Samstag, 28. Juli 2012

OLYMPIC PLATINUM

(Pearl Jam)

Olympia, das muss ich jetzt mal festhalten, ist was ganz was Feines! Da kann man sich an einem Sonnabend mal aus dem Glutofen der Außenwelt zurück ziehen, eine Fünfkilomelone schlachten und ein wenig Sport gucken. Doch, das fetzt! Ähnlich wie bei einer Fußball EM oder gar WM ist dabei eigentlich (fast) egal, was da kommt. Ich würde normaler Weise nicht auf die Idee kommen mit Turmspringen anzuschauen (außer vielleicht, wenn Stefan Raab das organisiert – da ist der sportliche Wert dann aber eher, naja, zweitrangig), bei Olympia tue ich das. Radsport geht eh immer, auch wenn ich da deutlich zurückhaltender geworden bin in den letzten Jahren. Diese rollenden Chemielabore haben mir den Spaß am Sport ein bissel verhagelt. Jedoch schaue ich mir das durchaus noch gerne an, es gibt einfach richtig schöne Landschaftsbilder (besonders bei der Tour) und der ganze Spaß ist obendrein hochgradig taktisch. Und so radeln just während ich das schreibe auch schon in meinem Stream die Pedalisten rund um Londinium herum und versuchen das erste Highlight zu liefern. Mein bescheidener Tipp lautet ganz klar: Cavendish (für die, die es interessiert). Zwinkerndes Smiley Dann gibts heute noch Schwimmen, was mich schon auf Grund meiner eigenen Vergangenheit interessiert. Apropos “Schwimmen”, da hätte ich mal eine Anmerkung:

Die Reichsparteitagsfrau, die das ja moderierte, sollte sich mit dem Herrn Wark, welcher wiederum kommentierte, ein Zimmer nehmen und bis zum Ende der Spiele nicht wieder heraus kommen. Was die zwei da drin machen, ist mir vollkommen mumpe, aber ich will dieses Gejammer nicht mehr hören und diese vorwurfsvollen Blicke in die Kamera nicht mehr sehen. Das ging mal wieder GAR NICHT, liebes ZDF, was die beiden da ablieferten. Gut, der Biedermann ist im Vorlauf raus gepurzelt, das auch noch als Mitfavorit. Aber was gibt diesen zwei Verbalkaspern eigentlich die Legitimation sich darüber aufzuregen und vorwurfsvoll über falsches Training und falsche Renneinteilung zu spekulieren, während man permanent das Gefühl hat, der Biedermann müsse sich rechtfertigen, daß die anderen heute besser waren. Von wegen “friedliche Spiele” und “dabei sein ist alles”, wenn es um die Medaillen geht, da hört beim durchschnittlichen öffentlich – restlichen Fernsehkommentator der Spaß aber auf. Getrieben von der zwanghaften Tendenz die deutsche Großmannssucht auf den Siegerpodien dieser Welt auszuleben, wird jeder medaillenlos bleibende Athlet verbal schon fast ausgebürgert. Als die Freistilstaffel der Damen dann auch noch im Vorlauf sozusagen “absoff”, da waren die Spiele für den Wark und die Hohenstein doch schon gelaufen streng genommen. Der absolute Knaller war dann aber die Argumentation, mit der man versuchte das Ausscheiden des besagten Frauen-Quartetts zu rechtfertigen. Ich weiß nicht mehr, wer es sagte, aber eine dieser Leuchten lieferte eine für mich ja mal vollkommen einleuchtende Erklärung:

“Nicht, daß das Versagen von Paul Biedermann der gesamten Mannschaft einen derartigen psychischen Knacks versetzt hat…!”

Oh ja, der Biedermann ist Schuld, daß die Mädels nicht weiter gekommen sind. Schlimm genug, daß wir mit unseren GEZ – Gebühren solche Figuren mit finanzieren und sie dann zu allem Überfluß auch noch im Fernsehen ertragen müssen (wenns nach mir ginge, sollte man von Töpperwien über Poschmann und Wark bis hin zu Réthy und vor allem Simon das Gehalt als “Schweigegeld” umdeklarieren). Nein, jetzt bekommt man von denen auch noch solchen hobbypsychologischen Kokolores als “Expertise” aufgetischt! Mensch, da waren doch die Analysen des späten Udo Lattek im Doppelpass gehaltvoller! Wenn der FC Bayern nächstes Jahr wieder keinen Titel holt, dann bestimmt auch, weil das debakulöse Drama um Paul B., welches sich heute im Londoner Schwimmbecken abspielte, dies Spieler derart schockiert hat, daß es ihnen jedweden Siegeswillen nahm. Am besten, wir schieben dem Biedermann jetzt alles in die Schuhe, egal wer grade mal keine Medaille holt, man sollte ihn von der mit aufgesetzter Betroffenheit daherkommenden KMH zum Interview zur Seite nehmen lassen, damit sie ihm tröstend auf die Schulter klopft und ihm mit dem Ärmel die kullernden Versagertränen im talentfreien Gesicht breit schmiert und dann das Mikro hebt und mit belegter Stimme folgende Worte in die Kamera würgt, während der Loserathlet sich an ihrer Schulter unter jämmerlichen Heulkrämpfen förmlich krümmt:

“DAS, meine sehr verehrten Damen und Herren, hat alleine Paul Biedermann zu verantworten! Sein Versagen und diese geradezu vaterlandsverräterische 12. Vorrundenplatzierung haben diesen armen, armen Sportler hier sämtlicher Siegchancen beraubt. Er musste sich das Drama vor seinem eigenen Rennen im TV anschauen – er… *schluchz*…er… er wird NIE WIEDER der Selbe sein wie vor diesem schrecklichen Vorlauf! DANKE, PAUL B.!!!!! VIELEN DANK, SIE DEFÄTIST!!!!!”

Mal ehrlich, liebes ZDF: Laßt mal die Kirche im Dorf! Wenn der Wark meint, er kann es besser, dann würde ich das gerne mal sehen! Wenn man diesen kommentierenden Hohlkörper ins Profibecken schubst, dürfte der erst voll laufen und dann vor laufender Kamera die bleierne Ente machen. Besser wäre: Einfach mal die Klappe halten und seriös moderieren. Dann sind halt mal andere schneller, na und?! Wo ist das Problem?!? Ihr Pfeifen!!! Mit Absicht wird der Biedermann das garantiert nicht gemacht haben und diesen Spießrutenlauf hat er nicht verdient. Wer gibt den Journalisten denn das Recht, den Sportlern Vorwürfe zu machen??? Ja, WER?!?

Naja, aber eigentlich wollte ich nur die tolle Eröffnungsfeier gestern loben. Die fand ich wirklich spitze. Nicht so ein übertriebener Bombast wie beim Chinamann vor vier Jahren, sondern irgendwie richtig schön britisch. Ein bissel freakig, ein bissel niedlich; ein bissel musikalisch, aber auch ein bissel märchenhaft… ach ja, und das Auenland hatte man anfangs auch extra nachgebaut. Dann noch die zunehmende Modernisierung und als man sich fragte, wo denn hier bitte der herausragende Beatles-Bezug sei, da kam der Paul McCartney doch noch. Die Idee mit der Flamme aus 204 einzelnen Flämmchen finde ich großartig. Daß diese wiederum nicht von irgend einem Royal, Ex-Sportler oder zweifelhaftem C-Promi entzündet wurde sondern von 7 Nachwuchssportlern, das fand ich super! War mal etwas Neues und passte vor allem zu der ganzen Veranstaltung gestern. Naja, wir werden sehen, wo sich die Spiele noch hin entwickeln, der Anfang war jedenfalls schon einmal richtig toll, das hätte einem so rein theoretisch nicht einmal ein Kommentatorenduo Réthy – Simon mit Pfaffenpräsi Joachim “ich-rede-viel-und-sage-dabei-sogar-noch-weniger-als-nichts” Gauck als Gastmoderator kaputt machen können. *fg*

4 Kommentare:

  1. Und der Biedermann ist auch Schuld, dass der Phelps nichts gerissen hat!

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  2. Die Feier gestern war grandios, die Idee mit der Flamme aus 203 Nationenteilen spitzenmäßig, die Entzündung von sieben bisher ungedopten Hoffnungssportlern genial - ähm, ja, wäre es gewesen, wenn da nicht drei "Leuchten" im ZDF moderiert hätten. Leider konnte man den Ton nicht abstellen, dann hätte man die Musik gar nicht mehr gehört. So wurde sie unschön übertönt durch wirklich uninteressantes Gelaber. Gibt es bei Olympia wirklich nichts wichtigeres als EXschwimmer und EXruderinnen? Und Poschi hätte mal lieber auch geschwiegen.
    Falls du eine Petition aufsetzt, das mit dem Schweigegeld unterschreibe ich SOFORT.

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  3. Ich kann dir nur zustimmen.... Ich liebe solche Sportgroßereignisse, da werde ich zum aktiven passiv-Sportler! Aber wegen des Umzugs verpasse ich aber grad alles *heeeeeeeeeeeul*

    btw, weil es mir gerade auffällt: wenn du meine alte Blogadresse in deiner bloglist durch die neue ersetzen würdest, würde mich das sehr, sehr freuen :) Danke!

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