Mittwoch, 15. Dezember 2010

IN MY TREE - Pearl Jam, 27.06.2010 Nijmegen DER BERICHT

(Pearl Jam)

Bislang begleitete ich die Pearl-Jam Tour ja (leider) nur aus der ferne. Meine Setlist-Auswertungen sind hier nachzulesen und ab und an tat ich einem der Abende vielleicht auch etwas unrecht. Was unspektakulär aussah, kann vor Ort durchaus ein Knaller-Abend gewesen sein. Das ist so in etwa die Lehre, die ich aus Nijmegen ziehe, wenngleich ich das Set an sich für ein Festival durchaus bemerkenswert fand. Aber nach dem London-Auftritt beim Hard-Rock-Calling, wars mit der bequemen Touranalyse vorm heimischen PC Gott sei Dank erstmal vorbei!

Meine ganz persönliche Tour startete bereits am 25. Juni in Chemnitz und endete eben dort am gestrigen 3. Juli wieder. Zwischendurch kurvte ich mit meinem blauen Ibiza über Jena, Lünen, NIJMEGEN, und BERLIN fleißig durch die Republik und Holland. Immer auf der Suche nach dem nächsten Highlight… und ich fand sie in mannigfaltiger Zahl! Fangen wir am Besten in den Niederlanden an.

27.06.2010 – Nijmegen, Rockin Park Festival!

Wenn der Holländer eine „Ausschilderung“ ankündigt, dann kann man dem das getrost glauben. „Ausschilderung“ bezog sich in diesem Fall auf die Festival-Parkflächen und war dermaßen idiotensicher umgesetzt (riiiieeeeesige, leuchtend gelbe Schilder an jeder Abzweigung), dass man, um sich zu verfahren, schon selten dämlich hätte sein müssen. Ausgehend von der Autobahn fand ich sodann auch recht zügig einen Stellplatz und schüttete mir noch fix nen halben Liter Diwasserstoffmonoxid in den Rachen, bevor ich in einem Strom von relaxten Niederländern dem Festivalgelände entgegen chillte. Dort angekommen fiel zunächst die recht relaxte Atmosphäre auf, in der man sich da bei brennenden 30 +x Grad den Festivaltag vertrieb. Als erste Amtshandlung gleich man den Merchandise-Stand abgecheckt und dann schnurstracks zu alten Bekannten, den Black Keys vor die Bühne gestromert. Das war so ca. 14 Uhr Ortszeit und die Jungs rockten wie 2006, als sie den Einheizer zur Pearl – Jam Show in Berlin lieferten. Auffällig war nur, dass das Duo deutlich cooler geworden ist mit den Jahren. Ohne an Soundgewalt einzubüßen sah man von wildem Geheadbange und Rumgespringe auf der Bühne zwar ab, brachte die Massen aber dennoch ganz gut zum Kochen. Für mich ist nur unverständlich, warum man die Kerls so früh im Festivalprogramm verheizte. Aber gut. Danach kapitulierte ich im Wesentlichen vor der Hitze und füllte mich fleißig weiter mit Wasser ab während ich abwechselnd auf irgendeiner Wiese rum lag und zur dargebotenen Musik vor mich hindöste, mit Niederländern Blödsinn verzapfte (das ist ein sehr lustiges Volk… ;-) ) bzw. mal nen kleinen Rundgang zum Merch-Stand machte um mir das bereits abgecheckte Tourposter zu holen. Gegen 17 Uhr nahm ich dann endgültig vor der Mainstage auf der Liegewiese platz und ließ mich von Amy McDonald berieseln. Erwartet habe ich von deren Auftritt eigentlich nicht sonderlich viel, aber so zum Abhängen auf dem Rasen bei bestem Sommerwetter lieferte die Frau einen durchaus annehmbaren Background. Schöner Festival – Gig, zwar nicht so ganz mein Fall, aber kann durchaus als positive Überraschung gewertet werden. Nach ihr betrat dann Ben Harper mit seinen Relentless 7 die Bühne. Sehr schönes Set! Highlight dann der kleine Appetitanreger für den Mainact: Ben holte sich Eddie auf die Bühne um gemeinsam „Under Pressure“ zu performen. Klasse Auftritt von den beiden und vor allem: Es machte so richtig Hunger auf Pearl Jam! Als Ben die Bühne schließlich verließ (und dabei einen zutiefst positiven Eindruck hinterließ), hieß es für mich: noch mal Wasser nachfüllen und mir so langsam meine Position im FOS-Bereich vor der Bühne sichern. 45 Minuten vor „Anpfiff“ latschte ich entspannt durch die Absperrung und fand ca. 10 Meter vor der Bühne ein ruhiges Plätzchen. Wie auch das gesamte Konzert über war das eine richtig angenehme Sache im Front of Stage Bereich. Niederländer sind ein seltsames Volk was Konzerte angeht… Stimmung ist da, Bewegung vor der Bühne eher weniger. Aber gut, angesichts der durchlittenen Hitzeschlacht war mir das auch ganz recht. Jedenfalls ertönte pünktlich das Klavier-Intro der Jungs und spätestens da wars ohnehin um mich geschehen! Die letzten 30 Minuten war die Spannung / Vorfreude ja kaum noch auszuhalten, mit Einsetzen der Bühnenmusik dann, platzte man fast. Diese letzten Minuten vor den ersten Tönen, vor der Klarheit über den Opener, sind auch so eine Sache für sich. Das gibt’s nur bei Pearl Jam für mich. Was den Opener angeht: Es war zwar nicht das erhoffte „Release“, dafür aber ein Überraschungs – Kracher mit „Do the Evolution“. Dieser leitete dann auch ein wahres Festival-Powerset, gewürzt mit einer großzügigen Hand voll Highlights ein. Mit DTE einzusteigen ist wohl so eine klassische-Festival-Sache: Von Beginn an Druck machen! Hat funktioniert! Das Publikum war sofort da (wenn auch bewegungsarm). Das anschließende „Got Some“ legte noch mal ordentlich nach, bevor man mit „Save You“ das erste Highlight folgen ließ. Nicht nur, dass der Riot-Act-Kracher das Tempo ordentlich hoch hielt, die Nummer finde ich an sich richtig klasse. Spätestens da war ich 100%ig im Konzert angekommen… Save You… großartig! Das anschließende „Given to Fly“, das mittlerweile auf keinem Konzert mehr fehlen darf, passte zu dem Zeitpunkt perfekt nach Nijmegen. Die Sonne stand bereits extrem tief, ein wohltuender Wind kam auf und Pearl Jam ließen den Song förmlich über die versammelten 50.000 Besucher schweben. Perfekt! Für mich die beeindruckendste GTF – Version die ich miterleben durfte. Danach wurde es wieder spezieller: „Animal“ krachte in die herrlich schwelgende Stimmung hinein und feuerte die Massen noch mal so richtig an. Eddie lebte sich mal wieder aus am Mikro. Im Anschluß brachte man mit „Dissident“ wieder einen selteneren Setlist-Gast ans schwindende Tageslicht. Als Albumversion nicht unbedingt einer meiner Favoriten, live aber eine feine Sache. Soweit der erste Songblock, aber der zweite Teil des Mainsets sollte es noch mal in sich haben. Klar, „Even Flow“ kam wieder, danach kann man ja seit Jahren die Uhr stellen, und schlug auch gewohnt ein. Viele Die-Hard-Fans nervt der Song mittlerweile… mich nicht! Ich mochte Even Flow schon immer und was die Jungs Live da heraus holen können ist teilweise atemberaubend, besonders wenn Mikey mal wieder einen seiner Sahnetage hat und das dicke Killer-Solo auspackt. Aber vor „Even Flow“ kam zunächst noch eines meiner zwei absoluten OBER-Highlights dieses Abends. Denn genau zwei Stücke ragten für mich aus dem insgesamt sehr guten Nijmegen-Set für mich heraus und das erste war „IN MY TREE“!!!! Schon als Eddie das knapp aber passend mit den Worten „This is fort he People in the Trees“ ankündigte (wobei er sich wohl auf kartenlos gebliebene Dudes bezog, die in den Bäumen rund um das abgesperrte Festivalgelände hockten), kam die Gänsehaut schlagartig. Denn was nun kam, war mir klar, bevor der erste Ton erklungen war. Hatte ich vor dem Konzert noch brennend darauf gehofft den Song in Berlin zu hören (auf `nem Festival hatte ich ihn schlicht nicht erwartet), wurde er nun unverhofft angestimmt… auf einem Festival! Unglaublich! Dazu noch eine richtig großartige Version des Songs, Eddie gut bei Stimme und voll im Song aufgehend, während Mikey an der Gitarre brillierte! Traumhafte vier Minuten vierzig Sekunden waren das! Ähnlich wie „Given To Fly“ steigerte sich der Song gen Ende immer mehr, uferte aus und klang mit einem großartigen Jam der gesamten Band aus. Da lieferte das bereits erwähnte Even Flow nur umso mehr eine willkommene Verschnaufpause um sich neu zu sortieren. Mit einfach nur wunderschönen Versionen von „Just Breahe“ und „Unthought Known“ hielten die Jungs danach das Niveau fleißig oben und verschafften den Anwesenden eine kleine Auszeit. Live funktionieren beide Songs hervorragend, wie sich zeigte. Alleine dass „Just Breathe“ von einem Chor begleitet wurde, was bei Festivals eher unüblich ist, sagt so einiges. Eddie stand, nur von Boom und seiner Hammondorgel begleitet auf der Bühne und malträtierte seine Akustikgitarre, während man sich einfach nur durch den Song treiben ließ. Mit „Unthought Known“ im Anschluß zog man zwar das Tempo und insbesondere die Stimmung noch mal ein wenig an, aber diese Kombination der Songs passte wie der sprichwörtliche Arsch auf den Nachttopf! Danach gabs dann mit „Whipping“ wieder einen dieser viel zu selten ausgepackten Burner hinterher. Nachdem wir in Düsseldorf 2007 bereits einmal in den Genuss gekommen waren, jetzt endlich eine Version, die auch auf einem Bootleg landen wird. Absoluter Kracher der Song! Gefolgt vom schaurig-schönen „Daughter“ mit Blitzkrieg-Bop-Tag, was so ein wenig die Fahrt wieder heraus nahm. Daughter ist einer der Songs, die (wie ich finde) nicht langweilig werden, egal wie oft man sie hört. Ähnliches gilt für „Elderly Woman“, was im Zugabenteil auch noch kommen sollte. Abgeschlossen wurde das Mainset mir zwei Über-Songs! Zunächst erfüllten mir Eddie und Co einen lange gehegten Setlisttraum und brachten END-LICH mal „Jeremy“ in meiner Gegenwart! Viel zu selten wird der gespielt, also hatte ich hier das zweite, heraus stechende Highlight! Unwillkürlich gings zurück in die 90er, als ich das Video und Song erstmals sah und förmlich aus den Latschen kippte… großartiger Song, geile Bass-Linie und Eddie mit seiner Stimme… und nun, 17 Jahre nachdem mit das widerfuhr, spielen die das in Nijmegen, keine 10 Meter entfernt!
Mit „Rearviewmirror“ beendete man das Set dann. Ähnlich wie „Whipping“ viel zu selten gespielt, außerdem einer der Songs, die ich einfach nur mag. Tolles Intro, steigert sich permanent um am Ende förmlich zu explodieren. Erstklassiger Abschluß des Mainsets.



So gings also in ein kurzes Päuschen, bevor die Jungs sich wieder auf die Bühne scherten um mit „Elderly Woman behind the Counter in a Small Town“ den Zugabenblock mitsinglastig und gediegen einzuläuten. Wie gesagt, der Song ist irgendwie immer ein Highlight! Wie ich in Berlin noch merken sollte allerdings mit der Einschränkung, dass es zumindest dämmern sollte wenn er kommt. ;-) Die Rock-Ecke wurde anschließend mit „The Fixer“ und „Life Wasted“ bedient, wobei vor allem ersterer durch seinen Mitsingcharakter noch mal ordentlich Stimmung rein brachte. Das folgende „Betterman“ steigerte dies dann noch mal. Unglaublich, vor einem Jahr wäre ich froh gewesen, „Betterman“ wenigstens EIN EINZIGES MAL zu Hören zu bekommen… heute wars das dritte Mal am Stück; mit Berlin 2009 als absolutem Highlight.
Leider war nun schon das Ende der Show angebrochen. Das ist so ein bissel der Wermutstropfen bei Festivals. Da werden den Jungs die handelsüblichen 90 Minuten zugestanden… normale Konzis dauern gerne mal ein dreiviertel Stündchen länger. Aber mit „Rockin in The Free World“ wurden wir noch mal erstklassig in die holländische Nacht entlassen. Super Version, Energie geladen und druckvoll durchgezogen. Ein echter Abendgruß der Jungs, hineingerockt in die Dunkelheit und ein dicker Mittelfinger für den 22:30 Uhr Curfew! Aber wir wollen nicht meckern, man konnte sich ja irgendwie schon drauf einstellen, dass man ein Festival nicht mit einem regulären Konzert gleich setzen kann von der Länge her. Die Setlist dagegen, fand ich einfach nur großartig. Ein Powerset, klar. Aber eines mit jeder Menge Stil und Perlen. Der Ausflug nach Nijmegen, sowie das stundenlange Schwitzen in der prallen Sonne haben sich definitiv gelohnt. Persönliche Highlights ganz klar „In My Tree“ und „Jeremy“, aber auch so Dinger wie „Whipping“, „Save You“, „RVM“ oder „RITFW“ waren Spaßgaranten an diesem Abend. Außerdem war Eddie deutlich klarer als 2009 in Rotterdam, wo man sein Gras bis zu unseren Tribünenplätzen hoch riechen konnte.
Während der gesamten Fahrt zurück nach Lünen hatte ichoben genannte Songs noch im Ohr… selbst, als der Schutzmann mich wieder auf den rechten Weg bringen musste, nachdem ich mich in Dortmunder Wohngebieten aber auch so was von hoffnungslos verfranst hatte… Daumen Hoch, Ruhrpott-Polizei! 

Hier noch mal als kleine Zusammenfassung die Setlist sowie das Poster (Ist jetzt nicht unbedingt das große Highlight… aber ich war da! Das reicht als Legitimation sich das Ding stolz an die Wand zu hängen!



MAIN SET:
Do the Evolution
Got Some
Save You
Given To Fly
Animal
Dissident
IN MY TREE
Even Flow
Just Breath
Unthought Known
Whipping

Daugther/Hey Ho Let's go(Ramones Tag)
Jeremy
RVM

ENCORE:

Elderly Woman behind the Counter in a Small Town
Fixer
Life Wasted
Betterman
Rockin in the Free World




So, der Berlin-Bericht folgt dann die Tage. Soviel schon einmal vorweg: Berlin war mal wieder ein absolutes Highlight. Unglaubliche Setlist, Wahnsinns-Stimmung und trotz des traurigen Hintergrundes des 10. Jahrestages der Roskilde-Katastrophe legten die Jungs ein mitreißendes Set hin, das uns einen geradezu phänomenalen Abend bescherte!

Bis dato: Keep on Rockin’!

Personal "New Song Index":

NIJMEGEN: 4
London: 7
Belfast: 8
Dublin: 8

New York II: 11
Nee York 1: 14 (!!!! - wo soll das noch hin führen?!?)
Newark: 12
Boston: 13
Hartford: 13
Bristow: 8
Buffalo: 7
Cleveland: 11
Noblesville: 11
Columbus: 6
St.Louis: 7
Kansas City: 7
New Orleans: 7

(04.07.2010)

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