durchaus auch ein Zeichen emanzipatorischer Erfolge, daß Frauen sich in körperbetonten Klamotten (wohlgemerkt stilvoll, wir reden hier nicht vom sprichwörtlichen “Nuttenfummel”) zeigen können ohne gleich als “Flittchen” abgestempelt zu werden. Nur so was muß man eben auch sehen wollen

Aber das ist ja alles noch nichts gegen “ohne Anlaß lächelnd” (auch hier stellt sich die Frage der Definitionshoheit). Jetzt stellt euch das doch mal grundsätzlich vor: Werbung, in der niemand mehr lächeln darf. Ob Frau, ob Mann; ob Reklame, ob alltägliches Umfeld – egal, mir sind lächelnde Menschen allemal lieber als griesgrämig dreinblickende Hackfressen, denen der politisch korrekte Weltschmerz aus all ihren Zornesfalten trieft. Geht mal mit offenen Augen durch die Innenstädte, Werbung ist in unserer Gesellschaft omnipräsent. Aus jeder Ecke strahlen einem Plakate entgegen auf denen Leute abgebildet sind. Ganz egal, wie sehr ich auch auf Heavy Metal und Horrorfilme abfahre, ich MÖCHTE NICHT, daß die alle dabei dreinblicken, als hätte ich gerade ihren Hamster überfahren. Ein derart griesgrämiges Stadtbild, das wünschen sich doch nur die Irren! Ich möchte mich im öffentlichen Raum wohl fühlen. Ich sage nicht, daß diese ganzen Grinsekasper derzeit dazu beitragen, daß ich das tue, aber ich sage, daß die “angestrebte” Alternative das verhindern würde. Wenn die diesen Bullshit durchsetzen, dann sieht unsere Werbelandschaft bald aus wie unsere biometrischen Passbilder – oder wie eine Redaktionskonferenz bei der Emma. Das kann doch keiner ernsthaft wollen!