(Black Sabbath)
HEEEEELLLLLL YEAHHHHHH, meine Freunde! Der finstere Lord meldet sich in mir zurück und unterbricht die Pearl Jam – Berichterstattung, quasi das Übersee-Stalking der besten Rockband aller Zeiten (ja, soviel Subjektivität muss manchmal eben sein) mit einem weiteren Konzertbericht. Nicht irgendeinem Konzertbericht, nein, einem ganz besonderen Konzertbericht will ich meinen. Erinnert ihr euch noch an die Brant Bjork – Berichterstattung etwa 5 Konzerte weiter unten? Meinte ich da noch, dass ich in einer geradezu niedlichen Venue war, dann lehrte mich die Moritzbastei zu Leipzig, dass es immer noch ne Spur mickriger geht. Lt. Internet bietet die dortige Veranstaltungstonne kuschelige 11 x 7 Meter Platz zum Rocken. (Das sind gefühlte viereinhalb Callmunds…) . Aber nichts desto trotz ergab das wiedermal einen großartigen Abend dort, aber immer der Reihe nach.
Gegen halb sechs schwang ich mich in den Seat meines Seat (fiel mir grade auf, dass man daraus ein Wortspiel kafkaesken Ausmaßes kreieren kann…) und holte meine in Leipzig durchaus ortskundige Begleitung ab. Dies erwies sich insofern als Vorteil, als dass die nordsächsische Messeprovinz weiterhin mit einem Irrgarten aus Baustellen und Umleitungen besticht. Jedenfalls zuckelten wir gut 90 Minuten übers flache und vor allem leere Land. Jene Taigalandschaften, welche sich zwischen Chemnitz und Leipzig schier endlos auf beiden Seiten der PKW-Fenster erstrecken und sich nahezu menschenleer am Horizont verlieren… ach Scheiße, nennen wir das Kind beim Namen: DURCH DIE PAMPA!
Wenn man dann aber in Leipzig (triumphalen) Einzug hält, entschädigt das anstehende Konzerterlebnis dann schon für so einiges. Das war bei Metallica, Monster Magnet, Nightwish und Rammstein schon so und sollte sich auch bei den Hellsongs nicht ändern. Wir fanden einen angemessenen Parkplatz und latschten gen Moritzbastei. Überraschender Weise (für mich) befindet diese sich direkt neben dem Gewandthaus, in welchem ich vor drei Monaten noch zu einem Musicalbesuch weilte. Jedenfalls lümmelten auf den Steinmauern rings um die Bastei etliche langharige, faule Bummelstudenten (ja, da wurde ich richtig nostalgisch) und ließen sich das Leben schmecken… bisweilen gar in Flaschenform. Ein obligatorisches Rauchpäuschen später stiegen wir die steilen Treppen hinab gen Eingang und holten uns brav den Stempel ab um uns in der Folge frei bewegen zu können. Erstmal die Jacken weg gebracht (kostet da nix.. so was ist mir ja schon ewig nicht mehr passiert, Lob der stufe 9) und dann ab an die Bar; oder besser: an eine der Bars. Dort wurde ich dann auch mit meinem obligatorischen Konzertbier versorgt (Köstritzer Schwarzbier! Vorbildlich!!) und wir schlurften gemächlich in das oben bereits beschriebene Gewölbe. Gut, die Decken waren drei Mal so hoch wie im Rosenkeller, aber das wars auch schon mit den Unterschieden. Da es vorbildliche Seitenbänke gab, konnte man sich auch erstmal chillig an die Wand lehnen und dem recht familiär anmutenden Treiben im Kellerchen beiwohnen. Der Beleuchtungs-Heinz residierte eingeengt auf einer nachträglich eingezogenen Empore und ging, wenn er nicht gerade seine Scheinwerfer schwenken musste, eigentlich permanent mit dem Mischmeister eine(n?) rauchen. Ansonsten kam sogar hin und wieder ein weiterer Konzertbesucher reingeschneit und eine Frau mit bunten Armsleeve-Tattoo flirtete mit dem Mann am Mischpult (wenn der nicht gerade rauchen war). Als außer uns noch ca. 20 andere Konzertbesucher, mit Getränken versorgt, die Räumlichkeiten geentert hatten, stürmte eben diese Dame auf die Bühne und schnappte sich zwei Mikros. Allgemeine Überraschung der Marke „Huch, was`n jetzt los?!“ machte sich breit. Hatte man, also ich, doch irgend so nen blonden Singer-Songwriter-Heini als „Vorband“ erwartet. Aber nee, blonder Typ war nicht, stattdessen gab es eine etwas eigenwillige, aber durchaus gute Vorstellung einer Kanadierin. Man möge mir nachsehen, dass ich mir den Namen nicht gemerkt habe, was eigentlich schade ist. Nachdem sie in Mikro Nr. 1. in abgewandelter Beatbox-Manier einen Beat gezwitschert hatte (wurde dann am Mischpult fleißig geloopt und während der Songs um weitere Töne ergänzt) find sie an zu singen. Bei Einem Song gabs sogar ne Gitarre, aber bei den meisten reichten ihr die selbst produzierten Background-Geräusche. Nachdem man sich kurz daran gewöhnt hatte, funktionierte das aber überraschend gut. Man merkte auch förmlich, dass die junge Frau in dem, was sie da fabrizierte vollends aufging. Sehr sympathisch die ganze Show, besonders, als sie sich mit dem Hinweis verabschiedete, dass sie sich fürs Konzert der Hellsongs wieder zu uns vor die Bühne gesellen wird, was sie dann auch tat. Als sie die Bühne wieder verließ, war der Raum auch schon gut gefüllt, was sich bis zum Hauptact auch nicht mehr ändern sollte. Laut Homepage „dürfen“ da 70 Menschen rein, geschätzt hätte ich knapp 100 Anwesende. Jedenfalls ne sehr kleine, aber feine Veranstaltung. Als dann die Hellsongs die Bühne betraten, brandete erster, noch relativ zarter Jubel auf. Der Gitarrist, welcher das schwedische Bildungssystem genossen hat, brachte den von anderen Schweden-Bands bekannten Mischmasch aus Englisch und Deutsch unters Volk, bevor man direkt mit dem Judas Priest Cover „Breaking the Law“ einstieg. Damit wären wir auch schon beim Bandkonzept der Hellsongs: Metal-Klassiker werden mit Keyboard und Akustikgitarre(n) untermalt gecovert. Textlich wird das von einer klaren Frauenstimme dargeboten. Was überrascht, ist, wie man aus solchen brachialen Brettern wie „Seek and Destroy“ oder „Thunderstruck“ solche fragilen, ruhigen und bisweilen schon erschreckend leisen Songgebilde machen kann. Wiedererkennungswert garantiert, stilistisch aber was völlig anderes. Da fällt es gar nicht auf, dass diese Band keinen „eigenen“ Songs spielt, die gecoverten klingen ohnehin wie solche. Nach dem gesetzlosen Einstieg steigerte sich die Stimmung dann von Song zu Song. Für mich kamen dann mit „Seek and Destroy“ und dem anmoderierten „Blackened“ die ersten beiden Highlights. So hat man Metallica noch nie gehört. Klar, Live klingt das Ganze dann doch noch eine Ecke „härter“ und schneller als auf CD und die wild auf der Bühne rummarschierende Sängerin, gekleidet wie eine Mischung aus Discokugel und Waldorfschullehrerin, tat ihr Übriges um die Taktzahl zu erhöhen, aber alleine die Möglichkeit bei einem Slayer-Song wie „Seasons in the Abyss“ mal den Text zu verstehen, war schon ein Erlebnis. ;-) Die Zuschauer gingen dann auch mehr und mehr mit. Vom Publikum her hatte man so den Eindruck, dass sich zwar die oben genannten Studis, aber auch die eine oder andere Leipziger Kulturtouristin der „Generation 68“ in diese Gewölbe verirrt hatten (wohl angelockt vom Hippie-Bus auf dem Tourplakat aber ohne eine genaue Vorstellung, was auf sie zukommt). Nur die Metalheads vermisste ich irgendwie, schade eigentlich.
Etwa zur Mitte des Mainsets, nachdem die Metallica-Fraktion gespielt und die Menge für die Band begeistert war, kündigte man ein „Worshipping of a Grandfather of Heavy Metal“ an. Was kam, war eine Wahnsinns – Interpretation vom alten Black Sabbath-Klassiker „Paranoid“. So traurig und fast schon depressiv vorgetragen, dass man die vier Gestalten auf der Bühne am liebsten in den Arm genommen und getröstet hätte: „… macht nix Jungs, ist nur ein Song! Kopf hoch!“. Unglaublich war aber vor allem, dass das Publikum, als der Song verklungen war, erstmal 2 -3 Sekunden zum Durchatmen brauchte. Man konnte so ein kollektives Seufzen förmlich hören, das dann ungebremst in eine mehrminütige Jubelarie überging. Mit dem Lied hatten die Hellsongs den Saal komplett auf ihre Seite gezogen. Der Rest des Konzertes war dann nur noch eine große Feierlichkeit. Nicht nur, dass man das gerade erst für das kommende Album aufgenommene „Sin City“ ans Licht der Öffentlichkeit zerrte, nein, man legte auch so fleißig nach. „Run To the Hills“ war dann, allerdings erst in der Zugabe, noch so ein Highlight. Iron Maiden können das einfach nicht, was Hellsongs aus dem Song raus holen. (Was Iron Maiden betrifft, ist das sicherlich auch gut so… die sollen mal fein das weiter machen, was sie können). Melancholisch reichte man dann mit „Symphony of Destruction“ noch mal fast bis an „Paranoid“ heran. Dies geschah dann aber schon während der ersten Zugabe. Der Jubel zwang die Hellsongs dann noch zu einem zweiten Extrawürstchen auf die Bühne, bevor das Konzert viel zu schnell beendet war. Gut, es war ein kleines Konzert, einer relativ unbekannten Band aus Schweden, aber dafür jeden einzelnen der 16 investierten Euronen wert. Da ließ sich auch verschmerzen, dass die reine Spielzeit irgendwo um die 70 – 80 Minuten rumkrauchte. Wenn überhaupt, ist das wohl der einzige Kritikpunkt an dem Abend: Er hätte noch 4 – 5 Lieder länger dauern können. Ich für meinen Teil hätte ja liebend gern noch den Motörhead-Brüller „Orgasmatron“ geboten bekommen, aber es hat nicht sollen sein. Wer also Lust auf einen ruhigen Konzertabend hat an dem er die großen Metal-Klassiker gleich noch neu kennen lernt, dem kann ich die Hellsongs nur ans Herz legen.
Wir verließen den Keller jedenfalls bestens unterhalten und gut gelaunt, weshalb ein Blick in den Nachbarsaal, in dem eigentlich eine „Depeche Mode und 80er Party“ toben sollte wie das reinste Kontrastprogramm wirkte. Ein Einsamer DJ hing da mit herabhängenden Mundwinkeln über seinen Turntables und blickte in einen bis aus zwei Personen leeren Raum. Bevor ich einen meiner gewohnt geistreichen Kommentare tätigen konnte, ließ der Knilch eine Wolke von Disconebel auf die Tanzfläche wabern, was angesichts der doch recht… naja, „überschaubaren“ Party Crowd zugegebener Maßen ein wenig lächerlich wirkte. „Realsatire“ nennt man das wohl (eigentlich müsste man dieses Bild als offizielle Definition zulassen). Jedenfalls ließen wir die 80er geflissentlich in ihrer Besucherarmut zurück und strebten wieder gen Chemnitz. Immer noch ein paar Takte dieser unglaublichen „Paranoid“ Interpretation im Ohr, während wir so durch die nachtschwarze Pampa rauschten!
(13.05.2010)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen