Donnerstag, 31. Oktober 2013

SUPERBEAST

(Rob Zombie)

Mahlzeit! Mir fiel vorhin auf, daß ich mich dieses Jahr noch gar nicht über diesen Halloween-Kommerz-Kokolores aufgeregt habe. Hmm, mag daran liegen, daß ich dieses Jahr – in begrenztem Rahmen – mitmache. Als wir vorhin vor unserem Sonnenspaziergang durch die Innenstadt zurück kehrten, da rief uns ein überaus geschockter, ja vor Entsetzen erbleichter Obernachbaruropa, der gerade noch seine Urenkelin in Sicherheit bringen konnte, zu, daß wir uns vor den “zwei Gestalten im Treppenhaus” in Acht nehmen sollen. Als wir dann die Treppen zu unserem Domizil erstiegen, dann standen auch plötzlich ein anatomisch doch arg frei interpretiertes Skelett und eine recht dämlich drein blickende Fee entgegen. Wahrscheinlich hatten sie soeben bei uns geklingelt und – naturgemäß – nix bekommen. Die Beutel, die sie mit sich führten waren auch eher so subvoll… man möchte schon fast sagen “leer”. Sie klingelten dann noch bei den zwei alten Damen im Erdgeschoß und zogen weiter, uns behelligten sie nicht noch ein Mal. Es gibt zwei Digne, die bemerkenswert sind an dieser Begebenheit. 1. Ist es das erste Mal in meiner Karriere als Erdenbürger, daß ich hier “Kinder” gesehen habe, die diesen “Süßes oder es gibt Saures”-Quark durch ziehen. 2. Waren die schon locker strafmündig. Sprich 14 waren die bestimmt! Wenn wir jetzt mal davon ausgehen, daß sie nicht eine Horde Zweitklässler ausgeraubt und aus ihren Kostümen ein entsprechendes Outfit gebastelt haben (dafür hatten sie auch zu wenig zuckrige Beute dabei), dann haben sich da ein paar sonst obercoole Justin Bieber – Jüngerinnen letztmalig in ihrer vorkarnevalistischen Schnapsleichenkarriere in eine Kostümade gezwängt um ihre Mitmenschen kalorisch auszurauben. Wenn plötzlich so ein knapp einen Meter großes Gespenst vor der Tür stünde, das verlegen mit seinem Plasteeimer winkt, in dem schon ein Snickers, drei Hallorenkugeln, eine angebissene Tafel Milka und ne Hand voll Schnapspralinen rum kullern, dann ist das ja was Anderes. Für diesen Fall haben wir, quasi als Notfallration, auch ein paar Schokoaugäpfel da. Aber Teenies? NÄ!!!! Nicht mit mir! Nie nen ordentlichen Horrorfilm gesehen haben und elektrische Depri-Volksmusik für Metal halten und dann noch abkassieren wollen?!! Vergeßt es! Jedenfalls klingelte es irgendwann gegen 6 erneut. Ich lag grad dösend auf dem Sofa und entschied mich nicht zur Tür zu gehen. Die MsPittili, die durch das offene Fenster lauschen konnte, sagte mir später, daß sich zwei Grüppchen an unserer Haustür trafen. Diese fingen dann, nachdem das Alter erfragt war (“Ohh, cool, ihr seid 14!! Wir auch!”), hemmungslos an miteinander zu flirten. Oder zumindest das zu tun, was man in dem Alter dafür hält. Ich war dann froh, daß ich nicht aufgestanden bin… am Ende hätte ich diese unberechenbaren Hormonterroristen noch abwimmeln müssen… und unten steht mein Igor ganz alleine, diesen Irren schutzlos ausgeliefert.

Halten wir fest: Nachdem hier in Chemnitz ewig keine marodierenden Banden umher zogen um Schokokram einzusammeln wurde diese Marktlücke nun von der verkommenen Jugend von Heute besetzt. Was nun aber meine Partizipation an Halloween angeht, so habe ich es endlich geschafft, mal einen Kürbis zu schnitzen. Das wollte ich schon die letzten 10 Jahre tun und vergaß immer was? Genau, einen Kürbis zu kaufen! Dieses Jahr haben wir es gemacht und ich habe mich vorhin ein wenig ausgetobt

Myers

Illuminiert sieht der Geselle übrigens so aus:

Myers2

myers3

… und damit die Teenies weg bleiben, steht das gute Stück jetzt auf dem Küchenfensterbrett und verbreitet von da aus Angst und Schrecken:

myers 4

myers 5

Mittwoch, 30. Oktober 2013

PAY ME MY MONEY DOWN

(Bruce Springsteen)

Ich habe ja neulich die Rubrik “Phrasenrodeo” eingeführt. Heute wurde ich spontan wieder an eine weitere erinnert. Nun, nicht direkt, sondern eher über 5 Ecken, indem das Thema “Polizei” angesprochen wurde und ich dabei spontan an eine Sendung denken mußte, die ich vor ein paar Wochen in der Mediathek nebenher dudeln ließ. Der Hintergrund ist recht simpel: Die Polizei versteht sich bisweilen ja als “Dienstleister an der Gesellschaft”. Das ist gut und sicherlich auch richtig so. Allerdings wird das bisweilen auch, wie soll ich sagen, “mißverstanden”. Nachdem ja mittlerweile jedweder Kommune vorgeworfen wird, die Blitzeranlagen in Form von gezielter Autofahrermelkerei zu betreiben, indem man die Radarfallen an vollkommen sinnfreien Locations aufbaut, sah man sich scheinbar genötigt gegen zu steuern. Es gibt in einigen Bundesländern die Möglichkeit, sich beim Schutzmanne zu melden und eine Verkehrskontrolle an einer beliebigen stelle zu initiieren, an der man meint, daß es da mal Not täte. Das taten auch einige und oftmals macht das auch Sinn. Im Rahmen der Doku wurde es aber leicht absurd. Irgendwo in der Eifel existiert eine Strecke, die an bestimmten Wochentage für Motorradfahrer gesperrt ist. Nun führt diese Strecke nicht etwa an schulen, Kindergärten, Altenheimen oder diversen Atommüllendlagern vorbei, die jeweils vor den Zweiradrambos geschützt werden müssen. Schaut man sich den Streckenverlauf beidseits der “Piste” an, gestaltet der sich ungefähr so: Links ein Baum, rechts ein Baum… und dazwischen: Zwischenraum! Im Zwischenraum, man glaubt es kaum: Noch ein Baum! Sprich: Wald! Nun hatten aber drei semisenile Graukappen, denen der Tag offensichtlich zu lang wurde, die bombastische Idee, man könne sich doch über diese Volksnähe-Aktion der Polizei ne grüne Minna bestellen und die StVO endlich mal durchsetzen. Daß da das Fernsehen dabei war, das spornte die Kalkheimer naturgemäß noch mehr an in ihrer Selbstgerechtigkeit.

Im Ergebnis standen dann die Polizisten mehrere hundert Meter nach dem Verkehrsschild hinter einer Kurve und zogen Zweiradfahrer nach Zweiradfahrer sprichwörtlich “aus dem Verkehr”. Die mußten dann blechen und durften wieder abdampfen. Die Polizisten machten das durchaus sehr sympathisch und freundlich wie ich fand; gut, ich würde da auch nicht meinen knurrigsten Beamten hin schicken wenn die Kamera läuft (obwohl das den Unterhaltugnswert sicherlich gesteigert hätte). Ein paar Meter abseits standen dann die Rentner, die Herrenhandtasche stramm ums Handgelenk gezurrt und überwachten das Treiben. Mit jedem Verwarnten stieg der Wichtigkeitsindex der Knispelrunde auf ein neues Level. Selbstzufrieden lächelnd begannen sie im Überschwang der Emotionen schließlich auch noch die ganze Aktion zu kommentieren. Man müße doch sehen “daß alles seine Ordnung hat” und es könne ja nicht sein, daß diese Rowdys die schönen, großen Verbotsschilder einfach so ignorieren – wo kämen wir denn da hin?! Hätte eigentlich bloß noch gefehlt, daß einer der doppelbeherzten Granufinken “beim Adolf hätte es das nicht gegeben” zu Protokoll gegeben hätte. Das traute man sich dann aber doch nicht, mag an den anwesenden Ordnungshütern gelegen haben. Was sie allerdings auf die Nachfrage verlauten ließen, warum sie sich denn an die Polizei gewendet hätten, das hatte dann schon allerbeste “Phrasenrodeo”-Qualität. Der offensichtliche Rädelsführer der ordnungsfanatischen Stützstrumpfbande – btw: ein besonders verhutzeltes Exemplar – raunzte mit durchgedrücktem Rückgrat und im Brustton tiefster Überzeugung folgendes in die Kamera:

“Ich bin Steuerzahler!”

Interessant! Und die Motorradfahrer? Die nicht? Ich mache da schon auf den ersten Blick leichte, aber nur ganz, ganz leichte Logiklücken in seiner Argumentationsstruktur aus. Mir fiel dann aber auf, daß das ein relativ beliebter Einwand hierzulande ist. Ich habe das auch schon öfter erlebt. Beruflich wie privat… bisher aber wesentlich öfter beruflich. Wenn einem was nicht passt, dann ist er immer gleich “Steuerzahler”.

Beispiele: Mann wird mit 230 im verkehrsberuhigten Bereich geblitzt und soll den Lappen abgeben? Reaktion: “SKANDAL! Ich bin STEUERZAHLER!” Die Gebrüder Müller spielen auf dem Rasen Fußball (TROTZ entsprechendem Verbotsschild): “Ich zeige eure Väter an! Schließlich bin ich Steuerzahler!” Jemand drängelt sich an der Kasse vor: “S-T-E-U-E-R-Z-A-H-L-E-R!!!!” 

Ich frage mich, was das beim Gegenüber bewirken soll. Ich für meinen Teil bin noch nie erschrocken zusammen gezuckt und habe mir dann gedacht “Huch!!! Ach herje, ein Steuerzahler! Jetzt sollte ich aber lieber ganz schnell sämtliche Rationalität, Gesetzeslage und Vernunft vergessen und ihro Majestät umgehend jeden Wunsch erfüllen!” Bestenfalls war ich ein wenig überrascht (“Ahhh, so sehen die also aus!”), weil ich anscheinend noch nie zuvor einen gesehen hatte (wenn mit das ein “Steuerzahler” unterstellt, dann muß das ja stimmen, “Steuerzahler” haben ja bekannter Weise immer Recht… IMMER!). Gut, Steuerzahler sind wir jetzt alle, aber nur die absolute Elite darf das auch öffentlich äußern – sich quasi “outen”. Vielleicht ist das aber auch mehr als eine Drohgebärde, vielleicht hat das ja sogar so was wie Informationswert für das Gegenüber dieses “Steuerzahlers”. Vielleicht meinen diese “Steuerzahler” ja, daß es ihnen in irgend einer Art und Weise Macht oder Verfügungsgewalt über die Staatsdiener gibt. Darauf deutet auch hin, daß dieses “Ich bin Steuerzahler”, sollte es mal nicht angemessen ernst genommen oder gar mit Ehrfurcht quittiert werden, gerne noch um ein “Ich zahle ihr Gehalt!” erweitert wird. Aha…! Die immanente Logik lautet dann praktisch: “Mein Haus! Mein Auto! Meine Yacht! Mein Rennpferd! Mein Polizist! Mein Richter!”  Warum? Weil sie Steuerzahler sind (Mensch Leute, passt doch mal bissel besser auf hier!) “Steuerzahler” ist heutzutage so etwas wie der selbstgebastelte Persilschein für penetrantes Verhalten. Ich meine: Was will man denen denn auch entgegnen. Im Grunde genommen haben sie ja Recht, nur hat das meist keinen Sachbezug. “Ich bin Steuerzahler” ist als Argument ungefähr so stichhaltig und überzeugend wie “Ist halt so!” oder “Bielefelt existiert” – kompletter Nonsens eben!

Denkt man das mal konsequent zu Ende mit dem “ich bezahle Dich, also gehörst Du mir”, dann landen wir wo??? Prostitution? NEIN, also bitte! Wo ihr gleich wieder hin denkt, ihr Schelme! Nein, wenn man das mal rational durchspielt, dann stellt man fest, daß diese Phrasendreschmaschinen sich alle für kleine Berlusconis halten (hmm, ich hätte die Prostitutionsanspielung nicht sofort negieren sollen fällt mir dabei auf). Grinsende, einsfuffzich große, schmierige Geldsäcke, die sich mit ihren Penunzen die eine oder andere Vergünstigung verschaffen können, welche dem Normalbürger verwehrt bleibt. Aber spätestens hier beißt sich die Katze aber auch wieder endgültig in den Schwanz; denn was ist Onkel Berlusconi laut Gerichtsurteil anscheinend nicht gewesen? Röchtöch: STEUERZAHLER!

Zwinkerndes Smiley

Sonntag, 27. Oktober 2013

THE E-STREET SHUFFLE – (Buchrezension “Bruce” von P.A. Carlin)

(Bruce Springsteen and the E-Street Band)

Es gibt so Themen in meinem Blog, die recht selten auf der Tagesordnung stehen. Das liegt nicht an der allgemeinen Belanglosigkeit in meiner Offline-Welt, sondern viel mehr daran, daß ich nur selten finde, daß es sich lohnt, diese auch im Blog abzuhandeln. Bücher sind so ein Thema. Ich lese zwar nicht sonderlich schnell, aber dennoch ein Menge. wobei man erwähnen sollte, daß ich von den Genres schon recht festgelegt bin. Ebenso was die Bücher angeht, die ich im Normalfall nicht anrühre. Jedoch gibt es Ausnahmen von diesen Regeln und eine solche will ich euch mal kurz vorstellen.

Es gibt Menschen, die lieben es Biographien zu lesen. Menschen lesen Bücher von Menschen über Menschen… sozusagen. Man könnte es auch “Biographien” nennen. Ich persönlich finde hingegen, daß es kaum langweiligere Buchgattungen als Biographien gibt… im Normalfall wie gesagt. Es mag dabei auch eine gewichtige Rolle spielen, daß die “Biographie” hierzulande einen wirklich, wirklich bösartigen Todfeind hat: Den Promi! Man hat ja bisweilen das Gefühl, daß jeder bestenfalls semiprominente Vollpfosten, der in den letzten 20 Jahren irgend wann mal von Frauke Ludowig ausgebeutet wurde, im Karriereherbst nen Rappel kriegt und meint, er müsse der Einwohnerschaft seines Heimatlandes etwas Gutes tun und sein gelebtes Elend literarisch unters Volk bringen. Wenn man ganz viel Glück hat, dann schreiben diese Birnen das wenigstens noch selbst, dann kann man quasi 1:1 nachlesen, wie beschränkt sie doch sind. Meistens aber wird ein “Biograph” beauftragt ein paar hundert Seiten zusammen zu ghostwritern. Das hat dann für den Delinquenten den Vorteil, daß er sich beruhigt ins Dschungelcamp begeben und sich im Gedächtnis des Volkes wieder ein wenig festkrallen kann. Während er in Australien fröhlich ‘nen Eimer Maden lutscht oder sich vor laufender Kamera Blutegel ans Gemächt dübeln läßt, klimpert der Hiwi seine Lebensgeschichte in die Tasten. Sobald das Publikum ihn dann “rausgewählt” hat, kann sich unser Z-Promi dann ganz der Vermarktung seiner “Biographie” widmen. Das Schlimme ist, daß diese Machwerke eigentlich immer gehen, egal wie dämlich, inhaltsleer und literarisch wertlos diese Ergüsse sind. Gekauft wird dieser Humbug trotzdem. Was hat man sich in den letzten Jahren über die Biographien von Leuten wie Philipp Lahm (… mit Mitte 20 schreibt Zwerg Nase ne Biographie… are you fucking kidding me?!?), Bettina “Ehrensold ist Armutsrisiko” Ex-Wulff oder jüngst eben von unser aller äääähhhhhh… Bobbele aufgeregt?! Der Tenor war doch immer: “überflüssiges, inhaltsarmes Machwerk, das mehr der Selbstdemaskierung als dem Verständnis der Person dient.”  Verkauft hat sich der Schrott doch trotzdem, egal wie blödsinnig der Inhalt war. Warum? Weil es jeder “gelesen haben mußte”, weil in der heutigen Medienlandschaft “Präsenz” mit “Prominenz” verwechselt wird und jeder Kaschper, der nur oft genug über die brownsche Röhre hampelt gleich als “interessant” erachtet wird. So kauft Lieschen Müller dann aus dem Drang heraus “mitreden zu können” Bücher von Leuten wie Dieter Bohlen… der kann schon nicht singen, geschweige denn einen vernünftigen Satz bilden, warum zum Henker sollte man denn dann ein Buch von dem kaufen?! Diese Bücher sind doch verschwendete Lebenszeit.

Legitim finde ich hingegen, wenn es sich um wirklich relevante, interessante und wichtige Personen der Zeitgeschichte handelt. Dann, so finde ich, kann man die Bücher ruhig lesen… muß es aber nicht. Viele lesen bespielsweise Bücher des Dalai Lama oder eines Papstes (ist ja nun schon der Dritte den wir haben in den letzten 30 Jahren… man kommt ja gar nicht mehr mit) und erhoffen sich davon spirituelle Erleuchtung ect.. Ich kann damit nix anfangen. Oder bei großen Künstlern, warum hat er welches Bild gerade wie gemalt und weshalb hat sein Pinselstrich was mit der Leprakrankheit seines Ur-Ur-Ur-Ur…. URgroßonkels mütterlicherseits zu tun? Nun, das sind für mich im Algemeinen Fragen, auf die ich keine Antwort haben muß… wenn der gemalte Baum schön aussieht, dann reicht mir das an Information. Der Punkt ist einfach: In (Auto-)Biographien passiert mir meist zu wenig. Auch ist mir die Perspektive oft viel zu einseitig. Auch, wenn ein externer Schreiberling berichtet, dann wird mir der Portraitierte doch zu oft zu sehr in den Himmel gehoben und über den grünen Klee gelobt. Warum? Na, die potentiellen Käuferschichten sind halt “Fans” im wie auch immer gearteten Sinne.

Für mich persönlich gab es bisher nur eine Ausnahme von dieser Regel, nämlich diese hier:

Lemmy

Gut, vom Thema her ist das jetzt zwar genau das, was ich bisher langweilig fand: Eine Person des öffentlichen Lebens tut sich mit einem Autoren zusammen und schreibt ihr Leben auf. Naja, aber… es geht hier immerhin um Lemmy! Um den Mann, der einst sagte “I remember the time before there was Rock’n Roll!” und der das dann auch so meint. Außerdem ist Lemmy ein richtiges “Urvieh”, wie meine Mutter sagen würde und dieses Buch ganz bestimmt nicht zu unrecht in der Reihe “Heyne Hardcore” erschienen (in mehr als nur einer Hinsicht, glaubt mir!). Ein blanker Lesespaß, was auch an dem knochentrockenen britischen Humor und dem ungemein gut transportierten, direkten Stil von Herrn Kilmister liegt. Den hat er in seinen Songs drauf, in seinen Interviews und in dem Buch erst recht. Highlight des Buches im Übrigen: Die UFO-Story… einfach grandios!

Nun jedoch kam eine zweite Ausnahme hinzu, nämlich diese hier:

bruce 2

Bruce 1

Ich bin vorhin endlich damit fertig geworden, nachdem ich Ende August die ersten Zeilen las. Man kann das Cover im Übrigen auch so aussehen lassen, als hätte Bruce voll den monströsen Riesenzinken:

Bruce 3

… aber das nur am Rande! Jedenfalls sollte das nun eigentlich eine dieser Biographien sein, die ich gemäß meiner einleitenden Worte eher langweilig finde. Zumal ja nicht nur das Buch an sich auch total verschieden zur Autobiographie von Lemmy ist, der Boss hat mit Lemmy ja an sich auch recht wenig gemein, was u.a. in entsprechenden Äußerungen von Lemmy über Springsteen gipfelte. Aber das nur am Rande. Nachdem ich 2012 und auch dieses Jahr 2013 zwei absolut großartige Konzerte des Boss besucht hatte und mich in der Folge so langsam in sein Gesamtwerk “unterhalb” der bekannten Hits und der Born to Run / Born in the USA hinein arbeitete (glaubt mir, dazu reicht ein Jahr nicht aus), war ich doch schon ganz schön neugierig. Ich hatte richtig Lust auf dieses Buch und fing einfach an zu lesen, obgleich ich noch 2 andere Bücher “in Bearbeitung” hatte. Heute nun beendete ich die knapp 600 Seiten und muß sagen, daß ich nicht enttäuscht wurde. Der Schreibstil von Peter Ames Carlin ist richtig gut. Er macht das Lesen und vor allem das Verstehen sehr einfach und kann auch von den frühen Bandtagen als Schülercombo bis hin zur Stadion-Rock-Phase sämtliche Anekdoten und Beziehungen unter den Protagonisten spannend und anschaulich transportieren. Das Buch liest sich angenehm unaufgeregt und vor allem mit einer sehr wohl tuenden Distanz. 600 Seiten “Springsteen ist der Größte”-Gelobhudel hätte ich nicht ausgehalten, glaubt mir. Carlin zeichnet hier zwar auch den begnadeten Songschreiber und Bandleader Bruce S., allerdings auch mehr als ein Mal den kauzigen, bisweilen grummelnden Freak, den akribischen Frickler, den besessenen Perfektionisten und auch den gescheiterten Ehemann und aber auch späteren Vater sehr, sehr plastisch und anschaulich. Was es für mich so richtig interessant und lesbar macht, das Buch, das ist sein permanenter Bezug zu den einzelnen Alben. Nachdem man am Anfang in die Familiengeschichte der Springsteens eingeführt wurde, hat man erst einmal einen Grundstock an Bezugspunkten zum Boss. Man versteht da schon einiges besser, was er so tat, tut, sang, singt, sagte und sagt. Aber wenn man dann die Entstehungsgeschichten der einzelnen Alben quasi miterleben kann und weiß, was gerade los war bei und um Springsteen, dann bekommen die Alben gleich nochmal einen neuen Kick, neue Facetten. Man muß sie dann förmlich erst einmal heraus suchen und sie sich nochmal anhören… zumindest ging es mir so. Das Buch läßt auch die tragischen Teile der Springsteen-Story nicht außen vor, würdigt auch die, die es verdienen und streicht die besondere Beziehung zwischen dem Boss und dem Big Man heraus; was bekannter Maßen ein trauriges Ende findet, als Clemons wenige Tage nach einem offensichtlich sehr, sehr positiven Treffen mit dem Autor verstarb. Wer Springsteen interessant findet oder ihn mag, man muß noch nicht einmal Fan sein, das Buch ist dies auch nicht immer, der hat in dem Buch einen guten Begleiter.

Der größte Verdienst dieses Buches ist zweifelsohne die schon beschriebene musikalische Zeitreise, die man antreten kann, wenn man sich darauf einläßt. Man entdeckt die Alben des Boss nochmal neu, versteht auch einige Hintergründe. Außerdem ist es sehr angenehm, mal nicht mit unreflektierter Heldenverehrung zu geschüttet zu werden, sondern ein reflektiertes Bild zu erhalten. Der Boss wird als herzensguter Mensch beschrieben, der aber auch einem gepflegten Wutanfall bisweilen nicht abgeneigt ist. Perfekt ist ist nicht, aber das weiß man schon vorher. Das einzig Negative, das ich sagen kann über das Buch ist die zunehmende Erzählgeschwindigkeit. Gegen Ende hat man manchmal den Eindruck, daß man in wenigen Seiten durch die Entstehungsgeschichte eines Albums hindurch rast. Wo hingegen es am Anfang noch mehrere Kapitel brauchte um die ersten Scheiben entstehen zu lassen. Aber gut, sonst wäre man wohl deutlich in Richtung 1000 Seiten gegangen und das wäre evtl. dann doch etwas gut gemeint vom Umfang her – von daher sollte man diesen Kritikpunkt auch nicht über bewerten.

Ich glaube, mit diesem Buch habe ich den Kern der Begeisterung einiger Menschen für (sinnvolle) (Auto-)Biographien verstanden; kann sie sogar streckenweise nachvollziehen. Aber so richtig packen kann mich dieses Genre trotzdem nicht (im Gegensatz zu “Bruce” und "auch “White Line Fever”). Ich glaube, es braucht einfach ein besonderes Buch über einen besonderen Musiker um mich zu reizen – PLUS ein interessantes, übergeordnetes Thema. Und das, was wiederum die einzige, aber auch die ungleich größte Gemeinsamkeit zwischen Lemmy und dem Boss ist, haben beide Bücher als zentrales Motiv: die Entwicklung des Rock’n Roll. Und zwar von Beginn an! Lemmy aus einer ganz anderen Perspektive und Weltsicht heraus als Springsteen, was auch an den fundamental verschiedenen Charakteren der beiden liegt. Aber beide haben ihr Leben lang am Puls der Rock Musik gelebt und es geschafft, heute noch relevant und vor allem “da” zu sein (bei Lemmy grenzt letzteres sicherlich noch mehr an ein Wunder als beim asketischen Bruce). Man bewegt sich sozusagen mit dem Boss durch eine Zeit mit mehreren musikalischen Legenden, wie auch zuvor mit Lemmy. Leute, die man aus alten schwarz-weiß-Einspielern kennt, Leute, die man gefühlt nur mit einem Hintergrundrauschen singen hörte. Leute, die schon lange, lange Geschichte sind aber irgendwie doch wieder kurz lebendig werden im Buch. DAS ist für mich das eigentliche Faszinosum an dem Buch.

Da können ein Bobbele oder ein Diiiieeeeeeetaaaaaa in ihrer gewohnt hochklassigen Ausdrucksweise noch so viel darüber herum schmierfinken, welche “Bitches” sie in irgendwelchen Treppenhäusern und/oder Besenkammern geknattert haben – diese Würstchen werden es mit ihren Machwerken nie schaffen, eine solche Faszination beim Leser auf zu bauen. Und wißt ihr was: Das ist auch verflucht noch mal gut so!

Rock’n Roll, Mann! 

Samstag, 26. Oktober 2013

Lightning Bolt

(Pearl Jam)

So, wer mich in den letzten Wochen erlebt hat, der dürfte mitbekommen haben, daß die mit Abstand groß- und einzigartigste Musikkapelle wo gibt mal wieder neues Material veröffentlicht hat. Ich hatte es schon längst abgeschrieben, aber dann kam es doch noch am Freitag ins Haus geschneit, DAS Album. Nach vier langen, langen Jahren des Wartens gibt es endlich frische Songs von Pearl Jam zu bestaunen. Das Warten hatte endlich ein Ende. Die Mutmaßungen sproßen im Vorfeld wild und ungeniert in sämtliche Richtungen, wie das Album denn nun ausfallen würde. Vorweg gesagt: Ich bin einer der Pro-Backspacer-Fraktion; jener Leute halt, die das Vorgängeralbum durchaus begeistern konnte. Ein frisches, lockeres, befreites und – was man bei Pearl Jam dazu sagen muß – von Anfang an leicht zugängliches Stück Musikerkunst. Einige der alten Recken verstörte das ein wenig, ich bin ganz froh, daß ich deren Schicksal nicht teilen muß. Jedenfalls waren deren “Befürchtungen”, daß “Lightning Bolt”, wie die neue Scheibe heißt, in die selbe Richtung gehen könne wie die “Backspacer”, für mich kein sonderliches Schreckensszenario. Zumal man von Pearl Jam eigentlich fortwährend mit anders gepolten, zum Teil komplett unerwartet ausfallenden Alben verwöhnt wird. So auch diesmal wie ich finde. Aber dazu vielleicht am Ende noch ein paar Worte. Zunächst mal zu den einzelnen Songs. Ich habe bewußt 14 Tage gewartet, weil ich das Album erst einmal auf mich wirken lassen wollte. Zugegebener Maßen war das bei der “Lightning Bolt” nicht soooo wichtig, wie bei einigen der alten Alben, weil man relativ einfach einen Zugang findet, aber geschadet hat es sicherlich auch nicht. Also, fangen wir mal an mit einer Einzelkritik von LIGHTNING BOLT:

PJLB

Getaway

Der Opener des Albums. Er gibt in gewisser Weise gleich die Richtung vor, in die sich die Band mit diesem Album entwickelt hat. Bereits hier wird deutlich, daß das Album deutlich groovelastiger wird als die bisherigen. Dazu Eddies Gesang in irgendwie leicht versetztem Rhythmus, was dem Song aber einen ungemeinen Drive gibt. War von Anfang an einer meiner Favoriten, einfach ein geiler Song! Lyrics auch gut, besonders an den neuralgischen Punkten des Refrain; nicht sonderlich metaphorisch diesmal, aber das würde auch nicht passen. Ich freue mich schon auf das Dingen live, das kann ich euch sagen!

Mind Your Manners

Erste Single des Albums und als solche schon länger veröffentlicht und bekannt. Als sie raus kam wurde sie oft als “punklastig” beschrieben. Ja, das trifft es auch irgendwie. Im Gegensatz zu Getaway und nahezu dem kompletten Rest des Albums, ein überaus direkter, gradliniger Song. Irgendwie genau das, was man als schnelle Nummer, als erste Auskoppelung von den Jungs erwartet hat. Dabei aber auch mit einer Prise der “neuen” Vielschichtigkeit gewürzt. Ein wirklich toller Song, der seine Glanzstunden sicherlich auf den Konzerten erleben wird, wenn er als Einheizernummer die Masse nach einem verträumten “Release” in Schwung bringt.

My Fathers Son

Hier geht es in dem Stil weiter, den “Getaway” schon andeutete. Schnellere Nummer mit melodischen Parts, irren Breaks und Eddie, der die Grundstimmung und Emotionen des Songs wirklich gut rüber bringt. Manche mögen sagen, seine Stimme läßt nach, ich finde diese sich fast überschlagenden Parts wiederum ideal für den Song. Hammerlied, schließt eine wirklich tolle Troika zu Beginn des Albums ab.

Sirens

War auch schon länger bekannt der Song (2. Single) und ich habe den hier auch schon irgendwie erwähnt. Als erste ruhige Nummer des Albums eine wirklich gute Wahl. Der Song ist für mich eine jener Nummern, die im Mid-Tempo-Bereich so typisch sind für diese Band. Sie haben es verdammt nochmal einfach drauf Songs zu schreiben und zu spielen, die einfach wachsen und teilweise geradezu ausufern gen Ende. Denen man sich insbesondere auf den Konzerten einfach mal anvertrauen kann und die einen mit durch den Abend tragen. Sirens ist so ein Song, mit einem kleinen Manko: Den ersten 30 Sekunden. Die gefallen mir irgendwie nicht, da ist wieder ein Ticken zu viel Pathos mit rein geflossen. Seid ihr schon einmal Wasserski gefahren? Die ersten Meter, wenn die Ski noch im Wasser sind, die Leine sich strafft und ihr langsam durchs Wasser pflügt. Auf diesen Metern ist alles möglich, der Beginn einer wilden Fahrt und damit verbunden jede Menge Spaß, aber eben auch ein fieser Sturz vornüber… nennen wir es beim Namen: ein Bauchklatscher! Sirens schafft den Spagat meisterlich und wenn die erste halbe Minute erst einmal überstanden sind, geht der Song aber sowas von durch die Decke! Wiedermal ein wirklich großes Lied der Jungs, was auch ein ungemeines Livepotential hat… daraus können die Jungs einen echten Hinhörer machen auf ihren Konzerten! Das ist so ein Song, der einen im Alltag einfach mal erwischt, wenn man ihn gerade hört und es eigentlich am wenigsten erwartet; ein Song, der einen dann nicht wieder los läßt. Er entwickelte sich zu einem absoluten Highlight des Albums… für mich zumindest.

Lightning Bolt

Der Titeltrack. Nebenbei eine Premiere, bisher gab es die Kombination Song/Albumname noch nie. Mir ist jetzt nicht so ganz klar, warum man ausgerechnet diesen Song zum Namensgeber erhob, wahrscheinlich, weil es einfach mal der coolste Name fürs Album war unterm Strich. Wenn man den stärksten Song ehren wollte, dann wäre es nicht LB gewesen. Der ist zwar ziemlich klasse mit all seinen Breaks und den Gitarrenspuren sowie den leicht sphärischen Untermalungen, aber es gibt eben auch noch den einen oder anderen besseren Song. Lightning Bolt ist auch einer von 2 Songs, denen es gut getan hätte, wenn man Brendan O’Brian mal kurz aus dem Studio geschickt hätte. Klar, er wirkt jetzt unheimlich rund und perfekt durchdacht; wäre er aber noch ein wenig rauer und sperriger… roher… dann wäre der ne richtige Bombe meiner Meinung nach! Mal sehen, was man live aus dem Lied strickt.

Infallible

Zurück zur rhythmischen, groovigen Seite der Platte. “Infallible” ist für mich bisher ungefähr auf dem Niveau von “Lightning Bolt” anzusiedeln. Solide 2 bis 2+. Es gibt Tage uns Stimmungen, da macht der Song richtig Spaß und man schaltet unwillkürlich auf repeat, aber es gibt eben auch Momente, da wird er sofort geskipt. Was aber wieder einmal auffällt, das ist die Entwicklung des Songs zur Mitte hin und dann das komplette zurück kehren zum Anfangsthema. Ist bei Pearl Jam auch eher neu, aber macht eben an den “Repeat-Tagen” auch den Reiz aus.

Pendulum

Das absolute Highlight dieser Platte bisher für mich. Ein Wahnsinns-Song. Es ist immer schwer, die neuen Songs mit den schon reiferen Balladen vom Schlage eines “Black” zu vergleichen, aber aus Pendulum kann auf jeden Fall mal ein echtes Setlist-Highlight werden in näherer Zukunft. Der Song fließt in einer ungemein einfachen, aber total rund wirkenden Art und Weise dahin. Am Ende wundert man sich, daß der Song nur 3:44 Minuten lang ist. Es wirkt so, als wäre er bedeutend länger; er hätte es auch verdient, die 5 Minuten Grenze zu knacken. Ganz großes Tennis meine Herren, ein toller Song, der nicht umsonst als Opener vor den Opener (dem dann manchmal noch ein Opener folgt) angesetzt wurde. Konzert mit Pendulum eröffnen – das muß einfach gut gehen. Schnelle Opener werden eh überschätzt! Zwinkerndes Smiley 

Swallowed Whole

Hier merkt man jetzt so leicht, daß es ein klein wenig in Richtung Eddies Into-The-Wild-Folkrock geht. Aber das stört nicht. Auch “Swallowed Whole” holt sich so richtig Drive im Verlauf seiner Spielzeit. Ich finde den Song sehr gut. Gepflegter Midtempo-Semirocker, Eddie kann die Stimmbänder mal etwas variieren lassen, Lyrics am oberen Ende der Qualitätsskala und ein geiles Solo hat man gegen Ende auch noch in den immer weiter eskalierenden Song hinein gepackt. Ja, sehr schönes Ding!

Let the Records Play

Es wird wieder deutlich bluesiger. Ein Song, dem man einen richtig hochklassigen Einstieg verpasst hat wie ich finde. Danach erschließt sich einem der Song nur langsam, er ist ein wenig sperrig im Ohr zu Beginn. Das gibt sich aber relativ schnell und man bekommt den Rhythmus mitunter nicht mehr aus dem Ohr. Gewürzt auch wieder mit einem richtig hörenswerten Solo. Topsong für mich!

Sleeping by Myself

Gut, was der Song auf dem Album soll, das ist schon etwas… naja… rätselhaft. Nicht etwa, weil er schlecht ist, nein, vielmehr, weil Eddie ihn schon vor ein paar Jahren auf seinem Ukulele – Album veröffentlicht hat. Als Bandversion klingt der Song natürlich ungemein komplexer als die Solonummer von Eddie. Mit persönlich gefällt die Version von der Lightning Bolt besser als die Soloversion von Eddie, sie ist mittelfristig einfach deutlich spannender und vielschichtiger. Gut, sie ist auch einfach und relativ klar strukturiert gehalten, aber sie baut sich auch schön gemächlich auf und unterm Strich steht am Ende ein in vielerlei Hinsicht anderer Song als auf Eddies Uke-Scheibe. Erst dachte ich, daß ich ih öfter skippen würde, mittlerweile tue ich das aber dann doch nicht; die Version gefällt mir am Ende einfach zu gut um das zu tun. Irgendwie greift hier mal wieder die Binsenweisheit, daß man einen guten Song in nahezu jedes Tempo, jede Instrumentierung ect. übersetzen kann. Ich mag den Sleeping by myself mittlerweile wirklich gern und bin nun doch froh, daß man sich entschieden hat ihn nochmal komplett einzuspielen.

Yellow Moon

Toller Rhythmus, erinnert mich seitdem ich ihn das erste Mal hörte an irgend einen Klassiker, ich komme aber ums Verrecken nicht drauf, an welchen. Ein Song, mit dem man einfach nur mit schweben will und das eigentlich auch ziemlich gut kann. Im gegensatz zu manchen der unmittelbaren Vorgängeralben, wo man gegen Ende des Albums ein paar schwächere Songs einbaute, ist das Niveau auch gegen Ende der Lightning Bolt bombig, was auch an Yellow Moon liegt. Wäre das ein Fußballturnier, dann wäre das mein Geheimfavorit.

Future Days

Pearl Jam bringen mittlerweile gerne mal den einen oder anderen sehr deprimierenden oder von der Grundstimmung her am unteren Ende der Stimmungsskala rangierenden Song am Ende ihrer Alben unter. Das gabs auch schon früher und da kamen dann auch gerne mal so legendäre Niederknienummern wie “Indifference” bei rum. Oder aus der jüngeren Vergangenheit das tief traurige, aber auch ebenso schöne “The End”. In diese Kerbe schlägt jetzt auch wieder “Future Days”, wobei es den endgültigen Fatalismus von “The End” (Gott sei Dank") nicht ganz erreicht. Aber es ist und bleibt ein wunderschöner Song. Einer von der Sorte, die man sich viel zu selten anhört, es aber bereut, sobald man sie wieder hört und sie in den nächsten Tagen fast auf Dauerrepeat laufen läßt. Für mein Dafürhalten ein absolut würdiger Closer des Albums und das Klavier-Outro ist einfach nur ein wunderbarer Abschluß für das Album und hebt sich somit sehr, sehr wohltuend von der Backspacer ab, wo mit dem abgehackten Schluß von “The End” urplötzlich auch das Album zu Ende war. Damit mich hier keiner mißversteht: “Indifference” ist für mich eine absolute Hausnummer und ich liebe diesen Song! Letztes Jahr in Berlin war ausgerechnet der letzte Song des Konzertes im Nachhinein das ultimative Highlight eines unbeschreiblich großartigen Konzertabends. Ich will “Future Days” nicht auf diese Stufe heben, aber wer weiß… in 20 Jahren, wenn der Song noch durch mehrere Jahre der Live-Evolution gegangen ist, wer weiß schon, was man dann über ihn denken wird.

Das war es dann also. Die Einzelkritik. Unterm Strich finde ich das Album richtig spitze. Für mich hat es die “Avocado” schon nach 14 Tagen deutlich abgehängt. Die Backspacer mag ich einfach auch zu sehr, als daß “Lighting Bolt” sie schon deutlich distanzieren könnte. Positiv sollte noch erwähnt werden, daß auf der LB nicht ein Song ist, der deutlich aus dem Niveaukanon nach unten ausbricht. Hatte die Backspacer in “Speed of Sound” noch ihren mit Abstand schwächsten Moment (wobei der Song auch gnadenlos überproduziert wirkt), so hat “Lightning Bolt” keine derartigen Ausfallerscheinungen – löblich. Ich hatte 2 richtig gute Wochen mit dem Album und es nutzt sich einfach nicht ab. Das, und das ist die gute Nachricht, hat sich bei Pearl Jam nach wie vor nicht geändert. Man braucht eine Weile um sich ins Album oder in einen Song hinein zu finden. Wenn es aber erst einmal “klick” gemacht hat, dann hat man einfach eine Menge Freude an der Musik! Nach fast 23 Jahren als Band noch so ein relativ frisch klingendes und mit ein paar wirklich neuen musikalischen Aspekten gespicktes Album zu basteln, das jedem, aber auch JE-DEM zeigt, daß man nicht stehen geblieben ist als Band sondern nach wie vor Neugier und Entdeckergeist hat… bewundernswert. Wenn ihr mich nach einer Wertung “in Zahlen” fragt, wie es auch die Musikpresse immer macht (-> finde das unsinnig btw), dann muß ich erst einmal den Bezugsrahmen abstecken. Im allgemeinen Vergleich kann denen bei mir sowieso niemand das Wasser reichen; da wären es nach konservativen Schätzungen 9,5 von 10 Punkten. Setzt man die “No Code” bandintern dahin, wo sie hin gehört, nämlich an die Spitze der 10er-Skala, dann würde ich der “Lightning Bolt” bis jetzt eine 7,5 geben… mit Tendenz zur 8, wenn sie weiter so interessant bleibt. Smiley

Es ist ein Album, das ich guten Gewissens jedem von euch ans Herz legen kann.

PS: Hier mal ein kleiner, sehr charmanter Kurzfilm von Danny Clinch zum Album:

Donnerstag, 24. Oktober 2013

DEFENDER OF THE OLEANDER

(Brant Bjork)

Als wir vor einer knappen Woche gen Dortmund fuhren, da hatten wir naturgemäß jede Menge Zeit, die es mit akustischer Begleitung zu füllen galt. Klar, Pearl Jams “Lightning Bolt” und die frisch eingetroffene “Last Patrol” der Space-Rock-Granden Monster Magnet waren mit an Bord, jedoch schalteten wir hin uns wieder auch das Radio ein um ein wenig Abwechslung zu haben. Was wir da aber im Nachrichtenblock hörten, das verschlug uns fast die Sprache… ein Skandal un-fass-ba-ren Ausmaßes erschüttert derzeit die Republik! Gut, ich werde jetzt nicht über den Protzbau zu Limburg oder den Bauherren herziehen, auch der NSA Skandal ist mir in diesem Beitrag völlig wumpe (außerdem ist der laut Herrn Pofalla ohnehin längst beendet). Nein, was uns der Radiomoderationsnachrichtenhandlanger der hessischen Sendeanstalt da mitteilte war noch viel schockierender!

OSTEUROPÄISCHE BANDEN ERNTEN IN DEUTSCHEN WÄLDERN PILZE

(aus rein dramaturgischen Gründen habe ich da den Artikel der verabscheuungswürdigen BILD-Zeitung verlinkt… der klingt einfach besonders absurd)

Pilz-Mafia? Busse? Osteuropäische Banden??? Sehr schön… und vor allem vollkommen plemplem! Ich persönlich gehe nicht in die Pilze, aus reiner Vorsicht. ICh kenne mich mit den Dingern nicht aus und bevor ich mir einen schönen zwölfkonolligen Stinkwurzblättergiftling schmore, statt einen lecker Steinpilz, lasse ich es lieber ganz. Allerdings gehe ich gerne in den Wald, angeblich der natürliche Lebensraum der Pilze… so sagt man, und da fiel mir letztens auf, daß da an allen Ecken und Ende Pilze sprießen. Faszinierend war das. Ich will jetzt nicht leugnen, daß da der eine oder andere Polenbus in der Eifel einrollt und die Steinpilze dem Marek anheim fallen, statt von einem ordnungsliebenden, rüstigen deutschen Rentnerpaar am Sonntag nach Ururomas Rezept angebraten zu werden. Nur: Ist das wirklich schlimm? Schränkt das unsere Lebensqualität spürbar ein? Also meine nicht! Diese Panikmache… das ist doch lächerlich; da werden Schlagzeilen herbei geschmierfinkt, die kein Mensch braucht. Soll man die Verfolgung doch den Behörden überlassen und gut ist. Aber nein, sicherheitshalber wird dem deutschen Michel, der treu und brav  an seiner Nachrichtenquelle hängt aber erst einmal das Gefühl gegeben, daß “sein” schönes Land wieder einmal in höchst krimineller Art und Weise vom ehemaligen Ostblock ausgebeutet wird.

Man stelle sich mal die armen, armen Rentner vor, die in ihrer raren Freizeit mit dem mühsam von Munde abgesparten Daimler (den sie danach auch noch waschen und wachsen müssen, schließlich verließ er mehr als 5 Minuten die schützende Garage) gen Waldesrand begeben. Das gute Stück wird dann behutsam am Rande eines Waldweges abgestellt und mit einem Lenkradschloß gesichert. Oppa hat den Hosenbund stramm unter den Achseln eingehakt und die Gummistiefel blank gewienert, während Omma eine Muster von Gartenhandschuhen, Kopftuch und Flechtkorbpolsterung akribisch aufeinander abgestimmt hat. Als sie dem Wagen entsteigen weht jeweils eine Brise von 4711 Cognac ins Unterholz. Dann wird vom Herren noch schnell die Survival-Weste aus dem Kofferraum geholt und staatstragend ein im Verhältnis zur angepeilten Beute und deren Wehrhaftigkeit lächerlich großes Rambomesser an den Gürtel geschnallt (wie schon erwähnt: Achselhöhe…). Alsdann wird der 1935 erschienene Pilzführer gezückt und hoch erhobenen Hauptes ins Gehölz geschritten. Die Gleitsichtbrille funkelt in der spärlich durchs Blätterdach brechenden Herbstsonne, als der Oppa seiner Gattin belehrend aus dem top aktuellen Pilzleitfaden vorträgt und bei Erwähnung eines Giftpilzes die Stimme leicht anhebt. Der Zeigefinger der freien Hand folgt diesem Beispiel dabei unwillkürlich. So stapft man dann in trauter Zweisamkeit durch den Forst, die müden Augen stets auf den Waldboden gerichtet, damit einem ja kein moosgrüner Tarnkäppling entwischt – sofern er essbar ist selbstverständlich. Sobald der erste Pilz gefunden, wird sich bedeutungsschwer neben diesen gehockt, ein paar mal im Führer umher geblättert und dann die betreffende Eintragung verkündet. Etwa so:

“Der seltene grauschleimige Kotzwürgling, Vertreter der Familie der fungi örksolum, ist in deutschen Wäldern nur noch ein seltener Gast. Kennzeichen sind die feinen Lamellen an der Unterseite der bis zu 45 Meter im Radius erreichenden, rotgrünen Kappe. Er ist essbar, sollte jedoch stets am Stück zubereitet und nur behutsam gewaschen werden. Der grauschleimige Kotzwürgling bevorzugt Mischwälder mit leicht saurem Boden.”

Daraufhin wird dann entweder der Dolch aus dem Gürtel gezerrt und die erste Beute des Tages radikal vom Waldboden geschnitzt, oder man beläßt es beim Vortrag und weist auf ein vor einem liegendes “Feld von feinsten Speisepilzen” hin, das man noch selber als Kind von Wilhelm II. empfohlen bekam und das nur “wenige hundert Meter” vor einem liegt. Daraufhin setzt man sich knirschenden Skelettes wieder in Bewegung und… jetzt kommt der Knackpunkt: findet nichts! Nichts, außer hunderten von Steinpilzstümpfen und einem Dutzend leerer polnischer Zigarettenschachteln. Entgeistert kehrt man leeren Korbes zum Benz zurück und muß auf der Heimfahrt, auf der man auch noch von 25 überholenden Saporoschs fast von der Straße gedrängt wird, im Radio die Kunde vom Pilzkartell hören. Nein, das ist nicht schön. Die armen Rentner! Erst keine Pilze, was bedeutet, daß man von “der kleinen Rente” wieder nen Zwanni für Dosenchampignons und Tütensoßen abzwacken muß, und jetzt wird ihnen noch dieses schändliche Treiben verkündet. Der ruhmreiche deutsche Pilz, der stolz in der heimischen Muttererde sprießt und sich in Größe und Schmackhaftigkeit dem Rentner schon fast aufdringlich entgegen reckt um endlich gekappt und von seinem Landsmanne verzehrt zu werden, der wird zweckentfremdet! Marodierende Horden, die sich durch diese schreckliche EU auch noch legal im Bundesgebiet aufhalten, fallen geifernd in den Wäldern ein und entreißen dem deutschen Waldboden seine kostbarsten Früchte. Wahrscheinlich haben diese Verbrecher nicht einmal einen Pilzführer dabei um zwischendurch mal nachzuschlagen. Ein Skandal! Und wenn dann der rechtschaffene, im wohl verdienten Ruhestand dahin darbende Teutonenknispel mit seine Walküre ins Gehölz schwebt um von den rechtmäßig ihm gehörenden Heimatpilzen ein Körbchen abzusäbeln, dann geht der unverrichteter Dinge wieder nach Hause… pilzlos und blamiert. Da muß man sich doch aufregen! Und dann verkaufen die “unsere” Pilze auch noch in Südeuropa. SÜD-EUROPA!!! Egal wie pleite man ist, aber den geraubten deutschen Pfifferling, den kann sich der Mediterrane scheinbar immer noch leisten. Wahrscheinlich lacht er laut schallend über die blamierten alemannischen  Fungusloser, während er er sich feist grinsend seine Steinpilzpaella in die Fressluke schaufelt. (Ist ja ohnehin schon seit Jahrtausenden ein Nationalgericht in Spanien, Italien UND Griechenland: Deutsche Steinpilze.) Kein Wunder, daß die Rentner renitent werden hierzulande! Unhaltbare Zustände sind das!

Naja, oder eben auch nicht!

Was mich neben der ganzen bekloppten Effekthascherei der Meldung am meisten nervt ist der mittlerweile typisch deutsche Reflex, alles gleich “Mafia” zu nennen. Immer, wenn irgendwo was nicht stimmt: “Mafia”! Es steckt immer gleich ne “Mafia” hinter allem; ich warte ja noch auf die Headline:

“HORRORWINTER 2014: Schnee im Januar – steckt die FLOCKEN-MAFIA mit Petrus unter einer Decke?! – BILD fragt nach!”

Unter “Mafia” machen wir es gar nicht mehr. “Pilz-Mafia”, das klingt so was von bescheuert! Sorry, aber wie soll ich mir das bitte vorstellen? Sitzt da Don Fungus in einem schweren Ledersessel im Zwielicht seines abgedunkelten Büros und streichelt ein Kätzchen, während er seinem abtrünnigen Top-Pflücker mit kehligem Tonfall fragt “Marek, was `abe ich dir getan, daß du mir keinen Respekt zollst?” Wenn dieser Marek dann das Büro gesenkten Hauptes verläßt, bekommt dann der Conseliere mit einem kurzen Nicken den Befehl, “die Sache zu regeln” und Marek schläft alsbald “bei die Fissssssche”?? So ein Kokolores!

Diesen metaphorischen Dünnpfiff kann die Presse getrost stecken lassen. Pilze haben ohnehin nur eine Daseinsberechtigung für mich: In einer leckeren, deftigen Pilzsoße, die sich dampfend über ein saftiges Stück wild schmiegt! Erst wenn die Polen in ihren Moskvitschs dutzendweise Rehe und Wildschweine nach Spanien exportieren, DANN darf die Presse mich gerne aus meinem LMAA-Schlaf wecken, früher nicht!

Waidmanns Heil!

Dienstag, 22. Oktober 2013

BUGS

(Pearl Jam)

Am Wochenende waren wir zu Besuchszwecken im Ruhrgebiet zugegen; und zwar in der schönen Ecke – der schwarz-gelben. Am Sonntag kam es dann so, wie es bei der @MsPittili und mir öfter mal kommt und es zog uns nach dem Mittag zu einem gemeinsamen Spaziergang / einer gemeinsamen Wanderung mit unseren Freunden hinaus. Wir durchwanderten also ein Labyrinth qualmender Schlote, Schutthalden, Hochofenruinen und schlugen uns mit den Macheten eine Schneise durch den in der Luft stehenden Feinstaub… ach Quatschi, stimmt doch gar nicht; ich hab ja gesagt “schöne Ecke des Ruhrgebietes” und nicht “Gelsenkirchen”. Also immer bei der Wahrheit bleiben. Um den mittlerweile leicht nervigen Standardspruch “da ist es ja grüner als man denkt” zu umgehen (ja, ich gestehe, daß auch ich ihn dereinst laut äußerte), sei hier mal auf allzu ausführliche Fotos von Wald und Flur verzichtet. Ihr könnt mir aber glauben, diese Fotos gibt es und der Ruhrgebietswald ist auch ne ziemlich schöne Angelegenheit – auch wenn für meinen persönlichen Geschmack da ein paar tausend Nadelbäume je qkm fehlen. Zwinkerndes Smiley Jedenfalls war das richtig schön, zumal die Blätter gerade bunt vom Himmel regneten und wir 1a Wetter abgefasst hatten. Wir wanderten so weiter vor uns hin, vorbei an einer ziemlich maroden Restbank

Lehmann Brothers

hin zu einem Denkmal für den Herrn Freiherr vom und zum Stein. Dort ruhten wir dann unsere müden Knochen aus und schritten weiter voran, zum Schlosse des Selbigen. Nunja, Schlösser, Wandern, Sonntag… das kennt man ja von uns. Nur stecken wir nun schon unsere Freunde damit an, wie es ausschaut. Na egal. Ich will euch deshalb auch nicht mit Fotos von irgendwelchen Türmen, Zinnen, Burggräben, Kanonen oder ähnlichem Architekturtand langweilen, sondern euch Käfer zeigen!

Käfer?

Käfer! Also die Sache mit “Käfern” ist doch die: Frauen mögen sie im Allgemeinen nur recht selten. Es sei denn, es sind bestimmte Käfer – süße Käfer – niedliche Käfer – ohne so Fühlergedöns und ekelige Gankerbeine und so – kurz: Marienkäfer! Solche wie diese hier:

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Nun, die schwarzen Gesellen sind wohl asiatische Einschleppungen… oder Heavy Metal – Käfer, darüber gehen die Meinungen noch auseinander. Jedenfalls scheinen sie die gleichen Vorlieben wie die “Langnasen”-Version hierzulande zu haben, sie traten nämlich gemeinsam und zumindest an Denkmal und Schloßfassade obendrein in gehäufter Form auf. Guckst Du hier:

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Bild einfach vergrößern, jeder Punkt ein Käfer (ruhig mal vergrößern das Bild, da gehen einige Unter bei der verkleinerten Darstellung)… man konnte dort nicht einmal für 10 Sekunden stehen bleiben, ohne daß einer der Gesellen auf einem zur Landung ansetzte. Sehr amüsant… wenngleich ich in den 80ern irgendwann (ich war etwa 5) schon einmal eine viel größere Invasionsarmee der Marienkäfer an Ostsee-Beach landen sah, so fand ich das am Sonntag dann doch hochgradig bemerkenswert. Smiley

Montag, 14. Oktober 2013

ICH GEHÖRE NICHT DAZU

(Farin Urlaub)

Wie Deutsche sind und bleiben ein Volk von Phrasendreschern! Es ist an der Zeit, daß das auch mal in meinem Blog angemessen gewürdigt wird. Wenn mir demnächst mal wieder was auffällt, kommt es gnadenlos hier rein; unter der Rubrik “Phrasenrodeo”. Heute mache ich den Anfang. Ein Besuch im Penny Markt letzte Woche brachte mich auf die Idee, mit einer der Lieblingsphrasen der allzeit betroffenen Gutmenschen zu beginnen, nämlich mit:

“… und in Afrika verhungern die Kinder!”

Traurige Wahrheit einerseits, argumentativ schwer besiegbarer Phrasen-Knüppel-aus-dem-Sack andererseits. Gern auch erweitert um “Die würden sich freuen so etwas feines zu essen zu bekommen.” Wenn man das hinterfragt, ist man gleich wieder ein Menschenfeind. Vielen Kindern wird es von Natur aus nicht unbedingt klar sein, wie es die Kinder in Afrika retten soll, wenn man es löffelweise mit einem graugrünen Brei aus Spinat und Grünkernmoppelkotze zwangsernährt; mir geht es da übrigens ähnlich. Die moralisch entrüstete Elterngeneration sollte sich mal selbst hinterfragen, warum man sich den teuren Biobrei, den man da dem Nachwuchs auf Teufel komm raus hinter die Kiemen spachtelt nicht gespart und statt dessen den Kaufpreis an eine Hilfsorganisation gespendet hat. Wäre im Zweifel effektiver… aber von Kindern kann man nicht verlangen solcherlei Gegenfragen zu entwickeln, während sie mit Lätzchen und Sitzkissen an die Tafel gefesselt dem Treiben ihre beiden Erzeugerinquisitoren schutzlos ausgeliefert sind. Was lernt das Kind? “Ich bin Schuld, wenn ich nicht aufesse! Und wenn ich aufesse, bin ich irgendwie auch verantwortlich, weil es mir nicht geschmeckt hat!” Ganz großes Pädogogentennis! Das Einzige, was man damit erreicht, ist, daß man dem Nachwuchs gleich den typisch deutschen Betroffenheitshabitus einimpft.

Die Kehrseite der Medaille ist, daß sich da manchmal gerade wieder die zu den Hütern der moralischen Überlegenheit aufschwingen, die selber Unsummen für Nahrungsmittel ausgeben, deren bloße Existenz schon von der fortschreitenden Beknacktheit moderner Gesellschaften zeugt. Die Nahrungsmittelindustrie versorgt uns ja seit Jahren mit Dingen, die zwar schön klingen, schön aussehen, schön riechen, aber bei einer näheren Analyse aus Zutaten hergestellt sind, deren Nutzen für die menschliche Ernährung außerhalb von petrochemischer Verwurstungsorgien irgendwo zwischen Fußpilz und Febréze angesiedelt sein dürfte. Da wird uns farblose Pampe in schön designten Bechern für einen Wucherpreis angedreht, weil sie “die Darmflora wieder ins Gleichgewicht bringt”, “Völlegefühl vorbeugt” oder sonst welchen Blödsinn verkündet, für dessen Umsetzung selbst die sympathische Pharmaindustrie dereinst mehrere Hundertschaften von Affen ins Nirwana “testen” mußte bis sie eine entsprechende Tinktur entwickelt hatte. Bloß gut, daß wir nicht im Mittelalter sind, sonst würde man uns wohl mit Joghurt vom schwarzen Tod befreien wollen – beruhigend. Seit die besonders bekloppten Auswüchse dieser “Funktionsnahrungsmittel” und ihrer Versprechungen nun aber verboten sind, hat man einfach umgeschwenkt. Statt sich im Supermarkt “gesund” zu kaufen (und arm), wurde die Werbestrategie nun auf “Wellness” ausgerichtet. Man kann sich praktisch die Entspannung und das Wohlergehen förmlich anfressen, wenn man die “richtigen” Lebensmittel kauft. Neuerdings scheint aber auch das nicht mehr genug zu sein. Nahrungsmittel werden zielgruppenspezifisch. Gut, waren sie früher auch schon… wer zu blöd war zum Jagen, der mußte halt Wurzeln schnurpsen, aber heute ist das schon noch ein wenig… naja… perfider.

Diskriminierungsöl

Es gibt mittlerweile Lebensmittel, die man um Himmels Willen nicht einfach so kaufen und/oder konsumieren darf. Nur die, die ausdrücklich erwähnt sind. Wenn ich, der ich weder schwanger noch Ü50 bin, mir ne Bratwurscht in einem dieser Öle braten würde, dann… dann… hmm, keine Ahnung, aber es wäre bestimmt schlimm! Und das ist ja noch nicht alles, denn auf Grund der unsachgemäßen Anwendung des Produktes würde wahrscheinlich der Hersteller vollkommen zu Recht jedwede Haftung für resultierende Folgeschäden ablehnen. Schreckliche Vorstellung! Was ist das Nächste? Windeln exklusiv für Babys? Medikamente nur für Radprofis? ALKOHOLFREIES BIER??? Das Leben wird hierzulande immer und immer absurder!

Was ist denn so schlimm am einfachen Kochen mit einfachen Lebensmitteln? Was spricht denn dagegen, sich eine Scheibe Gouda auf sein Bauernbrot zu legen, auf welchem sie von einer Schicht Butter fixiert wird, und das dann “Frühstück” zu nennen? Muß es denn immer die “vitalisierende Fruchtmüsliflockenkomposition mit simbabwischer Stinkbeere” sein, die man mit laktosefreier Wohlfühlsojamilch (für 3,49 den halben Liter auch in ihrem Biomarkt) in seiner handgetöpferten Tonschüssel aufgießt und mit der liquiden Dickdarmpolizei in Joghurtform herunter spült? Mir geht es da mit dem Käsebrot deutlich besser, weil sich da auch die Dosierung und das Beachten der Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten deutlich einfacher gestaltet. Das ist ja auch Stress, wenn man sich schon früh entscheiden muß, ob man den Tag nun “vital” und “frisch” beginnen will, mehr wert auf “Wellnessfaktor” legt und trotzdem einen Schuß “vital” beimengt oder ob man dann doch lieber den ganzen Tag intensiv seine Eingeweide und deren Pflanzenwelt wieder beleben will indem man mal so richtig schön intensiv vor sich hin verdaut. Nee, Käsebrot! Ist außerdem auch laktosefrei! Ich weiß nicht, wir haben so viele tolle Lebensmittel in den Läden, die fast jeder von uns essen kann – warum brauchen wir dann diesen Spezialisierungsquatsch? Die Schwangeren dieser Republik werden auch nicht noch schwangerer von diesem seltsamen Öl, genauso wenig wie es die über 50jährigen jünger macht. Ich wage mal zu behaupten, daß die auch ein halbwegs vernünftiges Olivenöl nehmen könnten… ist aber nur so ne Theorie.

Wir zeichnen uns derzeit meiner Meinung nach durch einen seltsamen Doppeltrend aus, der unsere Nahrungsmittel betrifft. Auf der einen Seite werden Fertig- und Massenprodukte in Fabriken zusammen gedübelt, für deren Inhaltsstoffe der Begriff “Schlachtabfall” noch ein Kompliment ist. Diese Nahrung wird dann zu Dumpingpreisen verschleudert, sodaß sich der Konsument über sein Schnäppchen (vorgekochte Kartoffeln im 500g Glas für 1,99) einen abfreuen kann, während gegenüber die Rohware zum selben Preis im Zentnersack im Regal vergammelt. Leute, sind wir denn zu faul zum kochen? Wasser druff, Kümmel rein, Ofen an, warten… fertig! Andererseits wiederum wird all jenen, die es “sich leisten können und wollen” vorgeblich Designernahrung auf den Teller maßgeschneidert. Daß diese Pampe dann im Wesentlichen nichts anderes enthält als eine halbwegs Vernünftige Version eines “konventionellen” Produktes, das maskiert man dann mit “Bio-plus”, “Wellness” und ähnlichem Schabernack. Früher, also ganz damals, da knüppelten unsere Vorfahren ihr abendbrötliches Mammut noch eigenhändig in die nächste Welt und wurden auch satt. Heute, da müßte das schon ein Wellness-Mammut sein, das einem bei Verzehr auch gleich noch Dünndarmzotten durchkämmt, bevor die Lifestyle-Opfer da freiwillig zu Messer und Gabel greifen. Wohlstand, so scheint es, hat mit Vernunft ab einem bestimmten Punkt nichts mehr zu tun. Während wir hier das gleiche Lebensmittel in 472 zielgruppenspezifischen Versionen (als Gipfel vielleicht sogar noch als Wellness-Teewurst Limited Edition) zusammenrühren, da verhungern in Afri… .

Mist!

Sonntag, 13. Oktober 2013

SPIDER MAN THEME

(The Ramones)

Wir waren heute mal wieder auf einem unserer Ausflüge… diesmal eher spontan und ungeplant. Eigentlich wollten wir nur exakt das Wochenende abpassen, an welchem sich der hiesige Mischwald am schicksten präsentiert. Diese Competition gibt es jedes Jahr und man hat nicht immer das Glück, daß angemessenes Wetter und Baumfärbung mit einem Wochenende zusammen fallen, sodaß man das ganze optisch auch genießen kann. Nachdem es beim Aufstehen noch hochgradig trüb war, hatten wir uns schon auf einen geruhsamen Sonntag eingestellt. Dann jedoch zog es auf und wir entschieden, uns einfach mal ins Auto zu setzen und so grob in Richtung der Burg Scharfenstein zu fahren, was wir dann auch taten. Der Weg an sich war schon außergewöhnlich schick, überall bunte Bäume im Sonnenlicht und hin und wieder regnete das Blattwerk auch auf den Igor herab, während wir durch die holprigen Schlaglochalleen der beginnenden Erzgebirgsvorlandpampa rollten. Wir fuhren einfach drauf los, da ich die ausgeschilderten Nester zumindest vom Namen her kannte, wußte ich immer in etwa wo wir ungefähr hätten sein müssen… so grob.

Den ersten, spontanen Stopp legten wir in einem Nest namens “Weißbach” ein, in welchem sich die Dorfoberen eine recht schicke Miniwelt zusammen gebastelt und unweit der Hauptverkehrsader gut sichtbar aufgestellt haben. Die prägendsten Häuser der Stadtgeschichte (ob nun noch existent oder nicht), wurde einfach nachgebaut.

dorf 2

Sehr liebevoll und detailreich gestaltet das Ganze. Sogar in den Modellen und hinter geschlossenen Fenstern konnte man diverse Einrichtungsgegenstände entdecken. Und Humor, joa, den hat man da auch.

Dorf 3

Außerdem konnte man in der Kulisse auch 1a Godzilla spielen:

Dorf 1

Von da ging es dann weiter durch die erbuntende Wildnis gen Scharfenstein. Da wir weiterhin unseren recht unpräzisen Cruisingkurs anlegten, dauerte das eine ganze Weile, bis wir dort ankamen.

Burg1

Bevor wir die Burg an sich betraten, flanierten wir zunächst durch den Burggarten und den Rundweg, der um die Burg herum und durch die bewaldeten Hänge führte.

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Burg 10

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Dann ging es noch in den Innenraum der Burg. Nach meinem überaus filmreifen Auftritt dort

burg 4

… ward auch dem ortsansässige Wilddieb (verkörpert von einer äußerst unästhetischen Kopie von Achim Menzel) umgehend das Fürchten gelehrt und fortan hatten wir die Burg praktisch für uns alleine. Nach drei Jahren Abwesenheit hatte sich überraschend wenig verändert – wir in den knapp 600 Jahren davor wahrscheinlich… ist ja ne Burg. Aber gerade im Herbst gibt das wirklich, wirklich schicke Ansichten zu berichten von da oben… .

Burg 8

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Burg 7

burg 12

Ja, schön war es in Scharfenstein! Smiley mit geöffnetem Mund Kann ich jedem nur empfehlen, allerdings sollte man das an so Tagen wie heute tun.

Achso, bevor ich es vergesse, ein ultimatives Fotofundstück habe ich dann auch noch mitgebracht. Eigentlich wollte ich das ja nicht posten, aber dann dachte ich, daß ich es gerade meinen weiblichen Lesern schuldig bin. Guckt mal, wem ich heute zufällig begegnet bin… das erratet ihr NIE (kleiner Tipp: Es ist nicht der Clooney Schorsch, aber FAST)!!

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*Trommelwirbel*

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 Spider

Gibts auch noch in groß, falls ihr es nicht richtig erkennen könnt:

Spider 2

Freitag, 11. Oktober 2013

MIND YOUR MANNERS

(Pearl Jam)

Mir ist soeben etwas aufgefallen, was ich all die Jahre einfach übersehen habe. Es ist geradezu kafkaesk, daß ich es erst jetzt bemerke, zumal es ungefähr so raumgreifend ist wie ein Elefant in einem Dixieklo, aber so ist es nun mal. Männer, viele von euch werden es kennen, einige auch nicht. Die, die es nicht kennen, die sind entweder privilegiert (auf einer recht nutzlosen Ebene zwar, aber immerhin privilegiert) oder schlicht und ergreifend “komisch”.

Das oft so hoch gelobte und uns als erstrebenswerter Zustand von Aufmerksamkeitsaufsplittung vorgehaltene “Multitasking” der Menschinnen versagt scheinbar kläglich, wenn es um Fußball geht. Frauen scheinen mit so etwas simplem wie eben Fußball heillos überfordert zu sein. Man stelle sich mal folgendes Szenario vor: Es kommt ein WM-Qualifikationsspiel im TV, bei welchem sie die einheimische Nationalmannschaft mit einem Sieg für die WM-Endrunde in Sambastan qualifizieren könnte. Mann will das schauen, Frau nicht. Statt des sportlichen Wettkampfes entscheidet sie sich für einen frühen Bettgang mit Konservenfernsehen über den Rechner und tut dies der Weltöffentlichkeit mit folgender Begründung kund:

“Heute ist Fußball! Ich werde lieber… .”

Fußball… NUR Fußball?!! Die richtige Absage an den Leistungsballsport müßte lauten

“Heute ist Weltmeisterschaftsqualifikationsspiel Deutschland gegen Irland in Köln. Ich werde lieber…”

Mädels, das ist doch nicht so schwer! Bitte immer konkret bleiben. “Fußball”, das ist so vieles. Das kann von besagtem Qualispiel über ein WM Finale bis hin zur offenen Dorfmeisterschaftsfinale FSV Motor Oberursel gegen den 1.FC Traktorist Hammerunterwiesenthal mit vorherigem Spiel um Platz 3 zwischen Vorwärts Satzung gegen die Überraschungsmannschaft des VFB Freundschaft Haßloch so ziemlich alle sein. Diese Dinge haben doch nix miteinander zu tun! Wer käme denn von uns Männern auf die Idee, das in einen Topf zu schmeißen? Ich nicht! Man muß da durchaus differenzieren. Am Ende werden noch Spiele mit Beteiligung des FC Schalke 04 von den Menschinnen zu “Fußball” aufgewertet – absurder gehts doch nicht. Man müßte mal sowas wie einen Crash-Kurs in Wettbewerbsdifferenzierung entwickeln. “Fußball”, das kann man doch nicht so einfach dahin sagen, so despektierlich zum Einheitsbrei abstempeln, als ob es ein Sack Reis wäre, der irgendwo in Indochina von einem modrigen Ochsenkarren rutscht. Man sollte es schon ernster nehmen.

Bereits der große Lederphilosoph Bill Shankly stellte dereinst so treffend wie martialisch fest:

Es gibt Leute, die denken Fußball ist eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann ihnen versichern, dass es noch sehr viel ernster ist.

Zwinkerndes Smiley

Freitag, 4. Oktober 2013

DINOSAUR VACUME

(Monster Magnet)

Ich bin im Internetz mal wieder über ein kleines Blogstöckchen gestolpert. Da ich bis zur Heute-Show nix mehr zu tun habe (außer kochen vielleicht), will ich mich dem mal annehmen. Apropos “annehmen”, darum geht es auch im Stöcken, um Annahmen. Naja, hab mal versucht ernst zu bleiben… wie gesagt “versucht”. Los gehts:

Wenn Du eine Wiedergeburt wärst

Wäre ich wahrscheinlich ziemlich angepißt, daß das mit dem “Licht am Ende des Tunnels” auch wieder nur ne Verarsche war und am Ende der Röhre nicht das erhoffte Schlaraffenland mit ohne dumme Menschen wartet, sondern – wieder das hier! Andererseits kommt es ja drauf an, als was man wieder geboren wird und was man früher war. Nehmen wir mal an, daß dieses Karma-Zeugs und das hochleveln in der Wiedergeburtshierarchie wirklich funktioniert. In der Logik war ich vorher vielleicht ein Lurch, oder ein Koboldmaki. Allerdings muß das ein sehr nobler Lurch (oder Koboldmaki) gewesen sein, wenn er es sich verdient hat, als so jemand großartiges wie ich wieder geboren zu werden. OOOOOder… oder ich war früher was noch tolleres als ein Mensch, ein Vulkanier zum Beispiel; dann war der aber nicht so bombig, wenn man ihn zum Menschen degradiert hat. Der hat vielleicht den Spock gemobbt oder sich über die Ohren anderer lustig gemacht. Nee, das wäre auch Mist, ich will kein ehemaliger Arschloch-Vulkanier sein. Sehr kniffelig die Frage. Dabei fällt mir auf, ich kann das eigentlich ganz einfach beantworten: Wenn ich eine Wiedergeburt wäre, dann hätte sich das mit dem Unfehlbarkeitsanspruch der katholischen Kirche erledigt. Ömchen!

Wenn du ein Gefühl wärst

Dann wäre der Duden um ein spektakuläres Adjektiv reicher. Das würde dann so aussehen: Als der vierundzwanzig Meter hohe Brillenkrokofant aus dem Tümpel stieg und Feuer speiend die Stadt verwüstete, bekam es die Bevölkerung mit dem Marc zu tun.

Wenn du eine Frage wärst

… würde ich gerne mal die Antwort auf mich sehen!

Wenn Du eine Prophezeiung wärst

Dann würde ich an eurer Stelle hoffen, daß ich nicht in Erfüllung gehe. Ich sage nur “vierundzwanzig Meter hoher, Feuer speiender Brillenkrokofant”.

Wenn du ein Klang oder Musik wärst

Das ist einfach, dann wäre ich nämlich dieses Gitarrenspiel hier:

… der Song war schon immer einer meiner Favoriten, aber Berlin 2006, kurz vor der Bühne… und dann legt Mikey los – perfekt!

Wenn Du ein heiliger Ort wärst

Ich will aber kein Ort sein! Orte sind mir irgendwie zu unmobil. Kann ich nicht eine Reliquie sein, irgend etwas, was man überall in der Welt herumzeigt und vor dem die Leute vollkommen grundlos und widersinniger Weise auf die Knie fallen? Sowas wie ein Apple-Store auf Rädern?

Wenn du eine Göttin oder ein Gott wärst

Sehr religionslastig das Stöckchen. Jetzt könnte ich natürlich dem sozialen Erwartungsdruck nachgeben und sowas sagen wie “Wenn ich eine Göttin wäre, dann würde ich als allerallerallerallererste Amtshandlung den Weltfrieden herstellen!” So ein Hippiegott wäre ich aber nicht, so! Ich würde zwar auch alle bewaffneten Konflikte beenden, aber nur deshalb, weil sich meine Untertanen gefälligst auf all den Schabernack konzentrieren sollen, mit dem ich sie piesacken würde. Die hätten alle gar keine Zeit mehr um Kriege zu führen. Die Engländer würde ich zum Beispiel bei ner WM mal ein Elfmeterschießen gewinnen lassen, nur um in ihre verwirrten Gesichter zu blicken – die können doch mit sowas gar nicht mehr umgehen. Was auch cool käme, wäre das Zöllibat für Franzosen; den Italienern würde ich eine stabile Regierung unter Silvio Berlusconi verschaffen. Ich würde alle Mitglieder der Tea Party – Bewegung in afroamerikanische, transsexuelle Kommunisten verwandeln die nach Kuba fliehen um dort politisches Asyl zu beantragen. Ich würde der FDP ein Denkmal auf dem Berliner Zentralfriedhof errichten lassen und Rosenkohl würde wie Rindersteak schmecken. Das Paradies hieße nicht mehr “Paradies” sondern “Mordor”. Meine Schöpfungsgeschichte würde mit zwei riesengroßen gelben Hummeln beginnen,  die auf einem Moped durch Weltall knattern und dabei Bruce Springsteen – Lieder auf Instrumenten aus Licht spielen. Diese Hummeln würde in einer zillionstel Mikronanominisekunde implodieren, sich vereinigen und als hyperverdichteter, gelber Ball von Hummelmasse das Zentrum unseres Sonnensystems bilden. Die Planeten würden sich aus den Abgasen des davon zuckelnden Mopeds entwickeln, und irgendwann würde ich auf einem mit Laserkanonen hochgerüsteten Kampf-T-Rex aus der Neutralen Zone herüber geritten kommen und aus 12 Milliarden Gigatonnen gemischtem Hack alles erschaffen, was war, was ist und was mal sein wird (-> Theologen werden vom “Potentialhack” oder der “zukünftigen Frikadelle” sprechen). Und das Beste ist: Viele Leute würde mich trotzdem für unfehlbar halten. Zwinkerndes Smiley

Wenn Du ein Wort wärst

Orschwerdbleede!

Wenn Du ein Schmerz wärst

Dann der, der nach einer Facepalm zurück bleibt, die man Lars Ulrich zu verdanken hat! Nicht bildhaft genug? Dann mache ich es anhand eines grandiosen Videofundstückes mal etwas deutlicher:

Wenn du ein Tier wärst

Vierundzwanzig Meter hoher, Feuer speiender Brillenkrokofant… oder Mr. Ed!

Wenn du eine Pflanze wärst

Rosenkohl, aus purer Bosheit!

Wenn du eine Aufgabe wärst

Ein Zug fährt aus Bahnhof A mit 145 km/h nach B; von B aus fährt 40 Minuten später ein Zug in Richtung A mit 798 km/h los (es ist ein japanischer Zug). Wo auf der Strecke begegnen sich die Züge und welcher erreicht zuerst sein Ziel? Folgendes ist bekannt:

-> A und B liegen 695445588522256521455, 458 AE (astronomische Einheiten) voneinander entfernt. 

–> Während in A schon der Euro eingeführt ist, zahlt man in B noch mit Wurzeln.

-> Es gibt nur ein Gleis.

Wenn du eine Wahrheit wärst

Dann kann sich dieses “Bielefeld” schon mal warm anziehen!

Wenn du eine Lüge wärst

Dann eine mit langen Beinen.

Wenn du ein Traum wärst

Ich verstehe diesen vollkommen widersinnigen Konjunktiv an dieser Stelle nicht.

Wenn Du ein Gegenstand wärst

Oh, jetzt wird es wieder interessant. Ich weiß es aber ehrlich gesagt nicht. Vermutlich würde ein Berg dem am ehesten entsprechen. Nix besonderes, nur ein unbezwingbarer, ewig vereister Zwölftausender… Mitten in… sagen wir mal… Holland!

Wenn du ein Glauben wärst

Würde ich von mir selber abfallen.

Wenn du eine Farbe wärst

Eindeutig schwarz! Alles andere ist nur dazu da, daß man das Schwarz auch zu schätzen weiß (-> insbesondere “aprikot”, “linde”, “flieder” und moppelkotzbeige (“champagner”)).

Wenn du ein Land wärst

Ich wäre wohl Finnland; bloß nix Asiatisches – zu viele Menschen! Ich mag Finnland, Finnland ist manchmal so wie ich. In Finnland kann man sich mitten im Wald ne Hütte nehmen und muß keine Externen sehen wenn man das nicht will. Diese ganzen Vollhonks, die unser aller Lebenswege vollkommen unnötiger Weise immer und immer wieder kreuzen, die wäre man los. Finnland ist im Winter angenehm kühl und im Sommer übertreibt es das Land mit der Hitze auch nicht, wie etwa Kenia oder der Kongo. Außerdem macht mir die Dunkelheit im Winter nix weiter aus. Es gibt vernünftigen Schnee, nicht diese ekelnasse Matschepampe, die hier manchmal rumplätschert. Außerdem ist da Schnee normal und man wäre das Gejammer dieser Irren los, die hier versuchen mit Sommerreifen übers Jahr zu kommen. Ja, ich wäre Finnland glaube ich. 

Wenn du du selbst wärst

Philosophisch gesehen ist das ein Ziel, das der Mensch in seiner Rolle als soziales Wesen mit seiner komplexen Partizipation an wechselseitig wirkenden sozialen Bindungen und der Orientierung an sozial erwünschtem Verhalten, nie ganz erreichen wird. So gesehen ist das das Erstrebenswerteste und gleichzeitig das Unmöglichste von all dem, was hier steht. Denkt mal drüber nach!

Liebe Grüße!

Eure Gertrud