Montag, 2. September 2013

EDUCATION

(Pearl Jam)

Na, habt ihr gestern auch alle fleißig “TV-Duell” geschaut? Mutti gegen den Honorarsozi? Ja? Na, was denkt ihr, wer hat gewonnen? Muttis Kette? Stimmt. Das Ding – wer auch immer diesen dreifarbigen Halsschmuck zusammen geschmiedet hat – wird wohl mit einem angemessenen Nachfragehoch bedacht werden in den nächsten Tagen. Vielleicht schafft es das Ding nach der Abwahl von Madame Merkel (das dürfte so um 2067 sein) sogar ins Haus der Geschichte, direkt neben Lehmanns Elfmeterzettel. Aber ansonsten – machen wir uns nichts vor – war das gestern doch eine recht lahme Veranstaltung. Die SPD hat den Fehler begangen, daß sie Steinbrück selbst entschärft hat. Dieses anfängliche Hergebete von Fakten und die aufzählerische Fragenparade nach den großen Themen eines de facto nonexistenten Wahlkampfes – das war nicht Peers Ding! Das merkte mal. Steinbrück glänzte erst später, als er spontan werden mußte, werden konnte. Als Raab ihn versuchte aus dem Konzept zu bringen. Steinbrück ist als Redner nun mal am Besten, wenn er die Metaphern raus hauen und die Ironiewelle reiten kann. Daß das seine Partei nicht kapiert und ihn statt dessen auf hyperseriösen TV-Kandidaten zu trimmen gedachte, das ist schon fast tragisch.

Aber wie dem auch sei. Meiner Meinung nach war das gestern ein klassisches Patt. Die erst Stunde war Mutti souverän vorne, bis dann Steinbrück eben auftaute und den Rest der Sendung für sich entschied. Aber generell fehlte mir da der Biß, beiderseits.

Das mag nun auch die SPD gemerkt haben und sogleich schickte sich einer der roten Granden an, sich und seinen soliden Zwanzigprozenter von Partei wieder ins mediale Licht zu wuchten. Das gelang ihm, aber ob das ein Dienst für die Partei ist… ich bin da skeptisch. Sozen-Siggi sorgt schnurstracks für Irritationen, indem er im Bildungssystem die diskriminierende Wirkung von Hausaufgaben als Wahlkampfthema entdeckte (HIER nachzulesen). Hier klinke ich mich mal aus dem “normalen” Blogbetrieb aus und schalte gewisser Maßen auf Autopilot…

*ragemode ON”:

Unweigerlich fragte ich mich: Meint der das ernst?? Hat Moppelsiggi denn derzeit keine anderen Probleme als seiner Partei eine rote Version der “Veggie-Day-Debatte” zu bescheren? Will er am Ende die schwarzgrünen Ökos quasi kampflos vorbei winken und als souveräne dritte Kraft im Lande abschließen am 22.September; will er hernach entweder als Juniorpartner die Opposition “mit gestalten” oder gar unter Mutti in der Regierungsverantwortung “fdpisiert” werden? Das Bildungssystem ist schon am Arsch hierzulande. Da können die Bayern sich gerne einen drauf abfeiern, daß sie “Deutschlands bestes Bildungssystem” zu haben glauben. Wenn Deutschland selbst aber im internationalen Vergleich nur unterer Durchschnitt ist, dann heißt das mit anderen Worten über die Qualität des bayrischen Bildungsprogrammes: “VOLL MOPPELKOTZE”! Als ob wir hier den Diskurs führen müssen, wer im Land “weniger scheiße” ist als der andere, hier sollten alle an einem Strang ziehen um geschlossen aufzuholen. Aber da spielt ja schon generell der Horst nicht mit, der seinen blauweißen Schurkenstaat am liebsten aus dem Länderfinanzausgleich heraus meißeln will. Soll er sich doch selbstständig machen mit seiner föderalen Zumutung – er kann sich dann bei den EU-Beitrittsverhandlungen ganz weit hinter der Türkei einreihen wenns nach mir geht. Was nun aber Siggi vorschlägt, das ist wieder das andere Extrem. “Keine Hausaufgaben”, das ist doch blanker Populismus. Dummer Weise auch noch einer, der vor allem die erreicht, die zu 90% noch nicht wählen dürfen. Hätte er gefordert “keine Steuern”, dann wäre das wahltaktisch effektiver gewesen – so hat sich auch die FDP vor vier Jahren ihr lächerlich hohes Ergebnis herbeigelogen. Man muss es dann ja nicht umsetzen, wenn man erst einmal gewählt ist. Ist es wirklich eine “gute Idee”, die Schüler davon zu entbinden, sich auch mal zu Hause mit dem einen oder anderen Thema zu befassen? Klar, mich haben Hausaufgaben auch manchmal genervt, aber ich bin auch noch in ganz anderen Zeiten groß geworden. “In einem Land vor unserer Zeit” sozusagen! Stellt euch mal vor: Ich wurde noch von der ersten Klasse an voll benotet; ich hatte noch Sonnabends Unterricht und Hausaufgaben, die hatte ich auch seit der ersten Klasse auf. Im Ergebnis habe ich dann mein Abi ohne Murren, Burnout und psychische Probleme in 12 Jahren abgelegt. Warum? Weil wir verflucht nochmal von Anfang an was beigebracht bekommen haben und es gewohnt waren, daß das auch benotet wird. Dieses weichspülpädagogische Geschwurbel heutzutage, das ist doch dysfunktional! “Huhuuuu, bloß keine Noten vor der vierten Klasse, die Kinder könnten ja diskriminiert werden.” Tut mir leid, aber dumm ist nun mal dumm und wenn man es dem Kind und den Eltern nicht zurück meldet, dann wird es auch nicht klüger. Vor allem kann dann keiner frühzeitig gegensteuern, weil die Defizite ja um Himmels Willen nicht benannt werden dürfen. Wenn dann noch am falschen Punkt ein falscher Lehrer dazu kommt, dann ist der Ofen gleich ganz aus. Und wenn es dann ums Gymnasium geht und plötzlich hart benotet wird, dann ist das ja kein Wunder, daß die Kinder, die das nicht gewohnt sind, plötzlich einen an der Waffel kriegen. Kopfnoten, auch so ein Thema. Wenn ein Kind faul und frech ist, soll man das den Eltern ruhig mitteilen. Aber da kann man ja wieder diskriminieren und wehe ein Elternpaar zieht vor Gericht, weil man der Rotzgöre eine 3- in Betragen ins Halbjahreszeugnis gemeißelt hat, was aus Lehrersicht vielleicht sogar noch euphemistisch war. Manchmal habe ich den Eindruck, daß die ersten 2 Schuljahre nix weiter sind als staatlich gefördertes “Singen und Klatschen”. (Fehlt nur noch, daß später “Namen tanzen” als Leistungskurs angeboten wird.) Die Zeit fehlt dann am Ende natürlich und so wird dann aus einer durchaus machbaren Sache, dem Abitur nach 12 Schuljahren, schon fast zwangsläufig das Schreckgespenst “Turbo-Abi”. Nix Turbo! Turbo am Arsch! Ich kann das Gejammer nicht mehr hören! Wenn das Bildungssystem eine ordentliche Struktur hat und genug Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes gewährleistet ist, dann ist das mehr als machbar. Wenn jetzt aber noch der Siggi um die Ecke gesprallt kommt und Hausaufgaben verbieten will – dann ist mir vollkommen klar, daß 12 Jahre für ein europäisch gemessen gutes Abitur einfach zu knapp sind. Wie lange soll denn dann das Abi – selbst wenn es nur das heutige Niveau halten soll – dann dauern? 15 Jahre? Oder sagen wir lieber gleich 20, damit wir auch wirklich jeden Eingeschulten bis zum Abitur tragen können. Wehrpflicht is ja eh nicht mehr und Rente ab 75 kommt auch bald, wir haben also Zeit. Leute, das kann doch alles nicht wahr sein!

Die Begründung ist ja auch der Hammer: “ Akademikereltern könnten Kindern einfacher helfen als jene Mütter und Väter, die nicht studiert haben. Damit beginne die Ungerechtigkeit.“ Toll, meint der das ernst? An sich ist das offensichtlich, aber muß man denn denen, die die Unterstützung haben, diese noch nehmen? Muß man denn die Eltern, die sich engagieren für ihren Nachwuchs noch dafür bestrafen, daß sie ihren Kevin nicht wie andere ganztags vor der Playstation parken und sich in der Küche mit Stroh 80 und ner Stange “Ernte 23” die Grütze aus der Murmel ballern? Außerdem habe ich in meinem Freundeskreis auch Leute kennen gelernt, deren Eltern sich ohne akademischen Hintergrund für ihre Bildung engagiert haben. Ja, Herr Gabriel, sowas gibt es auch. Gerüchten zufolge waren auch genau die mal das Stammklientel ihrer Partei – vielleicht sollte man sie deshalb nicht unbedingt per se als “dumm” abstempeln – das könnte gewissermaßen “ungünstige Kontexteffekte” für die Bundestagswahl bergen. Im Ergebnis werden vielleicht alle Kinder leistungsmäßig ausgeglichener, aber auf einem niedrigeren Level! Die Herangehensweise, werter Herr Gabriel, sollte doch sein, daß man denen, die von Haus aus keine Unterstützung haben, diese anbietet. DAS wäre doch mal ein Ding, wenn man mit dieser Idee kommen würde! Da könnte man, auch wenn so eine Nachmittagsbetreuung mit Hausaufgabenhilfe vielleicht was kostet, mal was Sinnvolles bewirken. Diese Forderung ist doch keine Hilfe für niemand, das ist im Endeffekt Zwangsverdummung von Akademikerkindern und engagierten Schülern im Allgemeinen (mal ganz davon abgesehen, daß die meisten Eltern ihre Kidner trotzdem weiter unterstützen würden, das kann ihnen nämlich keiner verbieten – hier wird die Parallele zum Veggie-Day (drei Mal verflucht sei er) am deutlichsten). Das ist hirnrißiger Schwachsinn der uns ins bildungspolitische Nirvana führt! Das ist NICHT das, wofür eine sozialdemokratische Bildungspolitik stehen sollte – KEINE Bildungspolitik sollte dafür stehen. Ich hoffe, daß man das im Willy Brandt Haus auch bald erkennt und Gabriel scharf zurück pfeift (da aber ausgerechnet er der Chef von dem Haufen ist… naja). Tut mir leid, aber so was geht gar nicht! Das ist keine Reform, das ist blanker Irrsinn! Außerdem, was denkt denn der Herr Gabriel, was jetzt passieren wird? Dieser Vorschlag ist doch ein Elfmeter für die politischen Gegner. Der kommt da mit einer Idee, die sogar Kristina Schröder kritisiert! Zur Recht kritisiert!!!! Tiefer kann man doch nicht sinken. Wer solchen Blödsinn raus haut, der kann nicht ernsthaft an einem Wahlsieg interessiert sein.

“ragemode OFF”

… DAKÖNNTSCHMICHUFFRESCHE!

2 Kommentare:

  1. In Bezug auf den systematischen Abbau der Bildung: "Nur dummes Schlachtvieh sucht seinen Schlachter selbst aus." Oder "Nur dummen Wählern kann man den Mist glaubhaft machen, der erzählt wird."

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  2. Also, wenn schon nicht Cabrios für alle, dann wenigstens Cabrios für keinen. War früher eigentlich mal die Domäne von ganz links. Welche Partei schubbst die Siggikugel vor sich her?

    Ich dachte gestern, als ich's im Radio hörte, ich höre Fakesendungen, aber die meinten das ernst.

    Grüße! N.

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