Donnerstag, 30. Januar 2014

HALLELUJAH – Monster Magnet in Leipzig, 28.01.2014

Go!

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2014 geht als Konzertjahr relativ untypisch los für mich. Erstens startet es bereits im Januar, was an sich schon selten ist; und zweitens kommt gleich ein Kracher zum Auftakt, der traditionell eher gegen Ende des Jahres in den Terminkalendern der hiesigen Konzertgänger aufkreuzt. Aber man will ja nicht meckern, ganz im Gegenteil. Unterm Strich kann ich jedenfalls stolz berichten “Ich war dabei! Dabei, als die Mannen von Monster Magnet ein Mal mehr ihren unvergleichlichen Space-Rock-Voodoo darboten.”

Das letzte Konzert der Herren war im Jahre 2012 im gar nicht so fernen Erfurt gelaufen; ein reichliches Jahr her ist das mittlerweile. Wie ihr dem Bericht entnehmen könnt, war bereits dieses ein echter Kracher. Auch wenn sie mittlerweile nicht mehr den gleichen Stellenwert genießen wie in den 90ern, so sind Monster Magnet nach wie vor eine schlichtweg beeindruckende Rockmaschine, die einen im Prinzip nie enttäuscht. Ähnlich wie 2012 war dieses Jahr auch wieder eine Album-Tour. Diesmal allerdings mit der aktuellen Scheibe “Last Patrol” im Programm. Somit waren beide Konzerte sich zwar irgendwie ähnlich – allerdings beschränkte sich das auch nur auf das Grundkonzept. Aber dazu gleich mehr.

Wann kommt eine Band auf die Idee, ein komplettes Album live zu spielen? Es gibt da vier mögliche Antworten:

1. Die Typen sind neu im Geschäft und haben schlicht nix anderes in der Hinterhand als ihr Debütalbum.

2. Eine Mischung aus Faulheit und unkreativem Habitus.

3. Man will eines seiner älteren Werke angemessen würdigen und weiß obendrein auch genau, daß die Scheibe bei den Fans geliebt wird; daß praktisch nix schief gehen kann (so war es 2012).

Da man die Punkte 1 und 2 den Herren nun wirklich nicht unterstellen kann, greift wohl die vierte Erklärung für das Spielen eines kompletten Albums; in diesem Falle sogar des eben erst erschienenen Langspielers:

4. Die Scheibe ist einfach dermaßen verflucht gut, daß man das einfach bedenkenlos kann.

Und so war ich dann auch nicht im geringsten enttäuscht, als ich die Ankündigung auf Twitter vernahm, daß man Last Parol “in its entirely” zu spielen gedenkt. Als in der US-Tour nur zwei bis drei Songs davon gespielt wurden, da fand ich das schon eher… naja, blöd. Hört euch das Album einfach an und ihr werdet es verstehen. Last Patrol ist ganz großes Kino. Außerdem hat es das, was vielen der aktuellen Alben anderer Künstler abgeht: Ein Konzept. Die Songs passen einfach zusammen und wirken schon auf dem Album wie aus einem Guß. Seit “Imaginaerum” von Nightwish (an das es im Sinne der Gesamtkunstwerkhaftigkeit nicht heran reicht – wenn es auch verflucht nah dran ist) habe ich kein derart stimmiges Album mehr erstanden. Das Konzept, das Album nur mit Equipment aus den 70ern aufzunehmen, sodaß es nicht nur nach 70s Psych-Rock klingt sondern auch welcher ist, das geht einfach mal auf! Warum nachbearbeiten und technische Spielereien einsetzen, wenn man es auch clean haben kann?!? Das mit der Wirkung des Albums geht so weit, daß ich sogar die beiden Bonustracks der Deluxe-Edition mittlerweile skippe und sie nur noch als Einzelsongs höre. Beides sehr gute Songs, gerade “Strobe Light Beatdown” hat es mir angetan, aber es ist verständlich, warum sie nicht aufs Album genommen wurden. Fazit: Bombenidee, diese Last Patrol-Tour! Einziger Wermuthstropfen (ich hasse das Zeug auch im Real-Life) war, daß ich ohne die Kleine Schwester anreisen mußte – meine Stalker unter euch werden es gemerkt haben, daß da was Kleines (im wahrsten Sinne des Wortes – dieser Hobbit!) fehlt im Gegensatz zu den sonstigen Konzertberichten.

Nach dem qualitativ hochwertigen, quantitativ aber sehr, sehr mauen Konzertjahr 2013 freute ich mich seit Monaten auf diesen Abend in Leipzig – zu Recht wie sich zeigen sollte. Kennt ihr das auch, wenn man den ganzen Tag schon so ein unruhiges Kribbeln im Bauch hat und es kaum noch erwarten kann, daß endlich das erste Riff erklingt? Wenn man dann in der Halle steht und sich breit grinsend sagt “Yeah, meine Welt!”! Falls nicht: es ist ein großartiges Gefühl! Die Anreise mußte ich in einem Fremdwagen antreten, da der Igor sich ne Bänderdehnung zuzog und werkstattete. Also ging es per niegelnagelneuem Seat Leon nach Leipzig (mit Autohauswerbung drauf). Das Auto fuhr sich so gut, daß demnächst wohl ein Erinnerungsfoto ins Haus geschneit kommt. Kein Mensch wird wissen, warum man in einem der entvölkerten, inzestuösen Kuhdörfer zwischen Three-O-City und Leipzig einen Blitzer aufstellt – außer natürlich der das Nest bewohnenden Hinterwäldlerfamilie, die sich mit den Einnahmen über ihr trostloses Dasein in der sächsischen Pampa hinweg tröstet. Naja, was solls… es ist zu spät zum Jammern. Ich fuhr also weiter und als ich vor dem Werk 2, in welchem das Konzert stieg, ankam, da war der Ärger schon verflogen. (Ich bin da relativ schmerzfrei mittelfristig – kanns ja eh nicht ändern.) Ich betrat die alt ehrwürdigen Hallen, in denen ich schon mein erstes Monster Magnet Konzert im Jahr 2008 erlebte. Fix wurde noch ein Tourshirt erstanden, die Kleidung an der Garderobe temporärentsorgt und die Konzertlederweste (was war die letztes Jahr unterbeschäftigt) zurecht gerückt. Dann ab an die Bar und für schlappe zweifuffzich ein halber Liter Schwarzbier erstanden. Dann schlenderte ich durch die Halle und postierte mich da, wo ich auch vor 6 Jahren schon stand: nah an der Bühne, rechts versetzt an einem Pfeiler.

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Bequem an selbigem lehnend konnte ich nun beobachten, wie sich die Halle langsam füllte und während ich mein Becherchen leerte die Vorband genießen. “Church of Misery” nannte sie sich und kam aus – Japan. Wyndorf, der im Übrigen kurz nach meiner Ankunft an mir vorbei marschierte, hatte ja schon immer ein Händchen für etwas ausgefallene Vorguppen. Auch diese war ziemich gut, allerdings mit dem kehligen Grunzgesang nicht ganz so mein Fall (wer hätte gedacht, daß ein Japaner klingen kann wie Max Calavera vor dem Stimmbruch – ich hielt das vor kurzem noch für schlicht unmöglich.)

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Aber musikalisch waren sie gut und der Auftritt animierte mit zunehmender Spieldauer mehr und mehr zum Lockern der Nackenmuskulatur – man groovte sich ein. Als die Herren dann die Bühne verließen, da ernteten sie dann doch ordentlich Applaus für ihren Auftritt. Ich verließ den Pfeiler und stellte mich ein paar Meter weiter in die Halle hinein. Bald wurde ich mehr und mehr umzingelt von weiteren Spektatoren, die nun so langsam die Bar verließen und sich in Erwartung von Monster Magnet der Bühne näherten. Eine sehr, sehr entspannte Atmosphäre. Während wir alle nun auf das weiße Bullgod-Backdrop blickten wurde es langsam spannend. Als die ohnehin schon spärliche Beleuchtung dann erlosch und “The Magnet” recht unspektakulär auf die Bühne gelatscht kam, hatte sich dann auch alles sortiert.

Wenn man Dave seit seinem drogenindizierten Beinahe-Ausstieg aus dem Reich der Lebenden vor ein paar Jahren so betrachtete, so hat man 2014 einen erfreulich gesund wirkenden Herren am Mikro erleben dürfen. Er hat wieder deutlich abgenommen, ist aber nicht wieder zu der sehnigen Dope-Verbrennungsmaschine herunter gehungert, die er einst war. Gesund wirkt er, kräftig und (was er aber schon immer tat:) jünger als er ist… und zwar um einiges. Er war der Einzige, der mit etwas mehr Elan auf die Bühne kam. Nicht so “aggro” wie 2008, wo er in seinem Lieblingshoodie noch wie ein dicker, brauner Flummi zum Mikro stürmte, aber man merkte ihm schon ein gewisses Niveau an Aufregung an. Er verkündete, sehr ausgeglichen wirkend, daß man nun gedenke “Last Patrol” als Ganzes zu spielen und daß er hoffe, wir wären damit d’accord. Später schob er noch grinsend hinterher, daß wir ja ohnehin keine andere Wahl hätten. Jedenfalls jammte man sich gemütlich ein und der “Weird trip through the back alleys of a dark retro-furute” begann endlich.

Mit dem sich langsam steigernden, aber nie ausufernden “I live behind the Clouds” stieg man verträumt und sphärisch ins Konzert ein. Eine Ouvertüre der Extraklasse, nicht nur für das generell ruhigere Album, sondern auch live ein richtiges Highlight. Man begann quasi mit den Manövrierdüsen, verließ das Raumdock und verließ den Sektor 001 mit mittlerer Impulskraft; bremste am Rand dann nochmal kurz ab und sah sich um bevor man den Schalter zum Warpantrieb erstmals umlegte. Das geschah dann mit “Last Patrol”, dem Titeltrack zum Album. Im Vergleich zur Albumversion hatte man den Song noch mal gehörig aufgepeppt und zu einer überragend fuzzigen Dampfmaschine aufgeblasen – Monster Magnet–Style, Baby!!!! Sie haben es noch drauf, keine Frage! Die letzte Patrouille verließ das Sonnensystem und Dave nahm auch Fahrt auf. Der Song uferte mehr und mehr aus und erging sich gegen Ende mehr und mehr in einer nicht enden wollenden Jamsession der Band. Wenn es je eines Beweises bedurfte, daß man den Space Rock in all seiner Intensität, Verzerrtheit und grenzenlosen Coolness noch auf dem Kasten hat, so lieferten Monster Magnet ihn diese Liveversion. Das wirkte dabei spielerisch, leichtfüßig gespielt und 100%ig organisch. Ganz großes Tennis! Nachdem man über 10 Minuten derart duchs Weltall gehämmert war (ich bin mir ziemlich sicher, daß man die Länge des Albumsongs dabei toppte), wurde mit “Three Kingfishers” der Fuß erst einmal wieder vom Gas genommen. “Außenmission” auf einem fremden Planeten quasi. Der Song ist auf dem Album der, mit dem ich noch am wenigsten anfangen kann – bis er nach ein paar Minuten endlich eskaliert. Auf der Bühne dargeboten wird er aber durch Verzerrungen, Halleffekte und die typisch brachialen Gitarren mit einer grandiosen Coolness versehen. Außenmission mit “aggressiven Verhandlungen” erfolgreich abgeschlossen. Jetzt standen meine beiden Lieblingssongs des Albums an. Zunächst wurde mit “Paradise” eine erneut faszinierende Liveversion des Albumtracks dargeboten. Man hatte nun wieder auf maximalen Impuls herunter geregelt und schwebte gemächlich durch eine bunt fluoreszierende Gaswolke im All. Bässe, Bässe, BÄSSE!!! Dazu das Gefühl, daß irgendwo im Hintergrund einer nur darauf wartet den Warpkern zu überlasten sobald man diese kosmische Farbbombe hinter sich gelassen hat. Gemütliches dahinschleichen am Rande der Neutralen Zone – immer mit einem Auge auf Romulus schielend. Der Übergang, zu “Hallelujah” geriet fließend und glich besagtem Vollgas! Die Band stampfte mit diesem fantastisch direkten Riffrocker los und erstmals war im Publikum auch richtig Bewegung drin. Dave am Mikrofon brillierte mal wieder in seiner Rolle und zelebrierte den Refrain. Dieser Doppelschlag war richtig groß! Bisher war auch im Publikum eher das verhaltene Mitnicken zu beobachten gewesen; Hallelujah weckte dann auf und zeigte, daß man nich nur durch den Weltraum chillen kann – es kann auch zu Kampfhandlungen kommen. Die Schlacht fand dann in “Mindless Ones” ihre Fortsetzung. Powerrock! Dabei aber nie das übergeordnete Ziel maximaler Spaceigkeit außer Acht lassend, ging es auf der Bühne zur Sache! Weiterhin stampfte man durch den Abend und nahm die Anwesenden mit. Wie bei fast allen Songs wurden mitunter orgiastisch ausufernde Soli eingebaut und hin und wieder einfach nur gejammt was das Zeug hielt.

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Zeit für nen kleinen Break. Nach den beiden Brechern kehrte man siegreich aber lädiert ins Raumdock zurück und suchte geschlossen eine intergalaktische Oben-Ohne-Bar auf, in welcher man sich mit dem einen oder anderen Pangalaktischen Donnergurgler in der Hand erst einmal vernünftig bespaßen ließ. Was dabei rauskommt, wenn man sich dabei einen okkulten Schwips einfängt und die anwesende Damenwelt mit seinen eben erlebten Heldentaten zu bezirzen sucht, das schildert der Song mit dem wohl höchsten Coolness-Faktor des ganzen Albums: “The Duke of Supernature”. Entspannt fließt er dahin, groovend und sphärisch bis ans Limit – im letzten Drittel dann ein Zwischensprint ans Limit der musikalischen Lässigkeit. Wahnsinnsnummer! Längst war Dave verschwitzt und schüttelte die nach wie vor schulterlange Mähne; was sich auch beim folgenden “End of Time” nicht wirklich ändern sollte. Das Tempo zog wieder an und man fühlte sich leicht an den hämmernden Groove von “Hallelujah” erinnert. Diesmal aber gut 8 Minuten lang. Aber auch hier wird eines nicht außer Acht gelassen: Die Spaceigkeit! Sollte ich einen Song wählen, der alles, was Last Patrol zu bieten hat auf einen Nenner bringt, dann wäre das End of Time! Die Gitarren klingen ja schon vom Album aus herrlich fuzzig, live wurde das dann nochmal aufpoliert. Rungs um einen herum nickende Köpfe, der Boden leicht erzitternd vom im Takt mitstampfenden Füßen und neben einem ein Crowdsurfer der Generation 50+. Gut, er schaffte es ungefähr 5 Meter weit bis er wieder im Publikum versackte. Bei dem jungen Mädel ein paar Minuten später halfen dann irgendwie doch deutlich mehr mit – ein Schelm wer Böses… na ihr wißt schon. Auch “End of Time” fand ein infernalisches Finale in ausgedekntem Gejamme und einem abgedrehten Soundbrei, der sich über die Anwesenden ergoß wie warmer Honig. Man war mit wehenden Föderationsfahnen auf einen überlegenen Gegner los gegangen und letztendlich in einem Lichtblitz verschwunden. Für immer? Nun, das abschließende “Stay Tuned” läßt dies einem Abspann gleich offen. Akustikgitarren tragen durch den Song und man wird aus dem Album getragen – im Unklaren darüber ob es nun vorbei ist mit den intergalaktischen Rettern. Sind sie nun verglüht, oder lediglich amtsmüde (“aint no targets to aim for man, no more mountains to climb”)? Oder sind wir dann doch nicht in einer Welt voller Vollpfosten “where every piece of dung is the next big thing” alleine gelassen? Stay tuned!!! Da kommt noch was. Sehr schöner Song, sehr schöner Abschluß des Mainset! Außerdem auch eine tolle Allegorie auf unsere heutige Gesellschaft. Bei allem Bombast, Weltraumgefuzze und den marschierenden Dampframmen von Songs hatten Monster Magnet schon immer richtig geile Low-Tempo Nummern. Es wird nur viel zu selten gewürdigt. Ich denke da nur an “Take it” oder das passiv aggressiv dahin-drohende “Little Bag of Gloom”. Wyndorf kann da seine diabolisch angehauchte Singstimme so richtig zur Geltung bringen. Langsam ja, langweilig – hell fucking NO!!!! In dieser Tradition steht “Stay Tuned”. Großes Musiktennis, das sanft und sphärisch ausblendet – in die unendlichen Weiten hinein.

So blieb man erst einmal zurück, mitgenommen von einer musikalischen Weltraumodyssee und ordnungsgemäß angestachelt fürs Encore. Klar war, daß jetzt noch ein paar Kracher aus der Bandgeschichte kommen – Klassiker eben! Nach ein paar Minuten betrat man wieder die Bühne und Meister Wyndorf brachte es mit seiner kurzen Anmoderation auf den Punkt:

“There is a time to listen to albums; and there is a time to rock! NOW is the time to rock!”

Da keine nennenswerten Widersprüche zu vernehmen waren semmelten uns die Herren ansatzlos und in bester Absicht “Twin Earth” um die Ohren. Alter, sowas erlebt man auch nur beim Magnet: Augenblicklich brodelte es um einen herum. Wie auf Kommando ging es ab, wurden Köpfe geschüttelt und Nackenmuskeln strapaziert. Da war sie wieder, diese ureigene Monster-Magnet-Konzertmagie der letzten Konzis der Herren. Unendlich dröhnende Riffs, die jede Halle zum Brodeln bringen. Auch Dave hatte die Zurückhaltung der Last-Patrol-Darbietung abgelegt. War sie da passend und unterstrich nur die Coolness des Albums, so hieß es jetzt, die Rampensau raus zu lassen – und wenn das einer kann, dann er. Dazu noch die warmen Farben der Lightshow… Weltklasse! Zumindest der vordere Teil der Halle war wie entfesselt. Das änderte sich (natürlich) auch beim grandiosen “Look to your Orb for the Warning” nicht.

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Headbangen auf Weltniveau! Boa, was waren das für geile Versionen der Songs. Da war auch verschmerzbar, daß mein geliebtes “Tractor” nicht kam – es war ein paar Tage vorher von der Setlist geflogen. Kopfnicken am Limit und dann noch die Jams – der blanke Wahnsinn. Als man dann zu “Dopes to Infinity” über ging war wohl kein Hemd mehr trocken in der Halle. Und auch das ließ einen kaum zur Ruhe kommen. 2008 war es noch der Opener gewesen und hatte damals den Auftakt zu einer Powershow geliefert, wie ich sie auch seit dem nur sehr, sehr selten wieder erlebt habe. Wieder kam das leicht Pastorale in Dave hervor, als er den Refrain anstimmte. Der Hammer! Vor dem letzten Song gönnte man uns noch eine kleine Ruhepause und Dave moderierte den mächtigen “Space Lord” an. Thematisch hätte es keinen besseren Abschluß für den ganz auf intergalaktische Themen abgestimmten Abend geben können, aber auch nicht von der Stimmung her. Der Song ist ein Erlebnis! Warum? Nun, stellt euch mal hunderte so Leute wie mich vor. Dazu noch Metaller aller Stilrichtungen, die sich bunt unters Publikum mischen. Dann stellt euch noch vor, daß es Bier gibt… für einige sogar jede Menge Bier. Und dann steht da nach 100 Minuten Energie geladenem Spacerock der kleine, schwarzhaarige, verschwitzte Mann in seiner Lederjacke vor euch, der euch in besagten 100 Minuten mit seiner Band gepflegt die Synapsen auf links gedreht hat und fordert euch auf lauthals “MOTHERFUCKER” zu rufen. Das KANN ja gar nicht schief gehen! “Space Lord” an sich ist einer dieser ausufernden Songs, die von cooler Midtemposchwingung ausgehend dann irgendwann den Nachbrenner anwerfen und gegen Ende gefühlt nur noch aus Refrain bestehen – zumindest live! Warum das wichtig ist? Nun, der Refrain lautet in etwa:

“SPACE LORD MOTHERFUCKER!”

So zirka 30 Mal; gefühlt zumindest. Jedes Mal lauter und engagierter untermalt von allen Anwesenden. Der ultimative Kick am Ende dieses großartigen Abends.

Im Fazit bin ich vollends glücklich mit dem Abend. Last Patrol als Mainset war ein richtig cooles Erlebnis. Die Platte ist live ein purer Genuß und knüpft locker an die klassischen Monster Magnet – Alben an. Daß die Massen dabei nicht so bedingungslos abgehen liegt einerseits im Album selbst  begründet, daß eben diesen lässigen, arschcoolen Flow hat; andererseits ist es halt ziemlich neues Material. Das Encore sorgte dann dafür, daß man auch als Anhänger der Klassiker auf seine Kosten kam und die brodelnde, energetische Atmosphäre eines “normalen” Monster Magnet – Konzertes geboten bekam. Durch die Komprimierung auf vier unglaublich druckvoll gespielte Songs, war das noch mal eine Spur intensiver! Was ein Abend! Bleibt nur zu hoffen, daß die Herren das mit der “Last Patrol” nicht allzu wörtlich nehmen und noch das eine oder andere Mal auf die Bühnen dieser Republik zurück kehren. Monster Magnet haben die Form der ersten Alben wieder und live diesen höllischen Drive ohnehin nie eingebüßt! 32 Tacken für so einen Abend sind nicht nur generell ein Schnäppchenpreis, für die Moneten ist so ein Konzert praktisch geschenkt!

Ich verbleibe mit einem dezenten “SPACE LORD MOTHERFUCKER”!

PS: Ein kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz muß noch sein. Seit 2008 haben Monster Magnet stabile T-Shirt-Preise bei gleichzeitig hoher Qualität. Ich erstand daher gleich 2 (ich konnte beim Rausgehen nicht anders und nahm mir noch ein monochromes Stück Minimalismus mit. Das Shirt für 15 Tacken – zum Vergleich: Motörhead verlangen mittlerweile 35 für nur eines der Dinger. Sehr löblich… und wer angefixt ist, kann auf dem Tourshirt nochmal seine Chancen nachlesen diese musikalische Urgewalt auch mal zu erleben:

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Donnerstag, 23. Januar 2014

DIE LEUDE

(5 Sterne Deluxe)

Diese Woche hat mich eine höchst erstaunliche Beobachtung der MsPittili auf ein neues Thema zum Bereich “Phrasenrodeo” gebracht. Schauplatz: Die Parkbuchten vor unserem Haus, Hauptdarsteller: Eine der Personen, die bei Explosiv immer als “besorgter Nachbar” untertitelt werden. Gut, man könnte jetzt auch sagen: Ein Knacker, wohnen wir hier doch in einem weitestgehend postsenilen Wohnumfeld. Jedenfalls hat es diese Woche hier endlich mal ein wenig weiße Pracht gegeben und die Temperaturen sind analog (logisch) auch noch vernünftig in den Keller gegangen. Das Resultat war (ebenfalls logisch), daß die geparkten Autos früh mit einer dünnen Eisschicht und ein wenig Schnee bedeckt waren. Wohl gemerkt: Ich für meinen Teil benutze dieses Wort nur unter Vorbehalt, aber in diesem Haushalt gibt es auch Personen, die dieses erweiterten Raureif durchaus als “Schnee” bezeichnen, also was solls.

(An dieser Stelle erleichtere ich die Lesbarkeit auf Wunsch eines Einzelnen durch einen Absatz; in Literatenkreisen als so genannter “Lesbarkeitsabsatz” gepriesen.)

Jedenfalls ist einer unserer Mitinsassen hier im Laufe des Vormittages mit Besen und Kratzer bewaffnet aus dem Haus gestiefelt und hat angefangen seinen Personenkraftwagen akribisch von der subliquiden Wasserlast zu befreien. Vor Fahrtantritt sehr löblich, aber in diesem Fall vollkommen sinnlos. Warum? Weil er, nachdem er auch das letzte Fitzelchen Eis von seinem Gefährt gekratzt hatte, wieder seine Wohnung aufsuchte und selbige nicht wieder verließ… jedenfalls an diesem Tag. Die stunden vergingen, die umstehenden PKWs tauten weitestgehend ab und sein blank poliertes Vierrad stand mitten drin. Dann kam die Nacht und als ich die Bude am Morgen wieder Richtung Büro verließ… ihr ahnt es: LESBARKEITSABSATZ!

… als ich auf Arbeit ging, da war die Karre jedenfalls wieder vollkommen eingefroren. Jetzt frage ich euch: Warum tut man sowas?!? Ich habe dieses seltsame Verhalten im letzten Winter schon bei einigen hier beobachtet. Ich habe da einen Erklärungsansatz gefunden, der für mich recht gut funktioniert. Dieser besteht darin, daß er den PKW deshalb enteiste, weil sich wie eine Natter eine Angst in sein Gemüt schlich; die Angst vor dem Meinungsterror seiner Mitmenschen. Kurz bevor er seine orthopädischen Schuhe überstreifte und der Verzierung seiner Silbergrauen Rentnerkutsche zu Leibe rückte, da sagte er vermutlich zu seine Else “Ich mache das mal weg,

WAS SOLLEN DENN DIE LEUTE DENKEN?!?”

(hier gleich zur Sicherheit noch ein Lesbarkeitsabsatz… sicher ist sicher)

Ja, “die Leute”. Ich für meinen Teil habe bei einigen ja schon grundlegende Zweifel daran, ob sie überhaupt physisch in der Lage sind einen komplexeren Denkvorgang zustande zu bringen. Ältere Mitmenschen jedoch kennen das noch von damals, daß es durchaus “Leute” gibt, die das können… also “denken”. Da ist das natürlich verständlich. Ich habe dann mal überlegt, was ich gedacht hätte, wenn ich sein Auto so zugefroren gesehen hätte. Vermutlich nicht viel mehr als “oh, is’ heute kalt draußen”! Warum? Weil es offensichtlich war. Er jedoch, der Kratzerknacker v.D., er sah vermutlich schon seinen sozialen Status im Viertel abrutschen. Er hörte schon den Heinz aus dem Nachbarhaus seiner Erna vom Fensterbrett, an dem er seine Tage verbringt, zurufen “Du, bei Schmidts, bei denen ist schon wieder das Auto zugefroren! Wir haben es schon fast 12 Uhr und die haben das noch immer nicht weg gemacht – diese Assis!”

(Ihr ahnt es: Lesbarkeitsabsatz)

So etwas spricht sich sich dann natürlich rum im Viertel. Erna hätte dann bei Stahlhubers aus Haus Nr. 91 angerufen und denen erzählt, was ihr Göttergatte gerade für eine Sauerei entdeckt habe. Die hätten es dann über den Balkon ihren Nachbarn weiter geleitet (“Hab ihr schon gesehen…?!?”) und die wiederum hätten es dann dem Herrn Kowaltschik gesteckt, der ihnen zufällig am Briefkasten über den Weg lief. Kowaltschik wiederum hätte dann wohl erst einmal aus reiner Gewohnheit heraus einen Bericht verfasst und diesen an die Ruschestraße 103 in Berlin weiter geleitet. Er hätte dann um “umgehende konspirative Maßnahmen gegen diese Feinde des Sozialismus” und einen Lesbarkeitsabsatz ersucht – zumindest letzteres soll er haben.

Als ordnungsbewußter Knackerknispel kann man derlei natürlich nicht riskieren (wobei er in den Augen von Kowaltschik ohnehin schon länger verdächtig war mit seinem Westauto). Dann lieber vollkommen sinnfrei die Karre wienern und dann vom Fenster aus beobachten, wie sie im Laufe des Tages wieder zufriert. Das Lustige an der Sache ist nun aber, daß das, was “die Leute” denken – wir sind ja auch “die Leute” – nicht etwa eine Würdigung des pensionären Putzfimmels ist, sondern sich am treffendsten mit den Worten “Hat der ne Meise?!?” paraphrasieren läßt. Ich vermute mal, daß das nicht unbedingt das primäre Ziel seines Tuns war.

(Anm.: Dieser Absatz ist jetzt mal thematisch bedingt)

Jedenfalls ist es doch schon bewundernswert, was manche Menschen so alles tun damit andere sich nicht das Maul über sie zerreißen. In den meisten Fällen hätten diese das vermutlich nicht einmal getan, aber man unterstellt es ihnen einfach mal. Im Endeffekt biegt man sich sein eigenes Verhalten und auch das Äußere so weit zurecht, daß irgendwelche andere Figuren die im Leben nichts weiter haben als Royal Weddings, Fußpflegetermine und die monatliche Apothekenumschau mutmaßlich damit einverstanden sind. Soll ich euch mal ein Geheimnis verraten: Das sind sie nicht! Das sind sie NIE!!!! Ich habe meine Jugend uffm Dorf verbracht, ich weiß also wovon ich rede. Diese dicken, unterforderten Tratschtrullas finden immer etwas, über das sie herziehen können. Die haben nämlich keine anderen Hobbies, außer vielleicht Royal Weddings, Fußpfl… oh, hatten wir schon. Dann lieber erst mal nen Lesbarkeitsabsatz!

Ja, so ist das nämlich! Man muß sich ja nicht gleich komplett von gesellschaftlichen Verhaltensnormen frei machen, aber zumindest von dem sinnfreien Quatsch, von dem man meint, daß andere ihn von einem erwarten. Da lebt man dann deutlich ruhiger. Außerdem braucht man dann auch nicht so viel Zeit darauf zu verwenden, sich nach außen eine Scheinexistenz aufzubauen. Wer von meinen Nachbarn der Meinung ist, ich müßte Ende Januar ein komplett eisfreies Auto vor der Tür stehen haben, obwohl ich nicht vor habe dieses zu benutzen, der darf sich gerne ausleben und den Igor enteisen. Ich werde ihn nicht aufhalten (obwohl… ehrlich gesagt würde ich das; solche Irren kommen nicht in die Nähe meines Schätzchens)! Schätzchen? Ich werde schnulzig, also lieber mal wieder einen Lesbarkeitsabsatz einstreuen vor dem Schlußakkord.

“Was sollen denn die Leute denken?!” Wenn ich das schon höre kotzt mein innerer Rebell im breiten Strahl. Aber das ist halt zweierlei: Erstens ist es scheinbar altersbedingt, weshalb ich richtig Angst habe diese Störung auch irgendwann zu entwickeln. Zweitens ist es natürlich typisch deutsch. Alles immer schön normen, wer mehr als nur 2 Fuß breit vom Durchschnitt abweicht und das nicht mit dem Beruf Künstler (“Die sind eh alle ein wenig eigen”) oder einem dicken Bankkonto (das sind dann Exzentriker) rechtfertigen kann, der gilt hier doch gleich als Kommunist.

(Letzter Lesbarkeitsabsatz – versprochen)

Was die Leute nun denken sollen? Tja, von mir aus können sie denken was sie wollen. Wenn die mich für einen illegal eingewanderten Marsianer halten, der heimlich im Keller an einer alles atomisierenden Meerschweinchenkanone bastelt mit deren Hilfe er auf einem platingepanzerten Tyrannosaurus Rex über den Abendhimmel reitend die Weltherrschaft an sich zu reißen und die Menschheit zu unterjochen gedenkt halten, dann ist mir das wumpe!

(Thematischer Absatz – auch der letzte.)

Wenn ihr meint, ihr müßt weiter im tiefsten Winter euer Auto 24/7 vom Eis freikratzen, dann macht das halt. Nur erwartet nicht von mir, daß ich da mit mache – Tyrannosauren haben nämlich keine Scheiben!

Sonntag, 19. Januar 2014

OVER THE HILLS AND FAR AWAY

(Nightwish)

Ich fuhr gestern mal wieder im Erzgebirge umher. Im Nachbarland lag Schnee und bei uns… seht am Besten selbst, ich hab euch da mal was mitgebracht:

Leicht nachgebessert:

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No Filter (isch schwör!!):

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Jaja, Winter geht irgendwie anders. Zwinkerndes Smiley

Dienstag, 14. Januar 2014

BRIDGE BURNING

(the mighty, mighty Foo Fighters)

Anglizismus galore!!! Letzte Woche  machte in meiner Twitter-Timeline ein neues Phänomen die Runde. Phänomen? Naja, nennen wir es passender Weise vielleicht lieber “Schreckgespenst”, ist auch optisch ein wenig treffender.

Was haben wir, also so global als Menschheit, in den letzten Jahren und Jahrzehnten nicht schon für modischen Platschquatsch fabriziert?! In den 80ern war er wenigstens auf die Kleidung und den einen oder anderen lächerlichen Haarschnitt beschränkt und somit noch reparabel. Seit den späten 90ern… sorry “90s”… wurde es dann total “crazy” und wir fingen an Trends zu erfinden, in welchen wir neben Wams und Zylinder auch unseren Körper… nee, ich meine natürlich “body”… in die optische Verballhornung unserer Selbst einzubeziehen. Es reichte nicht mehr, sich die eine oder andere Designerklamotte über den auf dem Elektroaltar der solaren Steckdosenverbrutzelung schon arg geschundenen Leib zu streifen, nein, wir setzten den Trend zur Verunstaltung unserer “Bodies” dann auch am Objekt selbst fort. Tattoos seien hier mal größtenteils ausgenommen, abgesehen natürlich vom unterschichtigen Kopulationstribal über dem femininen Steiß. Dies dürften die meisten Trägerinnen heute ohnehin bereuen. “ARSCHGEWEIH!” rief da der Volksmund und diskreditierte den vermeintlichen Trend somit im Common Sense quasi zum offen zur Schau getragenen IQ-Test oberhalb des Gluteus Maximus; vom Körperschmuck zur Selbstanklage in wenigen Monaten – muß man auch als Trend erst mal schaffen. Jedenfalls wackelten die mehr oder weniger stolzen Besitzerinnen dieser Steißbeinkrönchen fortan ein wenig verschämt durchs Viertel… “Hood”, ich meine natürlich durch die “Hood”! Aber so richtig bekloppt wurde es dann erst im Nachgang. Da wurden Augenbrauen mit derart stumpfsinniger Konsequenz abrasiert. Weil das “wider Erwarten” total beschissen aussah, zog man die verloren gegangene Haarpracht oberhalb der Pupille dann kurzerhand mit nem möglichst fetten Edding nach. Am Besten gleich direkt auf der Stirn, damit man auch sicher gehen konnte, daß man von seinen Artgenossen nicht mehr als Kollege identifiziert werden konnte. (Mal ehrlich Mädels, ihr seht damit aus wie diese Figuren aus dem “Black Hole Sun” Video von Soundgarden… creepy! Wer zum Henker redet euch eigentlich ein, daß so etwas auch nur ansatzweise als “attraktiv” gewertet wird von der Männerwelt?! Nicht mal in Star Trek hat man sich damals getraut, einen derart entstellten Humanoiden zu erfinden… und die haben immerhin solche Schönheiten – “Beauties” – wie die Ferengi oder den Gorn erschaffen – denkt mal drüber nach! Aber es ging ja weiter. Da nun die ersten Dämme des visagistischen Totalschadens gefallen waren wurde munter weiter gemacht. 16jährige Ami-Weiber bekamen von Papa als Mobbingschutz mal eben ne Nasenkorrektur geschenkt oder gleich die Möpse aufgepolstert. Sah natürlich beides “voll natürlich aus”, insbesondere, wenn Vadder sich als Fabrikarbeiter verdingte und sich nur einen zugewanderten Tierarzt aus Dnjepropetowsk zum Aufhübschen seines hauseigenen Hormonterroristin leisten konnte. Oftmals war die einzige Zusatzqualifikation dieser Gewebeschänder ein Traktoristendiplom – was sich dann auch im Ergebnis ihrer medizinischen bemühungen wider spiegelte. “Er war stets bemüht…” Wenn das dann noch nicht reichte, dann jubelte man sich den einen oder anderen Liter Botox unter die Haut um vermeintliche Fältchen aus zu merzen. Kombiniert wurde dies gerne damit, daß man zwei Pfund Eigenfett in die Lippen jagte. Auch hier hatte und hat das eine oder andere Endresultat etwas sehr, sehr Verstörendes an sich! Über Leute die so aussahen wie diese Figuren habe ich früher oft bei Stephen King gelesen – und sie waren nicht die Helden, das kann ich euch versichern. Nachdem man sich im Bestreben nach optischer Perfektion bereits im Gesicht sowohl chirurgisch, chemisch als auch “malerisch” bis weit über die rational begründbaren Grenzen hinaus ausgetobt hatte, wandte man sich dem Rest des Körpers zu. Schließlich mußte man neue “Baustellen” eröffnen, denen die Beautyopfer ihre bis zur Maskenhaftigkeit entstellten Gesichter zuwenden konnten. Hier wird es nun wirklich gefährlich wie ich finde. “Size Sero” war so ein verabscheuungswürdiger Trend. Da wurde der Damenwelt eingeredet, daß nur wirklich “hip” ist, wer seinen Arsch in eine Jeans zu pressen vermag, welche am Bund in etwa den Umfang eines durchschnittlichen Haargummis aufweist. Das Absurde in diesem Zusammenhang ist alleine schon der Begriff “hip” – denkt mal drüber nach. Man konnte denen dann, neben der Jeans, auch noch allerhand Pillen und bescheuerte Diätpillen andrehen. “Ja mein Kind, es ist OK sich ein paar Jahre nur von rohem Kohl, Wattebäuschen und destilliertem Wasser zu ernähren… wenn es dich hübsch macht” – widerliche Message! Im Endeffekt verhungerten tausende von gut situierten Frauen förmlich direkt vor den gefühlten Kühltruhen der Supermärkte. Und als sie ihren geschundenen, ausgemergelten Leib dann endlich in einen dieser überteuerten Fetzen zwängen konnten, mußte sie das Gesundheitssystem mühsam wieder aus ihrer Essstörung heraus mästen. Vielen Dank liebe Industrie, gez.: Die  Volkswirtschaft! Gut, die, die sich einmal bis zur “Size Sero” herunter kasteit hatten, die meist das nächste “Schönheits”-Ideal gleich mit erreicht: Den/die/das “Thigh Gap” – auch “Gap between the Legs”. Die Schenkel durften alles, solange sie sich um Himmels Willen nur nicht berühren. Werft mal Google an, Bildersuche, Suchbegriff “Thigh Gap”…tja, und dann frohes Gruseln! Dürre Stelzen, die gefühlte 50 Zentimeter voneinander getrennt voneinander an einem knorrigen Rumpf herab baumeln… das gibts sonst nur bei Insekten - und man nun wirklich nicht behaupten, daß dies die ästhetischste aller Tiergattungen ist (vom Marienkäfer vielleicht mal abgesehen). Aber nun, und so komme ich wieder zum Anfang dieses Postings zurück, ist auch das irgendwie wieder out. Warum? Weil mittlerweile wahrscheinlich zu viele Frauen in der westlichen Welt ein gesundes Essverhalten gegen ein paar knöchrige Stöcke getauscht haben, die mit einer optisch bemitleidenswerten Reststatik aus ihren Gucci-Hot Pants ragen (das Arschgeweih darüber ist dank der radikalen Gewichtsabnahme im Übrigen auch zu einem runzeligen Gekrakel verkommen für das sich jeder Dreijährige schämen würde, wenn er es fabriziert… SCHÄMEN WÜRDE ER SICH). Als ich letzte Woche das Hashtag “#BikiniBridge” las, hatte ich keinen blassen Schimmer, was das sein sollte. Erst dachte ich – naiv wie ich bin – an eine tatsächliche Brücke auf besagtem Atoll. Aus dem Kontext erschloß sich dann aber, daß es dann doch etwas körperbezogener sein mußte. Gut, ich kann das jetzt nicht alles wissen, also ließ ich mich mal von der Frau informieren. Männer, ich versuche es euch mal ein wenig “in unserer Sprache” begreiflich zu machen. Stellt euch einfach mal eine Hängebrücke vor. Aber ohne “Hänge” irgendwie… mehr so eine Art Spannbrücke. Ja, das trifft es! Eine Brückenkonstruktion, die sich zwischen zwei Pfeilern erstreckt… darunter Abgrund, Tod und Krokodile! Habt ihr es? Gut! und jetzt stellt euch vor, die Brücke, das wäre jetzt kein Steg, sondern der Bund einer Bikinibuchse! Erledigt? OK. Jetzt müßt ihr die Pfeiler nur noch durch weibliche Hüftknochen ersetzen und schon habt ihr eine "#BikiniBridge” – das mit dem Bauch darunter, das vergeßt ihr mal lieber schnell, das ist ja Sinn der Sache! (Kleiner Tipp: Ihr solltet den Punkt “Abgrund, Tod und Krokodile” vielleicht  auch noch ausblenden, das macht es noch ein wenig einfacher.) So; und um euch jetzt total zu verwirren sei noch gesagt, daß die Person, welcher diese hautüberspannten Hüftknochen und die dazwischen schlackernde Badebuchse gehören, durchaus noch am Leben ist (im Idealfall); was man bei dem Bild ja nun nicht unbedingt vermuten würde. Will heißen: Bauchdecke und Bikinihosenbund haben in diesem neuen Schönheitsideal keinen Kontakt mehr miteinander – sie sind quasi geschiedene Leute! Der Unterbauch wird als weibliches Körperteil de facto abgeschafft… gesund ist das sicherlich nicht. Vielleicht sollten wir alle mal anfangen mit dem zufrieden zu sein, was wir haben und hin uns wieder mal das Hirn einzuschalten anstatt zeitlebens irgend welchen grenzdebilen Schönheitsidealen nach zu jagen, welche uns irgend welche Fashionheinis vorgeben, die sowieso alle mächtig einen an der Klatsche haben!

“Poor men wanna be rich, rich men wanna be kings,
and a king aint satisfied till he rules everything”

(Badlands, Bruce Springsteen § The E Street Band)

PS: Ganz ehrlich: Diese klapperdürren Uschis können ihre Knochen eigentlich auch gleich zusammen packen und sich an den FKK legen; bei dem Anblick packen doch selbst die perversesten Dünenspanner das Fernglas ein und gehen angewidert ne Limo zischen.

Samstag, 4. Januar 2014

ZERSTÖREN

(Rammstein)

Ich sitze hier gerade am PC und damper ein wenig bei ebay rum – ohne wirkliches Ziel, eher so informativ. Dabei wurde ich soeben auf eine Auktion aufmerksam, wo offensichtlich ein Verkaufsgenie erster Kajüte am Werk ist. Hier mal ein Screenshot vom Angebotstext:

LÜGNER

… da war offensichtlich mal wieder ein Genie am Werk!

PS: Wer es nicht glaubt, HIER der Link! Zwinkerndes Smiley

Freitag, 3. Januar 2014

Light Years

(Pearl Jam)

Melde mich zurück aus dem ausführlichen Jahresendurlaub. Die Schreibfaulheit nach dem Fresskoma hält noch an, daher nur mit ein paar Fotos für heute. Vorweg sei erwähnt, daß es um Weihnachten rum immer schöne Fotoansichten im Erzgebirge zu sehen gibt. Letztes Jahr präsentierte sich die Augustusburg am Heiligabend sehr schick, dieses Jahr war es eher so der allgemeine Wolkenstand bei meiner nachweihnachtlichen Abreise:

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Den Jahreswechsel dann verbrachte ich wieder in bzw. um Karlsruhe herum, wo es neben einem Besuch bei den den guten, alten (und ziemlich dicken) Bieberratten

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auch noch so eine Art Enten-Jesus zu bestaunen gab!

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In diesem Sinne: Ein schönes, glückliches und vor allem gesundes Jahr 2014 wünsche ich euch. Bis die Tage! Smiley