Mittwoch, 15. Dezember 2010

Gravity

(A PERFEKT CIRCLE)
**Titelsong gewidmet Anni F. und ihrer innigen Beziehung zur Gravitation**

Soooo, seit gestern, oder besser seit heute Nacht, sind die Olympischen Winterspiele 2010 Geschichte! Jetzt kann der öffentlich-rechtliche Sendebetrieb von mir aus bis zur WM eingestellt werden, kommt eh nix Sinnvolles bei raus. Aber was waren das wieder für Spiele?!?!!!!!!! (**Hehe, wirkt schon recht monumental der Satz, oder?!**) Also: Was waren das eigentlich für Spiele? Gut, unsere Bundesanstalt schaffte es mal wieder sich auf Rang zwei der Plakettenliste hinter den Kanadiern (ohne Steuermann -> vgl. auch Olympiaden-Scherz) vorzumogeln. Aber sonst?!? Keine Ahnung wie es euch da draußen geht, aber so richtig mitreißend war das alles nicht. Die eine oder andere Entscheidung war schon ne feine Sache, aber so insgesamt fand ich das jetzt nicht so prall. Mag daran liegen, dass uns, bis auf wenige Ausnahmen, die großen, kontroversen und dennoch irgendwie charismatischen Sportpersönlichkeiten fehlen. Leider nicht nur „uns“, auch generell scheinen die, nennen wir sie mal: „Mario Baslers auf Skiern“ immer rarer zu werden. Statt ungehobelter Schneeschuh-Rowdys, die auch mal den einen oder anderen Vernunftsverweigerer hinterm Mikro ordnungsgemäß die Meinung geigten, haben wir verstärkt eine Generation aalglatter Pfeifenheinis am Hals, die der Presse brav nach dem Mund reden. Wenn sich da, sagen wir mal, ein empörter Töpperwien vor einem Rennrodler aufbaut um empört nachzuhaken, warum es in der Todesbahn „nur“ zu Silber gelangt hat… das hat eigentlich schon was von Realsatire. Doch anstatt dem Journalistenfrosch offenkundig nahe zu legen, sich seine dämlichen Fragen gefälligst in tageslichtunzugängliche Körperregionen zu befördern, wird da demütig beim Publikum um Verzeihung gebeten, dass man in solch infamer Art und Weise versagt habe. „Nur Silber“, das ist ja auch nicht angemessen… „nur Silber“, das klingt ja wie „nur ein Fünfer im Lotte“… will also heißen kompletter Loser! Hier gehen meiner Meinung nach so langsam die Maßstäbe flöten. Selbst die erste Silbermedaille der Magdalena Neuner wurde medial nicht mit „Magdalena Neuner gewinnt Silber“ sondern mit „Magdalena Neuner an Gold vorbei“ transportiert. Man sollte so langsam mal überlegen, wo man den Bewertungsmaßstab ansetzt. Diese sportiven Allmachtsansprüche an unsere Sportler haben politisch schon etwas sehr fragwürdiges. Nur: Solange sich keiner der Betroffenen wehrt, bleibts wohl dabei. Gut, die Neuner semmelte dann mit Ansage noch zwei Goldene hinterher, aber selbst das bewahrte sie nicht vor neuerlicher Kritik, weil sie das Staffelrennen absagte. Obwohl das nach der pervertierten Presselogik ja nun schon wieder nachvollziehbar ist, gewann das Quartett darauf hin doch „nur Bronze“. Oder besser: „musste sich mit Bronze zufrieden geben“. Das Schärfste ist dann noch, dass diese Meinungsmache vor irgendwelchen vergischteten Lustgreisen betrieben wird, denen wir via GEZ-Gebühr diesen drei wöchigen de-facto-Urlaub im schönen Kanada auch noch finanzieren. Schreibtischtäter! Statt sich selber mal die Schneeschuhe unter die Knick-, Senk- und Spreizfüße zu schnallen und sich den Abhang herunter zu stürzen, verlangen die Knilche allen Ernstes Rechtfertigungen für „3 verlorene Hundertstel“. Wo man die denn bitte schön „liegen gelassen“ habe. Oder ob „man denn mit der Silbermedaille wirklich zufrieden sein könne“! Wenn ihr mich fragt, sollte man denen mal die Wertesysteme zu Recht rücken.

Auf der anderen Seite, und das ist für mich noch ein viel größeres Ärgernis, werden dann Leute hofiert und hochgejubelt, die objektiv betrachtet aber nun mal so wirklich VERSAGT haben. Leistungsprinzip am Arsch! Nehmen wir mal das Eisschnellauf-Gold der Deutschen. Damenteamverfolgung. Wir befinden uns im Halbfinale, ca 100 Meter vorm Ziel. Eine gewisse Frau Friesinger, außer Form und in Vancouver chronisch erfolgsarm, wird von ihren Kolleginnen durch die letzen zwei Runden mehr schlecht als recht mitgeschleppt. Als Dank verhagelt sie Ihnen fast noch den Finaleinzug via „Sturzpech“. (Plötzlich ist da keine Rede mehr von „Fahrfehlern“ oder „schlechter Vorbereitung“) Dafür, dass sie sich wie ein sedierter Frosch über die Ziellinie strampelte, gibt’s dann auch noch Lob von allen Seiten. Im Finale ereilt sie dann das Bankdrückerschicksal… will heißen: Zuschauerrolle! Es war schier unerträglich, wie die Alte sich dann nach dem erfolgreichen Zieleinlauf wieder in den Mittelpunkt der Feierbilder auf dem Eis drängte! So, als hätte sie höchstpersönlich die Kuven erfunden und wäre im Finale fröhlich pfeifend vorne weg gefahren. Nein, sehen wir der Realität mal ins Auge: Die hätte das fast verrissen! Aber wenn man sich für das Zentralorgan der bundesdeutschen Meinungs-Mache nur oft genug mit halbnacktem Arsch ablichten lässt, scheint das dann auch verziehen. Mal ganz davon abgesehen, dass man die Friesinger nun weiß Gott nicht als „Gottes Geschenk an die Männerwelt“ bezeichnen kann (es sei denn, Gott hat Humor), zeigt sich hier eine andere Dimension der medialen Realitätsverzerrung. Eigentlich hätte man der Friesinger für diese Penetranz, mit der sie sich auf jedem Jubelbild in den Vordergrund drängte und sich wie der Mensch gewordene Olympiasieg produzierte, sobald eine Kamera auch nur in Ihre Nähe kam, medial mal den Kopf waschen sollen. Wer von seinen Teamkameraden mehr oder weniger offensichtlich durch den Wettkampf mitgeschleppt wurde, der sollte die Bälle flach halten. Grässlich fand ich das!

So, nun ist aber wieder gut. Aufgeregt hat mich das trotzdem… zumal nicht zugegeben wurde, dass die Trulla akut außer form ist, nein, man hatte sich „verletzt“ als man den bajuwarischen Bauchklatscher aufs olympische Eis legte.
Naja, nun ists vorbei mit Olympia. Bloß gut, dass die Herren Meinungsmacher die Medienmaschinerie schon mal für das nächste Großereignis ölen können: WM in Südafrika. Da werden dann wieder „Fußballzwerge“ erfunden, „Geheimfavoriten“ gekürt und der eine oder andere Nationalspieler rundgemacht, nur weil er die „Hundertprozentige“ (aus 34 Metern mit dem Rücken zum Tor) nicht versenkte. Insofern ist das Ende von Olympia nur der Anfang vom Neubeginn des Diffarmierungskreislaufs. In den nächsten 7 Tagen wird ab und an noch eine Meldung über heimkehrende Olympioniken durch die Gazetten geistern, aber Mitte des Monats wird es schon keine Sau mehr interessieren, wer da „nur Silber“ geholt hat geschweige denn, warum denn dieses „nur“ damals da stand. Dann haben wir Gott sei Dank wieder klare Verhältnisse, dann sind „Silbermedaillengewinner“ auch in der öffentlichen Wahrnehmung auch genau das, nämlich „SilbermedaillenGEWINNER“! Nur die Friesinger wird wohl auf ewig und in diesem oben geschilderten Fall unverdient als „Gold Anni“ verklärt werden. Nur, das traut sich ja wieder keiner zu sagen!

(01.03.2010)

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