Mittwoch, 15. Dezember 2010

I'M THE MAN

(Motörhead)

Vor gut einem Monat entschied ich mich spontan, ein weiteres Jahr vor mich hin zu altern. Ich strich eine „2“ aus meinem Lebensalter und ersetzte sie durch ihren numerischen Anrheiner, die „3“. Nun, im gehobenen Alter von 23 Lenzen erhielt ich ein postpubertäres Nachschlagewerk zum Thema erfolgreiche Adoleszenz. Einen allumfassenden Almanach, welcher den Namen „Ein Mann, ein Buch“ trägt. Zunächst möchte ich dieses Büchlein auch allen Geschlechts- und Leidensgenossen wärmstens an Herz legen. Der Titel ist Programm und der Inhalt lehrreich und amüsant, zwei Eigenschaften, die Bücher nur sehr selten ineinander vereinen. Man merkt, dass es nicht nur „für“ Männer, sondern auch „von“ Männern verfasst wurde, strotzt es streckenweise doch nur so vor Argumentationsstrukturen, die man sich nur an einem Mittwoch Abend in einer beliebigen Sportsbar bei Champions-League und Hopfenkaltschale zu erschließen vermag. Also, liebe Männer: Kaufempfehlung! Allerdings sollte Mann auch kritische Töne finden, dieses Buch betreffend. Hauptsächlich der Titel. „Ein Buch“ ist meiner Meinung nach noch lange nicht genug. Ein Mann sollte meiner Meinung nach noch einige andere Standardwerke kennen, Bücher, die einen auf dem Weg zu Ruhm und Ehre im persönlichen Wertesystem unterstützen. Zwar sehen es auch die Autoren so und empfehlen 25 vielschichtige Titel, was meiner Meinung nach aber unzureichend ist. Die empfohlenen Bücher sind zwar interessant, aber dann doch zu sehr auf den Durchschnittsmann ausgelegt. Für die Elite unter uns, für die bärtigen Lederjackenträger, die auf ihren mentalen Harleys durch die Kulturszene knattern, aber auch für all die anderen Freaks da draußen (die positiven), stelle ich nun hier die ultimative „Foxymorph Buchtipp-Liste für MÄNNER“ auf. Folgende 20 Titel dürfen meiner Meinung nach in keinem Bücherregal mehr fehlen.

20 „Ein Mann, ein Buch“ von Eduard Augustin, Philipp von Keisenberg, und Christian Zaschke

Eine Sammelsurium von Grundwissen, welches dem modernen Mann sowohl das Traktor fahren, 747 landen als auch beim Eröffnen einer Kneipe hilft. Lebenstipps rund ums Testosteron! Nebenbei noch amüsant geschrieben.

19 „Hannibal“ von Thomas Harris

Klar, „Das Schweigen der Lämmer“ ist das Standardwerk von Harris, mir gefällt Hannibal aber deutlich besser. Hannibal Lecter, diesen finsteren Schmackofax, durch das schöne Florenz wandeln zu sehen ist ein Genuß, insbesondere, wenn man Florenz kennt. Besser als im Schweigen der Lämmer kommt hier diese Zwiespältigkeit von Lecter heraus, der sich zwischen Monster und kultiviertem Bildungsbürger bewegt und dabei so allerlei Sympathien beim Leser weckt.

18 „Fußball Unser“ von Edward Augustin

Die Handbibel der sinnlosesten, aber gleichwohl unterhaltsamsten Fußballtatsachen. Statistiken, die eigentlich kein Mensch bracht, ohne die unser aller Lieblingssport aber auch um einiges ärmer wäre. Fällt euch zum Beispiel ein italienischer Nationalspieler der vergangenen 30 Jahre ein, der auf einen Konsonanten endet und kein Torwart ist/war? Das Büchlein kennt und nennt sie alle! ;-) Ein Beleg dafür, wie schräg die Realität bisweilen sein kann.

17 „The Shining“ von Stephen King


Der Film ist großartig, Jack Nicholson beängstigend authentisch und wer noch nie so recht den Reiz von Stephen King verstehen konnte, der findet ihn in diesem Buch 100%ig. Oder besser: Er wird von King „gefunden“, gehetzt und dann unausweichlich gefunden! So hinterhältig hat sich das Grauen selten in die Leseecke geschlichen. Kurz zur Story: Redrum! LESEN!!! ;-)

16 „Der Pate“ von Mario Puzzo

Ein Psychogramm einer Mafiafamilie über mehrere Generationen hinweg, das die Mechanismen und Alltäglichkeiten des organisierten Verbrechens ebenso beleuchtet wie die privaten Befindlichkeiten. Ähnlich wie „Omerta“, was man ebenfalls lesen sollte, wirkt das bisweilen zwar arg glorifizierend, aber den von Puzzo geformten Charakteren kann man sich nicht entziehen. „Ischä macke dir eine Angehbooot, dass du nischt ablähnän kannst!“

15 „Todesmarsch / Amok / Menschenjagd“ von Richard Bachmann

Bachmann ist King, und gleichzeitig aber auch wieder nicht. Kompromissloser als in seinen „eigenen“ Büchern geht der Meister unter seinem Pseudonym vor. Die drei Geschichten sind im Sammelband, aber auch einzeln erhältlich, lesen sollte man sie alle. Während in Todesmarsch ein Ausdauermarsch von Jugendlichen geschildert wird, bei dem das organisierende Militär die Aussteiger an Ort und Stelle liquidiert, wird in Amok ein Schüler zum Geiselnehmer seiner Klasse und zum Mörder diverser Lehrer. Menschenjagd dreht sich um ein fragwürdiges Medienspektakel der Zukunft. Gemeinsam ist allen drei Büchern, daß die zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen den Beteiligten erstklassig ausgearbeitet werden. Die eigentliche Spannung bezieht sich jeweils aus diesem düsteren Kosmos der Interaktion. Spannung pur und jeweils ein Nervenkrieg sonders gleichen!

14 „Gyre“ von Clive Barker

Eine auf den ersten Blick abgedrehte Story über eine in einen Teppich eingewobene, geheime Welt entpuppt sich für deren Entdecker zu einem Horrortripp zwischen Realität und Scheinwelt. Thematisch eines von Barkers ungewöhnlichsten Büchern, aber fabulös umgesetzt. An diesem Punkt war Barker der bessere King!

13 „Dickicht“ von Scott Smith

Gekauft habe ich mir dieses Buch wegen des Covers, ich gebs ja zu. Außerdem brauchte ich für eine Zugfahrt einen angemessenen Lesestoff. Klappentext klang zwar nicht wirklich überzeugend aber wenigstens interessant; also war der 10er flux investiert. Eine meiner besseren Entscheidungen, wie sich zeigen sollte. Ein paar Twens machen einen Ausflug nach Südamerika und vergnügen sich zunächst irgendwo zwischen Tequilla und Strandparty. Irgendwann (auf Seite 2) begeben Sie sich dann auf eine Reise zu einer Atztekenstadt im Dschungel. Dort erwartet sie dann das hinterfotzigste Grünzeug der Literaturgeschichte, das einem nach den anderen die Lebenslichter auszupusten droht. Flucht, dank der netten Ureinwohner, unmöglich. Herrlich finster geschrieben, der Erzählstil ist der Hammer. Ein echter Pageturner, kann man nicht anders beschreiben.

12 „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams

Ein Klassiker. Leicht und humorvoll geht’s durchs Weltall. Vom „Vogonen“ bis zum „Pangalaktischen Donnergurgler“ durchlebt der letzte Mensch eine intergalaktische Odyssee um unseren Heimatplaneten rekonstruieren zu lassen, wobei er nicht nur den Architekten von Norwegen trifft, sondern sich auch noch mit dem Präsidenten der Galaxis rumschlagen muß. Ansonsten liefert dieses Buch noch die Antwort auf die ultimative Frage der Menschheit… !
Gehört in jeden Bücherschrank, ein Stimmungsaufheller par excellance!

11 „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ von Walther Moers

Über Moers und seinen komplett überdrehten Zamonien – Kosmos MUß man einfach nur staunen. Mit Rumo geht’s, immer den silbernen Faden entlang, durch ein Wolpertingerleben. Vom niedlichen Kuschelköter zur Kampfmaschine gewandelt rettet Rumo seine Angebetete aus der finsteren Untenwelt und räumt dabei die schrägsten Gegner aus dem Weg. Das geht über Fantasy im engeren Sinne hinaus. Wer braucht schon Elben, wenn er tote Yetis haben kann?!?

10 Die Sekte von Mo Hayder

Ein Horrortripp irgendwo zwischen Sekte und Psychopath. Beklemmende Atmosphäre und unheimliche Morde inklusive. Auf einer abgeschiedenen Insel ermittelt sich ein Autor durch einen Albtraum aus Blut und Knochen, immer an der grenze zwischen Übersinnlichem und finsterer Realität menschlicher Abgründe. Ein weiteres meiner Bahn-Fahr-Bücher. Entdeckt und am Stück verschlungen.

09 „Neununddreißigneunzig“ von Frederic Beigbeder

Ein Einblick in die Werbewelt. Im Plot erzählt die Blaupause des New-Age-Yuppies von seinem Leben voller Ausschweifungen und Dekadenz. Dabei werden nicht nur die Grenzen des guten Geschmacks pulverisiert, sondern alt hergebrachte Erzählstrukturen gleich mit. In gewisser weise ist Beigbeder so was wie ein „Anti-Autor“, er hält sich an nichts und ihm ist ebenso wenig heilig. Im letzten Drittel wandelt sich diese kunterbunde Gegenwarts-Orgie dann analog zur Psyche des Erzählers in einen finsteren Abgrund aus Dekadenz und Gewalt.
Das Thema ist interessant, der Schreibstil ein Genuß und das andauernd provozierte Lachen bleibt einem beim nächsten Satz wiederholt im Halse stecken.

08 „Die Gelehrten der Scheibenwelt“ von Terry Pratchett

Pratchetts Scheibenwelt ist so etwas wie das englische Pendant zu Zamonien, nur eben anders. Eine komplett unlogische Welt die auf dem Rücken von Groß A’Tuin durchs Weltall treibt und deren Naturgesetze einen Alkoholspiegel von gefühlten 87,3 Promille aufweisen. Scheibenweltromane sind an sich schon höchst unterhaltsam, dieser hier ist aber außerdem noch bemerkenswert. Pratchett erklärt mit der Hilfe von wissenschaftlichen Gastautoren die Entstehung der Welt und die Evolution. Alles staunend betrachtet von den Zauberern der unsichtbaren Universität, die diese ganze Logik so gar nicht verstehen.

07 „Das Böse in uns“ von Cody McFadyen

Was dieser Typ seiner Hauptfigur in den Vorgängerromanen zugemutet und zugefügt hat, ist einfach unglaublich. Analog dazu sollte dieses Buch von Leuten mit sensiblem Magen gemieden werden. Eine Reise in die finstersten Ecken menschlichen Handelns, ein Serienmörderjagd irgendwo zwischen Religion und Selbstjustiz. Was man von einem guten Thriller erwartet, wird hier weit übertroffen, wozu auch das komplett unerwartete Ende zählt (wenn man die anderen McFadyens kennt).

06 „Needfull Things – In einer kleinen Stadt“ Stephen Kind

Das Böse kommt in Form eines kleinen Ramschladens in die Stadt und destabilisiert das Kaff dann binnen kürzester Zeit derart dass Mord und Totschlag regieren. Ein beängstigendes Psychogramm einer Kleinstadt, das auch aufzeigt, wie furchterregend einfach es sein kann die Zivilisation zu destabilisieren. Das ist auch das Fesselnde an dem Buch. Hier Terrorisiert nicht das übersinnliche Monstrum direkt, es zieht nur die Fäden so geschickt, dass die Bewohner sich das Leben selbst zur Hölle machen.

05 „Und die Eselin sah den Engel“ von Nick Cave


Hinterwältlerroman über einen Inzestgeschädigten Mörder. Cave als Sänger: Weltklasse! Als Autor auch, was man so nicht erwartet hatte. Das Buch ist so abgrundtief düster, dass man als musikalisches Pendant nur die „And No More Shall We Part“ nennen kann. Der Schreibstil sit dabei das absolute Highlight. Bisweilen zieht sich der Handlungsstrang zäh dahin, während Cave sich über die Unzulänglichkeiten seiner Romanfigur ausschweifend ereifert. Wenn man mit Cave und seinem Hang zum menschlichen Abgrund klarkommt, ist das ein hochkarätiger Lesespaß, den man aber nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte bzw. kann. Geht nicht.

04 „Gevatter Tod“ von Terry Pratchett


Was passiert, wenn sich der Tod einen Lehrling sucht um ab und zu in Ruhe angeln zu gehen? Her erfahren wir es. Das Ganze dann noch eingebettet in die Scheibenwelt mit all ihren schrägen Bewohnern. Kaum zu überbieten an Unterhaltungswert und Absurdität. Ein Lesespaß, den Mann sich nicht entgehen lassen sollte.


03 „White Line Fever“ von Lemmy Kilmister

Frauen gilt die “Autobiographie” ja bisweilen als Beispiel für guten, literarischen Geschmack. Aber was soll Mann sich mit politischen Lebenswerken drittklassiger Oppositionsführer rumschlagen, wenn einem Lemmy persönlich aus seinem Leben erzählt. Worum es in dem Buch geht? Sex, Drugs und Rock’n Roll, sprichwörtlich. Das Buch ist straight Lemmy, ohne irgendwelches selbstdarstellerische Geschwurbel bringt der Kerl es einfach auf den Punkt was es heißt, eine lebende Legende des Hardrock zu werden. Man glaubt ihm jedes schnapsgeschwängerte Wort, jede Affäre und die beschriebenen Exzesse sind wahrscheinlich eher unter- als übertrieben. Ein köstlicher Lesespaß, bei dem sogar Ufo’s nachvollziehbar werden.

02 “Die 13 ½ Leben des Käptn Blaubär” von Walther Moers

Das Meisterwerk von Moers. Begleiten wir Käptn Blaubär durch einige seiner Leben und durch Zamonien. Wen und was er dabei trifft, zeigt mal wieder auf, was für überdrehten Quatsch sich der menschliche Geist doch ausdenken kann. Moers bringt das aber alles in einen geradezu köstlichen Kontext und hetzt seinen Leser förmlich von Lachanfall zu Lachanfall. Herrlich hintergründig bisweilen, dazu mit einem ordentlichen Schuß Blutrunst zwischen den Zeilen ist das alles andere als ein Kinderbuch. Kleiner Tipp: Das Hörbuch übertrifft das Buch fast noch und der Grund dazu heißt: Dirk Bach!

01 “Der Herr der Ringe” von J.R.R. Tolkien

Allumfassende Fantasy-Saga, die man einfach gelesen haben muß! Man kann sich auch in der Folge einen wahren Kosmos von Tolkien-Büchern erschließen, die ähnlich begeistern. Ob Hobbit, Silmarillion oder die Kinder Hurins, alles lesenswert! Für mich das unangefochtene Männer-Buch Nr. 1, dem auch die zweifelsfrei großartigen Filme von Peter Jackson nicht das Wasser reichen können!


Ich hoffe, es ist für jeden was dabei gewesen. Wie immer bei solchen Listen sei abschließend noch die tiefgreifende Subjektivität der Betrachtung erwähnt. :-)

(20.10.2010)

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