Freitag, 9. November 2012

DER GRAF

(Die Ärzte)

Wie einige wissen werden, war der Papa heute auf Besichtigungstour. Die Objekte der Begierde waren Wohnungen. Auch wenn alle in einem unbewohnten Zustand waren, so lieferten sie zum Teil doch recht amüsante – aber auch schockierende Einblicke in das, was entweder die Mieter sich und ihrer “Höhle” selbst antun oder in die Untiefen der Kreativfolterkeller der Sanitäreinrichtungsproduktionsfirmen. In der “Favoritenwohnung” fand sich keines der zwei Fundstücke – drum ist es auch die Favoritenwohnung – aber in zwei anderen fand ich folgendes vor:

Fundstück eins: “Die quadrophile Decke des Grauens” oder auch “Gelsenkirchener Stuck”:

Deckendingsbums

Das Fiese ist, daß selbst die Genossenschaft vor dem Ding da kapituliert hat. Der Vormieter hat es angebracht und abmachen wollen sie dieses komische Gehottlich da nicht wieder. Was hier neben der rein optischen Zumutung dieser ästhetischen Moppelkotze nicht ganz raus kommt, ist die Verdunklungswirkung. Das Ding läßt das Zimmer extrem dunkel und klein, ja schon fast drückend niedrig, wirken. Und wenn mir das schon auffällt… naja. Gut, das ist jetzt auch eine Rentnergegend und die mögen bekanntlich alles, das nach “früher” aussieht. Aber das trifft auf das Ding ja auch nicht zu. “Früher” hätte ja noch Stil, das da sieht aus wie der verzweifelte und mißlungene Versuch die 1870er Jahre mit postmodernistischen Designideen zu kreuzen.

Das zweite Fundstück ist nicht ganz so Banane, es hat mich eher zum Schmunzeln gebracht. Gut, es war jetzt auch ein “No Go” für mich, aber irgendwie war es auch ein wenig skurril, daß jemand so etwas baut:

Badewannensarg

Eine sargförmige Badewanne. Vor allem ohne Not eingebaut das Ding! Da ist genug Platz um da ein vernünftiges Planschbecken einzubauen aber aus irgend einem Grund hat man sich irgendwann entschieden dieses Ding einzubauen. Wer braucht so etwas? Ich nicht, nicht bei meinem Badefimmel. Das ist eher was für Vampire. Man stelle sich den finsteren Grafen vor, wie er auf leisen Schwingen vom Beutezug zurück kehrt und sich in Fledermausform auf dem Balkon nieder läßt bevor er sich zu seiner humanen Endform ummaterialisiert. Es ist 4:35Uhr in der Nacht und der gute Mann hat kräftig Schlagseite, weil er einen vierzehnköpfigen Junggesellenabschied ausgeschlürft hat. Benommen torkelt er in Richtung Bad, wirft Umhang und den mit Blut besudelten Smoking wahllos auf den Boden und rülpst noch einmal herzhaft, bevor er vor die Wanne tritt und sich in seinem erdmöbelartigen Liquidcontainer ein entspannendes Blutbad zu gönnen!

Er muss nur aufpassen, der Graf, daß er da nicht einschläft bei all den vertrauten Bettformen seiner Entspannungshöhle da… das Bad hat nämlich keine Jalousien. Zwinkerndes Smiley

9 Kommentare:

  1. Die kleine Schwester9. November 2012 um 22:31

    Bitte, was? Besichtigungstour?

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  2. Die Sargwanne - geschenkt. Da könnte ich drüber weg sehen, aber ein Bad ohne Jalousien? Niemals!

    Grüße! N.

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  3. Haha, ich finde die Sargwanne sehr originell :D Jedem Gast dem sie auffallen würde, würde ich einen Tomatensaft kredenzen!

    Gelsenkirchner Stuck da oben geht ja mal gar nicht... *brrrr*

    Aus welchen Gründen suchst du nach ner neuen Bleibe? Ich war in den letzten Tagen etwas untwittrig, aus familiären Gründen, und mit ohne Smartphone verpasst man dann ja so Einiges...

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    1. *yay* :) Viel Erfolg nun... wie sieht denn die Wohnsituation in the big C aus?

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    2. Eigentlich ziemlich entspannt. Aber da wo wir hin wollen muss man schon ein wenig Glück haben. Aber kein Vergleich zu anderen Städten. :-)

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Erst habe ich den Gag mit der Sargwanne gar nicht verstanden, bis ich diesen Knick da gesehen habe. Geht ja mal gar nicht.

    Viel Erfolg bei der Suche wünsche ich Dir/Euch.

    LG

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