Mittwoch, 18. Juni 2014

JGA

 

Heute schreiben wir den 4. Juni. Das heißt: Noch 10 Tage bis zur Hochzeit des ehrenwerten GVH und seiner Holden. Trauzeuge? Ich! Wer meine Twitteraktivitäten in den letzten Wochen und Monaten verfolgt hat, für den ist das nix Neues mehr. Da ich mich mit Twitter und meinem Blog zurück halten muß um nicht zu spoilern, veröffentliche ich einfach später. Urlaubsbegleitend! Dieser erste Eintrag wird online gehen, wenn ich im Flieger nach Mailand sitze. Es sei auch verraten, daß ich schon einen dieser Einträge verfasst habe – er geht demnächst online. Allerdings wollte ich die Themenreihe “Hochzeit” dann doch mit etwas grundlegend Positivem beginnen, weshalb dieser Eintrag eher online geht.

Bisweilen verstört es die TL der @MsPittili ja (meine TL wundert sich mittlerweile eh über nix mehr), daß ich mir allwöchentlich die komplette Breitseite “Um-die-Wette-heiraten-mit-dem-Lustigen-Frisurenmann” gebe. Aber das hat Gründe, Gründe, die, wie ich gern zugebe, auch über die Vorbereitung auf die Hochzeit hinaus gehen. Ich scheue mich nicht zu sagen: “4 Hochzeiten” ist enorm unterhaltsam – wenn man es mit Twitterbegleitung schaut. Besondere Grüße an dieser Stelle an alle, die die @MsPittili so unter dem Oberbegriff “Die Gang” zusammenfasst. Damit sind all jene gemeint, die einem jedem Sonntag das Frühstück vergolden, indem sie mit einem über #vierHochzeiten lästern und dabei auch mal die hemmenden Grenzen der Political Correctness gezielt sabotieren. Mädels, ihr wißt, wer gemeint ist – ihr seid ganz groß! Smiley Jedenfalls – ich muß ja jetzt die Kurve kriegen zum eigentlichen Thema – geht es heute um das, was man eben nicht zu sehen bekommt in den Sendungen, weil es zumeist schon gelaufen ist. (Dabei wäre es soooooo goldig, wenn der Lustige Frisurenmann das auch alles kommentieren würde…) Es geht um den Junggesellenabschied.

Seit ich das Trauzeugentum annahm war mir implizit klar: Du mußt einen Junggesellenabschied fabrizieren. Gut, das war letzten September, daß mir das klar wurde – und ich bin ein Mann! Will heißen: Der Gedanke hielt dann erst einmal Winterschlaf bis Februar – und selbst dann erwachte er eher langsam. Irgendwann wurde es aber wirklich Zeit und ich schrieb mal die mir zugearbeiteten Kandidaten an um mal grob die Terminfrage zu klären. Ohne die umfassende Zuarbeit des Bräutigams wäre das nicht so ohne weiteres möglich gewesen – ihr müßt wissen: Die Kandidaten auf der Ursprungsliste sind recht weit verstreut in deisem Land und ich kannte etwa ein Drittel von ihnen. Wenn ihr jetzt denkt, das wird hier eine Geschichte, an deren Ende zwei Dutzend sturzbesoffener Kerle in lächerlichen Kostümen marodierend durch die Gegend taumeln und den Protagonisten dazu zwingen Lümmeltüten an fußlahme Omis zu verkaufen, dann muß ich euch in mehreren Dimensionen enttäuschen. Aber immer der Reihe nach.

Zunächst einmal: Das Feedback war relativ verhalten zu beginn, als die Deadline aber heran rückte, da war auf der Doodle-Seite sowas wie Hochbetrieb – und auch noch in den Wochen danach. Zwinkerndes Smiley Jedenfalls schrumpfte dann der Teuilnehmerkreis recht schnell auf 5-6 Leute zusammen. Zwei sagten kurzfristig ab, einer kurzfristig zu. Am Ende blieben also ganze 5 Beteiligte. Es sollte sich noch zeigen, daß das jetzt nicht unbedingt die schlechteste Mischung war. Falls ihr mal so etwas ausrichten müßt: Verabschiedet euch von dem Anspruch alle unter einen Hut bringen zu wollen – das wird nix! Wir hatten schon ein halbes Dutzend Termine, unter denen 2 Feiertage, ein Brückentag und 2 Wochenenden waren – am Ende konzentrierte sich alles auf den Brückentag; den 30. Mai. Geht am Besten pragmatisch ran – nehmt den Tag wo die meisten können und basta. Die anderen können es sich einrichten, oder es geht halt dann leider nicht. Interessanter Weise waren die tatsächlich Anwesenden dann die, von denen recht früh klar war, daß sie kommen und einer, der sich extra über Mittag frei schaufelte um wenigstens an einem Teil des Tages dabei zu sein.

Gut, das war Schritt 1! Schritt Nr. 2 bestand dann darin, so etwas wie ein Programm zu finden. Ich hatte da etwas spezielle Vorgaben vom Bräutigam, die mich in zweierlei Hinsicht beruhigten. Erstens weil unsere Meinungen was das “sich öffentlich zum Obst machen” angeht komplett deckungsgleich sind. Ich konnte ihn da absolut verstehen was die “no gos” angeht, sehe ich das doch exakt genau so. Zweitens wollte er keinen entwürdigenden Scheiß machen und ich war heilfroh, daß ich keinen solchen organisieren oder aushecken mußte. Ich hätte mich ja schon alleine dabei unwohl gefühlt ihm sowas an zu tun. Ich verfasste dann also meine groben Ideen in einer Mail und schickte sie nochmal rum (zur Sicherheit nochmal an alle – falls es Nachmeldungen geben würde). Setzte dann nochmal ne Deadline zur Rückmeldung. Kam nix! Also fast nix; denn quasi beim Abschicken der zweiten Mail klingelte dann doch das Telefon. Gut, wir waren also immerhin schon mal zu dritt. Darauf konnte man aufbauen. Zwinkerndes Smiley Aber die zweite Mail zündete dann und ich sammelte die dringend nötigen Anmeldungen ein. Nötig, weil wir einen Programmpunkt verbindlich buchen mußten, bei Ausfall eines Spielers wäre die Kohle dann weg gewesen. Am Ende hatte ich dann also 4 Rückmeldungen, die komplett dabei waren. Ich buchte also und das Grobgerüst stand. Wir hatten einen tollen Tag.

Nun, so einfach war es dann leider doch nicht. Erst einmal muß gesagt sein, daß einen permanent Zweifel plagen, ob das alles klappt, ausreicht, genug ist, die Ideen zünden oder auch – ganz banal – ob es dem Hauptakteur am Ende auch gefällt. Noch bescheidener ist es, wenn das eigentlich als Highlight am Ende geplante Konzept nicht aufgeht. Die Idee eines gemeinsamen Grillens und Lagerfeuers mit anschließender Schlafsackübernachtung in einer Grillhütte scheiterte kläglich. Mal eine Grundsatzfrage: Warum vermiete ich überdachte Grillhütten mit Lagerfeuerstelle und schmeiße die Mieter dann zwischen 21 und 22 Uhr raus? Schicke am Ende gar noch den Förster vorbei um zu kontrollieren? Diese Logik erschließt sich mir nicht. Als dann auch noch die Ausweichvariante – ein Zeltplatz mit Grillhütte in idyllischer Lage – weg fiel, weil man da dann doch nur “Jugendgruppen” aufnehmen könne… da hatte ich dann die Schnauze gestrichen voll. Sabotage!!! Skandal!!!! Nee, das war nicht schön. Was macht man da? Ich hatte – sein wir ehrlich – keinen blassen Schimmer! Zumal das knapp eine Woche vor dem JGA war. Am Ende waren es die MsPittili und einer der Beteiligten, mit dem ich ein wenig intensiveren telefonischen Kontakt hatte im Vorfeld, die mich wieder auf die richtige Spur brachten bzw. mich zumindest vermuten ließen, daß es nicht verkehrt ist, sich auch mal auf die Eigendynamik einer solchen Männerrunde zu verlassen. Hinzu kam, daß das Wetter auch sehr unsicher war an dem Tag und das Outdoor-Grillhütten-Ding daher ohnehin unpraktisch erschien. Ich suchte also eine Grillfläche in Wiesbaden heraus, die 1. “Open End” bot und 2. nicht reserviert werden mußte – was sich im Wesentlichen auf eine einzige Location am Rhein beschränkte. Das schrieb ich dann auf einen Zettel und packte den in den Rucksack. Dieser wiederum kam in den Kofferraum zu einem Kasten des Heimatstadtbieres des Bräutigams, welchen ich ein Mal quer durchs Land kutschte und startete am Männertag bei Dauerregen meinen Trip gen Hessen.

Den Vorabend verbrachten wir bei Spielen und den einen oder anderen… und dann natürlich noch einem anderen Whisky und ließen uns Grillgut schmecken. Alleine das trug dann schon zur Beruhigung meines Nervenkostüms bei. Langsam gewann “wird schon klappen” die Oberhand über “ohgottohgottohgottwiesolldasallesgutgehen?!?”.

Da wir die ganze Meute erst um elf Uhr versammelten, blieb vorher noch ordentlich Zeit ein angemessenes Frühstück einzunehmen um uns – insbesondere den Bräutigam – für diesen Tag zu stärken. Männer legen Grundlagen nicht irgendwie, sie tun das so:

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Und sie erfinden dabei Flaggen, wie etwa die der “Freien Republik Maskulinistan”:

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Das war ja alles nicht geplant, das kam eher spontan – waren halt vom Abend noch Würschte übrig! So gestärkt fuhren wir noch flink zur Wäscherei – einer der klassischen Programmpunkte eines jeden JGA – und brachen dann nach Wiesbaden auf. Zu dritt im Übrigen, da einer der Protagonisten sich direkt zu uns gesellte. Dabei sei gesagt, daß ich ein (vor allem für mich selbst) beeindruckendes Talent zu besitzen scheine, Strohhüte aus anderen Wohnungen zu klauen, ohne daß der Betreffende dies bemerkt. Jedenfalls nicht, bis ich ihm den in konspirativer Weise aufs Haupt setze. (Ein wenig Uniformität muß halt sein). Dazu Shirts in der Farbe der Hochzeit und fertig ist das dezente, aber dennoch identifizierbare Outfit. Da ich mich selber in Wiesbaden nicht wirklich auskenne und die Stadt erst zum zweiten Mal heimsuchte, brauchte ich als Treffpunkt irgend was Markantes. Etwas, was auch andere Ortsfremde leicht finden und das obendrein vom Mittagessen nicht allzu weit entfernt ist. Wer auch immer es war, der auf dem Schloßplatz ein riesiges Mosaik eines Wappenadlers auslegen ließ, ihm sei hiermit gedankt.

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Das Ding gab einen 1a Treffpunkt ab. Während wir warteten hatten wir obendrein noch Gelegenheit eine Oldtimerrallye (Start) und die Hochzeit eines Feuerwehrmannes zu beobachten. Es muß ein recht lustiges Bild abgegeben haben, wie da eine Hand voll Leute mit Strohhüten (deren Absichten recht leicht erkennbar gewesen sein dürften) auf dem Adler herum stehen zu sehen.

Einer unserer Gruppe verspätete sich etwas und hatte keinen Hut auftreiben können. Dafür brachte er aber einen Schnaps-Meter mit. Glaubt mir: Männer können Unpünktlichkeit sehr schnell verzeihen. Außerdem müssen wir ihm eigentlich sogar dankbar sein, denn dank ihm erlebten wir postwendend das erste kleine Highlight. Wir marschierten zusammen – zu sechst – in einen Hutladen, in welchem sich bereits einer der unseren 20 Minuten vorher mit einer Kopfbedeckung ausgestattet hatte. Da gab es Hüte… also ich hab noch nie gesehen, daß es in einem Laden so viele Hüte gibt… ich war sprachlos. Hier mal ein kleiner Teil des Sortimentes:

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Der Verkäufer war zunächst verwundert, warum da fünf Leute MIT Hüten seinen Laden betraten, schlußfolgerte aber richtig: “Junggesellenabschied”. Ohne auf Details eingehen zu wollen: Es war sehr unterhaltsam; wohl selten wurde ein Hut mit derartigem Spaßfaktor erstanden. Anschließend durfte dann auch das Eröffnungsbierchen fallen. Beim Anschließenden Besuch beim All-You-Can-Eat-Sushimann (ein Träumchen) war dann eigentlich klar, daß der Tag bis zum Abend eigentlich laufen würde. Zumal – was ich so nicht vorher gesehen habe, es aber dankend annahm – die Hüte eine gewisse Eigendynamit entwickelten:

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Wir gaben der Hutablage auch wieder ihren tieferen Sinn zurück, wenn wir motorisierter Weise unterwegs waren:

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Motorisierung war nötig um zur Nachmittagsbeschäftigung zu gelangen: Dem Lasertag. Das war in der Planung auch so ein Ding… . Ursprünglich hatte ich ja mit Paintball geliebäugelt, fand dann aber dank der Braut (die das wiederum der MsPittili erzählte) eine Alternative die neben dem Mangel an “Autsch” und der Möglichkeit eben nicht den ganzen Tag Zweitklamotten mit sich herum schleppen zu müssen auch noch den Vorteil einer gewissen Stilsicherheit lieferte. “Approved by Barney Stinson” – das kann nur gut sein. Ich will jetzt wiederum nicht auf Details eingehen, aber es war ebenfalls eine gute Sache glaube ich, die auch entsprechend ankam. Nur eines ist schockierend: Wenn man von 15jährigen Mädels gleich im ersten Spiel erst gnadenlos zusammengeschossen und danach noch mit “Na Jungs, da müßt ihr aber noch ein bissel üben” verhöhnt wird. Kein Respekt mehr vor der Jugend! Ich hab ja schon Ballerspiele gezockt, da waren die noch nicht einmal geboren!!!! Respektlos uns Veteranen gegenüber! Zwinkerndes Smiley Aber die weiteren Spiele liefen besser und ich verstörte noch mit einem unbedachten (aber mMn außerordentlich guten) Spruch eine Mutter, die unsere nächsten Gegner (Kinderbeburtstag) begleitete. Am Ende waren wir erschöpft, durchgeschwitzt und genehmigten uns zur Sicherheit gleich zwei Kaltgetränke bevor wir wieder in die Innenstadt strebten.

Nun kam eigentlich der Teil des Abends, der am heftigsten in der Luft hing. Über “wir machen einfach Indoor eine Kneipentour” ging die Planung ja nicht hinaus. Zuerst allerdings gabs einen späten, gemeinsamen Kahvi und hernach einen Volksfestbesuch mit zünftigem Biertischgarniturbierkonsum.

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Seltsamer Weise machte mir da die Planungsunsicherheit eigentlich gar nix mehr aus. Das lief bisher so gut, das würde auch irgendwie noch einen tollen Abschluß finden. Was es dann auch tat. Urplötzlich zog die Wolkendecke nicht nur auf sondern dankbarer Weise gleich komplett ab und wir saßen - zwischen einigen Blödeleien und dummen Sprüchen – urplötzlich in der prallen Sonne. Was machen Männer, die von gutem Wetter überrascht werden? Sie besinnen sich auf ihre Urtriebe und beginnen sich zu fragen, ob es nicht möglich sei zu grillen. Es war möglich.

Ab in die Personenkraftwagen und im Einkaufstempel das Equipment besorgt. Was uns selbst erst wesentlich später auffiel, allen eingeweihten Frauen aber sofort ins Auge sprang: Wir kauften auch ein wie Männer. Was braucht “Mann” denn zu Grillen? Einen Grill, klar! Kohle und Anzünder? Logisch! Und als Munition? Nun, 3 Packungen Würste, eine XXL-Packung Steaks und ein 10er Beutel Brötchen nebst Senf und Ketschup – passt! Wir entschieden uns sogar noch für die zivilisierte Variante mit Papptellern, Servietten und Plastebesteck (kann man ja auch nicht unbedingt erwarten). So pilgerten wir also dann zum Rheinufer, den Schnaps-Meter (oder besser dessen Reste) stolz vor uns her tragend, und ließen uns auf dem Rasen nieder. Bier hatten wir ohnehin genug in den Kofferräumen und meinen extra fürs Campen organisierten Fußball konnten wir dann sogar auch noch seiner Bestimmung zu führen.

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Wir verbrachten also die letzten Stunden des JGA auf einer Wiese am Rhein, die wir praktisch ganz für uns allein hatten. Dazu Sonnenschein, ein gut heizender Grill und jede Menge totes Tier, ein Fußball und einer Menge dummer Sprüche (Uferillumination mit brennenden Gänsen und so was… ihr wißt schon) – aber warum auch nicht!?! Es war ein Heidenspaß, aber einer der unaufgeregten Sorte. Als wir den Abend dann mit einer guten Zigarre um den erlöschenden Grill herum stehend beschlossen, war das ganze Drama der Vorbereitung, welches zeitweise ja herrschte, dann irgendwie auch wieder vergessen.

Ich kann jetzt hier nur für mich sprechen, aber ich bin unterm Strich schon sehr zufrieden mit dem Ergebnis der ganzen Organisation. Sicherlich hätte einiges eher, schneller, frühzeitiger oder auch koordinierter laufen können. Allerdings ist es schwer das auch so umzusetzen, zumal, wenn das für einen eine Premiere ist und einem kurz vor Ende noch ein eigentliches Highlight weg bricht – was irgendwie aber auch kein Problem mehr war als wir da um unseren Grill herum standen und die dicken Rauchwolken in den Abendhimmel bliesen. Daher an dieser Stelle nochmals Dank an alle Beteiligten, die dazu beigetragen haben, daß der Tag so verlief, wie er dann eben verlief!

Und wenn ihr demnächst mal einen JGA organisieren müßt Männer – tut eurem “Schutzbefohlenen” vielleicht nicht allzu viel Schreckliches an. Vor allem: Macht euch am Ende nicht so viele Gedanken über das Gelingen – wie ich es streckenweise tat. So lange ihr ein paar coole Typen zusammen getrommelt bekommt, Bier in Reichweite ist und ihr vielleicht noch einen Schnaps-Meter habt (ohne wird es schwer), dann wird das schon. Zwinkerndes Smiley

2 Kommentare:

  1. Der letzte Absatz ist soooo richtig und wichtig. Nicht nur beim JGA sondern allgemein. Ich freue mich schon auf die nächsten Postings, die Bilder bei Insta waren ja grandios.

    LG

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