Dienstag, 28. August 2012

BLOOD

(Pearl Jam)

Wir der aufmerksame Leser weiß, habe ich ein Tomatenproblem. Obwohl… “Problem” ist das falsche Wort. Nennen wir es passender “Invasion”! Seit ich im April so unvorsichtig war und mir gleich 4 dieser niedlichen, kleinen Pflänzchen auf den heimischen Balkon holte, mußte ich selbigen sogar umräumen, wegen Wucherungen jenseits meiner Vorstellungskraft. Wer kann denn auch ahnen, daß die Dinger, die am Anfang gediegene 10 Zentimeter maßen, locker flockig die 2 Meter Grenze pulverisieren?!? Ich konnte es nicht, schon gar nicht mit meiner “ich schau mal, was draus wird” – Herangehensweise. Schlecht ist es ja nicht, denn es wuchsen auch sehr, sehr, SEHR viele Früchte heran. Zunächst reiften sie langsam, weshalb ich hin und wieder eine naschen konnte wenn ich mal auf dem Balkon vorbei schaute. Dann wurde es mehr… viel mehr und ich kam mit dem Naschen kaum noch nach. Geschmacklich sind die Dinger top, sowas findest du in keinem Supermarkt! Nachdem ich am WE aber in Karlsruhe weilte und 3 Tage lang  nix mehr wegfuttern konnte vom grünen Strauch, kam ich gestern auf die semiöffentliche Zuchtstation und *plopp*: lauter neue Rotlinge strahlten mich an. Da die ersten der Cherrytomaten schon wieder schrumpelig waren, mußte ein Aktionsplan her. Ich holte mir also ein Schüsselchen und schnappte mit die reifsten der Reifen. Das sah dann so aus:

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Das ist immer noch nur ein kleiner Teil dessen, das da noch an grünorangem Potential schlummert… da draußen. Nun brauchte ich eine Idee. Salat? Nääää, pfuideibel! In den Kühlschrank und step by step weg mampfen? Das hat den Nachteil, daß da dauernd was nachreift und am Ende… naja, ich weiß ja, was mit Gemüse in meinem Gemüsefach bisweilen passiert… schön ist das nicht und die Dinger auch viel zu schade für so ein Schicksal. Was mag ich denn, was man aus Tomaten macht?

Ich dachte nach…

… und dachte nach…

…………… und….naja….

…..dachte naaaaach….

… und hatte ne Idee. Liebe Mütter, verratet folgende Aussage nicht euren Kindern, denn sie werden sie zwar verstehen, ihr mich aber für ihre Reaktion darauf hassen. KETSCHUP! WARUM? WEIL KETSCHUP FETZT! Ketschup ist einfach eine tolle Erfindung – gutes Ketschup vor allem. Es gibt leider auch Stümper da draußen, die eine chemische Plörre zusammenrühren, die zwar rot ist, aber schmeckt wie eine Mischung aus Maschinenöl und Ektoplasma. Bääh! Connaisseure wie ich schwören da doch auf Heinz – Ketschup (den Klassiker). Und natürlich das Hesburger – Ketschup, das gibbet aber nur im fernen Suomi. Ich schmiß also Google an um mir nach dem beschlossenen “Was?” das “Wie?” zu erschließen. Da gibts jede Menge Rezeptvorschläge… nur fand ich an jedem irgend ein Detail oder gleich das ganze Rezept blöd. Da ich aber aus meinen feinen Tomätchen nicht irgend eine halbgare Moppelkotze brauen wollte, beschloß ich einfach, mein eigenes Ketschup zu kreieren – gut, ich gebe zu, daß mich diese ganzen Rezepte dabei irgendwie inspirierten, aber jeweils nur ein wenig.

Zunächst – so dachte ich mir – sollte es eine gute Idee sein, die Dinger zu zerstückeln. Ich entschied mich dabei gegen dieses unmännliche Gefriemel, was da bisweilen empfohlen wird. Die armen Tomaten werden da “blanchiert”, “abgeschreckt” und das alles nur, damit man sie besser “häuten” kann. Männerketschup hat Haut! (Und bei Bedarf noch ein paar stoppelige Barthaare!) So siehts nämlich mal aus! Blanchiert ihr doch ruhig weiter, liebe Hausmuddis, mein Ketschup wird aus ganzen, sonnengereiften Tomaten gefertigt! Also schnibbelte ich den Kram grob klein

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Ab in den Topf damit und die Feuer unterm Arsch gemacht der Brühe… dazu dann noch frisches Würzgemüse gehäckselt:

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BTW: Die meisten der Rezepte empfahlen eine halbe Zwiebel für doppelt so viele Tomaten. PAH! Dilettanten! Also die größte Zwiebel des Haushaltes heraus gekramselt und mit der blitzenden Klinge zerstückelt. Ebenso zwei große Knoblauchzehen. Den ganzen Spaß dann mit frischem Balkonrosmarin und getrocknetem Lorbeer (ich gebe zu, den wollte ich eigentlich nur los werden… der lag hier schon ewig und drei Tage rum) zu den bereits leicht erhitzten Tomaten geworfen und ein kleines Nutellafußballermanuelneuertrinkglas voll Wasser dazu gekippt.

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Und das, das sollte man dann zwangsläufig unter ständigem Nachwürzen aufkochen. Grundlegend ein paar Schuß Aceto Balsamico di Modena dazu kippen und natürlich Salz. Dann sollte man noch das Glück haben, frische und formidable High-End-Gewürze (Paprika, rotes Curry, Kümmel) aus Usbekistan in der Wohnung zu haben - was zufällig seit Sonntag auf mich zutrifft – welche man ohnehin unbedingt mal ausprobieren will (vielen Dank nochmals an den “Importeur” Smiley ). Ich weiß nicht warum, aber MsPittili war skeptisch wegen dem Kümmel… ich finde so eine Prise davon kommt im Ketschup einfach großartig an.

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Dazu noch ebenso frischen Pfeffer aus dem gleichen Herkunftsland mahlen (großzügig) und – die Geheimzutat! Um GOT-TES WIL-LEN!!!!, vergesst die Geheimzutat nicht!!! Und diese hört auf den malerischen Namen “Ginohnet -  ülbd – law"! Gibts in fast jedem gut sortierten Nahrungsmittelgeschäft, ist am geilsten aber direkt vom Hersteller und ist – den Skeptikern sei es versichert – vollkommen legal. Damit darf man nicht allzu sparsam umgehen, das kickt die ganze Suppe nämlich geschmacklich gen Decke. Ich rührte das Resultat beständig um – kostete – würzte nach – rührte weiter – naja, ihr könnt es euch vorstellen. Nach 20 Minuten fischte ich den Rosmarin heraus, griff zum Mixer und pürierte das Ganze gewissenhaft durch. Nicht zu fein, denn das ist ja auch für Sissys! Dann köchelte ich den entstandenen Brei noch auf die gewünschte Stufe der Zähflüssigkeit ein und schmeckte noch ein wenig ab. Bereits da stellte sich heraus, daß das eine bombastische Idee meinerseits was… das mit dem Ketschup! Smiley mit geöffnetem Mund Ich füllte es in eine handelsübliche, frisch gereinigte Flasche ab (von denen habe ich immer mindestens eine leere im Haushalt) und ließ es 23 Stunden im Kühlschrank ruhen, denn wie ein gutes Steak braucht so ein Ketschup eine gewisse Ruhephase.

Als ich vorhin heim kam, brutzelte ich mir Hähnchenbrustfilets und konnte es kaum erwarten, endlich zur kulinarischen Tat zu schreiten…

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Was soll ich sagen… geil! Was anderes fällt mir nicht ein. Das toppt sogar mein geliebtes Heinz – Ketschup nochmal! Smiley mit geöffnetem Mund Schön zähflüssig, stückig, tolle Würze und eine dezent hervor tretende Pfeffernote, die aus der herben Süße des Ginohnet - ülbd – law hervor sticht. Experiment geglückt!

Auch wenn am Ende keine ganze Flasche dabei heraus kam, eher so ein zu 3/4 gefülltes Gefäß, so bescherte mir das Elexir dann doch ein formidables Mahl. Empfehlenswert Leute, kocht mal Ketschup! Smiley mit geöffnetem Mund

Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich habe von der MsPittili gelernt, daß man auf Firmenebene schauen sollte, daß man seine Produkte mit einer möglichst stimmigen und eingängigen Corporate Identity versehen sollte. Oder mal ganz platt gesagt: Man braucht ein Label mit Wiedererkennungswert, insbesondere wenn man mehrere Produkte vertreibt. Nun bin ich aber keine Firma und habe nicht einmal eine ganze Flasche eines einzigen “Produktes” zusammen gestümpert. Aber juckt mich das?!? Nöööööööö! Zwinkerndes Smiley

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8 Kommentare:

  1. Der Kümmeldeutsche29. August 2012 um 08:44

    Na dann "an Guaden!"
    Sebst auf dem Basar ausprobieren und feilschen ist dann die Krönung der Zutatenbeschaffung. Zum Üben empfehle ich den lokalen Türkenkonsum.

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  2. So: Nun hab ich Hunger. Frier' mir was ein von dem Teufelszeug! :)

    Zwecks Verzehr werde ich wahrscheinlich am ersten Oktober-WE in der Heimat weilen. :D

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  3. Hehe... geniales Label.

    Aber seit wann schreibt man Ketchup mit SCH??

    LG

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  4. @Manu: das geht beides, nur mit "ch" kenne ich's auch... die anglophile Variante.

    @GVH: Hmm, einfrieren geht, nur an besagtem Wöchenändilainen mina olen Helsinkin... ;-) Müssen das also verschieben.

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  5. Das Label - genial. Ich muss dich aber enttäuschen, du wirst das NIE wieder genau so hin kriegen, dafür wahrscheinlich andere tolle Varianten.
    Mein einziger Ketchupkochversuch ging wegen verrutschtem Komma daneben. Sagen wirs mal so, der Beikoch war seeeeeehr verliebt. Spaß hatten wir jedenfalls und gegessen haben wir es trotzdem.

    Grüße! N.

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  6. Dafür, dass du vor fünf Jahren noch mit Päckchen Tomatensauce gemacht hast: Alter Flater, ich bin begeistert. Ich will auch! Vielleicht kannst du doch was einfrieren und dem GVH und mir mit nach Rügen bringen? Oder du lernst auch noch haltbaren Ketchup zu machen...

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  7. Das ist einfach, ich kaufe mir einfach nen Liter "Es" und rühre die unter. *fg*

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