Freitag, 24. Mai 2013

THE FINAL COUNTDOWN (Statement zu BVB vs. Bayern im CL-Finale)

(EUROPE)

Sicherlich habt ihr nicht geglaubt, daß ich großartig was dazu sagen werde; werde ich aber. Die Rede ist natürlich von dem, was da morgen ab 20:45 Uhr auf uns und den Rest der europäischen Fußballwelt zurollt. Das Champions League Finale 2013 im Wembley-Stadion zu London. Kommt schon, mal ehrlich: Jemand, der sich im international renommiertesten Tippspiel, an welchem nur die ab-so-lu-te Fußballelite teil nimmt, mit Fug und Recht “Rekordmeister” nennen kann und 2004 das Mailänder Derby vor dem Bildschirm überlebt hat (gut, ich gebe zu, daß ich da professionellen Beistand von Teilen dieser Elite hatte… und natürlich Bier), der wird sich vor so einem Spiel ganz bestimmt nicht zurück halten können ein wenig von seinem Senf zur nationalen Finalbockwurst (& Chips) hinzu zu distribuieren.

Zunächst möchte ich mal klar machen, daß ich im Grunde genommen neutral bin und vollkommen vorurteilsfrei an den Fernsehabend heran gehe. Der schönere Fußball soll obsiegen und der andere Verein soll froh sein, dabei gewesen zu sein. Als fairer Verlierer sollen sie ihre Silbermedaille mit Stolz empfangen und danach zusammen mit der anderen Mannschaft, der man selbst redend als fairer Verlierer ausführlich gratuliert hat im Vorfeld, ein wenig feiern gehen. Denn es ist nur ein Spiel… nur ein kleines, unbedeutendes – aber doch ein wenig un-unbedeutenderes als alle anderen – Fußballspiel zweier Teams aus dem gleichen Land, die sich daher gegenseitig auf Grund ihrer gemeinsamen kulturellen Identität mögen sollten. Freundschaftsspiel… streng genommen ist das morgen ein Freundschaftsspiel. MÖÖÖÖÖGE DER BESSERE GEWINNEN!!!

*Hippiemodus aus* Nur Spaß! Natürlich hoffe ich, daß es die Bayern sein werden, die mit Stolz die Silbermedaille empfangen. Das passt auch farblich viel besser zu ihren Trikots als zu denen von Dortmund. Außerdem finde ich es furchtbar, wie man sich außerhalb der eindeutig parteiischen Sympathiekrater an Ruhr und Isar landesweit um eine möglichst politisch korrekte, neutrale Begeisterung bemüht. Das ist Fußball, da darf man schon mal ein wenig parteiisch sein. Verdammt, wir bringen es ja noch nicht einmal fertig, den Engländern unser hochgradig bemerkenswertes Timing unter ihre in Pubschlägereien krumm geprügelten Zinken zu reiben. Da hat der Inselmann sich das tollste Spiel der europäischen Fußballwelt in sein schickes, neu erbautes Lieblingsstadion geholt und auf irgend ein angelsächsisches, petrolmilliarden gestärktes Duell mit einem “richtigen” Fußballclub gehofft, aber – schwubbeldibubbel – spielen da ausgerechnet zwei deutsche Vereine gegeneinander (Also gleich zwei “richtige Vereine”). Sowas kann man da schon ruhig mal betonen, finde ich. Ein lautes ÄLLÄBÄTSCH halte ich für durchaus angebracht. Aber machen wir das – nein! Warum nicht? Weil wir Deutsche mal wieder alles und vor allem uns selbst viel zu ernst nehmen. Das Inselboulevard-Blatt Nr.1 – paradoxer Weise heißt dieses AbziehBILD unseres hiesigen Volksverdummungsorgans da drüben auf der Regeninsel auch noch “Sun” – ist doch sonst auch um keine Panzermetapher verlegen. Warum sollen wir die Inselaffen nicht mit ihrer offensichtlichen fußballerischen Unfähigkeit in dieser Saison aufziehen – wenn es 2015 in Berlin ManU gegen Chelsea heißt, dann blüht uns Ähnliches?!? Soooo schnell wird diese Gelegenheit wohl nicht wiederkehren, also nutzen wir sie lieber.

Da dies aber wohl medial nicht durchsetzbar ist, wird das getan, was mich in den letzten Tagen so nervt – belanglos vor sich hin berichtet. Es wird GESCHWURBELT!! Kein bisschen Witz und Pepp in den Berichten. Alles was bislang kam war entweder belanglos oder berechenbar – oft beides. Specials zu Wembley, zu Bayern und zum BVB waren da schon noch die kreativen Highlights. Ansonsten wurden wir mit solchen hoch brisanten und potentiell spielentscheidenden Fakten bombardiert wie “Manuel Neuer spielt in Grün!”. Suuuuper. Das steigert die Vorfreude natürlich ungemein. (Hätte man statt “grün” nicht “panzerfarben” melden können, nur um die britischen Metaphern zu persiflieren? ;-)) Sehr toll auch diese schier unendlichen Aufzählungen von Polit- und C-Prominenz, welche sich zum Spielausgang äußert. Einige, vor allem die, von denen man es nicht anders kennt, tun dies sicherlich ungefragt und sondern ihre ungewünschten, verloddarten Kommentare ab. Grundsätzlich scheint aber keiner dieser zufallsprominenten Scheinstars dieser Tage um einen Tipp herum zu kommen, wenn die Kamerateams von verabscheuungswürdigen “Promimagazinen” ihnen gerade mal das Mikro beim Koksen auf dem P1-Klo unter den schneeweißen Rüssel drückt. Damit das dann aber auch möglichst “neutral” bleibt, werden immer gleich viele “Promis” für jeden Verein aufgelistet. Boulevardmedien mit besonders viel sozialem Gewissen achten dabei sogar noch darauf, daß die Relevanz dieser Mediennutten im großen Promikaschperletheater zumindest ungefähr vergleichbar ist. Will heißen: 3 A-Promis für Bayern und auf der Gegenseite bloß Horst Seehofer mit einem flammenden 7:1-Tipp für “seinen” BVB – gibts nicht. Mir persönlich ist es ja vollkommen mumpe, was diese Figuren über das Spiel denken. Jeder, der in einem “Society-Magazin” vorkommt und das aktiv unterstützt (also diese wegelagernden Heckenpenner nicht mit Ignoranz straft oder gleich prozessiert) wird von mir nicht mal ansatzweise ernst genommen. Außerdem: Was haben denn Menschen, die sich ohne folgende Unterlassungsklage von Lude Fraukowig oder diesem blonden Besenweib von “Prominent” anmoderieren lassen schon für Kompetenzen vorzuweisen? Vor allem fußballerische Kompetenzen??? Von Einfluß auf das Spiel mal ganz zu schweigen! Sollen sie sich doch im Quotentief weiter ihre Endergebnisse zusammennaddeln. Ich jedenfalls finde es verwerflich, daß dieses Gesindel mit seinen “Expertentipps” dem Testbild wertvolle Sendezeit stiehlt und bisweilen noch mit Finaltickets belohnt wird.

Das Sinnvollste, was an Vorberichtserstattung lief dieser Tage läßt sich in 2 grobe Felder aufteilen. 1. Das Konzept “Doppelpass” mit all seinen Ablegern. Einfach ein paar Trainer, Sportschreiberlinge und ehemalige Spieler an einen Tisch setzen, Moderator dazwischen (im Idealfall auch ein Ex-Spieler) und dann sollen die mal machen. Da kommt am Ende zwar auch nicht raus, wie das Spiel ausgeht, aber es ist unterhaltsam und wird bei Bedarf noch mit der einen oder anderen Anekdote gewürzt – mit sehr viel Glück sogar von Udo Latek höchst persönlich. Ich mag halt solche Talks, die sind so herrlich sinnfrei. Die andere Vorberichterstattung spielte sich auf Twitter ab. Warum? Weil man da bestimmen kann, wem man folgt. Man ist nicht darauf angewiesen, was das Unterschichtenfernsehen einem entgegen sendet und wen die Redaktion dieser Idiotifizierungskonzerne gerade mal für “relevant” hält mit seiner Meinung, sondern stellt sich seine Quellen selber zusammen. Ich tat das vor einer Woche und wählte beide teilnehmenden Vereine, ein paar Spieler, ein paar Offizielle und ein gerüttelt Maß an UEFA-Accounts zum Folgen aus. Sehr unterhaltsam! Vor allem bekommt man einen Eindruck davon, was beide Vereine ausmacht und daß man mit seinen “leichten” Sympathien für den BVB gar nicht so falsch liegt. Wie sich der FC Bayern da präsentiert ist gelinde gesagt “schnarchig”. Man muß sich das mal vorstellen: Die Bayern sind im CL-Finale in einer der bombigsten Städte Europas… oh, schlechte Metapher…. in einer der tollsten… ach Scheiß drauf, dann versteht es doch falsch wenn ihr müßt, ihr PC-Kasper, also: … in einer der bombigsten Städte Europas und statt sich etwas einfallen zu lassen, was macht man da? Man schickt sein potthässliches Bärenvieh von einem Maskottchen (mal ehrlich: Stuttgart hat ein Krokodil, das aufrecht geht wie Godzilla - das ist ja mal um Längen cooler…) in die Innenstadt und twittert die ganze Zeit nur Fotos von dem Vieh. “Ohhhh, Bernie ist auf der Tower Bridge”, “Bernie vor Big Ben” – laaaaaaaaaaaaaaaaaaaaangweilig. Wenn das, liebe Bayern, eure Version von “Finaleuphorie” ist, dann braucht ihr morgen gar nicht antreten, denn dann habt ihr nicht einmal den DFB-Pokal verdient. Den soll bitte das lustige Godzillakrokodil gewinnen. Vermutlich ist das für den FC Ruhmreich aus Weißwurstistan mit seinem laufenden Kapitäns-Meter schon zu “normal”, in einem Finale der CL zu stehen. 3 Finals in 4 Jahren, das ist sicherlich eine tolle Leistung, das muss man ja auch mal würdigen. Aber wenn man sich dagegen den BVB und seine Anhängerschaft anschaut… da merkt man, daß man da einen Finaleinzug noch richtig feiern kann. Weil er eben nur alle 16 Jahre mal vorkommt. Statt nur das Maskottchen auf Fotosafari zu schicken, packten die Dortmunder ihren Stadionsprecher in einen quietschgelb lackierten Bus nebst Vereinslogo und lassen den dann mit viel Tamtam durch die englische Hauptstadt rollen und twittert feste Fotos mit Fans oder wie man der Queen zuwinkt. Ich würde mich jetzt nicht als Fußballnostalgiker bezeichnen, aber wenn ich die Rolex-schmuggelnde Schikeria-Gemeinde um den Rekordmeister gegen Fans abwägen muß, die im REWE das Vereinslogo aus Paprika und Auberginen nachbauen und die trotz drei Public Viewings in der Stadt immernoch die Westfalenhalle ratzfatz ausverkauft bekommen… dann fällt mir die Entscheidung nicht gerade schwer. GOOOOOOO DORTMUND!

Immerhin haben die Medienheinis beider Vereine Twitter als “wichtig” erkannt und sich und ihrem Verein eigene Hashtags zugeteilt. Aber auch hier merkt man, daß der BVB das morgige Spiel viel emotionaler und euphorischer als “Feiertag” begreift. Die Dortmunder teilen ihre Finalerfahrungen nämlich unter dem Label “#fairytale”. Schon sehr vielsagend – märchenhaft paraphrasiert sozusagen. Der FC Bayern hingegen geht da mit weitaus weniger Verträumtheit zu Werke. “#packmas” heißt es bei denen hölzern. Ich glaube (das ist allerdings nur meine persönliche Theorie), das ist als Reminiszenz an König Ludwig gemeint und soll wohl die Kurzform von “#PackMyAss” sein – also “pack mir ans Popöchen”. Lokalhistorisch sicherlich reizvoll und wohl als eindeutiges Statement “Pro Homoehe” gemeint (da bin ich mir relativ sicher bei den weltoffenen, modernen und liberal eingestellten Bayern), erschließt sich mir dann doch nicht der Zusammenhang mit dem Fußball. Also auch hier hat der BVB – metaphorisch gesprochen – besagtes “Popöchen” ein gutes Stück vorne.

So, ich sollte langsam mal zum Punkt kommen glaube ich. Ich finde einfach, daß das Bohei, das um das Finale gemacht wird grundlegend in die falsche Richtung ging in den letzten Tagen. Zu wenig Informationen und vor allem viel zu wenig Witz. Das war langweilig, öde und bisweilen schon von oberlehrerhafter Großmannssucht und der typisch deutschen Verbalpanik geprägt. Kurz gesagt: Allerunterstes BILD-Zeitungs-Niveau! Es hätte viel mehr Spaß machen können, viel lustiger sein können die Briten mit ihrem Rumpelfußball dieser Saison aufzuziehen und ihnen die erneute Entweihung ihres Fußballtempelt in jedem zweiten Nebensatz aufs Brot zu schmieren. Tja, Chance verpasst – wir sind und bleiben was das angeht ein langweiliges, vom widernatürlichen Trieb nach permanenter Political Correctness zwangsentschmunzeltes Schnarchnasenvolk. Die einzigen, die dieses Finale so zu genießen scheinen, wie man das machen soll, das sind scheinbar jene schwarz-gelben Horden, die in diesem Jahr schon die Skalps von ManCity, Ajax, Malaga, Schachtel Donezk und vor allem vom Großen Satan stolz am Gürtel baumeln haben. Die scheinen alle happy zu sein, daß ihr Verein da mitspielen darf und würzen das ganze noch mit dem höchst sympathischen Schuß Verrücktheit. Wenn ich von diesem Spiel nichts anderes Wissen würde (zum Beispiel, daß die Bayern – diese Saupreißn’ – meinen erklärten Lieblingsverein aus dem Wettbewerb warfen), dann würde mir das genügen um für mich zu entscheiden, wer diesen Henkelpott morgen mit nach Hause nehmen soll.

#BVB

1 Kommentar:

  1. Egal wie das morgen ausgeht - mein Ruhrpottherz kann nichts erschüttern! Ich werde wahrscheinlich NUR via twitter folgen, alles andere wäre dann doch zu aufregend, nein, zugucken kann ich da nicht.
    Grüße! N. #BVB #fairytale

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