Freitag, 31. Dezember 2010

THANK YOU

 (Dido)

Hallihallohallöle! Es ist mal wieder so weit, der letzte Tag des Jahres ist mal wieder angebrochen und um einen herum knallt und kracht es schon seit gestern unentwegt. Es ist mal wieder Zeit, sich von einem Jahr (diesmal sogar von einem Jahrzehnt) zu verabschieden. Was dieses Jahr so los war, habe ich bereits beschrieben, darum hier nochmal zwei kleine Speicherkartenfundstücke für euch, auch als kleines Dankeschön dafür, daß der Blogumzug dank euch allen so gut geklappt hat (ihr also alle mitgekommen seid):

Hauptstadtimpression

Entstanden in Berlin am 29.06.2010 auf dem Weg in eine beschauliche Eckkneipe wo wir uns Spanien : Portugal bei Fassbier reinpfiffen. Nächstes Jahr gibts dann hoffentlich wieder einen angemessenen Grund um die Hauptstadt aufzusuchen. Muß ein Mal im Jahr einfach sein, back to the Roots eben.
Das zweite Bild stammt aus Karlsruhe. Wohlgemerkt wurde es vor einem gut bürgerlichen, deutschen Restaurant aufgenommen:

Legasthenikerbrunch

Mal abgesehen von der "Dorado" und der "Kraterbutter" wäre ich vor allem gespannt, wie "Krokelten" so schmecken. (Glaube, das Restaurant heißt auch "Lecter`s". )
Gab noch mehr Bilder, aber die gibts vielleicht ein anderes Mal. Jetzt ist erstmal Schluß für 2010, es verabschiedet sich in den Jahreswechsel:

Der Onkel
... und denkt nicht allzu sehr über den ganzen Blödsinn nach, der da in den nächsten 365 Tagen so auf uns zukommen mag. Wir können es eh nicht ändern, nur kommentieren. Also feiert heute abend ordentlich und lasst die Korken knallen!

ICH WÜNSCHE EUCH ALLEN

EINEN GUTEN RUTSCH UND EIN GESUNDES JAHR 2011!


Behaltet vor allem euren Humor, ihr werdet ihn bitter nötig haben fürchte ich!

Donnerstag, 30. Dezember 2010

MEIN FREUND DER BAUM (im Lumberjack Remix - MUHARHARRRR)

(Alexandra)

Mahlzeit, liebe Nachbarn! Der Fleisch gewordene Phantomschmerz aus der Stadt der Moderne lustwandelt derzeit auf fremden Pfaden, nämlich im fernen Badenland, genauer gesagt in Karlsruhe. Was er da macht? Nun, das weiß keiner so genau, am Wenigsten ich selbst. Aber für Spekulationen bin ich wie immer offen. Also, schickt mir eure Vorschläge... am Besten nur die nicht ganz so ernst gemeinten.

Warum ich jetzt schreibe? Nun, ehrlich gesagt: Keine Ahnung! Wahrscheinlich weil das Chilli neben mir noch ne Weile braucht und Pittili noch ziemlich kranke, aber höchst unterhaltsame Videos auf youtube schaut und ich hier mit meiner Umrührfunktion (-> Chilli) nicht ganz ausgelastet zu sein scheine. Und was macht man da? Röchtöch! Man geht seinen Mitmenschen gehörig auf den Geist und zwar so sinnfrei wie möglich! Habe ich heute schon den ganzen Tag gemacht, was darin gipfelte, daß ich mit "Meet the Feebles" in der Red Edition belohnt wurde. Für 2,99€! Großartig! Mit eine wenig Überredungskunst (und wahrscheinlich Unmengen von Schnaps) werde ich Pittili wohl auch davon überzeugen können, das dieser Film eine anspruchsvolle Abendunterhaltung darstellt. Naja, vielleicht aber auch nicht. Höchstwahrscheinlich eher nicht... :-P!

Aber gut, da ihr hier alle nicht ganz umsonst eingeschaltet haben sollt (wäre ja schade), möchte ich euch noch einen Werbespot ans Herz legen. Ich sah ihn vor ein paar Tagen erstmals in der Glotze und bin zunächst überhaupt nicht hinter das Produkt gestiegen, aber als es dann enthüllt wurde, fand ich den Spot großartig:




Hammer, oder?!? Endlich sind die davon weggekommen diese präpubertären Hauptschüler auf dem Bolzplatz anzulabern und sie für ihre Schokocreme werben zu lassen! Wer diese Spots sieht kommt ja auch NIE auf die Idee, daß sie einstudiert sind. Alleine den Özil mal einen Satz unfallfrei sagen zu lassen und das dann auch noch passend zu inszenieren hat wahrscheinlich Tage gedauert. Glückwunsch also an Nutella, daß ihnen endlich mal ein vernünftiger Spot geglückt ist, der vor allem auch recht clever daher kommt. Macht Spaß das Ding!

Na gut, ich glaube das Chilli ist fertig. Wer noch mehr Bock auf gute Werbung hat, sollte mal in Pittis Welt vorbei schauen, sie hat schon vor ein paar Tagen ein paar Feine Beispiele gesammelt. Denn Werbung muß tatsächlich nicht immer aus der debil grinsenden Mutter einer Durchschnittsfamilie bestehen, die Kraft ihrer Fachkompetenz für Heizspiralen gegen die Verkalkung anquasselt, sie kann durchaus auch Spaß machen!

Dienstag, 28. Dezember 2010

THEE OF BOOZERONY


 (Kyuss) - wollte ich schon immer mal als Topic nehmen, aber es passt einfach nie!

Es gibt so ein paar Sachen, die einem nur noch barbarisch auf die Ketten gehen. Derzeit gehört diese übertriebene Winter-Hysterie eindeutig dazu. Gut, es ist ein recht heftiger Wintereinbruch; auch daß es verhältnismäßig viel Schnee gab mag ja stimmen. Aber daß jetzt immer gleich der wettertechnische Weltuntergang herauf beschworen wird (nebst der vier apokalyptischen Bobfahrer), ist doch lächerlich. Da die abgestumpfte Masse nach immer neuen Superlativen lechzt, kann der Boulevard mittlerweile schon mit einem profanen „Wetter-Chaos“ nicht mehr nennenswert punkten. Was jetzt allerdings nicht heißt, daß er es nicht versucht hat… so als Einstiegsdroge ins vorweihnachtliche Winterbashing. Da werden solch bizarre Wortgebilde zusammen geschustert wie „Brutalo-Winter“ oder „Schnee-Hölle“, welche der Leserschaft um die Ohren gejubelt werden, daß selbiger streuen und schippen vergeht. Das eigentlich witzige dabei ist allerdings das ewige Gejammer der Flachländer über nahezu lächerliche Schneemengen. Zumindest aus Sicht eines kältegestählten Mittelgebirgsyetis wie mir. Jetzt mal im Ernst: Da schneit es in Köln um 17:54 Uhr nachmittags für gefühlte fünf Minuten und schon am übernächsten Montag erscheinen 59,4% dieses Karnevalsvolkes nicht mehr im Büro. Lachhaft. Leute, ihr habt doch keine Ahnung was es heißt, eingeschneit zu sein. Während ihr im Nerzmantel über die Kö wackelt (ups… nun sind wir in  Düsseldorf… ach egal, Köln und Düsseldorf sind streng genommen doch das Gleiche!); nun, während ihr also im Nerzmantel und Stilettos über die Kö wackelt und euch über todbringende 15 Zentimenter Neuschnee echauffiert, schippe ich im Erzgebirge bereits zum dritten Mal die Einfahrt frei, sodaß sich der Schneehaufen neben der Garage auf mittlerweile 2,5 Meter auftürmt. Und ich tue dies in kurzen Hosen und laut lachend, während die Schneepflüge im Minutentakt vorbei fliegen. Danach schwinge ich mich in meinen Ibiza und fahre gediegen über den Erzgebirgs-Kamm um zu tanken! Wie das geht? Tja, das wollt ihr wohl gerne wissen, während eure S-Klasse in Sommerschuhen hupend in eine besoffene Karnevalsgesellschaft schlittert?!? Ich verrate es euch: WINTERREIFEN!!!! Jedes Jahr sehe ich zum ersten, zaghaften Wintereinbruch, welche Folgen die maßlose Überschätzung der Kombination „Mercedes & Allwetterreifen“ hat. Diese armen Irren hängen dann immer am ersten ernst zu nehmenden Anstieg Richtung Seiffen fest und schimpfen über den Winterdienst; Selbstreflexion wäre allerdings angebrachter.

Na egal. Eigentlich wollte ich ja nur mal die Verhältnisse zu Recht rücken. Während der „Brutalo-Winter“ das Flachland heimsucht, sitze ich in einem, wie wir Fachleute es nennen, „schneereichen Winter“ im Gebirge und finde das alles nicht weiter ungewöhnlich. Nein, man kann sogar ein paar großartige Sachen sehen und fotografieren), zumindest wenn man sich nicht von der Hexenjagd des Boulevard beeinflussen lässt und alles per se verdammt was da an weißem Gold vom Himmel kommt. Entscheidet am besten selbst, ob es nicht auch die eine oder andere nette Seite am Winter zu entdecken gilt und ob angesichts der Gebirgsschneeberge die Situation im Flachland nicht ein klitzeklitzekleines Fitzelchen zu arg überzeichnet wird. ;-) 

Stadtparkimpressionen im Dezember

Zugegeben, schon 3 Wochen alt das Bild, aber dennoch schick.

So siehts auf dem Erzgebirgskamm aus - schon sehr beeindruckend da lang zu fahren

Baum im Schlafrock

Und nun noch zu meinem Bildungsauftrag: ESST KEINEN GELBEN SCHNEE!!!!






In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen schönen Winter. Wenn man es schon nicht ändern kann, sollte man versuchen es so weit wie möglich zu genießen! :-)

Donnerstag, 23. Dezember 2010

DER PFANNKUCHENSCHRECK

 (Traumzauberbaum)

Heute gibts mal nur nen Quickie. Einen fotorealistischen Hungerquickie sozusagen. Denn nachdem derzeit ja die Zeit der Plätzchenbäckerei und des süßen Fresskrams ist, habe ich mich an ein paar Beweisfotos aus dem letzten Jahr erinnert. Entstanden sind diese beim gemeinsamen Plätzchen backen mit dem einzig legitimen Einwohner von Pittis Welt ( http://pittiswelt.blogspot.com/ ).


Dann passt mal auf, was der Onkel so unter "Plätzchen" versteht... hehe!

  
Reiterskulptur auf Pfefferkuchenpilz.

bleicher Darth Vader

Siamesischer Pfefferkuchenzwilling

Holzbeinpirat nebst rotäugigen Knusperdämon

LSD-Nilpferd

Zwei Variationen von ET

Aber: Egal, wie bekloppt die Viehcher auch aussehen mögen, spätestens in 24 Stunden von JETZ an ist mir folgendes Nahrungsmittel wieder unbestritten das Liebste:

Weihnachtsbratwürste anno 2009!!

Mittwoch, 22. Dezember 2010

REFLECTION - Foxymorph Jahresrückblick 2010

(Tool) 


Es ist mal wieder so weit, ein Jahr neigt sich unvermeidlich seinem Ende entgegen. Es ist also wieder Zeit für den traditionellen, jährlichen und seriösen „FOXYMORPH JAHRESRÜCKBLICK 2010“. Vergesst diesen ganzen Humbug, der da auf sämtlichen Fernsehsendern zusammenreflektiert wird. Hier erfahrt ihr die ungeschminkte Wahrheit über das bald vergangene Jahr. Ein Jahr, das wie so viele vor ihm bereits mit dem Januar begann und, sollte nix dazwischen kommen, mit einem 31tägigen Dezember sei Ende finden wird. Wiederum wird die Bevölkerung es geräuschvoll und bierselig in den Abendwind schießen. Doch wovon verabschiedet man sich denn eigentlich? Hier mal ein kleiner Rückblick.


Januar

Die „Afrikanische Union“ unter Führung des neu gewählten malawischen Präsidenten Bingu wa Mutharika  wechselt ihre Fahne. Außerdem übernimmt Spanien die EU-Ratspräsidentschaft und steuert auf ein Jahr voller leerer Kassen im europäischen Hoheitsgebiet zu. Hätte man Italien den Vorsitz angedreht, wäre Europa noch „pleiter“, hätte aber wenigstens die Call-Girl-Industrie gründlich saniert. Außerdem ist’s erwartungsgemäß kalt.


Februar

Im Niger gibt’s einen gewaltsamen Militärputsch in dessen Folge die Verfassung außer Kraft gesetzt wird. Die demokratisierte Welt reagiert erwartungsgemäß gleichgültig. Während sich die bundesdeutsche Politik immer noch gekonnt um die genau Bezeichnung des Afghanistaneinsatzes kloppt, löst sich die niederländische Regierung auf. In der dazu gehörigen Presseerklärung verkündete man, daß „kriegsähnlich Zustände“, „Humanitäres Aufbaumandat mit präventivem Einschreiten im Bedarfsfall“ und „Pyjamaparty bei unseren desertifizierten Verbündeten mit demokratisierendem Hintergrund zur Stärkung der Völkerfreundschaft und analoger Verteidigung bundesdeutscher Freiheitsinteressen“ weiteres Engagement nicht rechtfertigen. Das würde nur ein „Krieg“ tun.
Außerdem beendete ich das andächtige Schweigen nach dem Hyperkonzertjahr 2009 und startete mit Rammstein in der Arena Chemnitz lautstark und hell lodernd in die neue Saison.


März

Die „Westeuropäische Union“ löst sich auf, nicht jedoch ohne ihren bürokratischen Apparatschik vorher ordnungsgemäß der „Europäischen Union“ zu Verwaltungszwecken anzuvertrauen. Mal sehen, wie krumm Gurken demnächst sein dürfen ohne als Ordnungswidrigkeit zu gelten. Außerdem bekommen die USA vom befriedensnobelpreisbeträgerten Präsi eine Gesundheitsreform aufgedrückt. Die „Tea Party“ und ihre um sich schießenden, 230 Kilo -  Redneck – Anhänger reagieren empört. Komisch, dabei haben die den Rösler noch gar nicht erlebt.


April

Schon wieder ein Putsch, diesmal in Kirgisistan. So langsam verlieren die süd- und zentralamerikanischen Ab-und-zu-mal-Republiken ihr Monopol aus solcherlei Spirentzien. Außerdem kommt der polnische Präsident Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz ums Leben; von den übrigen 95 Opfern spricht irgendwie kein Mensch.
Außerdem werden offiziell 45 Milliarden Euro ins bankrotte Hellenenreich geschaufelt. Da gegen die Wettsucht an den Börsen nichts unternommen wurde, konnte nun Irland ins Visier genommen werden. Die Rettung der Gemeinschaftswährung gerät somit (um mal einen thematisch passenden Vergleich zu bemühen) zur reinsten Sysiphos – Arbeit.
Ich für meinen Teil genieße einen wunderbar gediegenen Rock-Abend im Rosenkeller zu Jena, wo ich mit Brant Bjork & the Bros. Gut zwei Stunden vor mich hinchille.


Mai

Der Bundespräsident tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Umstrittener Schritt, aber wo kommen wir denn da hin, wenn jeder Popanz den ersten Mann im Staat unverholen kritisieren kann?!  Ähm, richtig, in die Demokratie. Die Angie freut es, bietet sich ihr doch so die Möglichkeit den nächsten parteiinternen Kronprinzen elegant kaltzustellen.
Ansonsten fiebert alles einem Bundesligafinale entgegen; nicht unbedingt um den Meister zu küren, sondern viel mehr, um endlich WM zu haben!
Ach ja, als unser aller Bundesmüscha übel umgetreten wird und die WM leider verpasst, reagiert die Fernsehschaffende Bevölkerung mit Sondersendungen… auch wenns mir für Ballack wirklich sehr, sehr leid tat, aber das war dann doch überzogen.
Musikalisch weilte der Onkel in Leipzig um sich in der Moritzbastei die „Hellsongs“ anzuschauen. Herrlich, ein viel zu kurzer, aber umso großartigerer Konzertabend. Schade nur, daß die zweite Tour im Dezember abgesagt werden musste, ich wäre wieder dabei gewesen. Gute Besserung nach Schweden!


Juni

Die WM wird angetrötet und dank dieser unsäglichen Teufelswerkzeuge namens „Vuvuzela“ zur akustischen Zumutung für die Fernsehzuschauer.
Pearl Jam rollt in einer Midi-Tour über Europa hinweg und nach einem Luxus-Warm-Up in Nijmegen (inklusive Jeremy und „IN MY TREE“) wird für mich die Inthronisierung von Christian Wulff als Bundespräsident für mich zum zweitwichtigsten Ereignis in Berlin an jenem 30.06.2010 degradiert. Ein großartiges Konzert, bei dem aber die traurige Note des 10. Jahrestages der Roskildekatastrophe permanent mitschwingt.


Juli

Spanien wird erwartungsgemäß Weltmeister, Deutschland Dritter. Gegen die Iberer war im Halbfinale kein Kraut gewachsen, auch wenn das Medial doch arg verklärt wurde.
Die Großmannssucht einiger Provinzpolitiker und eklatante Fehlplanungen kosten 21 Menschen in Duisburg wohl das Leben. Tragisch. Während sich die Verantwortlichen munter den Schwarzen Peter hin und her schieben fragt sich der Rest des Landes, wie man hunderttausende von Menschen durch einen engen Tunnel schicken kann.  
Belgien übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft und der Onkel sitzt am 23.07. im strömenden Regen der Augustusburg und hat dank Max Raabe und seinem Palastorchester dennoch einen schönen Abend.


August

Die WHO erklärt die Schweinegrippe-Pandemie offiziell für Beendet… mal sehen wann das bei den Hetzern vom Boulevard endlich ankommt. Außerdem verlassen die letzten US-Truppen den Irak (offiziell zumindest) und China verdrängt Japan vom Platz der weltweit zweitstärksten Wirtschaftsnation. Hoffentlich hatte daran die Nußknackerindustrie nur einen marginalen Anteil… !


September

Das achte Weltwunder feiert 30jähriges Bestehen und erhält dankend einen Wurstbaum als neues Insignium seiner Macht. Außerdem kommt Israel nahezu unbemerkt in die OECD. Der Sarrazin-Diskurs wird zum gefühlt 345669. Mal wieder aufgekocht, was verstärkt zu Desinteresse an Polit-Talkshows führt und sein Machwerk einerseits unnötig pusht, andererseits aber auch eine objektive Auseinandersetzung damit im Phrasenhagel der Gutmenschen verunmöglicht. Schade.


Oktober

Die niederländischen Antillen werden aufgelöst. Tja, da fällt mir auch nix mehr ein.


November

Mit großem Tamtam wird der elektronische Perso eingeführt. Er soll dank unknackbarer und 156%ig hackersicherer Spezialsoftware alles besser machen. Zwei Tage später wird eben diese wieder aus dem Netz genommen; Grund: Die Software wurde gehackt! Außerdem verliert Obama die Mehrheit im Repräsentantenhaus und ist jetzt garantiert froh, daß er das mit der Gesundheitsreform schon abgehakt hat. Außerdem nimmt „Stuttgart 21“ so richtig Fahrt auf und die wehrhafte Zivilgesellschaft wird ausgerufen, was in einer bombastischen Castor-Demo gipfelt. Im Bestreben so politisch korrekt wie möglich zu sein demonstrieren nun selbst die Grünen gegen Stromleitungen für Windenergie. Ich werden den Passanten nicht vergessen, der dem Fernsehen ins Mikro diktierte, daß man doch Angst haben müsse, daß einem diese Leitung auf den Kopf fällt. Er würde gerne Vögel beobachten und wolle dabei nicht sterben. Man kanns auch übertreiben, wertes Heimatland!
Apropos: Terrorangst in Deutschland. Reichstag abgeriegelt, ein Land im Alarmzustand. Die Medienhetze trieb wieder die abartigsten Blüten und während die Bild schon von möglichen Massakern auf Weihnachtsmärkten und den Reichstag stürmenden Terrorkommandos berichtete, passierte erwartungsgemäß: NICHTS!


Dezember

Ui, schon vorbei. Berlusconi übersteht erneut ein Misstrauensvotum in Italien und belohnt sich wahrscheinlich mit einer kleinen Party. Während die Eltern ihre blutjungen Call-Girl-Töchter anketten randaliert die Opposition in der Hauptstadt. Geholfen hats mal wieder nix! Wider der Medienpropaganda verliefen die Weihnachtsmärkte friedlich und glühweintechnisch erneut sehr schmackhaft.
Ansonsten gab sich der Onkel zunächst das „Space-Hell-Weekend“ und rockte die Nackenmuskulatur an zwei aufeinander folgenden Tagen mit Motörhead und Monster Magnet ins Delirium. Großartige Konzerte, unbedingt zu empfehlen diese zwei lärmenden Rock-Dinosaurier! Ein paar Tage später gings nach Leipzig zu Selig, was nicht minder denkwürdig war. Schade, daß Hellsongs, wie bereits erwähnt, abgesagt werden musste, das wäre noch mal ein wahrhaft brachialer Konzertmonat geworden.


So, das wars dann schon mit 2010. War eigentlich recht interessant das Jahr, andererseits aber auch ziemlich anstrengend und mitunter tragisch. Aber wir werden ja keine andere Wahl haben als mal zu schauen, was 2011 so mit sich bringt. Pear Jam – mäßig fürchte ich fast, daß es in Europa etwas ruhiger wird. Aber gut, man soll ja auch nicht zu viel wollen. Die letzten beiden Jahre waren ja das reinste Verwöhnprogramm. Den ganzen Sondertiteln, Tieren, Pflanzen, Naturheilmitteln und Personen des Jahres 2010 widme ich mich dann die Tage mal. Dazu habe ich einfach keine Lust mehr jetzt, jetzt habe ich Hunger und werde mir meine persönliche „Pizza des Jahres“ gönnen: BBQ Chicken!

Also dann: Frohes Fest und ein paar besinnliche Tage, liebe Leserschaft!

Dienstag, 21. Dezember 2010

THE RIGHT STUFF

(Monster Magnet)

Mahlzeit! Über diese ganzen Konzerte der vergangenen 10 Tage ist mir doch glatt entfalln, dass ich eigentlich noch einen weiteren Blog vorgemerkt hatte. Wie ich dazu kam? Naja, Lasst den Onkel am besten mal ein wenig ausholen... !

Als Terrestrier, welcher wesentliche Bestandteile seiner Sozialisation in den vertikal gemäßigten Ausprägungen eines montan geprägten Landstriches unserer Republik verbrachte, sind mir nicht nur Schneemassen vertraut, sondern auch die viel gepriesene “Erzgebirgische Volkskunst”. Diese besteht wider Erwarten nun aber nicht nur aus dem Breitquetschen möglichst vieler Vokale im Redefluß, sondern auch aus dem kunstfertigen Schnitzen verschiedenster Weihnachtsutensilien. Will heißen: Die Löffelschnitzergilde produziert Nußknacker... und die beliebten Räuchermänneln. Ein ehrenwertes Handwerk, dazu werden die Motive immer moderner (den Beweis habe ich gerade vor mir stehen:)

Hat was von einem Spielgel.

Nun trug es sich aber zu, dass ich zur Nahrungsbeschaffung das ortsansässige Kaufland aufsuchte. Wie dem einen oder anderen Briefkastenbesitzer geläufig sein sollte, besitzen die so ne Art wöchentlichen Werbezettel mit verschiedenen Angeboten, Schnäppchen und profanem Ramsch, den sie ihren Kunden anzudrehen gedenken. Irgendwann in den letzten Wochen müssen die auch einen reichlich einen halben Meter hohen Nussknacker im Sortiment gehabt haben. Einen chinesischen Nußknacker wohlgemerkt! Hässlich wie die Nacht! Wer zum Henker kommt denn bitte auf die Idee, im Erzgebirgsvvorland (oder gar im Erzgebirge selbst) eine derart entstellte Figur anzubieten? Kann jedenfalls nur ein Mensch mit Humor sein. Denn wenn es eines gibt, was bislang noch nicht mal die Chinesen vernünftig kopiert bekommen, dann sind es Nußknacker. Man muß sich diese entstellten wesen mal anschauen und mit einem Original vergleichen, dann weiß man, was ich meine. Sieht ein erzgebirgischer Förster noch aus wie ein ebensolcher (strenger Blick, harte Gesichtszüge, ordnungsgemäßer Rauschebart und Hakennase), bekommt man beim chinesischen Pendant eher den Eindruck, man habe es mit einem mongolischen Transvestiten in Karnevalsuniform zu tun:

Unsagbar häßlich!!!!!
Bemitleidenswert dieses entstellte Geschöpf. Jedenfalls entzieht es sich Gott sei Dank nach wie vor der Fingerfertigkeit dieser Humanreplikatoren fremder Patentware, eine vorzeigbaren Nußknacker herzustellen. Ich will mich jetzt darüber nicht beschweren, ich finde das im Gegenteil sogar gut. Aber wenn das unsere postmaoistischen Wirtschaftwunderlinge schon nicht lassen können sich am Kulturerbe des Erzgebirges zu vergreifen, dann sollte es doch ein Frage der Ehre sein, dass man diesen Schrott nicht auch noch vor unserer Haustür verkaufen will. Wirtschaftlich gehts Löffelschnitzer County nämlich ohnehin nicht allzu gut, da fehlte es gerade noch, dass dieser sinische Plagiatsschrott auch noch unter der “Geiz ist Geil” - Prämisse unters Volk gebracht wird. Denn merke: Mit jedem chinesischen Nußknacker der gekauft wird, stirbt irgendwo im Gebirge ein...

Miau
Kätzchen (genauer gesagt wird es von einer blutverschierten Armee untoter, chinesischer Schnitzmeisterzombies unter Zuhilfenahme mehrerer Gartenhäcksler in seine Moleküle zerlegt)! Also, wer das nicht will: FINGER WEG VON DIESEM MÜLL! Das Zeug ist eh potthässlich. Ich gebe ja zu, dass es irgendwie amüsant ist, wenn man das erste mal einem dieser inzestuös anmutenden Zerrbilder in lidfaltenlose Antlitz blickt, aber wenn man genauer drüber nachdenkt, ist es einfach nur traurig.
Kennt einer von euch “The Big Lebowski”? Bestimmt! Also laßt es mich mal mit einer kleinen Allegorie schließen. Es gibt da eine Szene, in der der Dude, Walther und Donnie in der Bowlinghalle beisammen sitzen. Die Konversation dreht sich im Wesentlichen darum, dass der Teppich des Dude, der das Zimmer erst wohnlich gemacht hat, von einem chinesischen Randalierer (im Rahmen der Unterhaltung wird oft der Name “Wu” gemutmaßt) beschmutzt wurde. (Kleiner Tipp: Betrachtet die erzgebirgischen Nußknacker, die das Weihnachtsfest erst so richtig gemütlich machen, als "Teppich"):

“Der Chinamann hat Dir auf Deinen Teppich gepisst, Dude?!”
“Ja, Mann! Der bekackte Chinamann* hat mir auf den Teppich gepisst!”
“Der hat das Zimmer doch erst richtig wohlich gemacht, Dude!”
“Worauf Du einen lassen kannst, Walther! Worauf Du einen lassen kannst!”

Alles Klar?



*Ich möchte darauf hinweisen, dass “Chinamann” nicht der politisch korrekte Terminus ist!

Sonntag, 19. Dezember 2010

DIE ALTE ZEIT ZURÜCK - Selig im Haus Auensee Leipzig, 17.12.2010

(Selig)

Es schneite wie Ochs’ und die Straßen in heimischen Wohngebieten waren unter einer mehrere Zentimeter dicken Eisschicht begraben. Mal als Beispiel: Freitagvormittag musste ich auf 150 Metern vom Parkplatz bis zur nächst größeren Straße ganze 3 Mal angeschoben werden, da meine (nagelneuen!!!) Winterreifen nur die Eisdecke polierten, den nötigen Vortrieb aber nicht erzeugten. So reifte bereits ab Mittwochabend der Plan, sich die Anreise nach Leipzig etwas stressfreier zu gestalten und das Auto in der Parklücke verharren zu lassen indem man sich zur Abwechslung mal auf die öffentlichen Verkehrsmittel verlässt. Gut, die Zeitplanung wurde damit recht knapp, aber dazu später mehr.

Leipzig? Mag sich der eine oder andere fragen, was will der denn in Leipzig? Nun, ganz einfach: 2010 ließ ich das Konzertjahr mal vergleichsweise ruhig ausklingen. Wie bereits im vorletzten Blog erwähnt, rückte Motörhead diesmal vom festzementierten „Closer“-Platz ein wenig mehr nach innen. Aber auch Monster Magnet waren dieses Jahr nicht das Ende der Fahnenstange, 2010 war das Selig! 



Ein Konzert, auf das ich mich streng genommen seit ca. 16 Jahren freue. Dummer Weise fällt auch die gut 10jährige Schaffenspause der Jungs in diese Zeit. Will heißen: Ernsthaft für möglich gehalten hätte ich das Konzert nie. Jedenfalls nicht, bis letzes Jahr das Come-Back-Album die triumphale Rückkehr (und nichts anderes war es) einläutete. Als im Juni die Tourpläne bestätigt wurden und das Haus Auensee auf der Liste auftauchte, wurden für mich und meine Freundin fix zwei Karten geordert. Der Preis hielt sich mit 31 Tacken auch noch in Grenzen, besonders, wenn man bedenkt, daß damit irgendwo auch ein musikalischer Jugendtraum unerwartet seine Erfüllung fand - auch wenn ich die Indie- Underground- Alternativkaschper mit ihren Vorstellungen von Rockkonzerten zum Selbstkostenpreis mit dieser Meinung wohl böse aufschrecken werde (… Hippies!). Aber gut, die Karten hingen also friedlich neben meinen Eintrittsbillets fürs Space-Hell-Weekend und mit ihnen reifte die Vorfreude. Die Wetterkapriolen wurden selbstredend etwas skeptisch beobachtet, aber wie gesagt: Es gab ja auch die Bahn. Als der 17.12. angebrochen war, stiegen wir also, in winterfeste Kleidung gehüllt, zunächst in die Straßenbahn um im Hbf. schließlich in den überfüllten Regionalexpress zu wechseln. Mit lediglich 50 Minuten Verspätung kamen wir in der Messestadt an und schwangen uns sogleich in die Tram um dann gen Haus Auensee zu zuckeln. Bis hierhin lief also trotz Schnee schon mal alles nach Plan. Gegen 19:15 kamen wir auch am (und schließlich im) Veranstaltungsort an. Gemütlich betraten wir die Venue und entledigten uns erstmal unserer Jacken.
Ein unerwartetes aber dafür umso erfreulicheres Wiedersehen später schlenderten wir sodann zu viert in den Saal und absolvierten von Bierstand bis Merchandise das übliche vorkonzertliche Programm. Allgemein war bis hier hin alles so, wie ich es erwartet hatte. Der Altersdurchschnitt der Besucher kasperte irgendwo jenseits der 30 rum (Schätzung) und die Grundstimmung im Saal war mehr als friedlich; nicht langweilig, sondern eher relaxt und von massiver Vorfreude geprägt. Auch wenn es etwas seltsam anmuten mag, aber wären da nicht diese zwei total straffen Mittvierziger in Hemd und Wollpulli hinter uns gewesen, das Konzert hätte Motörhead 2007 in Erfurt den Rang als chilligstes Konzert meiner Karriere locker abgeknöpft. Wobei nichtmal diese beiden Vögel sonderlich aufdringlich oder nervig waren und durch ein paar Schritte nach vorne konnte man im recht angenehm befüllten Saal locker ein paar Meter Abstand gewinnen, was wir dann auch recht flink taten. Bei all diesen Lobhudeleien muß aber auch ein kritischer Punkt angesprochen werden: Die Bierversorgung. Wenn sich eine Band schon die Tour groß von „Köstritzer Schwarzbier“ sponsern lässt, dann sollte es dieses liquide Ambrosia (hoho… doppelt gemoppelt) gefälligst auch auf dem Konzert geben. Aber leider war außer hellem Fassbier nix zu bekommen und das war geschmacklich bestenfalls mit einer drei plus zu bewerten. Aber gut, wir waren ja auch nicht zum Saufen da.

Schnell hatten wir eine zunächst recht angenehme Position im Saal gefunden und warteten auf den Einstieg ins Konzert. Dieser ließ leider ein wenig auf sich warten und das Fehlen einer Vorband war obendrein auch ein wenig gewöhnungsbedürftig (erwies sich aber am Ende des Abends als richtige Wahl). Irgendwann erlosch zunächst das Licht und die Band betrat langsam die Bühne und begann zu jammen. Als der Herr Plewka schließlich dazu stieß nahm der ganze Soundbrei langsam Form, Rhythmus und Gestalt an und mündete erwartungsgemäß in den Opener „5000 Meilen“. Man merkte bereits während der ersten 3-5 Songs, daß die Jungs richtig Bock haben zu spielen; außerdem wurde klar, daß die einfach mal klasse spielen können und das dann auch noch ziemlich harmonisch zusammen auf die Bretter bekommen. Großartig! Ohne irgendeine Anlaufzeit war man sofort mitten im Konzert und ließ sich einfach nur mitreißen. Dazu trug auch die zwar nicht sehr aufwendige aber umso cleverer eingesetzte Beleuchtung bei. Bunt wars und von sphärisch bis dezent war alles dabei. Das Ganze dann noch getragen von den Herren Neander (übrigens ganz feine Soli!!) und Plewka, die das ganze Konzert über einen ziemlich engen Kontakt zum Publikum hielten. Kurz gesagt: Das ganze Ding kam ziemlich schnell und vor allem ziemlich gut ins Rollen. Nur sie Tanz- und Springfraktion breitete sich relativ zäh vom Bereich direkt vor der Bühne nach Hinten aus, was aber auch am Alter der Anwesenden gelegen haben mag. Aber ich erwischte mich mehrmals, einfach nur breit grinsend dazustehen, und die Arme in die Luft zu reißen um einfach nur mitzusingen. Wie bereits gesagt, man driftete von Anfang an durch den Abend, was aber auch dazu führte, daß mit die korrekte Setlist absolut entfallen ist. Sie war mit einfach nur noch wurscht ehrlich gesagt! Da sie im Internet bislang nicht auffindbar ist, wird es wohl vielen so gegangen sein. Jedenfalls startete man mit sehr viel neuem Material, was aber von Anfang an großartig funktionierte. Die zunächst behutsam, später im Set aber großzügiger eingestreuten alten Stücke schlugen dann auch gleich bombastisch ein. Wer die genaue Setlist will, dem schlage ich vor zu googeln. Ich werde es die Tage auch noch ein paar Mal tun.
Wovon ich so richtig überrascht war, war, wie rockig und unglaublich dynamisch die neuen Stücke live ankommen. Daß sie gut sind, das war ja klar, aber daß man „Freier Fall“ so unglaublich treibend darbieten kann, das war nicht zu erwarten. Auch die naturgemäß etwas rotzigeren Stücken wie „Dramaqueen“ erhielten noch mal einen gewaltigen Schub. Von Song zu Song wurde die Band besser und man selbst glücklicher, daß man das hier miterleben durfte. Als dann auch noch die ersten „Klassiker“ zündeten, war man sich auch sicher, daß es dem Rest um einen herum genau so ging. Man fand sich in einem Meer erhobener Arme wieder. Besonders „Wirklich gute Zeit“ blieb als ein großartiger, ruhiger Moment in einem sonst sehr rockigen Set hängen. Voran getrieben immer wieder von den bemerkenswert euphorischen Ansprachen Plewkas an das Publikum war diese ganze Veranstaltung kein Frontalunterricht, sondern eher eine Art kollektive Zeitreise die einen auch bei den neuen Songs bemerkenswerter Weise immer wieder in die 90er zurück spülte. Irgendwann fand man sich dann plötzlich in „Rauchgemeinschaft“ wieder oder rockte zu „Die Besten“ ab ohne daß man den Übergang zu den alten Songs mitbekam. Großes Kino! Als dann auch noch mein herbei gewünschtes „Bruderlos“ erklang, war ich für den Abend eigentlich schon glücklich. Zumal der Song eigentlich, was Jan auch erklärte, nicht gespielt werden sollte auf der Tour, sich dann aber doch wieder ins Set schlich. Am Ende bildete „Hey Ho“ noch den Abschluß des Mainsets, was noch mal ordentlich Stimmung ins Publikum brachte und einfach nur begeisterte. Das erste Encore wurde dann mit „Sie hat geschrien“ wieder mit extrem hohem Gänsehautfaktor eingeläutet. Der kollektive Chor gab einem dann den Rest, bevor zu „Wir werden uns wiedersehen“ noch mal die ganze Bude dem Siedepunkt entgegen rockte. Einfach nur einmalig der Abend.
Leider mussten wir uns an diesem Punkt ausklinken, da wir unseren Zug noch erreichen mussten. Die Alternative eines fünfstündigen Aufenthalts auf dem Bahnhof in Leipzig war bei den vorherrschenden Witterungsbedingungen nicht wirklich verlockend. Während wir in unsere Jacken schlüpften ertönte im Saal „Wenn ich wollte“ und vom obligatorischen Setcloser „Ohne Dich“ bekamen wir leider nichts mehr mit. Dafür erreichten wir aber unseren (den letzten) Bus just in time und kamen immer noch irgendwie mitsummend am Hauptbahnhof an. Schnell noch was Essbares organisiert und mit dem letzten Regio die Heimreise angetreten.

Was hängen blieb war ein großes Konzerterlebnis mit einer glänzend aufgelegten Band. Die Songs passten alle perfekt zusammen und gingen ebenso nahtlos ineinander über. Ein schöner Querschnitt durch die Geschichte der Band, mit Schwerpunkt auf den beiden neuen Alben. Aber wirklich böse konnte man darüber nicht sein, wie gesagt, das war einfach ganz großes Kino. Als Konzert auch nicht vergleichbar mit den Veranstaltungen, auf denen ich mich sonst so herum treibe, aber vielleicht gerade dadurch so bemerkenswert gut. Sollte es Selig in näherer Zukunft mal wieder in meine Nähe spülen, werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein und den geneigten Lesern dieser Zeilen kann ich eigentlich nur das Gleiche empfehlen: Geht da hin! Wenn ihre dann noch einen einfach nur schönen Abschluß des Konzentjahres sucht, ist das eine sehr gute Entscheidung. Es leben die 90er im modernen Gewand. 


Frohes Fest! 

Donnerstag, 16. Dezember 2010

SUPERCRUEL

 (Monster Magnet)

Frohe Ostern! Es ist mal wieder passiert. Nach einem recht entspannenden Winterspaziergang, welcher mannigfaltige Schneeimpressionen hervor brachte, entschlossen wir uns, noch fix beim Bäcker vorbei zu schnieken um uns ein leckeres Schwarzbrot für das Abendessen zu organisieren. Das taten wir dann auch, wobei wir aber auf folgendes Real-Fundstück stießen:



Dieser seltsame menschliche Brauch die Heckscheiben seines Gefährtes mit peinlichen Abziehbildern seiner noch peinlicher titulierten Blagen zu verzieren, ist sicherlich vielen bereits aufgefallen. Doch: Warum? Warum macht man das? Ist es der viel zitierte „elterliche Stolz“? Oder ist das nur der verzweifelte Versuch des Elternpaares Anerkennung vom Umfeld zu erheischen?  Anerkennung als zu beinahe allem entschlossener Feind des demographischen Wandels!?! Ich weiß es nicht, aber es macht mir Angst!
Hinzu kommt noch, daß man da nie einen „normalen“ Namen stehen sieht. Schon jemals einen „Sebastian“, „Tobias“, „Klaus“ oder „Fritz“ gesehen? Oder wie wäre es mit einer „Monika“, einer „Anna“ oder einer „Yvonne“. Nicht? Ich auch nicht. Stattdessen müssen Mama und Papa ihre gesellschaftlichen Minderwertigkeitskomplexe in Form möglichst anglophiler Hippie-Namen zunächst an ihren Kindern und danach an der Windschutzscheibe auslassen. Es scheint nicht mehr zu reichen, einen „Justin“ zu zeugen, nein, man muß diese Schandtat auch noch in die Welt hinaus posaunen. Aber von den Klassikern (Kevin, Justin, Schakke-line und Shakira) mal abgesehen, wird die nächste Generation von Unmengen vollkommen schräger Typen geprägt sein wenn man sich die Namen so anschaut. Hauptsache es klingt irgendwie international, ob der Wanst es später mal schafft, seinen eigenen Rufnamen unfallfrei zu buchstabieren, ist erstmal egal. Da werden „Chantal“s in die Welt gesetzt, als ob es kein Morgen gäbe, oder hin und wieder eine  „Yasmin MIT ÜPSILON!!!“ (ohne „Y“ wirkt das scheinbar zu intellektl… intluktl… zu schlau!). Oder es wird zur Allzweckwaffe aller Suchenden gegriffen und dem Sprössling das Label „Leon“ aufgedrückt. Das Tragische daran ist, daß sich die Eltern dabei für geradezu fürchterlich originell halten. In Wirklichkeit wird das Balg in der Schule aber in eine massive Identitätskrise stürzen, da die Uniformität welche im Klassenverband ausgebrochen ist sogar an seinem retardierten Verstand zu nagen beginnt.
Aber wie kann man das verhindern? RICHTIG, nur durch Doppelnamen! Das scheinen sich auch die Eltern von „Jaden – Aurel“ und „Curtis –Cyrill“ gedacht zu haben. Zur Sicherheit verbindet der Bindestrich (quasi das IQ-Vorzeichen der nominell Zweigeteilten) gleich noch zwei sogar im Millieu recht selten vorkommende Namen. Wobei wir uns einig sind, daß „Curtis“ oder „Aurel“ eigentlich keine schlechten Namen sind. Sie werden es erst durch die Verbindestrichung und das übersteigerte Mitteilungsbedürfnis der Urheber dieser Schandtat. Das eigentlich Schlimme ist aber, daß diese zwei vorliegenden Fallbeispiele noch nichtmal die Spitze des Eisberges darstellen. Denn unter den Verfechtern der Nachwuchsverballhornung gilt das Motto „schlimmer geht immer“, was uns Mitmenschen beschert, welche sich mit folgenden Missbildungen durchs Leben schleppen müssen:

Nayla - Kiara
Körly - Fenja
Brady - Amanda
Fenja – Aileen
Despina – Shakira
Donovan -  Maurice
Ethan  - Jasper (Ethan… war ja klar, weist auch gleich auf den Zustand bei der Zeugung hin).

Das Schlimme ist ja, daß es diese Namen wirklich gibt; ich habe mir KEINEN der heir angeführten "Namen" ausgedacht, sie fußen leider in der Realität. Krank, oder?!? Ich war mindestens genau so schockiert, wie ihr es jetzt sein solltet! Dabei ist es schon sehr schwer, das Glauben an eine lebenswerte Zukunft einer intelligenten Menschheit aufrecht zu erhalten, aber es gibt ja auch noch Mitmenschen, die einem Hoffnung geben:



Tja und dann wäre ja noch der Unterhaltungswert einiger derart absurder Namenskombinationen, daß man diese schon wieder als ästhetisches Verbalkunstwerk lobpreisen muß. Als ich diesen Sommer bei meiner Freundin die Ruhr-Nachrichten gezeigt bekam,  wurde dort die Geburt eines (dem Nachnamen nach offensichtlich polnischstämmigen) Neuankönnlings auf unserem blauen Planeten verkündet, welcher auf folgenden lautmalerischen Rundumschlag getauft wurde:

"Cäsar - Adolf - Paul"

Mittwoch, 15. Dezember 2010

JUST 'COS YOU GOT THE TRACTOR - Motörhead, 10.12.10 Chemnitz & Monster Magnet, 11.12.10 Dresden

(MotörMagnet)

Zur Eröffnung des neuen Bloggs gleich mal ein wahres Schmankerl! Min Konzertbericht vom:

Space Hell Weekend! 10.12.2010 & 11.12.2010

Lange war es ruhig an der Konzertfront. Seit dem verregneten Freitagsausflug aufs Schlösschen Augustusburg zu Max Raabe und seinem Palastorchester (ups… merke gerade, daß ich da die Chronistenpflicht vernachlässigte… es sei mir verziehen), war Sense mit Live-Musik. Das lag zum Einen daran, daß sich einfach nix Annehmbares mehr in meine Nähe getraute, zum Anderen war es der Rest schlicht und ergreifend nicht wert, die jeweilige Anreise zu unternehmen. Aber Zum Jahressende wurde das alles wieder anders, ja, es wurde besser. Nun war mir das schon seit Mai bekannt, entsprechend umfangreich fiel die Vorfreude aus. Nach der absolut unangemessenen Durststrecke folgte also noch das letzte, große „Hooray“ des Jahres. Oder besser: Es folgt noch. Denn neben dem Ereignis, von welchem euch diese bescheidene Chronik berichten soll, steht für Freitag noch der endgültige musikalische Jahresabschluß mit „Selig“ in Dresden an. Unterm Strich macht das dann 3 hochkarätige Konzis in nur 7 Tagen. Gibt Schlimmeres; aber nun lasset uns chronologisch beginnen, denn in diesem Blog wird dem Betzebub’ persönlich der Hornschoner von der Rübe gerockt beim offiziellen:

Space-Hell-Weekend 2010!!!!!!

Vorm Aufbruch zu Monster *fucking* Magnet!!!!


Motörhead am 10.12.2010 in der Arena Chemnitz

Los ging es am Freitag, dem 10.12.2010. Eigentlich ist es in den letzten Jahren schon zu so einer kleinen Tradition geworden, daß meine Schwester und ich uns zum Jahresausklang in eine Konzertlocation im näheren Umfeld begeben und Lemmy nebst seinen Schergen huldigen. „Motörhead“ – LIVE ist und bleibt nun mal eine Institution. Also wurden auch für dieses Jahr bereits im Frühling die Karten geordert und hingen seit dem fröhlich an meiner MAGNET-Pinwand (wird noch wichtig). Meine Schwester reiste bereits am Vortag an und so konnten wir das finster-spacige Metal-Wochenende stilecht mit nem gemeinsamen Bierchen am Donnerstag einleiten.
Am Freitag selbst zählten wir dann die Stunden runter, bis es endlich ans Überstreifen der Bandshirts, Lederwesten und Dog-Tags ging um dem Lemmy auch in angemessener Bekleidung entgegen zu treten. Als wir so die verschneite Neefe-Straße entlang schlenderten wunderten wir uns nur über die relativ geringe Fan-Dichte auf dem Weg zur Arena. Wie auch letztes Jahr liefen wir gemütlich so los, daß wir pünktlich zum Beginn der Veranstaltung vor Ort waren, daß wir dabei wiederholt die erste Vorband verpassten, war leicht zu verschmerzen. Vor der Venue hieß es erstmal wieder Schlange stehen. Umgeben von der typischen Mixtur der Spätanreisenden (Altrocker, Familienväter mit Teeny-Anhang, unauffällige „Mathematiker-Typen“ mit einem dunklen Geheimnis) gings gewohnt ruhig und unkompliziert in die Halle. Dort angekommen gaben wir die Jacken bei den in feinste Messe-Uniformen gekleideten Garderobendamen ab und widmeten uns dem Merch-Stand. An diesem wurde, analog zu 2009, ein Tourshirt erstanden, welchen alsbald in den Untiefen meiner Hosentaschen verschwand um schleunigst die Versorgungslage zu klären. Diese war, arenatypisch, recht gut. Man war quasi umzingelt von Bierständen und konnte selbst vom Rückweg von der Toilette sofort neuen Gerstensaft mitbringen. Alles im Lot also. Verwundert war ich nur etwas über die abgeteilte Halle. Etwa zwei Drittel der Halle waren mit einem massiven Vorhang abgeteilt, wo letztes Jahr noch die komplette Bude gerockt werden konnte. Scheinbar sinkt die Besucherzahl umgekehrt proportional zur Qualität der Vorbands. Denn wo man 2009 noch „der W“ ertragen musste, bekam man dieses Jahr als zweiten und somit „Haupt“-Opener Doro nebst Band und somit eine Institution in Sachen klassischer Metal geboten. Zwar war Doro noch nie so wirklich mein Fall, aber als Vorband wird sie trotzdem gerne mitgenommen. Außerdem war mit dem Judas Priest – Cover (inklusive Motörhead Phil als Gastklampfist) auch ein schnelles, brachiales Highlight geboten bevor die Vor-Vorstellung beendet wurde. Traditionell gings danach nochmals auf eine kleine Erkundungsrunde durch die Arena, während Lemmys HiWis fleißig am Bühnenaufbau werkelten und den Instrumenten den letzten Schliff verliehen. Mit frischem Gerstensaft bewaffnet suchten wir uns wieder ein angemessenes Plätzchen und harrten der Dinge, die da kommen mochten. Als dann aber endlich das Licht erlosch, war das Bier schon wieder halb leer. Gewohnt stoisch latschten Motörhead auf die Bühne, angeführt vom mittlerweile fast 65jährigen Rockgott mit Backenbart, der sein Fußvolk wohlwollend unter seinem Hut hervorlunsend betrachtete. Als das Instrumentarium besetzt und die Startpositionen eingenommen waren, grunzte er die legendären Worte „We are Motörhead! And we play Rock’n Roll!“ ins Mikro, bevor sich ein „We are Motörhead“ quasi selbst entfesselte. Schöner, treibender Einstieg in den Abend, gefolgt vom schwer in den Saal polternten „Stay Clean“, was gleich mal sämtliche Zweifel an der Spielfreude der Jungs ausschaltete. Alleine der fast schon geröhrte Refrain ließ einen begeistert mit dem Bierbecher durch die trotz Rauchverbot bereits blassblaue Luft wedeln. Sehr schön! Die ersten reihe hatten sichtlich ihren Spaß, was sich bei „Get Back in Line“ leider etwas abschwächte. Großartiger Song, allerdings noch recht unbekannt, da erst am Tag des Konzerts selbst veröffentlicht. Ich wage mal die Prognose, daß das Ding in ein paar Jahren zur Live-Bombe gereift sein wird, ähnlich wie das später noch folgende „Rock out“.
Nach so viel Innovationsfreude seitens der Band, wurde erstmal traditionell gegengesteuert, man will ja auch nicht übertreiben. Und mit einer großartigen Version von „Metropolis“ und dem direkt anschließenden „Over the Top“ wurde den Traditionalisten noch mal ordentlich Zucker gegeben. Nach diesen beiden Krachern war das eigentlich gute „One Night Stand“ trotzdem nur eine Überleitung zum extrem rotzig hingebretterten „Rock out“ „…with your cock out“ wie Lemmy pflichtbewusst hinzu fügte. Wow, was für ein Kracher! Das Teil ging richtig nach vorne und leitete anschließend in Phils Gitarren-Solo über, bevor „In the Thosand Names of God“ nahtlos am hohen Niveau des bisherigen Abends ansetzte. Motörhead waren laut, verdammt laut sogar… aber sie waren auch gut drauf und die Akustik war für Arena-Verhältnisse wirklich großartig. Außerdem schwappte die Stimmung mal wieder über. Im Vergleich zum letzten Jahr, an sich war das auch ein großartiger Abend, war das noch eine Nummer besser wenn ihr mich fragt. So konnte auch das zweite neue Stück, das nach „I Got Mine“ gebracht wurde und auf den malerischen Namen „I know how to die“ hört, die einmal angeheizte Stimmung nicht nennenswert abebben lassen. Schon recht nicht, wenn „The Chase is better than the Catch“ und das wiedermal genial gespielte „In the Name of Tragedy“ hinterher geschossen werden. Gerade der zweite Song kickte die ganze Veranstaltung noch mal nach vorne. Das eingebaute Drum-Solo von Mickey Dee war wiedermal unglaublich. Wo dieser Knilch die Power hernimmt mitten im Konzert noch mal so eine Irrwisch-Performance an der Schießbude hinzulegen… unglaublich. Mit „Pause“ war ja auch Essig, nicht nur, daß es nach dem Solo direkt wieder rein ging in den Song, danach galt es ja auch noch „Just ‚cos you got the Power“ zu überstehen. Was selbstredend gelang. Was danach folgte, war dann einer meiner persönlichen Highlight-Songs. „Going to Brazil“ rockte die Hütte mal wieder ordentlich. Noch eine Spur schmutziger gespielt als letztes Jahr hatte ich den Eindruck.
Leider neigte sich das Mainset dem Ende zu, aber mit „Killed by Death“ wurde noch mal aufgedreht, bevor die Bandhymne „Ace of Spades“ durch die Halle bretterte. Beeindruckend, wenn man diese drei alten Herren, allen voran Lemmy, da vorne stehen und diesen Song schmettern sieht. Klar, jeder kennt das Lied und vielen Die-Hard-Fans geht das Teil gelinde gesagt auf den sack, aber meiner Meinung nach gehört der Stück auf ein Motörhead-Konzert, alleine, weil es schlicht ein toller Song ist. Jedenfalls beendeten Lemmy und Co so das Mainset. Die Encore-Break fiel wieder enorm kurz aus, bevor die Herren mit Doro die Bühne wieder betraten und im quasi Duett das großmächtige „Born to raise Hell“ performten. Schönes Duett und würdiger Einstieg ins Encore. Mit persönlich gefiel die Version damals in Erfurt zwar noch eine Spur besser als diese mit Doro, ist aber wohl Geschmackssache. Jedenfalls ein großartiges Lied. Zum Rausschmeißer geriet dann einmal mehr „Overkill“, natürlich das eine oder andere Mal hinaus gezögert bevor das finale Geschredde die Anwesenden aus dem Saal begleitete. Jedenfalls genoß man noch mal die letzten Takte und den Anblick von Lemmy vorne auf der Bühne, die Legende zieht weiter. Schade. Aber sie kommt ja hoffentlich bald wieder. In den letzten Jahren konnte man seine Uhr danach stellen, daß Motörhead irgendwann im Dezember hier in der Nähe auftauchen würden. Mit ein wenig Glück gibt’s nächstes Jahr schon ein Wiedersehen… ich werde da sein, meine Schwester wohl auch. Motörhead haben einfach eine derartige Live-Präsenz, daß man gar nicht anders kann als sich auf das nächste Konzert zu freuen; vom Legendenstatus ganz zu schweigen. Wenn ich mich an Erfurt 2007 zurück erinnere, muß ich schmunzeln. Damals gings in die Thüringenhalle (eine Location, wie gebaut für Motörhead) und meine Schwester und ich gingen zum Konzert „um die mal gesehen zu haben“ (vgl. „Legendenstatus“), als das aber musikalisch einfach nur großartig wurde, dazu noch das bis dato chilligste Konzert unserer „Laufbahn“ (ja, stimmt wirklich) und obendrein noch mit einem grandiosen Freak-Faktor verbunden war, wurde jede neue Tourankündigung seither mit einem dezenten Kartenkauf unsererseits beantwortet. Jede? Moment, nein… eine nicht. Die Tour im Herbst 2008 nehme ich mal aus, was aber damit zusammen hängt, daß ich da eine andere der großen „M“-Bands abhaken musste. Lemmy wird es mir verzeihen. Und wie der Zufall so spielt, besuchten wir eben jene nur einen Tag nach Monster Magnet im gar nicht so fernen Dresden. Wir gingen zu:


Monster Magnet am 11.12.2010 in der Reithalle "Straße E" Dresden

Kaum erwacht, wurde das obligatorischen Pfeifen im Ohr, was man nach Motörhead-Konzerten nun mal hat, mit ordentlich Kaffee und Wurstbrötchen bekämpft, bevor man das Hinchillen auf den heutigen Abend startete. Dank Wii und Winamp konnten wir die Zeit recht effektiv tot schlagen bevor wir uns gegen 17 Uhr erneut in Schale warfen um die Autobahn unsicher zu machen. War gestern noch harter Rock angesagt, humorlose, dahingeknüppelte Wahrheit sozusagen, sollte es heute eine ganze Spur spaciger werden. Die Könige des drogengetränkten Space-Rock gaben sich ein Stelldichein in der Landeshauptstadt. Während ich Dave Wyndorf und Kollegen schon vor 2 Jahren in Leipzig erleben durfte, war es für meine Schwester das erste Monster-Magnet-Konzert, entsprechend aufgeregt war sie dann auch. Trotz glatter Straßen und relativer Kälte verlief die Fahrt recht gut. Pünktlich kamen wir gegen 19:15 Uhr vor der Reithalle an und schlurften die etwa 200 Meter vom Parkplatz zur Venue. Kaum angekommen wurden wir (btw: vollkommen unan- bzw. unabgetastet) entledigten wir uns unserer Jacken und suchten schnurstracks den Merch-Stand auf. Wir waren vor einem Jahr schon bei den Eagles of Death Metal hier, aber dennoch überraschte uns die Größe der Location irgendwie; hatten das etwas größer in Erinnerung. Aber gut, freie Sicht auf Meister Wyndorf, da beschwert man sich nicht. Am Merchandise-Stand angekommen krankte dieser wie auch 2008 an einer recht defizitären Planung. Das Tourshirt war zwar noch nicht ausverkauft (wie vor 2 Jahren), aber nur noch bis M bzw. L erhältlich. Die rockertypischen X-Größen gabs schlicht nicht mehr. Also wich ich auf eine neon-grün-gelb-rote LSD-Variation des „Superjudge“-Cover-Shirts aus und nach dem Ende des Konzerts ließ ich dem noch einen schon sündhaft billigen Tour-Poster Kunstdruck folgen. Überhaupt wurde das leicht eingeschränkte Angebot durch die Preise mehr als nur wieder wett gemacht. Danach gabs erstmal das obligate Konzertbier. In diesem Falle sogar ein Kösti. Danach gabs dann, PKW-bedingt, nur noch Cola… die aber auch gleich mal teurer war als der Gerstensaft. Aber gut, man muß nicht jeden Unsinn verstehen, der hier so verzapft wird; glaubt mir, ich weiß wovon ich rede! Wir durchschritten die Halle also, hingen ein wenig unmotiviert in der Gegend herum und warteten auf den Startschuß für die Vorband. Zwischendurch machte ich den Fehler, mich ordnungsgemäß zum Rauchen vor die Tür zu begeben. Das Ergebnis war, daß ich ohne Jacke im Eisregen stand und ordentlich durchgeweicht (ABER: es lebe die Lederweste) wieder in die Halle kam. Mit Konzertbeginn hatte sich das Rauchverbot und somit auch mein Problem ohnehin erledigt. Kurz darauf identifizierten wir noch die lamapflegende Lokalprominenz (btw: Grüße an Horst! ;-) ) als sie an und vorbei schritt, bevor endlich die Vorband die Bühne betrat. Diese Funktion sollten „Seventh Void“ übernehmen. Bestehend aus 2 Ex-Mitgliedern von Type-O-Negative und ein wenig musikalischem Füllmaterial. Ich fand die jetzt ganz OK, aber sonderlich erwähnenswert war das ganze dann auch wieder nicht aus meiner Perspektive. Da waren „This City“ und „Sweethead“ letztes Jahr an dieser Stelle schon ganz andere Kaliber. Außerdem erwartet man irgendwie mehr, wenn man hört, daß da Jungs von Type-O mitspielen. Meine Schwester fasste die Stärken der Band recht prägnant in einem Satz zusammen: „Der Drummer war gut!“ Dem ist nichts hinzu zu fügen. Na gut, außer noch einer kleinen Message an den Sänger: Ein „Chris Cornell der frühen 90er-Style“ sieht nur an EINEM gut aus… an einem Chris Cornell der frühen 90er. Da kann man noch so viele „Jesus Christ Poses“ zelebrieren, das wirkt irgendwie pamplig. Aber gut, die Kerle waren nach 45 Minuten überstanden und daß sie nach ihrem Auftritt direkt an uns vorbei latschten, fiel meiner Schwester schon gar nicht mehr auf… Verdrängungsmechanismen in Aktion.
Die Wartezeit bis zu Monster Magnet vertrieben wir uns wieder mit einem kleinen Rundgang und inspizierten dabei die am Mischpult aushängende Setlist (welche mir vorab ohnehin bekannt war, aber man überzeugt sich dann doch lieber nochmals persönlich). Irgendwann gingen dann endlich die Lichtlein aus und Dave und seine Mannen kamen auf die Bühne geschlurft. Was mir im Vergleich zu 2008 sofort auffiel, war der wesentlich ausgeglichenere Eindruck, den der Herr Wyndorf da machte. Kam er damals noch lange nach seinen Bandkollegen wie ein kleiner, runder Aggro-Flummi auf die Bühne gehuppt um sich unglaublich geladen das Mikro zu krallen (heißt nicht, daß das schlecht war. Das gab dem Ganzen damals nen ganz besonderen Drive, besonders, da ich ziemlcih weit vorne stand) kam er jetzt gemütlich auf die Bühne spaziert, schnappte sich die Klampfe und schreddete erstmal ein Weilchen mit seinen Kollegen herum, bevor mal ins zum Opener erwählte „Nod Scene“ einstieg. So trieb man auf der batikbunten Wolke eines psychedelischen Ausnahmetrips des Meisters höchst selbst förmlich in das Konzert hinein. Kein schneller, krachender Einstieg, eher ein angemessen chilliger Opener, der aber von Zeit zu Zeit an Groove und Tempo zulegt. Einer der ganz großen Songs der Band. Meiner Meinung nach auch ein toller Opener, zumal er ja die Basis legt, im Anschluß die Regler hochzuschrauben und den Fuß mit aller Wucht auf das Gaspedal zu hämmern um die PS-strotzende Bestie, die so ein Monster Magnet Konzertabend nun einmal darstellt, so richtig auf Touren zu bringen. Genau das geschah dann auch. War zu Tourbeginn noch „Mastermind“ auf den Setlists zu finden, wurde dieses Manko Gott sei dank schnell behoben und mein absoluter Lieblingssong wieder ins Live-Programm aufgenommen. „Tractor“ funktionierte an dieser Stelle des Sets einfach mal großartig und ist Live sowieso unschlagbar. Gerade zu genüsslich (und mit zunehmenden Halleffekt) säuselte Meister Dave die Textzeile „Got a knife in my back got a hole in my arm
When I'm driving the tractor on the drug farm” ins Mikro bevor der Gewittersturm aus Drums und harten Riffs losschlug. Weltklasse das Lied, die Liveversion ebenfalls ganz großes Tennis! Wenn ihr mich fragt, sollte das Ding auf den Setlists der Jungs einzementiert werden.
Der Hallu-lastige Einstieg ins Konzert wurde konsequent fortgesetzt; als dritter Song stand „Dopes to Infinity“ auf dem Programm. In Leipzig noch der Opener, zündete er auch in Dresden unverzüglich. Großartig auch, wie Wyndorf das Publikum im Griff hat ohne affektiert oder gekünstelt zu wirken. Für diesen Knilch wurde der Begriff der „Rampensau“ erdacht. Auch wenn er mittlerweile die Eskapaden weitgehend eingestellt hat, so genießt er doch sichtlich jeden Drogenbezogenen Textschnipsel seiner Frühwerke (und andere Textschnipsel gibt’s da weiß Gott nicht). Spätestens beim dritten Song hatte man sich auch an das Fehlen von Ed Mundell auf der Bühne gewöhnt, der kurz vor Tourstart ausgestiegen war, leider. Aber das war ein Einstieg nach Maß; nun wurde erstmal ordentlich vom neuen Material nachgelegt. Das folgende „Hallucinbation Bomb“ wirkt live einfach noch mal um Längen zugedröhnter als auf dem Album. Das tut dem Song sichtlich gut, eines der Lieder, deren Live-Qualitäten man auf der Albumversion nicht ansatzweise erahnen kann. Sehr geil! Auch „Dig that Hole“ zündete sofort und polterte sich seinen Weg in die Gehörgänge. So viel Groove am Stück war schon schwer zu ertragen, insbesondere für die bereits vom Vortag in Mitleidenschaft gezogene Nackenmuskulatur. Aber es gab keine Ruhepause, postwendend wurde „Medicine“ hinterher geschossen. Ein weiterer der „Klassiker“ der einen direkt zum nächsten Höhepunkt des Abends geleitete. Das sphärisch vor sich hinwabernde „Look to your Orb fort he Warning“; ein Song, der einem mal klar macht, was gemeint ist, wenn man vom „Space-Rock“ redet. Oft kopiert, aber nie erreicht! Gut sieben Minuten akustisches Kaleidoskop untermalt mit kunterbunter Bühnenbeleuchtung und fliegenden Haaren um einen herum. DAS ist Monster Magnet! Danach wurde es Zeit, die Zügel mal wieder straff anzuziehen und mit „Dinosaur Vacume“ den Ausrast-Quotienten zu erhöhen. Auf jeden fall eine große Liveversion. Ebenso wie Orb riß das Ding alles und jeden mit sich. Ein Genuß! Das anschließende „The Right Stuff“ wirkte nach all dem abgespaceten Drogengeschwurbel der letzten Songs schon wieder erstaunlich klar und strukturiert. Zielgerichtet marschiert der Song nach vorne, eine kleine Verschnaufpause eben. Hernach gabs die Hymne eines ganzen Musikstils, geprägt von Monster Magnet selbst. Während die Band die ersten Takte von „Space Lord“ anstimmte ging Dave noch mal in einer kleinen Ansprache sicher, daß wir auch ja jedes einzelne der unzähligen „Space Lord, motherfucker“’s lautstark unterstützen. Eigentlich überflüssig diese Aufforderung, aber gestenreich begleitet pushte dieses Coaching den Song noch mal nach vorne. Unschlagbar: vorne tobte die Band über die Bühne und im Saal traute sich keiner die Hände unten zu behalten und den Refrain zu verweigern. Hell Yeah, was für ein Abschluß des Mainsets! Denn das war es leider auch. Aber die Herren kamen ja zurück um uns gleich die aktuelle Single „Gods & Punks“ um die Ohren zu hauen. Ganz großes Kino der Song, getragen von Wyndorfs Comic-Vorliebe und einem unwahrscheinlichen Groove in der Melodieführung. Das anschließende „Bored with Sorcery“ war dann die logische Konsequenz dieses Songs und bereitete uns dann gleich mal auf das große Finale vor. Zwei ihrer größten Burner hatten sich die Mannen bis zum Schluß aufgehoben. Los ging es mit dem absolut energiegeladensten Song, den ich kenne; und ich kenne einige. Aber kein Künstler hat es geschafft in den letzten 20 Jahren geschafft, ein derart breitbeiniges Riff in die Landschaft zu sitzen, daß es „Crop Circle“ auch nur annähernd das Wasser reichen könnte. Das ist ein musikalisches Monster-Ego, das über die Zuhörer hinweg walzt und dabei ungeheuer an Drive gewinnt, bis sich ihm keiner aber auch KEINER im Saal entziehen kann. Ein Erlebnis
Den Rausschmeißer bildete dann der „Powertrip“, kommerziell der größte Erfolg der Jungs, aber eben auch ein unwahrscheinlich abgedrehtes Stück Musik mit einem Killer-Refrain! Nachdem die ganze Bude mit diesen Liedern noch mal ordentlich gerockt wurde, endete der Abend leider. Mal wieder viel zu zeitig wie ich noch anmerken muß.

Leider galt das nicht nur für den Abend, sondern auch für unser krasses Konzertwochenende; liebevoll „Space-Hell-Weekend“ tituliert. Zwei geniale Konzerte an zwei aufeinander folgenden Abenden. Zwei am Ende komplett unterschiedliche Konzerte, sollte man noch hinzu fügen. Dem an sich trockenen, harten „in your face“ – Rock von Motörhead folgte die mit kunterbunten Metaphern ausgeschmückte Rausch- und Klangwelt von Monster Magnet. Was dabei heraus kam war das mit Abstand coolste Konzertwochende, das ich bislang erlebt habe. Wann hat man denn schon mal die Gelegenheit, zwei lebende Legenden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in absoluter Hochform zu erleben?!? Richtig, nur selten. Dazu bedarf es dann schon eines „Space-Hell-Weekends“.

PS: Eines hätte ich ja FAST vergessen! Meine Schwester wird schon gehofft haben, daß ich den Vorband-Gitarristen vergessen habe, der nur mit einer grünen Neonsocke über dem Gemächt während der Zugaben auf die Bühne stürmte und diese durch ruckartige Stoßbewegungen auch noch ordentlich zum Baumeln brachte. Nein, liebe Schwester, diese Erinnerung erspare ich dir nicht! ;-)

I CONTROL, I FLY

(Monster Magnet)

Wenn wir in Deutschland Übung in einer Disziplin haben, dann im “Dagegen-Sein”. Nichts können wir so gut wie das. Wir haben es sogar zu einer derartigen Perfektion darin gebracht, dass wir bisweilen nicht einmal mehr einen Grund brauchen. Was bisweilen durchaus sinnvoll sein mag um irgendwelchen Kokolores zu verhindern, der uns aufgedruckt wird, kann aber auch durchweg schildbürgerhafte Blüten treiben. Im Zuge von Atom-Protesten und Stuttgart 21 schwangen sich somit auch eine Menge Trittbrettfahrer auf den Demonstranten-Zug (hmm, schönes Bild) und entdeckten, dass “Protest” auch sexy sein kann. Zumindest denken die das. “S21" hat zwar endlich wieder ein politisches Bewusstsein im politikverdrossenen Volke wach gerüttelt, das Problem ist aber, dass sich nahezu jeder berufen sieht dieses auch zu benutzen. Was dabei manchmal heraus kommt, hat eigentlich keine Bananenrepublik verdient.
Denn, was ist denn aktuell die gefühlt zweitgrößte Bedrohung der Bundesrepublik? Worum wird denn der größte Tamtam gemacht, wenn man mal vom “TERROR-ALARM-PANIK-ANGST-BEDROHUNGS-HORROR-FÜRST” aus dem Morgenland absieht? Ist es Stuttgart 21? Nein, das hat der Heiner derzeit ganz gut im Griff und es ist im Grunde genommen ebenso legitim wie Vorschlag Nummer 2: die Anti-Atombewegung. Nein, gefühlt ist derzeit der größte Feind der zivilen Freiheit und die gefühlte Geißel der bundesdeutschen Kleinbürgerlichkeit: Google Street-View! Das wird nicht etwa als technische Möglichkeit wahr genommen, nein, warum auch. Das ist das Böse, das wie der eisige Nordwind vom Autodach des Kameravehikels strömt um Mißgunst, Zwietracht und Leid im Volk zu säen. Bereits im Vorfeld wurde das Thema aufgeblasen, und in gewohnt deutscher Gründlichkeit auch die absurdeste Möglichkeit des Street-View Mißbrauchs erdacht. Fantasie haben wir hier ja, das muß man uns lassen. Die lächerlichste Variante in meinen Augen bestand darin, dass Einbrecher unsere Häuser online ausspähen könnten um den nächsten Raubzug zu planen. Niemand wäre in seinen eigenen vier Wänden auch nur ansatzweise sicher gewesen. Das Damoklesschwert der allgegenwärtigen Bedrohung wäre im virtuellen Raum jederzeit bereit gewesen uns in Form einer polnischen Gangsterbande auf das Haupt zu stürzen. Hektisch wurden bitterböse Widersprüche in die Tasten gehämmert und die vollständige Unkenntlichkeit von Heim und Herd eingefordert. Die Illusion der Sicherheit wurde quasi herbei gepixelt.
Auch bestand ja die Gefahr, dass man nebst KfZ auf der Straße fotografiert wurde und dann virtuell im Netz auftaucht... JEDER könnten einen dann sehen (theoretisch)... JEDER! Könnt ihr euch vorstellen, wie es sein muß, wenn jeder sehen kann, wie ihr an einer roten Ampel steht. Oder schlimmer: Wenn ihr einfach drüber lauft und Google euer schmutziges Geheimnis ans Licht der Öffentlichkeit zerrt. Da steht ihr dann für immer im virtuellen Raum, eurer verabscheuungswürdigen Untat angeprangert.
So, aber unserer gigantomanischen Protestwelle sei Dank, welche durch die Medien des ganzen Landes schwappte und bislang überwältigende 0,274% der Bevölkerung dazu brachte ihr Hab und Gut zu schützen hat dieses Schweinerei ein Ende. Und der Bürger obendrein das Gefühl, sich mal wieder so richtig gewehrt zu haben. Großkonzern, pfui! Komisch, gegen die wirklich Besorgnis erregenden Einschnitte in den Datenschutz regte sich in der Vergangenheit vergleichsweise wenig ziviler Widerstand. Auch wenn jetzt in der Terrorhysterie seitens der Bundesinnenminister-Konferenz die Vorratsdatenspeicherung wieder ausgebuddelt wird, interessiert das scheinbar keine Sau. Wahrscheinlich liegt es daran, dass das Zentralorgan der panischen Kleingeister, seinen Lesern Wörter mit mehr als 2 Silben nicht zumuten kann ohne von ihnen mit dem Vorwurf der Intellektualisierung konfrontiert zu werden. Und wer will das schon bei der BILD?!? Also wird auf die Verhältnismäßigkeit gepfiffen und gegen ein bei näherer Betrachtung belangloses IT-Projekt Stimmung gemacht, während weitaus “schlimmere” Eingriffe in die informationelle Selbstbestimmung durch gewunken werden.

Mal ganz pragmatisch betrachtet: was hat dieser Aufruhr uns gebracht: Verpixelte Gesichter, Nummernschilder und ein paar unkenntlich gemachte Häuser. Eigentlich nichts, was Google nicht ohnehin gemacht hätte. Schaut man sich ein paar Städte an, die man weltweit virtuell befahren kann, dann sieht man überall genau das. Nix Neues also, aber woher sollen das denn die geschätzten 94% des wütenden Mobs wissen, schließlich haben sie sich noch nie mit diesem Teufelszeug beschäftigt?! Wäre ja auch noch zu schön, wenn man am Ende noch gefallen daran finden sollte. Nein, dann doch lieber in der Illusion des moralisch überlegenen Gutmenschen schwelgen und weiterhin kontraproduktives Halbwissen vertreten.

Mich nervt sowas. Klar sollte man hinterfragen und zur da, wo es Sinn macht, auch mal ordentlich auf die Barrikaden gehen. Aber SINN muß es eben machen und nicht dazu führen, dass man das eigentliche Problem übersieht. Man muß sich mal Folgendes vor Augen führen: Während wir um jede erkennbare Fassade feilschen und in detektivischer Kleinstarbeit Fehler im Programm suchen um sie diesem bösen, bösen Großkonzern unter die Nase zu reiben, wird das virtuelle Deutschland nicht nur hässlicher, sondern auch noch langsamer vervollständigt. So kommt es dann, dass ich neben Seattle, NewYork und Berlin (um nur einige zu nennen) auch einen virtuellen Turn durchs finnische “Niemandsland” unternehmen konnte. War schon schön, mal durchs virtuelle Joensuu zu fahren und mal in Noljakka vorbei zu schauen um die eigene Ex-Behausung virtuell zu inspizieren. Wenn das jemand verpixelt hätte, ich hätte es persönlich genommen. Naja, Hauptsache wir werden hier alle zu biometrisch bevorratsdatenspeicherten Musterbürgern in anonymisierten Pixelhäusern, wer braucht da schon sowas nutzloses wie technischen Fortschritt?! Der erhöht eh nur die Terrorgefahr. Eine Frage hätte ich dann aber noch an all die Fassadenschützer und Wohnhausunkenntlichkeitsbeantrager da draußen, denen die Muffe immer noch vor virtuell organisierten Einbrecherbanden geht: Was macht ihr eigentlich, wenn die Typen einfach mal vorab bei euch vorbei fahren um eure Bude anzugucken? Richtig “Old School” sozusagen! Wem schreibt ihr denn einen Präventivbrief?

INVISIBLE KID

(Met(a)llica)

Liebe Leute, soeben wurde ich auf ein kleines, feines Video aufmerksam, das ich mit euch teilen MUß! Geht nicht anders. Das Dingen rettete mit humormäßig den heutigen Tag auf der Zielgeraden. Hauptprotagonisten sind Kirk Hammett (Saitenvirtuose bei Metallica), jede Menge schwarzer Bälle und... na seht selbst. Köstlich! Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß Hammett normalerweise so etwas wie der sensible Schöngeist der Band ist, auch wenn mans nicht vermuten mag, sobald man dieses Filmchen (mindestens 5 Mal) gesehen hat:



Ach ja, falls hier dann wider Erwarten die politische Korrektheit mitlesen sollte: No animals were harmed... und dem Kind ist auch nichts passiert. Die Schadenfreude ist also ungetrübt (sonst würde ich das Ding auch nicht posten.) Das Kind war übrigens Gerüchten zufolge der Sprössling des Tourmanagers. Das mit dem "Headbang" bekommt hier eine völlig neue Bedeutung.

(17.11.2010)

THE WATCHER

(Motörhead)

„Kriegsähnliche Zustände“ in Afghanistan waren gestern, denn heute ist mal wieder Terrorzeit vor der Haustür. Mittlerweile hat man sich ja schon daran gewöhnt, daß alle paar Monate „erhöhte Aufmerksamkeit“ eingefordert wird, weil eine „neue Gefährdungslage“ festgestellt und schwammig formuliert wird. Das kann natürlich auch eine Gefahr sein, denn irgendwann nimmt das keiner mehr so richtig ernst. Aktuell wurden wir vom Innenminister auf Grund einer „grundlegend verschärften“ Gefährdungslage wieder einmal wachgerüttelt. Nur, was sollen wir tun? Insbesondere, wenn man sich die möglichen Terrorziele anschaut, die da benannt werden?!?! Ich wage mal die Behauptung, daß wir ohnehin machtlos sind. Zumindest so lange, wie wir uns nicht in verstohlen nach unseren Mitmenschen schielende Denunzianten verwandeln wollen. Der Aufruf, man solle Verdächtiges doch bitte mitteilen, mag zwar im ersten Moment Sinn machen, aber mittelfristig ist das Dingen mindestens ebenso gefährlich.

Nun, wir in der so genannten „westlichen Welt“ wedeln uns ununterbrochen einen auf unsere „freiheitlich demokratische Grundordnung“ von der Palme, die dem Individuum (theoretisch) größtmögliche Freiheits- und Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Daß damit seit 2001 ohnehin Essig ist, hat dem vernunftbegabten Wesen schon seit einer Weile gedämmert. „Anti-Terror-Gesetze“ ergänzen sich mit der medialen Verballhornung der Gefahrenlage zu einem Unsicherheitsgefühl, das man so herrlich benutzen kann um die eine oder andere „unliebsame“ Maßnahme der Vergangenheit politisch nun doch durch zu drücken.
Die neueste Gefährdungslage zeigt dies mal wieder. Kaum hatte de Maizière die gewohnt unkonkrete Warnung in die Mikrophone diktiert, schon überschlugen sich die üblichen verdächtigen Publikationen mit reißerischen schlagzeilen. Aktuell steht da folgendes: „TERROR-ALARM! Mit Hunden und MPs: Polizisten sichern unsere Züge“. Dabei wird selbstverständlich das Wort „Terror“ immer in Verbindung mit negativ besetzten Begriffen wie „Panik“, „Angst“, „Horror“ oder eben „Alarm“ verknüpft. Interessant ist daran insbesondere, daß genau diese… nennen wir sie mal „Zustände“… politisch vermieden werden sollen. Aber wenn sich der Herr Innenminister hinstellt und erklärt, daß Panik vollkommen unangebracht und Angst nicht nötig sei, ist das doch nur das Pfeifen im Walde. Mir kann niemand erzählen, daß die Politik die Reaktionen der Presse nicht antizipieren kann. Egal, was er sagt, das Ergebnis ist doch determiniert. Man kann wirklich nur hoffen, daß sich das Ganze schnell wieder legt und eben nix passiert. Klar, das wird dann auch den Sicherheitsmaßnahmen zugeschrieben werden. Vielleicht sogar zu Recht, aber momentan erinnert mich die mediale Terrorsau, die vom Boulevardirrwisch durchs Dorf getrieben wird, schon ein wenig an „1984“. Während ich die politische Reaktion noch als durchaus angemessen empfinde (Nationalstaaten haben nun mal eine Schutzfunktion für ihre Einwohner), übertreiben die Medien maßlos. Das Problem haben wir dann, wenn das zum selbstläufer wird und sich politisch umstrittene Entscheidungen der geschürten Angst bedienen.

Der größte Beschiß ist meiner Meinung nach, wie sich die Verantwortlichen selber in die Tasche lügen. Man kann sich doch nicht allen Ernsten vor die Mikros stellen du gebetsmühlenartig herunter leiern, daß wir uns unseren Lebensstil nicht einschränken lassen, weil dann die Terroristen ja schon gewonnen hätten. Tut mir leid, aber wenn der Reichstag eingezäunt, das Regierungsviertel abgeriegelt und die Polizeipräsenz massiv hochgefahren wird (Panzerwagen in Fußgängerzonen), dann ist das für mich ein Treppenwitz. Man sollte doch endlich ehrlich sein und zugeben, daß man sich schon längst eingeschränkt hat. Einschränken muß um den öffentlichen Raum bei konkreten Drohungen zu schützen. Das wäre zumindest ehrlich. Im letzten Jahrzehnt wurden Datenspeicherungen, Rasterfahndungen, Abhörgesetze und biometrische Ausweise durchgedrückt, vollkommen unabhängig vom Terror versteht sich. Aber was das anbetrifft, werden wir wohl eher mit verschwurbelten Worthülsen abgespeist werden. Ich sehe sie schon auf den Titelseiten prangen, die „terrorähnlichen Zustände“.

(18.11.2010)

WHERE THE STREETS HAVE NO NAME

(U2)

Mein Timing war mal wieder miserabel! Kaum stellt man mal `ne schnieke 20er – Liste von absolut essentiellen Büchern auf, schon kann man sie ein paar Tage später wieder ändern. Nicht, daß ich es hätte kommen sehen… im Gegenteil. Nach längerer Schienenabstinenz schwang ich mich letzte Woche wieder mal ins Eisenross um ein paar Tage im Badenland zu verbringen. Da man dabei aber auch gleich knappe 7 Stunden in den Komfortpersiflagen von Mehdorns Erben zubringen muß (ohne Bordkino, Wii oder wenigstens einen Gaukler), braucht man eine Beschäftigung. Also wird ein viertel Stündchen vor der Abfahrt der Buchladen geentert und, schon traditionell, ein mehr oder weniger bewusst ausgewähltes Büchlein erstanden. So auch letzten Freitag. Als ich so vorm Taschenbuchstapel stand, stellte sich mal wieder die Frage, welches Machwerk es denn nun sein soll. Kurz zu meinen Kriterien. Unter „Thriller“ läuft im Normalfall nix. „Psycho – Thriller“ ist dann schon eher die Orientierungsmarke. Wenn da nur profan „Roman“ steht, muß das Büchlein schon anderweitig überzeugen können, damit es überhaupt nur im Entferntesten in betracht gezogen wird. Das Cover sollte nach Möglichkeit schon auf ein möglichst blutrünstiges Interieur schließen lassen, gern auch mit dem einen oder anderen Insekt verziert, welches in der Lache hockt. Zum Titel würde ich sagen „je abstruser, desto besser“! Ach ja, es sollte auch ein Taschenbuch sein, da ich die Angewohnheit habe Bücher beim Lesen etwas arg zu malträtieren. Wenn ich ein Buch gelesen habe, ist das danach selbst für den größten Deppen umgehend an dessen Zustand erkennbar.
Was auf diese Weise meine Aufmerksamkeit erweckt hat, wird dann erstmal inspiziert, der Klappentext gelesen und begutachtet. Aus einer Auswahl von 3 - 4 Büchlein erwählt man dann spontan jenes, welches einem in dem Moment irgendwie am meisten zusagt. Da ich meistens nicht mehr als 15 Minuten für die Entscheidungsfindung habe (ich bin noch in Verhandlungen mit der Bahn, daß diese sich zukünftig nach mir richtet), muß ich früher oder später zugreifen. Das ist gut, denn es verhindert, daß den halben Tag in der Bude verbringe und am Ende mit einem Spiegel rausmarschiere.
Freitag stand ich also wieder in der Bahnhofsbuchhandlung und ließ meine Blicke schweifen. Anerkennend wurde bei der einen oder anderen Neuerscheinung genickt, bei anderen hätte ich am Liebsten die Flucht ergriffen. Schließlich musste die Wahl zwischen einem mit nun nicht mehr präsenten Thriller über einen Psycho-Serienkiller in Amiland der vom FBI gejagt wird (jaja, ich weiß: SEHR originell…) und einem Büchlein, auf das ich schon im Sommerurlaub ein Auge geworfen hatte fallen. Damals wie letzten Freitag machte mich der Klappentext zwar extrem neugierig, der etwas holprige Titel (und Autor) machten mich aber mindestens ebenso misstrauisch. Denn „Das Buch ohne Namen“ von „Anonymus“ klingt irgendwie ZU offensichtlich auf Mystik getrimmt. Ich hatte die Befürchtung, daß sich dahinter nur so ein drittklassiger Schriebs verbirgt der irgendwie zwanghaft versucht einen auf „geheimnisvolle Schattenwelt“ zu machen. Im August konnte mich das noch abhalten zuzuschlagen und ich verbrachte meinen Urlaub mit Gonko dem Höllenclown („Hölle“ von Will Elliot). Aber Freitag griff ich dann zu. Mein Kalkül war „wenn’s Schrott ist, hab ich immer noch meine Bootlegs!“. Was soll ich sagen, es hat sich definitiv gelohnt! Das Buch ist unter normalen literarischen Maßstäben sicherlich nicht sonderlich erwähnenswert. Aber mit denen sollte man eh nicht an das Büchlein heran gehen. Daß die Charaktere nicht sonderlich ausgefeilt dargestellt werden fällt nicht weiter auf, da sie keine 2 Kapitel weiter im Regelfall ohnehin wieder umgenietet werden. Darüber hinaus basieren sie ohnehin auf derart stereotypen Klischeefiguren, daß man sie ohnehin von der ersten Erwähnung an vor Augen hat. Außerdem wird hier die Story an sich in den Mittelpunkt gerückt, was auch das eigentliche Highlight des Buches ist. Kurze Kapitel, jeweils mit haarsträubenden Cliffhangern versehen, eine Wende nach der anderen eingebaut. Das Ganze erinnert einen ziemlich schnell an einen Tarantino-Film… nur noch ne Ecke blutiger. Die Grundstory ist dabei ganz einfach: Ein mächtiger Stein wird von nahezu allen Einwohnern der abgelegenen Gangsterstadt Santa Mondega gesucht und gejagt. Das ganze würze man dann noch mit Westernelementen, Kampfmönchen, Vampiren, einem Regierungsbeamten mit uneingeschränktem Datenzugriff, Auftragskillern die sich für Elvis halten und einem scheinbar irren Serienkiller, der zum Austicken nichts weiter als ein Glas Bourbon benötigt. Ich fand es großartig! Man kann das Buch kaum zur Seite legen und ich hatte es somit auch sehr schnell durchgelesen. Als ich im Anschluß dann darüber nachdachte, wo ich es denn in der vorangegangenen Liste einordnen würde, einigte ich mich mit mir auf Platz 4! Das Buch macht beim Lesen einfach einen geradezu höllischen Spaß. Die Situationen in welche die Figuren geraten werden immer und immer abgedrehter, der hintergründige Humor mit dem das alles beschrieben wird ist bisweilen derart dunkelschwarz, daß man ganze Kapitel später noch schmunzeln muß. Man ist irgendwann sogar froh, daß auf ein „Psychogramm“ der einzelnen Figuren verzichtet wurde. Was brauche ich auch Informationen über die Handelnden, wenn stattdessen ein und dieselbe Schießerei aus 3 Perspektiven über 25 Seiten geschildert wird?!? Man vermisst es einfach nicht, weil diese einer Mischung aus Comic und Spaghetti-Western entwachsenen Gestalten in die ganze Szenerie so einfach perfekt hinein passen.

Kurzum: Geiles Buch!



Seit gestern besitze ich nun auch den Nachfolger, welcher aber zugegebenermaßen einen noch dämlicheren Titel trägt. Diesen hat er der deutschen Übersetzung zu verdanken! Wie man aus „The Eye of the Moon“ einen rumpliges Wortspiel wie „Das Buch ohne Staben“ machen kann… unverständlich! Aber ist ja auch wurscht! Jeder, der den ersten teil überlebt hat (was sprichwörtlich eine Hand voll Irrer war) ist wieder am Start. Bin mal gespannt, was das literarische B-Movie in seiner Fortsetzung so zu bieten hat. Ich halte es da mal mit dem Klappentext vom „Buch ohne Namen“:


„… und dann wird es blutig werden. Blutiger, als sich irgendjemand vorstellen kann.“

(31.10.2010)