(Rammstein)
Kleine Dinge werden von Großen gerne mal überrollt. So auch das niedliche Chemnitz, das unlängst von der finsteren Rammstein-Lawine überrollt wurde. Die halbe Stadt wurde spontan mal lahm gelegt, wohl gemerkt wegen eines relativ dezentral stattfindenden Konzerts. Es sit ja nicht so, als ob man da auf dem Marktplatz eine Bühne hingesetzt hätte, vor welcher 45.000 Touristen Platz nahmen... nee, vielmehr war es die beschauliche Arena Chemnitz, welche ordnungsgemäß ausverkauf den Ansturm der Rammiletten entgegen fieberte. Da wurden Nebenstraßen gesperrt, Hauptstraßen abgeriegelt, Autobahnausfahrten verstopft und unser freund und Helfer fing unschuldig wirkende Personen ab um ihnen Parkverbote im angrenzenden Wohngebiet auf zu zwängen. Unterm Strich stand die Stadt ordentlich Kopf, an jenem eiskalten Mittwoch.
Jedenfalls dürfe ja weithin bekannt sein, dass wir uns bereits im November nach Leipzig begaben um die Jungs zu bewundern. Damals war galt Chemnitz (was im Übrigen informativ komplett an uns vorbei lief) als restlos ausverkauft. Die Schwarzmarktpreise für die Karten waren bereits explodiert und es bestand eigentlich keine realistische Chance doch noch in die Arena Einzug zu halten. Da Leipzig aber so dermaßen rockte, fand ich das ausnehmend schade!
Jedenfalls rückte der 10. Februar näher und näher. Inspiriert von einem Radiogewinnspiel googelte ich mich am 31.01.2010 durch das Internet und stieß urplötzlich auf den bandeigenen Ticketshop, wo gerade ein Restkontingent an Tickets zum Originalpreis unters Mitgliedervolk gejubelt wurde. Also fix eingeloggt, ein paar Anrufe getätigt und schwuppdiwupp zwei Tickets geordert. So schnell kanns gehen... da ist man urplötzlich nur noch eine anderthalbe Woche vom nächsten Rammstein-Konzert entfernt. Gar nicht übel. Zumal das Gleiche galt wie für Motörhead im Dezember: Das Konzi fand in bequemer Laufdistanz zu meiner Wohnung statt. Quasi direkt vor der Haustür. Diesmal konnte man gar nicht so schnell gucken, wie der Tag des Events angebrochen war. Nachdem man den Nachmittag schon mit dem Verfolgen oben genannten “Katastrophenmeldungen” aus der Heimatstadt verbracht hatte, wurde abends mit Primitivlingsnudeln sowie einer Hopfenkaltschale die direkte Konzertvorbereitung angetreten, bevor wir uns gediegen, so gegen 20 Uhr, auf den Weg zur Halle machten. Da wir um die Unzulänglichkeiten von Combichrist (erneut stellte dieses Volk den “Anheizer” dar) wußten, konnten wir uns diese Verspätung beruhigt erlauben. Lieber keine Vorband als diese! Die erste Überraschung erwartete uns dann auch schon vor der Halle. Schwarzmarkthändler mit ordentlich Karten im Angebot... welche sie allerdings nicht so recht los wurden (naja, bei personalisierten Karten wäre mir das Risiko auch zu groß). Jedenfalls latschten wir entspannt durch die Eingangstür. Keine Schlange, kein Warten... nichts! Nur Karte scannen lassen, Ausweis hinzeigen (und sich dumme Sprüche anhören müssen, weil der Computer meint, man hieße “Stefanie”...) Und man stand schon in der Halle. Unabgetastet möchte ich hinzu fügen. Das ist immer wieder seltsam. Jedenfalls ergatterten wir den so ziemlich letzten Garderobenhaken der ganzen Arena und versorgten uns erst einmal mit dem obligaten Konzert - Bier. Dabei nervte es den Ausschank-Heinz sichtlich, dass wir spezielle Motivbecher verlangten. Man mußte ja die defizitäre Bierbechersammlung aus Leipzig komplettieren. ;-)
So ausgerüstet gings dann in die Halle, ein angenehmes Plätzchen war flux gefunden. Durch unsere disziplinierte Just-in-Time-Anreise dauerte es auch nicht lange, bis das Hallenlicht erlosch und sich die Herren Kruspe und Landers martialisch durch die Deko hackten. Till betrat wieder rot befedert die Bühne und die Reaktionen der Menge waren entsprechend. Diesmal konnte man das Leuchten in seinem Mund auch deutlich erkennen, als er das “Rammlied” zur Eröffnung ins Volk knurrte.
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Sehr schön! Die Akustik war zwar deutlich schlechter als in Leipzig, für Arena - Verhältnisse aber in Ordnung. Mit “B*******” und vor allem “Waidmans Heil” wurde wieder anständig einer vorgelegt. Gerade “Waidmans Heil” erhielt durch die deutlich rauere und somit finsterere Stimme von Herrn Lindemann, im Vergleich zu Leipzig , gleich eine etwas andere Qualität. (Diese sollte dann besonders bei “Weißes Fleisch” und “Wiener Blut” so richtig zum Tragen kommen.) Einmal abgesehen von ein paar kleineren Modifikationen war die Setlist nahezu unverändert zu Leipzig. Schade, denn insgeheim hatte ich schon auf “Seemann” oder “Rosenrot” spekuliert. Doch wir wollen hier nicht meckern, sondern deskriptiven Frohsinn transportieren (nach Aschermittwoch ist das Wort wieder wertneutral); also weiter im Text. Die Pyroeffekte setzten dann bei “Feuer frei!” erwatungsgemäß richtig ein. Auffallend war allerdings, dass die opulente Bühnenshow der “LIFAD-Tour” in Chemnitz nur etwas abgespeckt zum Tragen kam. Wahrscheinlich ist die Bühne einfach einen Ticken zu mickrig. Durch die insgesamt aber kleinere und gedrungenere Halle wirkte die Show aber ohnehin intensiver. Highlight des Mainsets wieder das Duo “Frühling in Paris” mit dem folgenden “Wiener Blut” ganz großes Kino! Vor allem passt das Ganze als Break optimal ins Mainset. “Wiener Blut” wie bereits erwähnt so richtig gruselig interpretiert und gekrönt von den explodierenden Baby-Stoffpuppen.
Überraschend auch, dass man “Ich tu Dir weh” wieder mit Text erleben darf. Wo in Leipzig noch eine anmoderierte, zensierte Weichspülversion zu hören war wurde nun, wohl auf irgend einem juristischen Winkelzug basierend, der komplette Text gebracht. Lediglich “Dir” wurde beharrlich durch das Wörtchen “Mir” ersetzt. Das war durchaus eine nette Überraschung, da man es auch erst bemerkte, als der Song bereits lief. Wenn man noch brav die mittlerweile indizierte Original (Deluxe) - Version des Albums sein Eigen nennt, dann fällt einem das gar nicht auf, so sehr hat man sich in die Songs mittlerweile herein gehört.
Jedenfalls wurde mit Benzin der Schlußpart wieder mit ordentlich Hochtempo eingeleitet und Pussy als Setcloser bot wieder eine herrlich schräge Show. Wenngleich der “gut bestückte” Dildo-Mikrofonständer diesmal im Equipment-Koffer blieb. Abschließend schäumte Till die vorderen zwanzig Reihen wieder mit seiner phallusförmigen Schaumkanone ein.
Die Zugabenpause nutzten wir dann für eine kurzen Ausflug gen Bierstand und kehrten gerade richtig zu “Sonne” wieder auf unseren angestammten Platz zurück. Vielleicht sollte ich hier mal auf das größte Kuriosum des Konzertes eingehen: Den Typen vor uns!!! Der Knilch war optisch eine ganz ganz böse Mischung aus Mac Gyver und diesem Escher - Heini vom MDR. Der Stand, in seine schwarze Kunstlederjacke gehüllt geschlagene 2 Stunden fast regungslos (“fast” aber auch nur, weil er phasenweise von einem volltrunkenen Dude angetanzt wurde) auf seinem Platz. Ihr macht euch keine Vorstellung... der Kaschper wagte es nicht einmal zu klatschen, geschweige denn mitzusingen. Der stand da, wie in Stein gemeißelt und verzog keine Mine. Sowas teilnahmsloses habe ich noch nie erlebt... nicht einmal ansatzweise. Selbst die Schunkelomas beim Silbereisen versprühen mehr Elan als Freund Blase da. Seltsame Gestalt... vor solchen Leuten habe ich Angst! Jedenfalls rockte Sonne nochmal ordentlich los und beim “Haifisch” schickte sich Flake, der wiederum das halbe Konzert im Glitzeranzug über sein Laufband latschte, an, seinen Schlauchbootausflug übers Publikum zu machen. Wiede der anwesenden verpassten dann auch das furiose Finale in Gestalt von “Engel”, da sie nach dem Song die Halle verließen. Engel brach jedenfalls nochmal die Dämme und endlich war die ganze Arena (mal ausgenommen von dem Typen vor uns) ansatzweise am Rocken. Im Gegensatz zu Leipzigern sind Chemnitzer scheinbar ein bisschen... naja... schnarchiger. Jedenfalls rockte das Publikum im Faustusstädtchen deutlich besser. Am Ende stand aber nichts desto trotz ein großartiges Konzert. Band und Show überzeugte voll und ganz, hinzu kam die Freude über den doch recht unerwarteten Glücksfall, noch Karten bekommen zu haben. Auch wenn ich am Donnerstag auf Arbeit spürbar schwerer in die Gänge kam, diese Aktion würde ich jederzeit wiederholen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Befürchtung, 2010 könnte im Vergleich zu 2009 deutlich absinken was das Konzertniveau angeht, sich nicht zuletzt durch Rammstein gegessen hatte. Neben den Rammiletten stehen nun schon wieder “Brant Björk” und die unumstrittene Referenz in meinem Musikkosmos (in zweifacher Ausführung versteht sich) in meinem Kalender für dieses Jahr. Vorgemerkt sind die “Hellsongs” und “Tocotronic”... ihr werdet also dieses Jahr dann doch noch ab und an etwas zu lesen bekommen. :-)
Ach ja, hab ganz vergessen, in diesem Eintrag das “R” zu rollen... Schande über mich. Aber ich hole es hiermit nach: “RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR RRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRLRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRRR!”
(Na, wer findet im Suchbild den Chinesen?!?)
(20.02.2010)
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