(Pearl Jam)
Was bisher geschah:
Nach einer veritabel langen Anreise durfte ich in Nijmegen eine weitere, außerordentliche Pearl Jam Show erleben. Ein Festivalset von 19 knackigen Nummern, mit dem wunderbaren „In My Tree“ und „Jeremy“ als absolute i-Tüpfelchen. Von Nijmegen aus machte ich mich zunächst auf in Richtung Maastricht. Als sich das als ziemlich dämliche Idee heraus stellte (Gott sei Dank nach wenigen Kilometern), fand ich nur deshalb auf den rechten Weg zurück, um mich in Dortmund gleich wieder heillos zu verfransen. Vom Schutzmann bekam ich sodann den rechten Weg gewiesen, sodaß ich am nächsten Tag meine Schwester im fernen Jena einsammeln und der Hauptstadt entgegen streben konnte. Da warteten sie wieder, die Jungs! Nach 2006 und 2009 blühte uns der dritte Pearl – Jam – Abend in der großartigen Wuhlheide. Und genau davon, soll euch folgendes Blögchen berichten!
Wir kamen bereits am Dienstag, also dem Tag vor DEM Tag, in good old Berlin an. Es ist immer wieder schön in diese Stadt zurück zu kommen. Sogar ganz unabhängig von Pearl Jam, Berlin ROCKT! Jedenfalls checkten wir ordnungsgemäß im „Ostel“ ein und relaxten ein wenig auf den FDGB-Gedächtnispritschen, bevor uns das Fußballfieber packte. Spanien : Portugal stand auf der Speisekarte und das wollten wir nicht verpassen. Und so landeten wir nach 20 Minuten Fußmarsch in einer Eckkneipe in Kreuzberg. Sehr… nennen wir es mal „urig“ dieses Erlebnis, aber mindestens genauso charmant! Das Schultheiß schmeckte und die Spanier beförderten diesen unsäglichen Christiano Ronaldo standesgemäß aus dem Turnier. Fein! Letzten Endes ging es also gut gelaunt zurück ins Pionierlager, dem Event entgegen schlafen.
30.06.2010
Aufgewacht, Frühstück genossen und dann noch ein wenig auf dem Zimmer rumgehangen. So gegen 12 dann endlich ins „Get Right“-Shirt geschlüpft und direkt zum benachbarten Ostbahnhof gepilgert, wo wir dann eifrig in die S3 sprangen um der Wuhlheide entgegen zu streben. Einfach göttlich, diese langsame Spannungsaufbau… diese sich steigernde Vorfreude. Als wir dann letztendlich ausstiegen, waren wir irgendwie beruhigt, dass wir nicht die einzigen Bekloppten waren, die trotz Fan-Club-Karten und somit garantiertem Early Entry (was diesmal sogar funktionierte) bereits 6 Stunden vor Konzertbeginn am Veranstaltungsort ankamen.
Wir durchschritten also im angenehmen Schatten der Bäume den Allee-Pfad zur Wuhlheide und setzten uns, als wir vorm 10c-Eingang angekommen waren, erst einmal auf die Wiese zwischen all die anderen Nerds. Es herrschte wieder die gewohnt dösige Vorkonzert – Atmosphäre, die ich auf meinen ausufernden Reisen durch die Konzerthallen dieser Republik (*lol* klingt geil, was?!?) bislang bei keiner anderen Band erlebt habe. Da saß man im Schatten, trank Berliner Kindl, alberte rum oder nagte an einer Bratwurst, während der Einlass mit jeder verchillten Minute näher rückte. Einziger Aufreger war, als der 10c-Ticket-Schalter endlich seine Pforten öffnete und wir unsere Karten nebst Bändchen in Empfang nehmen durften. Das hieß ein halbes Stündchen anstehen, Ausweis vorzeigen und dann ab mit dem Bändel ans seit 10 Monaten so unsäglich verwaiste Handgelenk! Komm zu Papa, du Pass ins Paradies! Danach gings zurück auf die Wiese, Schrippen essen und relaxen.
Ab und an ein bekanntes Forumsgesicht oder eine der „Legenden“ der vergangenen Konzerte begrüßen. Zum Beispiel waren sowohl der extrem nervtötende Pole von letztem Jahr und der beknackte Neuseeländer da, der mit Perücke und Landesfahne 2007, im Wildschiffen gestört, panisch vor dem Ordnungsamt am ISS-Dome in Düsseldorf flüchtete. Pearl Jam Konzerte sind aus dieser Sichtweise betrachtet schon so was Ähnliches wie kleine Familientreffen: Sowohl der coole Schwippschwager als auch die unausstehliche Tante sind anwesend. Trotzdem schmunzelt man danach über beide gleicher Maßen und ist irgendwie froh, sie wieder einmal gesehen zu haben. Irgendwann gegen 16 Uhr betraten wir dann das Gelände. Die Security fummelte uns diesmal nur oberflächlich nach Schusswaffen ab und warteten neben der Bühne auf den endgültigen Einlaß, während nebenan noch der Soundcheck tobte. So kamen wir dann auch in den Genuß von „Love Boat Captain“, der wider Erwarten nicht in der Setlist auftauchte. Als es endlich rein ging, stürmten wir zunächst auf die Tribüne um festzustellen, dass es diesmal überhaupt keinen FOS gab. Nicht einmal ein nachträglich hochgeklappter Wellenbrecher war da. Angesichts des 10 Jährigen Roskilde Jahrestages verwunderte uns das schon ein wenig. Nächstes Jahr lässt man vermutlich die Security gleich mit weg. Aber egal, zunächst ging es ohnehin Richtung Merch-Stand. Das Tourshirt war schnell im Sack und ebenso das ultimative Berlin-Poster! DER HAMMER!!! Für mich das Poster-Highlight der bisherigen Tour, inklusive US-Konzerte. Meiner Schwester gings da ähnlich. Gerahmt sieht das Ding sogar noch eine Ecke schärfer aus. Großartig! Als diese Devotionalien gesichert waren, gings ab vor die Bühne. Dieses Jahr war mal wieder Stone`s Seite dran. Wir sicherten uns also einen angenehmen Platz im Strafraum, wo man zwar schön nahe dran war, aber dennoch ohne größere Blessuren dem Konzert folgen konnte. Da ging das Sit-In dann erstmal weiter. Während wir so auf den Konzertbeginn warteten stießen zunächst Jimmy und etwas später auch Olli und Kristin zu uns. Gemeinsam sollten wir diesem epochalen Abend beiwohnen. Bis Ben Harper dann die Bühne betrat gabs noch das obligatorische Konzertbier, was mit 3,70€ allerdings so langsam ein Preisniveau erreicht, was einen erschaudern lässt. Pünktlich gegen 18:30 Uhr betraten dann Ben Harper und seine Relentless 7 die Bühne. Schönes Einheizer-Set. In Nijmegen fand ich sie allerdings nen Zacken besser, was aber auch an der längeren Spielzeit liegen mag. Highlight war erneut das großartige „Under Pressure“ bei dem Eddie erneut die Bühne betrat und von den Massen gleich mal entsprechend gefeiert wurde. Nach einem feinen Set und 45 Minuten Spielzeit verabschiedete Ben sich wieder. Schade, dass er sich bei Eddie nicht mit einem „Red Mosquito“-Gastauftritt revanchierte. Aber egal. Während umgebaut wurde und die Vorfreude so langsam aber sicher den roten Tachobereich erreichte ging das gewohnte Ratespiel um den Opener los. Meine Hoffnung auf „Release“ wird wohl nie sterben, aber damit lag ich genauso daneben wie mit meinem „Realo-Tipp“ eines „Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town“. Aber immer der Reihe nach. Nachdem die Sonne endlich hinter den Baumwipfeln in Deckung gegangen war, ertönte alsbald das Piano-Intro der Jungs und kollektiver Jubel brandete auf. Nachdem man sich die Zeit mit einer gehörigen Portion Sich-Selbst-Feiern und einer wahren Orgie von La-Olas vertrieben hatte, die durchs weite Rund und den Innenraum schwappten, gings endlich los. Wie üblich platzte man in diesem Moment fast vor Spannung. Als dann Eddie und Co endlich auf die Bühne traten und in die Massen winkten, wars kaum noch auszuhalten. ENDLICH! Monate Lang fieberte man diesem Moment entgegen. Nijmegen war schon großartig, aber wie gewohnt nahm Berlin die Sonderstellung als persönliches Tourhighlight ein. Schwupps waren die Instrumente umgehängt oder besetzt (je nach dem, ob man Schlagzeuger ist oder nicht).
Und dann gings los! Die ersten Takte des wundervollen „Long Road“ erklangen.
Wahnsinn, wieder so ein unerwarteter Auftakt! Schöner, langsamer Einstieg mit der klaren Nr. 2 auf meiner Opener-Wunschliste („Release“ läuft schon fast außer Konkurrenz ;-). Weltklasse Einstieg. Und wie nicht anders zu erwarten war, wurde danach erstmal die grobe Kelle ausgepackt. Dem nun direkt folgenden „Got Some“ hörte man deutlich an, dass die Jungs es seit letztem Jahr einige Male üben konnten. Beste Live-Version für mich, das Ding sprühte gerade so vor Energie. Die Menge ging dann gleich so richtig mit, was sich bei „Why Go“ noch steigerte. Erster großer Wuhlheide-Chor inklusive. Dabei wurden Erinnerungen an 2006 wach, als der Song die Hütte hier so richtig erzittern ließ. Als dann „Given to Fly“ und „Elderly Woman Behind the Counter in a Small Town“ ein wenig die Bremse zogen und dennoch textsicher mitgesungen wurden, war einem so ungefähr klar, dass die Stimmung zu letztem Jahr nicht nennenswert abfallen würde. Während „Given to Fly“ gewohnt ausuferte und sich bis zum großen Finale mehr und mehr aufbaute, war mit „Elderly Woman“ wieder Sing-Along-Time angesagt. Immer wieder herrlich dieser Song. Nicht spektakulär, knallig oder besonders ausgefeilt arrangiert… aber einfach ein wahnsinnig schönes Konzertlied. Als dieses verklungen war, brach dann der erste Raritätenblock an. Los ging der Reigen mit, man mochte es kaum glauben, „Push Me, Pull Me“. Als da die ersten Takte ertönten, schauten wir uns nur fassungslos an um anschließend entsprechend mitzugehen. Unglaublich… dass ich das noch mal erleben darf, wie die Jungs diese sperrige aber hochgradig hörenswerte Nummer mal live für mich auspacken. Die erste Verblüffung war noch nicht ganz verflogen, da wurde ein wunderbares „Immortality“ nachgelegt. Trauriger Song, aber großartig den mal zu Hören zu bekommen. Schade nur, dass es noch so hell war, in der Dunkelheit wäre das Ding der reinste Burner gewesen. Dieses Song-Duo alleine war schon unglaublich. Daß die Setlist direkt danach noch „In Hiding“ vorsah, war dann gleich der nächste Adrenalin-Kick. Da es von Düsseldorf 2007 leider kein offizielles Bootleg gibt, werde ich diesen tollen Song jetzt endlich mal als Live-Version auf Silberling haben. Klasse! Es folgte der Turm in der Setlist-Schlacht: „Even Flow“ mit einer für meinen Geschmack hochgradig faszinierenden Gitarrenleistung von Mikey. WAS EIN SOLO!?!?!!! Viele nervt „Even Flow“, ich brauche den irgendwie… ein Konzi ohne den Song reicht mir erstmal! Nach dem Ten-Klassiker brach wieder die Backspacer-Zeit an. „Johnny Guitar“ funktionierte Live wie seine Albumkollegen wieder fantastisch. Warum viele sich mit der Scheibe so schwer tun, weiß ich nicht. Aber eines steht fest: Da sind eine Menge großartiger Live-Nummern drauf und „Johnny Guitar“ ist definitiv eine davon. Das sollte dann auch der Rest vom Abend erneut belegen. Bevor aber das von mir so erhoffte „Gonna See My Friend“ die Bude wegrockte, wurde noch „Light Years“ ausgepackt. Bereits letztes Jahr eines meiner Konzerthighlights. Schöner Mitsingtext, treibender Rhythmus, der aber nie in übertriebene Hektik verfällt und ein Eddie-typischer Text auf Weltklasseniveau! Diese kollektive Stimmung des dahin getragen Werdens wurde dann nach einer kurzen Ansprache von Eddie mit „Gonna See My Friend“ wieder emporgerockt. Ein wahrer Kracher der Backspacer-Opener! Lange keinen so befreiten, gradlinigen Rocker gehört. Das folgende „World Wide Suicide“ war so etwas wie die logische Folge, das musste nach dem Song schon fast kommen und passte im gesamten Set auch NUR an genau und exakt diese Stelle. Danach folgte ein erneutes Highlight. Neben „Immortality“ bildete bis ca. 20 Uhr an jenem 30.06.2010 „Low Light“ so ziemlich den größten noch unerfüllten Setlist Wunsch aus der schwermütigen Balladen-Ecke. Und jetzt BEIDE an einem Abend! Im selben Set! Was habe ich immer neidisch auf die Setlisten geschielt, wo einer der beiden Songs aufkreuzte… unglaublich! Das fällt jetzt erstmal flach, zumindest in der Intensität. Herrlich, dazu noch der sich verfärbende Himmel, nachdem die Sonne endgültig abgedankt hatte für den Abend. Großartiger Song, geile Version, passende Stimmung! Obendrein der nächste Strich auf der „New Song List“ und zwar ein besonders dicker, fetter, wasserunläslicher und vor allem schwarzer Edding-Strich! Der ausklang des Mainsets wurde dann mit „Comatose“ eingeleitet. Jenem kompromisslosen Rocker von der Avocado. Immer wieder ein gern gesehener Gast auf Konzerten was mich angeht. Ich mag den Song, mochte ihn schon immer. Selbst als er nur als Demo durchs Netz geisterte (unter einem anderen, für mich recht beknackten Namen noch) hatte es mir Comatose irgendwie angetan. Gewürzt wurde er diesmal noch von einem im ersten Moment ziemlich katastrophalen Verspieler der Band, der dann aber unter Leitung von Mikey mühelos aufgefangen und in einen kurzen Improvisationsjam umgewandelt wurde. Sowas ist vielleicht nicht vorgesehen, aber in diesem Momenten merkt man erstmal, wie gut die Jungs eigentlich in dem sind, was sie da machen. Kaum hatte Mike angefangen, stieg Matt an der Schießbude passend ein und aus dem Chaos heraus entstand ein nettes Zwischenspiel, was dann nach kurzer Zeit im eigentlich geplanten „Comatose“ gipfelte.
Als Setcloser fungierte dann „Do the Evolution“ eingeleitet von irgend so einem Vollpflosten, der Eddie mit nem Becher erwischte. Dem Song an sich kam diese (Gott sei Dank) nur kurze Phase der Vedderschen Angepisstheit zwar nur zu Gute (sehr brachiale Version fand ich), aber darauf hätten 99% der Anwesenden auch gerne verzichtet. Entsprechend verließ Ed dann auch relativ geladen die Bühne. Als er nach kurzem Encore Break aber wieder zurück kehrte, war nichts mehr davon zu spüre. Vielleicht auch unterstützt von der gewohnten Fußball-Begrüßung zum ersten Encore. Das fast schon traditionelle „Oooooooohhhhhhhh“ hallte Minuten lang durchs Rund, begleitet von den erhobenen Händen. Eddie kommentierte dies mit „I kinda like that wave shit, it get’s me kind of… horny”. Eingeleitet wurde ein für meine Begriffe beste erste Encore meiner bisherigen Konzerte vom sehr, sehr mitreißenden, schaurig-schönen „The End“, Gänsehaut pur! Diese wurde dann bei „Just Breathe“ im Anschluß nicht unbedingt weniger. 2 Mal „Backspacer“, zwei Mal kollektives Seufzen am Ende der Songs bevor der Jubel ausbrach. Der danach folgende Stimmungsumschwung wurde brachial. Als Eddie „Spin the Black Circle“, die Hommage ans Vinyl, anmoderierte war das wie Weihnachten für mich. Dieser Brecher wurde von mir live ähnlich herbei gesehnt wie „Immortality“ aus der ruhigeren Ecke des Songfundus. Da war mächtiges Kopfschütteln angesagt. Was nun kommentarlos folgte war eine weitere Sensation. Ohne vor oder nach dem Song auch nur ein Wort darüber zu verlieren, streute man gleich mal eine Live (Welt-)Premiere eines neuen Covers ein. „Public Image“ von PIL ließ im ersten Moment und weit darüber hinaus sogar einen Großteil der Hardcore-Fans ratlos zurück. „Wie jetzt?!? Was`n das?“ stand etlichen Anwesenden ins Gesicht geschrieben. Schöne Nummer wie ich finde, wenngleich Eddie einen da ruhig hätte vorwarnen können. Mit „The Fixer“ wurde dann wieder bekannteres Terrain betreten. Live die absolute Stimmungskanone wie ich finde. Beeindruckte schon letztes Jahr, dieses Jahr hallten die „Yeah, Yeah. Yeahh, Yeahhhhh“’s noch zielsicherer durch die Venue. Herrlich! Was nun als Abschluß des ersten Zugabenblocks folgte war ein Sahnehäubchen auf das Sahnehäubchen des Sahnehäubchens des Abends. Eddie holte mit Peter Buck und Scott McCaughey gleich mal halb REM auf die Bühne (wie sich später heraus stellte, nehmen die Jungs in der Hauptstadt grade ihr neues Album auf). Gemeinsam ließ man dann mit der geballten Power von 4 (!!!) Gitarren eine Killerversion von „Kick out the Jams“ folgen. Unklar, der absolute Wahnsinn! Nach einer unangekündigten Live-Premiere semmeln die mit den REM Saitengöttern dieses brachiale MC5 – Cover unters Volk! Damit konnte man einfach nicht rechnen. Außerdem sah man insbesondere Mikey an, dass er bei dem Stück mal wieder seine Welt betrat. Der ging ab auf der Bühne, als wenn du einem Fünfjährigen ne Eiscreme-Flatrate schenkst! Damit war der erste Zugabenblock leider auch schon wieder Geschichte, ließ mich aber schwerst beeindruckt zurück, da unten in der Menge, wenige Meter vor der Bühne. Gott sei Dank mussten wir nich wirklich lange warten, bis die Jungs zum wunderbaren „Unthought Known“ wieder die Bühne betraten. Live mitgeschnitten von irgend so einem Heini via Laptop… aber das war d auch schon Wurscht! Hauptsache der Abend ging weiter… und das tat er auch. Denn „Unthought Known“ war das für heute letzte Indiz der Live-Qualitäten der Backspacer. Wie in Nijmegen verströmte der Song so einen kräftigen Hauch von „Das Leben ist schön“, dass man sich ihm nicht erwehren konnte. Der Song breitete sich förmlich in der ganzen Wuhlheide aus, wurde immer größer und größer und der Innenraum ging am Ende ab wie Schmidt’s Katze… bei einer Midtempo-Ballade!!! Wer nun aber Pearl Jam kennt, der weiß, dass nach so einem Song meistens die emotionale Achterbahnfahrt wieder in die andere Richtung umschwenkt. Ich kann mich bis heute noch nicht so recht entscheiden, aber gut möglich, dass das folgende „Black“ die Version von 2006 noch toppte. Leute, ich weiß es nicht! Jedenfalls hatte die Version eine Eins mit Sternchen verdient, ebenso wie vor vier Jahren. Beides außergewöhnliche Interpretationen der wohl größten PJ – Ballade. Unfassbar! Nicht nur, dass die Jungs alles an Spielfreude und, besonders Eddie an diesem Abend, an Weltschmerz und Emotionen in dieses Lied legten, auch das Minuten lang durch die Wuhlheide wabernde „düdüdüdüdüdüdüüüüüü, düdüdüdüdüdüdüüüüüüü….“ Im Anschluß ließ einen schier atemlos zurück. Sichtlich mitgenommen folgte nun Eddies Ansprache zur Roskilde-Katastrophe vor auf den Tag genau 10 Jahren. Ich schätze man, dass der kollektive Klos im Hals als er Sprach (und kurz abbrechen musste) bei einigen noch den Rest des Abends nicht so ganz verschwinden wollte. Eine durchaus angemessene Ansprache und vor allem mit anschließender Schweigeminute. Mag jetzt kitschig klingen, aber genau solche Aktionen machen Pearl Jam und die Beziehung zu ihren Fans und andersrum so einzigartig. So geriet dann auch das folgende „Come Back“ zur emotionalsten und eindringlichsten Nummern des Abends. Ich mag den Song nach wie vor nicht, der hat „Hey, foxymorphandlemamathatsMe“ seit Jahren als schwächstes und nervigstes PJ-Lied abgelöst. Ach was sage ich: Abgehängt! Aber an diesem Abend, nach dieser Ansprache und mit diesem Hintergrund konnte ich ihn nicht so richtig schlecht finden. Ging einfach nicht. „Very touching“ würde der Ami sagen… very touching!
Damit die Achterbahn aber in Schwung bleibt gings im Nachgang, schon fast trotzig, mit „Alive“ weiter. Die Massen gingen noch mal so richtig mit und, auch wenns der Song eigentlich nicht 100%ig hergibt, wurde er dann doch zu so einer Art Hohelied auf das Leben. Man wurde wieder heraus gerissen aus dieser doch bedrückten Stimmung und verlebte vor allem im Anschluß daran mit dem guten, alten Kumpel „Yellow Ledbetter“ noch einen schönen, runden Konzertabschluß.
Bloß gut, dass ich hier die ganze Zeit ein Audience-Boot hören kann (gute Quali übrigens). Das macht das Schreiben deutlich leichter. Als Fazit kann es eigentlich nur geben, dass wir wieder einmal das Glück hatten einen der ganz großen Abende der Band mitzuerleben. So langsam glaube ich auch WRKLICH daran, dass die Wuhlheide europaweit bei der Band einen kleinen Sonderstatus genießt. Stimmung ist immer riesig, die Location an sich ist ohnehin ein Traum und Mikey stolpert alle Nase lang über ein Starbucks. Das hat bislang immer funktioniert. Das war wieder einer dieser magischen Abende in Berlin für mich. Eine Setlist, die alle paar Meter überraschte und so einige Highlights parat hielt. Auf meinem 6. Konzert immer noch 10 neue Songs gehört! Wenn man Nijmegen weg lässt (wie ja bei den anderen Konzerten hier im Blog geschehen), waren es sogar 12. Darunter so herbei gesehnte Songs wie „Push Me, Pull Me“ „Immortality“, „Low Light“, „Long Road“ oder „Spin the Black Circle“. Überraschungen wie „Public Image“ oder auch eingzigartige Momenten wie „Kick out the Jams“ mit halb REM. Gewürzt mit so klasse Nummern wie „Black“ oder „In Hiding“, die man immer wieder gerne hört. Dazu die typische Wuhlheide – Atmosphäre und Bombenwetter. Besser geht’s kaum… zumindest so lange, bis die Jungs zum nächsten Mal nach Berlin kommen. Wenns nach mir geht, hätte ich 2011 noch den einen oder anderen Termin frei. Leute, lasst mich nicht wieder so lange warten!
Setlist:
Long Road
Got Some
Why Go
Given To Fly
Small Town
Push Me Pull Me
Immortality
In Hiding
Even Flow
Johnny Guitar
Corduroy
Light Years
Gonna See My Friend
World Wide Suicide
Low Light
Comatose
Do The Evolution
Encore 1:
The End
Just Breathe
Spin The Black Circle
Public Image (P.I.L.)
The Fixer
Kick Out The Jams (MC5, w/Peter Buck and Scott McCaughey of R.E.M.)
Encore 2:
Unthought Known
Black
Come Back
Alive
Yellow Ledbetter
DAS POSTER IST DER HAMMER!!!
Hier nochmal eine Detailaufnahme vom Auge:
Personal "New Song Index":
BERLIN: 10/12
NIJMEGEN: 4
London: 7
Belfast: 8
Dublin: 8
New York II: 11
Nee York 1: 14 (!!!! - wo soll das noch hin führen?!?)
Newark: 12
Boston: 13
Hartford: 13
Bristow: 8
Buffalo: 7
Cleveland: 11
Noblesville: 11
Columbus: 6
St.Louis: 7
Kansas City: 7
New Orleans: 7
(06.07.2010)
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