Dienstag, 14. Mai 2013

KILL THE WORLD

(Motörhead)

In der letzten Zeit, das gebe ich unumwunden zu, bin ich zu einem Tatortschauer geworden. Galt es einem früher, in der Jugend, noch als schnarchiges TV-Relikt aus den Zeiten der Altvorderen, in welchem graue Eminenzen jenseits des Rentenalters bräsig und mit royal-angestaubter Noblesse vor sich hin ermittelten, so wurde der Tatort in den letzten 2-4 Jahren wieder interessant. Interessant auch für Leute wie mich. Warum eigentlich? In den viel zitierten “Nuller-Jahren” wirkten die High-Tech-Methoden der New Age Kommissare noch herrlich erfrischend und vor allem modern. Wenn Horacio Caine seine Sonnenbrille lupfte oder Bones dem FBI-Sniperkönig Booth knöcherne Beweise für seine Festnahmen lieferte, dann fand ich - und finde das noch heute – super. Vermutlich war es genau dieser Innovationsdruck, der auch die Tatorte ein wenig aufmotzte und in die Gegenwart führte. Der Tatort wurde wieder unterhaltsam und mittlerweile zum idealen Begleiter durch den Sonntagabend. Er wurde quasi zum Haken, den man final unter das Wochenende setzte. Sehr löblich auch, wie vielschichtig diese Sendung ist. Verschiedene Städte, verschiedene Ermittler, verschiedene Grundstimmungen. Mittlerweile ist man als Freund düsterer, latent brutaler Skandinavienthriller da ebenso gut aufgehoben wie als Fan beschwingter, ironischer Wortgefechte zwischen ungleichen Ermittlerpärchen oder als Anhänger slapstickdurchzogener Freakshows mit Verbrechenshintergrund. Wenn der Ermittler mit zerstreutem Spinnerhabitus auf dem Mofa die Rockerbande aufmischt und dabei den Spagat zwischen Krimi und Unterhaltungsfilm meistert – das muß man ja einfach mögen. Kurz gesagt: Das Format Tatort ist super und wird uns hoffentlich auch noch eine Weile erhalten bleiben. Auch wenn ich hoffe, daß es sich ein wenig zügelt mit weiteren Ermittlerpaaren und den Weg der Verschweigerisierung nicht weiter beschreitet als es bereits geschehen ist. Ein Ballerbulle mit John McLane-Komplex reicht ja dann auch.Grundsätzlich kann man konstatieren, daß man endlich mal was bekommt fürs GEZ-Geld. Was, frage ich euch, was sollte man daran fundamental auszusetzen haben?

Nun, ich weiß es nicht, aber Gott sei Dank haben wir ja die Grünen. Sie, die sich früher vom Establishment abgrenzten und zeitweise den Polizei- und Obrigkeitsstaat sogar von ihren Granden mit Pflastersteinen bewerfen ließen, haben sich gewandelt. Früher noch schön auf Krawall gebürstet mutiert der Altachtundsechziger von heute zu seinem Feindbild von damals – und findet das auch noch super. In Christopher Nolans Batman-Trilogie läßt sich das anhand des Leitmotives schön illustrieren: “Entweder du stirbst als Held oder du lebst so lange, bis du selbst der Böse wirst.” heißt es da so treffend. Während die hochgejazzten Piraten sich wohl eher in Richtung der ersten Zitathälfte orientieren momentan, marschierten die Grünen durch die Institutionen und kamen spätestens 1998 oben an. Gut, es gab rückblickend sicherlich neue Impulse in der Bundespolitik, teilweise auch solche, die es längst gebraucht hat, aber seit die Mutti ihnen die schöne Macht wieder weg genommen hat – hört mir auf! Vielleicht rieselt auch einfach langsam der Kalk im Gebälk, ich weiß es nicht. Eben jene Bevormundungsgegner und Freigeister von früher sind gealtert – was man ihnen alleine ja nicht vorwerfen kann – und wie ich es nenne “spießifiziert”. Wie DIESER ARTIKEL deutlich zeigt.

Die Grünen, deren Wähler nebenbei bemerkt nach der FDP diejenigen mit dem höchsten Durchschnittseinkommen sind mittlerweile, schwingen sich auf zum moralisierenden Politzeigefinger der Nation. Dieser wedelt dann ungefragt dem Bürger mit seinen gutmenschlichen Idealen vor der Nase herum und prügelt ihm mit einem virtuellen Rohrstock (natürlich aus ökologischem Anbau) die Political Correctness medial in sein Bewußtsein – und zwar auf Teufel-komm-raus. Oder er versucht es zumindest. Man muss sich das mal vorstellen: Ausgerechnet die Grünen, deren Urväter noch mit Wasserwerfern von den Castorgleisen gespült werden mußten und denen der “zivile Ungehorsam” entsprang, oder die in Turnschuhen und Lederjacken sowie Kaugummi kauend ihre Amtseide unter Verzicht auf die “So wahr mit Gott helfe”-Floskel (ein Skandal damals – für mich aber ein gutes Zeichen) ablegten, die fühlen sich jetzt berufen die Fernsehlandschaft zu reformieren. Wie machen sie das? Sie setzen nicht etwa da an, wo man menschenverachtende und komplett bescheuerte Gaga-Inhalte zuerst vermuten würde – im Privatfernsehen mit seinen Formaten für, von und mit kompletten Vollidioten – nein, sie knöpfen sich den Tatort vor. Warum? Weil es ja nicht sein kann, daß da die Kommissare “Rechtsverletzungen” begehen und der Bürger das dann auch noch glaubt. Wie herablassend das daher kommt, das fällt den Delinquenten wieder nicht auf.

Was ist denn das bitte für ein Menschenbild, was da transportiert wird? Als ob der Zuschauer nicht selber auf die Idee kommt, daß es sich da um ein Unterhaltungsformat handelt. Um einen Krimi im besten Sinne, der darüber hinaus noch in einem recht klassischen Gewand daher kommt. Das, was da im Fernsehen passiert, das überträgt doch keiner mehr auf das wahre Leben! Diese Lektion hat unsere Gesellschaft doch spätestens seit “Bärbel Schäfer” und “Oliver Geissen” gelernt. Wenn da der Til Schweiger die halbe Unterwelt Hamburgs umnietet, dann regen sich in mir schon von alleine so leiiiiichte Zweifel daran, daß es sich hier um eine realistische Dokumentation bundesdeutscher Polizeiarbeit handelt. Da brauche ich keine moralische Pseudoinstanz dafür, die mich oberlehrerhaft auf die Diskrepanzen zur normalen Polizeiarbeit aufmerksam macht. Wie überall wird der Bevormundungsreflex der sich als “moralisch überlegen” wähnenden Gutmenschen von selbigen aber nicht unterdrückt, sondern unter dem Deckmantel der Weltverbesserung nur noch intensiver zelebriert. Vollkommen sinnlose Sachen werden aus purem Selbstzweck angeprangert. Hernach wird selbstzufrieden der Bio-Burgunder aus dem Q7 geholt und mit der ganzen Kommune die eigene Guthaftigkeit (Gutigkeit; Güte; Vergutigung???? –> die sind so “gut”, da gibts schon gar keine Worte mehr dafür – man muß sie erfinden) gefeiert. Es ist absurd, was da wieder für ein vollkommen überflüssiger Diskurs lanciert wird. Das Schlimme daran ist für mich die tendenzielle Entmündigung des Zuschauers, dem man einfach die Fähigkeit der selbstkritischen Reflexion von Gesehenem abspricht.

“Du, armer Zuschauer. Bist nur Konsument. Dummer, dummer Konsument! Und damit Du weißt, daß das alles so gar nicht stimmt in Echt, nehmen wir Dich als überlegene Bildungs- und Kulturelite mal an die Hand und führen Dich durch den Fernsehabend. Keine Angst mehr vor politischer Unkorrektheit, wir sagen Dir, was Du glauben und denken darfst”

ÖKO MY ASS, IHR HIPPIES!!!! Ich halte mich für einen medial recht gut aufgeklärten und kritischen Menschen und es kotzt mich jetzt schon an, was so Figuren wie ihr mit unserem weltweiten Kulturgut veranstaltet nur weil ihr meint, die Welt damit zu “verbessern”. Da kommen dann so vollkommen bescheuerte Aktionen heraus wie ein Krümelmonster, das innerlich angewidert Salat frißt – statt Keksen. (Das KRÜMELMONSTER!!!! HALLO, GEHTS NOCH?!?!!!!!) Oder eine verschlankte Biene Maja, weil die alte euch zu fett war und – wie das Krümelmonster – den Kindern eine unangemessene, ungesunde Ernährung propagieren würde. Anderen nehmt ihr gleich ihre Eltern weg und ersetzt sie durch politisch vermeintlich korrektere Adoptivväter. Habt ihr euch mal überlegt, wie die Pippi Langstrumpf das findet, daß ihr ihren Papa korrigieren laßt??? Und überhaupt, was habt ihr verkappten Rassisten eigentlich gegen Afrikaner, daß ihr sie aus europäischen Kinderbüchern streicht und durch “Südseeherrscher” – für mich ein kolonial angehauchter Terminus - substituiert?! Ihr seid scheinbar nicht nur von gestern, sondern von vorgestern – verkauft euch aber, als wärt ihr eurer Zeit voraus. Sauerei so was!

Aber gut, vielleicht reagiere ich auch nur über und wir – die wir das alle samt voll Moppelkotze finden was ihr da so verzapft – sollten es einfach lockerer sehen. Mit einer gewissen Gelassenheit sollten wir euch einfach mal machen lassen. Das kann auch sehr unterhaltsam werden auf lange Sicht, wenn man euch nicht ernst nimmt. Beispielsweise freue ich mich schon auf die Twitterabende, wenn ihr euch daran abrackert uns dämlichem, unmündigem Quotenvieh die Unstimmigkeiten, Rechtsverstöße, die Realitätsferne und die moralischen Entgleisungen in folgenden Formaten zu erklären:

Hostel

John Rambo

Das Haus der 1000 Leichen

The Avengers

300

The Expandables 1 & 2

Dann spitzt schon mal die Stifte und laßt euch vor allem das Telekom-Inklusivvolumen hoch schrauben – das werden harte und vor allem laaaaaange Stunden für euch, ihr Vögel!

2 Kommentare:

  1. Mann möchte ihnen zurufen: "Das alles ist doch nur zur Unterhaltung gedacht! Was kann ich dafür, wenn ihr daraus ein Drama macht?" (Keimzeit, "Kintopp" von der CD Irrenhaus)

    Grüße! N.

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  2. Na, vielleicht sind die Grünen und deren Wähler auch die, die die Privaten konsumieren. Sich von den schrillen Stimmen der Nachmittagsdilletanten das Hirn zerfasern lassen und können daher aufgrund der vielen "Realityshows" den Tatort nicht mehr von der wirklich realen Realität unterscheiden.

    Andere Frage: Sind denn Mitglieder der Grünen schon in den Gremien bei den ÖR zum sitzen gekommen? Vielleicht sind diese Sperrfeuer auf die "Flaggschiffe" der Sonntagabendunterhaltung Nebelkerzen, um mit Freude und Versorgungsplätzen mundtot gemacht zu werden? Ach, mit werden Politiker immer suspekter. Und ich sehe überall Gespenster.....

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