Donnerstag, 9. Mai 2013

IM WALD, DORT WO DIE DROSSEL SINGT

(Volkslied – analog)

In den letzten Wochen ist ja so einiges hier im Internetz geschrieben wurden zum Thema Telekom und Drosseltarife. ALLES MIST!!! Also nicht die Drosselung, sondern die Meinungen der so genannten “Web-Gemeinde”. All diese filesharenden Kriminellen da draußen, die mit “Netzneutralität” um sich werfen ohne es auch nur buchstabieren zu können! Ihr Hippies mit eurer “Alles-Umsonst-Alles-Für-Mich-Attitüde” – durchdenkt diese Volumentarife doch mal in Ruhe, bevor ihr reflexartig aufschreit und herumkrakeelt! Muß sich denn jeder Kommentar dazu nur auf die so genannten “Nachteile” oder – populistisch gesagt – “Gefahren” konzentrieren? Das ist doch Rufmord! Rufmord am innovativsten und richtungsweisenden Telekommunikationsriesen des Landes. So sehet und erkennet die dem Volumentarif innewohnenden Chancen! Wer dazu nicht in der Lage ist, der lese weiter – der Papa ist ja da um euch zu erhellen!

Mal ehrlich: Muß man denn immer all das machen, was das Ausland so vormacht? Ist es nicht auch mal Zeit für eine individuellere Lösung? Brauchen wir denn Hochgeschwindigkeitsinternet und Breitbandverbindungen die noch breiter sind als die Bildungslücken der Frauentausch-Protagonisten? Nur weil der Franzose in seinem normannischen Mutterboden die High-Speed-Leitungen versenkt oder in Japan die Tentakelpornomangas neuerdings in Hologramqualität auf die Smartphones gestreamt werden, muß man doch nicht gleich die wunderschönen Prachtboulevards und Flaniermeilen Hannovers aufreißen, oder den perfekt funktionierenden ÖPNV der Bundeshauptstadt durch vollkommen überflüssige Baustellen stören nur um ein paar Glasfasernetze zu verscharren. Sollen die mal vorweg eilen um uns herum, wir haben da mehr Stil. Der Bundesbürger der Zukunft hetzt nicht länger, nein, er schreitet majestätisch durchs Internet! Rennen ist würdelos! So sollten auch wir das sehen und der Telekom danken für diese Entschleunigung unseres Alltags. Der Genuß von Katzenvideos auf youtube wird zukünftig die ohovschen Hüpfburglippen als Identifizierungsmerkmal der “Society” ablösen. Wer es erst einmal geschafft hat, der zündet sich seine Cohiba nicht mehr mit nem Hunni an, nein, er hebt einfach den Kennwortschutz für sein Heimnetzwerk auf. Mein Haus – Mein Auto – Mein Volumentarif!

Aber auch wir normal Sterblichen können und werden nur profitieren! Heißt es nicht immer und überall, daß wir zu Getriebenen werden, zu Sklaven der umfassenden Erreichbarkeit? Haben sich nicht erst Gewerkschaften beschwert, daß die Trennung zwischen Heim und Büro aufgeweicht wird? Haben wir nicht alle zugestimmt, als sie das taten? Heißt es nicht ohnehin immer, “früher war alles besser”? Also, kein scheinheiliges Gemotze mehr hier! Die Telekom, jener Ritter in magentafarbener Rüstung, bietet uns doch jetzt die Chance, das alles zu ändern – zurück zu kehren zu jenem “früher”, also auch zum “alles besser”. Wir, die wir ja nun eben nicht die Opfer, sondern die Nutznießer dieser Drosselung sind, wir sollten uns nicht beschweren. Wir sollten unsere auf Ramschniveau abgeschmierten T-Aktien in güldene Rahmen packen und uns einen Schrein bauen, vor welchem wir der Trottelkom allabendlich 2 Stunden auf den Knien huldigen können. Ihr ahnt ja gar nicht, was uns für goldene Zeiten bevor stehen, wenn erst einmal gedrosselt wird und sich der Innovationsschub, der damit zweifelsohne einher gehen wird, sich weiter fortsetzt. IHR ahnt es nicht, ich schon:

Ich rate euch den alten Pager wieder hervor kramen und schon einmal ebay nach einem Wählscheibenapparat absuchen, so lange man da noch Bilder mit hochladen kann. Dann kann man sich beruhigt in seinem Ohrensessel zurück lehnen, dem Glockenschlage des Kirchturmes beim warmen Licht der Gaslampe und der neuesten päpstlichen Bulle, welche der Buchdrucker einem persönlich in den Briefkasten warf, entgegen fiebern. Am nächsten Morgen ruft man sich dann eine Droschke und läßt sich vom Kutschmann in die Fabrik bringen um den Unterdrückten beim Hofappell den Merkantilismus zu predigen. Gegen Mittag dann stattet man dem Fürstenhof einen Besuch ab und zahlt die obligaten 20 Gulden und viereinhalb Hühner, welche man seiner Herrlichkeit für den Schutz schuldet, den seine berittenen Milizen dem Lande bringen. Zur Einkehr in ein Wirtshaus am Ratskeller bleibt dann noch genug Zeit. Während man auf seine Schweinshaxe und einen Holzkrug Bier unbekannter Herkunft wartet, informiert man sich noch an den ausgehängten Bekanntmachungen der Stadtverwaltung über die aktuellen Hexenprozesse im Dorf und verflucht das kräutersammelnde Weibsvolk bis in die siebte Hölle. Auf dem Heimweg stattet man dem Barbier noch einen Besuch ab, welcher einen mit einem angeschliffenen, rostigen Löffel fachmännisch zur Ader läßt. Derart beschwingt kehrt man dann in sein Zeltdorf zurück, wo man erst einmal den Bärenfellumhang wechselt und die Feierabendkeule sowie seine Lieblingssteinaxt anlegt. Bevor die Gruppe am Abend weiter zieht überfällt man noch schnell die Nachbarsippe und verspeist deren Ältestenrat – roh. Dann legt man sich unter eine Fichte um zu schlummern und wenn der große Uga-Uga im Leuchtknallbumm am blauen Dach da oben es gut meint, geht es morgen Mittag wieder zurück auf die Bäume.

Gute Nacht

Ihre Drosselkom!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen