Mittwoch, 15. Mai 2013

WAKA WAKA

(Shakira)

Wir wohnen hier ja nun – wie schon des Öfteren erwähnt – in einer Rentnergegend. Wenn man so die umliegenden Balkons betrachtet, ja, dann merkt man das auch. Sogar schienbeingroße Gartenzwerge und bunte Gartenzwerg-Lichterketten sind zu erblicken.  Eine Hand voll dieser “Erwins” kann man in beängstigender Regelmäßigkeit auch im weißen Feinrippunterhemd beim Abendbierchen im Balkonliegestuhl beobachten. Obwohl… eigentlich beobachten die eher uns, jedenfalls kommt es einem so vor, wenn alibihaft an irgend einem Gebüsch herum genestelt wird während man zu “den jungen Leuten” herüber schielt. Ich frage mich dann manchmal “Haben die eigentlich nix anderes zu tun?”

Nein, haben sie nicht. Könnten sie aber, wie letzte Woche ein Blick in den Briefkasten zeigte:

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Ich finde das aus mehreren Gründen ziemlich amüsant. Zunächst sticht die hochprofessionelle Aufmachung der ganzen Aktion da ins Auge. Handynummer (gehört zu einem Herrn Schöne im Übrigen) und Gmail–Adresse, mehr nicht. Da springt einem die Seriosität doch schon fast entgegen – und nicht nur die. Ich habe mir des Spaßes halber mal die “Mühe” gemacht auf die Homepage zu gehen um das Impressum zu checken – dazu aber gleich mehr. Ich finde ja schon den Slogan nen Brüller “Wir schicken sie auf keine Kaffeefahrt!” Kein Kaffee? Wäre für mich ja schon das erste No-Go! Außerdem ist “Erotikveranstalter für Sachsen” bei der hiesigen Nähe zur Tschechischen Republik sicherlich auch ein wenig euphemistisch ausgedrückt – aber gut, wir sind doch irgendwie alle EU. Mal abgesehen vom hochgradig dezent gehaltenen Logo (bei dem ich mich frage, was passiert, wenn die gute Frau versucht zu laufen – weg zu laufen vor dem Elend was sie da heimsucht)

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dieses Schlüpferstürmer-Neckermännchens, sei hier vor allem auf die Rückseite des Flyers verwiesen:

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Es ist also offensichtlich kein “Versehen”, daß hier in der Rentnerecke der Stadt die Knattertouristik ihre Animationsblättchen verteilt, nein, es ist gezieltes Marketing! Was, wenn schon keinen Kaffee, bietet man den Lustgreisen denn an, daß die ihre morschen Knochen vom vermeintlich letzten, viagraschwangeren Hormonschub nochmal zur Svetlana in den Sauna-Club spülen lassen? Nun, scheinbar folgendes:

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Mal abgesehen von der grottigen Interpunktion, sind die Formulierungen sehr… vielsagend. Das fängt beim jovialen “für jeden Spaß zu haben” an, was natürlich den Zweck der Reisen harmlos umschreiben soll. Da man aber mit nackten Ischen alleine den Rentner noch nicht hinter dem Ofen hervor lockt, wird auch der Komfort einer “Abholung” und die obligatorische “Verpflegung” versprochen. Wahrscheinlich gibts wahlweise Schnitten oder Würstchen aus der Dose zum Anheizen und einen ordentlichen Humpen Doppelherz zur präkoitalen Stärkung. Man muß ja immerhin einen “mehrstündigen Aufenthalt” durchstehen. Anschließend gehts in eine Pension inklusive Frühstück um die Kraftreserven wieder auf zu füllen vor der langen Heimfahrt. Klingt bis auf den “mehrstündigen Aufenthalt” eigentlich eher nach Städte- als nach Ständerreise. Man mag kaum glauben, daß die Teilnehmer nicht mit ner Heizdecke, sondern wahrscheinlich eher mit nem Tripper heim kehren. Wenn das die Enkel wüßten… ! Am niedlichsten finde ich aber die “individuelle Betreuung der Reiseteilnehmer”. “Betreuung” ist wohl durchaus das richtige Wort bei der Zielgruppe. Das ist da auch keine Massenabfertigung, kein Durchgangsverkehr im amourösen Etablissement; es ist “individuell”, ja schon fast “exklusiv”. Jeder Mitreisende bekommt seine eigene Erotikdienstleistungsfachtkraft auf den Schoß gesetzt und dann geht’s ab – das betreute Fummeln. Denn: Mal ehrlich: Eine dankbarere, weil pflegeleichtere Kundschaft als die Generation 70+ kann sich die Dame doch nicht wünschen.

Jedenfalls fand ich den Flyer irgendwie witzig, weshalb ich dachte, es wäre eine gute Idee ihn mal mit euch unter der Rubrik “Fundstück” zu teilen. Abschließend möchte ich noch mein Versprechen vom Anfang des Textes einlösen. Wie ihr euch erinnern werdet, bin ich euch noch die Rückkehr zum Impressum schuldig. Da steht ungefähr doppelt so viel drin, wie auf dem Flyer – nämlich 2 Handynummern. Als zweiter Ansprechpartner und Mitorganisator dieser Knackersafiris nach Strapsistan wird da nämlich – und solche Geschichten kann man sich nicht ausdenken, die schreibt nur das Leben selbst – ein gewisser “Herr Nutto” geführt. Zwinkerndes Smiley

2 Kommentare:

  1. Zahlungskräftig, unkompliziert zu befriedigen (für die Verrenkungsnummern sind die ja nicht mehr gelenkig genug) und heiß drauf, mal der dauernörgelnden Erna zu entfliehen - genau die passende Zielgruppe also. Freu dich schon mal, sooooo lang sind 50 Jahre bis zur Rente nun auch wieder nicht.

    Grüße! N.

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  2. Sachen gibts!! Tse... Bei uns werfen die hier nur Abnehmprospekte ein ( sollte ich mir mal Gedanken machen ?! ) oder Prospekte von irgendwelchen Fresstempeln. ( wie passend ) Wir wohnen hier auch in einer Rentnergegend, aber SOWAS gibt es bei uns nicht.

    LG

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