Samstag, 16. November 2013

DEVILS & DUST

(Bruce Springsteen)

Ich habe gerade eine Werbung gesehen, da muß'sch mich ma drüba uffresche!!! Zeit habe ich dazu, weil bei Schlag den Raab ja noch dieses Vorgeplänkel läuft, wo das zuschauende Votingvieh sich einen Kombatanten aus ner Hand voll offenbar freizeitloser Alleskönner heraus knobelt. Bis die fertig sind, bin ich im Optimalfall fertig.

Es geht um “Knorr”. “Knorr” an sich setze ich mal als bekannt voraus. Das ist diese Fressalienschmiede, welche Nahrungsvortäuschungsmittel zusammenrührt und dann in Tütenform verhökert. Aber außerdem scheinen uns diese Typen noch für vollkommen bekloppt zu halten; mag auch daran liegen, daß sie vor allem im Privatfernsehen werben, wo man sich ja der Zielgruppe entsprechend anpassen muß. Wenn Deutschland irgendwann so dämlich ist, wie sie scheinbar denken – bei Knorr – dann können wir den Laden eigentlich gleich dicht machen hier und uns darauf einrichten, Diplome im “Singen und Klatschen” an die akademische Elite zu verteilen. Und womit? Mit Recht! Da lief gerade ein Spot für eines ihrer Fertigtütenprodukte. Gut, von der bröseligen Tunke habe ich ja eh keine allzu hohe Meinung, das dürfte bekannt sein. ABER: “Knorr” setzt  im Spot einen dialektbeladenen Scheinmigranten aus dem Stiefelland ein und versucht uns allen Ernstes weiß zu machen, daß der Typ als “echter Italiener” und Profikoch auf die guten, guten Knorr Produkte zurück greift um sich und den Gästen seines Sternerestaurants eine Lasagne zurecht zu panschen. Ich sag nur: Fail! Eine derartige Vergewaltigung der italienischen Küche sollte strafbar sein. Ich war schon mehrmals in Italien, meine Schwester ist es seit – und noch für – mehrere Monate. Ich vermute mal ganz wild, daß sie mich bestätigen wird, wenn ich sage “Der Italiener, der was auf sich hält, der kocht tendenziell eher frisch.” Gut, auch da hat es bestimmt so eine Gruppe ordnungsgemäß enthirnter Konsumopfer, die sich den industriell produzierten Pamps löffelweise hinter die Kiemen schiebt; aber im Großen und Ganzen dürfte das doch nicht die richtungsgebende Mehrheit sein. Schon gar nicht, wenn man von guter Lasagne spricht.

Es wird der Eindruck erweckt, daß man nur dieses Papiertütchen aufruppen, den Inhalt kurz zum Hackfleisch geben und dann nur noch warten muß, bis der Ofen Vollzug meldet. Dann soll man eine Lasagne ernten, die angeblich “wie in Italien” schmeckt. Tut mir ja leid, aber diese Vorspiegelung falscher Tatsachen ist in ihrem Wahrheitsgehalt… naja… voll die Moppelkotze! OK, passt nun auch wieder zum Produkt befürchte ich. Welcher halbwegs vernünftige Mensch, kann denn auf die Idee kommen, daß irgend etwas, das staubig aus der Aluminiumverkleidung eines Tütchens stiebt allen Ernstes gutes Hackfleisch und frische Zutaten geschmacklich in den Schatten stellt? Nehm mal einen Bund Basilikum in die Hand, vielleicht noch ein wenig Rosmarin dazu und Thymian wenn ihr wollt, zupft das Zeug, schneidet es klein. Dann Hackt ihr euch ein paar Tomätchen nebst Zwiebeln und massakriert ein paar Möhren in möglichst kleine Teile. Dann bratet ihr eine Ladung feinstes Rinderhack auf heißer Flamme an, löscht vielleicht mit einem halbtrockenen weißen ab und dünstet im Resultat noch die Zwiebeln mit glasig. Dann, wenn es so richtig schön duftet, rein mit den Tomaten und den Möhrchen. Dazu noch ein oder zwei Knoblauchzehen grob hacken und unterheben bevor ihr das Ganze dann mit frisch gemahlenem Pfeffer, Salz und von mir aus auch noch einer Prise Zucker abschmeckt. Gerne auch noch etwas konzentriertes Tomatenmark. Zum Schluß dann noch ein wenig Sellerie (wer mag) und natürlich die gehackten Kräuter nach Bedarf. Ich persönlich habe an Kräutern übrigens einen sehr, sehr hohen Bedarf – ich mag Kräuter nämlich. So… stellt euch das einfach mal alles vor eurem inneren Auge vor, schließt die Augen und… ahhhh, könnt ihr es riechen? Riecht supi, oder? Ja, so ist das – so ungefähr macht das auch die Mama vom Stiefelländer. Und nun, stellt euch mal den Inhalt dieses Päckchens vor, der in den Werbespots im Übrigen meist nicht oder nur extrem kurz zu sehen ist. Die wissen schon, warum. Statt dessen springt der “Koch” immer zwischen Kräutertöpfen und Profiequipment rum – nur um uns zu verarschen. Aber ich schweife ab, ihr solltet euch den Päckcheninhalt vorstellen. Kippt man das mal auf dem Tisch aus, dann bleibt ein rotgrauer Haufen leicht säuerlich riechendem Kulinarabfalls. Hier und da soll ein grünes Fitzelchen noch “Kräuter” vortäuschen, ist bei näherer Analyse aber wahrscheinlich nur so ne Art eingefärbtes Sägemehl mit Frostschaden. Jetzt kommt die Königsdisziplin: Stellt euch die Zutaten vom ersten Beispiel vor und dann geht mental mal zurück zu diesem jämmerlichen Haufen Nahrungsverhunzungsstaub. Und jetzt ruft euch mal das Versprechen “wie in Italien” ins Gedächtnis – lächerlicher gehts ja kaum. Sollte der Typ, der da in der Werbung in seiner weißen Schürze rum springt 1. tatsächlich Koch und 2. tatsächlich Italiener sein, dann sollte man den ausbürgern, so daß der beim nächsten geplanten Heimatbesuch praktisch an der österreichischen Grenze abprallt wie’n Flummi von ner Wand. Das ist doch ne Frechheit, diese Werbestrategie! 

Ich frage mich ja sowieso, wie sie diese Bröselscheiße produzieren. Vermutlich wird einfach alles, was bei der Tiermehlproduktion durch den Qualitätstest fällt einmal kräftig durchgemischt, in Glutamat ersäuft und dann gefriergetrocknet. Anschließend wird es in die bunten Beutel abgefüllt und nach dem Zufallsprinzip etikettiert. Soll die Soße etwas dunkler werden, rührt man eben noch ne Portion Farbstoff unter. Streng genommen sieht es ähnlich aus wie das, was einem beim Wechsel des selbigen aus dem Staubsaugerbeutel entgegen stiebt. Der Witz ist ja, daß man viele der vernünftigen Zutaten (wie Hackfleisch) ohnehin noch zugeben muß, die viel beworbene “Zeitersparnis” geht alleine dadurch vor die Hunde. Läßt man das Päckchen einfach mal weg und setzt ein paar Gewürze und Kräuter ein, dann schmeckt es unterm Strich auch noch besser. Das ist ein riesiger Schwindel wenn man so will, mehr nicht. Und ganz nebenbei: Das, was im Spot dann auf dem Teller landet und als vorgegaukeltes Endresultat (-> Serviervorschlag) den Bildschirm ziert, das bekommt man ohnehin nur mit ner Armada von Food-Designern hin. Essbar ist das natürlich nicht mehr danach. Das ist jetzt alles nicht neu, aber diese Dreistigkeit, die hat mich eben wirklich uffgeregt, mordsmäßig uffgeregt!

PS: Falls jetzt jemand denkt, ich wüßte doch gar nicht wovon ich rede, da die Tütchen doch voll viel toller und besser und billiger und überhaupt viel hochwertiger seien als das ganze frische Zeug, dem sei gesagt: Ja, der Onkel war aber auch mal Student. Nur mit der Zeit habe ich mir dieses Gelumpe aus Geschmacksgründen gründlich abgewöhnt. In diesem Sinne, lieber kochender, volksverdummender Tütchenpseudoitaliener: VAFFANCULO!!!

4 Kommentare:

  1. Ach weh. Und ich wollte dieses mit leckerem Geschmack bestäubte Papier zum braten schon kaufen. Danke, dass Du mich gewarnt hast ;-)

    Und sprachlich verorte ich den "Koch" eher am Balkan. Was solls. Ist dann eben Lasagne nach Balkanart. Eh wurschd, schmeckt niemand, der so ein Zeug kauft ;-)

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    1. @DsL
      Du wolltest nicht ERNSTHAFT dieses seltsame Papier kaufen?!

      LG

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    2. Oh, ich hab schon wieder was verpasst, von welchem Papier redet ihr (hatte mal ne Woche den Fernseher nicht an).

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  2. Ruhig, ganz ruhig. Nicht aufregen. Lass sie mal ein bisschen spielen, du weißt doch, dass man irgendwann auf die frischen Kräuter kommt, ganz ohne Werbung. Braucht halt manchmal, aber irgendwann erwischt es jeden. Ähm, glaube ich.

    Grüße! N.

    ;)

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