Mittwoch, 23. Februar 2011

YOU CAN`T PUT YOUR ARMS AROUND A MEMORY

(Nick Olivieri - Cover)

Törööööö! Mahlzeit, liebe Welt! Ich muß mal etwas feststellen: Wir Deutschen sind ein Volk der Denkmäler. Wenn wir nicht alle paar Monate mit zutiefst betroffener Mine ein ästhetisch möglichst grenzwertiges Mahnmal einweihen können, geht’s uns zwar nicht direkt schlecht, aber eben auch nicht wirklich gut. Nur der große grüne Argelanfall da oben im All allein weiß, wie viele Enthüllungstücher schon von Skulpturen gezerrt oder wie viele Eröffnungsbändchen schon im Namen der „ewigen Erinnerung“ durchgeschnitten wurden. Leute: Irgendwann muß auch mal wieder gut sein! Das Ausland sollte so langsam registriert haben, daß wir zum Beispiel diese Zeit von 1933 - 1945 überwunden haben und mittlerweile ein unterm Strich recht friedfertiges Volk sind. So langsam sollten wir doch alles aufgearbeitet und unsere neue Identität auch akzeptiert haben.
Mittlerweile wird in den deutschen Städten doch schon der Wohnraum knapp vor lauter Denkmälern; von den Mietpreisen ganz zu schweigen. Ganz ehrlich: Es reicht! Haben wir denn nicht schon genug Gedenkstätten, die sich thematisch mit dem Dritten Reich beschäftigen? So schlimm das damals alles auch war, aber ändern tut die 965.241ste Gedenktafel im ländlichen Raum daran auch nichts mehr. Doch sobald eine Horde wild gewordener Gutmenschen wieder mit dem erhobenen Zeigefinger wedelt und „mahnt“, „anprangert“ oder (noch schlimmer: )„sich einbringt“, bekommt man kalte Füße. Da wird dann ein Planungsbüro beauftragt oder eine Expertenkommission benannt, welche einen so genannten „Ideenwettbewerb“ ausruft. Die Ergebnisse werden dann begutachtet und am Ende schustert man einem bis dato unbekannten und Halluzinogen - affinen  Hinterhofkünstler aus dem sozialen Brennpunkt ein Millionenbudget zu um seine „Visionen zu verwirklichen“. Am Ende dieses geschichtsbewältigenden Prozesses steht dann meistens nur wieder ein „Gedenkstein mit Inschrift“ mehr in der Botanik rum und keiner traut sich den künstlerischen Wert anzuzweifeln, denn es zählt ja „die Idee“! Unterm Strich hat man ein paar selbstzufriedene, aber dennoch uuuuuuuunendlich betroffen dreinblickende Gutmenschen auf der Eröffnungsfeier und einen entrückt grinsenden Künstler, der 90%  des Budgets tatsächlich für „seine Visionen“ einsetzen konnte geschaffen. Wenn man Pech hat gibt’s dann noch mal ordnungsgemäß Nachschlag von der politisch korrekten Gutmenschenfront, wie etwa das „Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen“ in Berlin Mitte zeigt. Ein Steinklumpen, in welchem eine Art Guckloch eingelassen ist, das den Blick auf einen Monitor ermöglicht, auf dem sich zwei Männer küssen. Tja, klingt erstmal so, als wäre es nicht weiter angreifbar… aber FALSCH! Wo bleiben da denn die Lesben?!?! Ja-haaa… muß man schon dran denken! Nicht nur Männer knutschen lassen, auch Frauen! Und so ging die Zick… äh Zankerei los. Natürlich musste sich auch die Emma einmischen und demonstrieren; geht ja nicht, daß Männer auch noch „opfriger“ sind als Frauen. Und da der eigentlich logische Kompromiss „Dann nehmt halt eine Frau und einen Mann die sich küssen! Herrgott noch mal!“ (war zumindest meine Idee als Friedensstifter) in diesem speziellen Fall zugegebener Maßen ein wenig an der Realität vorbei geht, beschloß man nach viel Bohei, den Film alle zwei Jahre zu wechseln. Politisch korrekt, aber wenn ihr mich fragt VOLLKOMMEN LÄCHERLICH diese Diskussion! Lächerlich und typisch deutsch! Alleine daß man allen Ernstes Schlichtungsgespräche, eine Expertenkommission und unzählige Podiumsdiskussionen brauchte um zu dieser Lösung zu kommen und dabei fleißig Spendengelder verbriet ist doch ein Treppenwitz! Ach ja: auf einem einzigen Film hätten, soweit mein laienhaftes Verständnis reicht, auch durchaus zwei Pärchen Platz zum Knutschen… das aber nur so am Rande.

Na egal. Auch abseits des 2. Weltkrieges tobt eine nicht minder übertriebene Denkmalschlacht; denn was ich eigentlich sagen will: Chemnitz bekommt nun END-LICH auch ein eigenes Wiedervereinigungsdenkmal! Zur großen Feier des kugelrunden 21jährigen Mauerfalljubiläums soll ein entsprechendes enthüllt werden. Laut Lokalpresse soll damit einem der Sagen umwobenen Schweigemärsche gedacht werden. Jene umstürzlerischen Karl-Marx-Städter Großdemos, ohne welche sämtliche Südfrüchte das Wachstum verweigert hätten! Der Chemnitzer hat die Mauer im Prinzip alleine eingerissen indem er tranquill zur Zentralhaltestelle latschte… so zumindest die offizielle Selbstwahrnehmung. Damit ist er der David Hasselhoff Ostdeutschlands; im übertragenen Sinne versteht sich. Und wo könnte so ein wichtiges Denkmal denn stehen? Schließlich soll ja auch der Niedergang des Sozialismus symbolisiert werden! Und da bleibt nur: Das Luxor!! Ich zitiere mal besagte Lokalpresse, konkret einen Menschen namens Hartwig Albiro, um das zu untermauern: „Das ist aus meiner Sicht der einzig denkbare Ort!“ (Hartwig Albiro, 2011). Kleine Kontextinformation für Ortsunkundige: Im Luxor ist heute der Cinestar Kinopalast untergebracht. Der „einzig denkbare Ort“ PUNKT PUNKT PUNKT!!!

Ich bi mal gespannt, wann diesem Denkmalwahnsinn endlich Einhalt geboten wird. Was man mit diesem Geld so alles an aktuellen Problemen lösen könnte, unglaublich. Aber so ist das nun mal in unserer Republik… bevor man sich in den Verdacht gerät „zu vergessen“ bzw. „nicht genug zu würdigen“, werden lieber die Kita-Beiträge hochgeschraubt. Na mal schauen, wenn das „Denkmal für die friedliche Revolution“, so der offizielle Titel, vorm Kino aufgebaut ist, werde ich es mir zwangsläufig mal anschauen… auf dem Weg zum nächsten Schießfilm mit Sylvester Stallone!

2 Kommentare:

  1. Was willst du denn, das soll doch ein Denkmal für was Modernes werden. Anders kann man etwas, was erst 21 Jahre her ist im Gegensatz zu den uralten Geschichten von Mitte des letzten Jahrhunderts schließlich nicht nennen. Ist also nur angemessen für eine Stadt der Moderne (oh ja, dieser Beiname hat es mir echt angetan).

    Grüße! N.

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  2. Ach, ich fidne das pamplig. Laut unserer OB/in soll Chemnitz sich damit in die Reihe der "Revolutionsstädte" Berlin und Leipzig stellen. Ist wieder so ein heilloser Versuch der Selbstüberhöhung meiner Heimatstadt, der das Image eher noch schlimmer macht.

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