Donnerstag, 30. August 2012

LOVE, HATE, LOVE

(Alice in Chains)

Leute, ich muß mich jetzt mal über die Social Networks aufregen. Obwohl: Eigentlich mehr über das, was sie aus uns machen. Seit einigen Jahren ist es ja nun der Trend, daß wir uns und unser Leben immer mehr ins Internet und somit in den virtuellen Raum hinein verlegen. Was früher noch jeder ordnungsgemäß mit sich selber ausmachte, bevor er seinem engsten Freundeskreis erzählte und damit unbeteiligten mit seinem Elend auf den Sack ging, wird heute unreflektiert in die Tastaturen gehämmert und jedem mitgeteilt, der es weder wissen muss noch will. Bevor ich jetzt hier zum Technikfeind abstempeln lasse, zum “Analogie” sozusagen, sei erwähnt, daß ich auch Fatzebuch nutze und dort Sachen teile. Nur: Ich versuche zumindest ein wenig darüber nach zu denken was ich da hinein setze. Ich will jetzt nicht mit Sauffotos, Bikinibildlein oder irgendwelchen saudummen Proletenkommentaren anfangen, die einem dann 20 Jahre später den Kanzlerposten versauen. Nein, ich will mich heute mal mit dem Phänomen befassen, dem jeder zwischen 10 und 35 einen ganz besonderen Stellenwert beizumessen scheint: Dem Beziehungsstatus!

*Psychomusik*

DEM BEZIEHUNGSSTATUS

*kreischende Psychomusik*

Früher war das so, man wusste immer relativ genau, ob man gerade vergeben war oder nicht. Bei den Freunden und Bekannten verhielt sich das ähnlich. Wenn man mal neugierig war, ging man in den Dorfladen und fragte die Tratschtante vom Dienst oder man traf sich so richtig Old School mal mit seinen Freunden… zum Beispiel in einer Eisdiele. Spätestens, wenn dann statt dem insgeheim verachteten Sozialkundelehramtsstudenten Malte mit seinem müffelnden Strickpullover plötzlich ein bretonisches Urlaubsmitbringsel namens “Jacques” neben der Irma und ihrem Waldbeereneisbecher saß, wußte man: Da was getan hatte. Das hat die Sache auch spannend gehalten und man musste sich nur kurz an die neuen Gesamtumstände gewöhnen, sie in sein Weltbild einordnen und fertig! Heute, hoho, heute wird daraus ein Schauspiel gemacht an dem wirklich jeder teilhaben kann. Stolz wird der Status auf “in einer Beziehung” oder gar “verlobt” gestellt und man kann sich sicher sein, daß sich die Claqueure umgehend ihr Stelldichein geben werden. Die teilen einem dann mit, wie toll sie das finden oder daß sie sich so ganz ernsthaft mit einem freuen würden. Diese ganzen Heuchler. Alles was mir dazu einfällt ist dann entweder ähnlich wie diese Kommentare und wird von mir aber nicht gepostet sondern beim nächsten Treffen persönlich übermittelt – ist doch gleich fiel glaubhafter und persönlicher. Oder mein erster Gedanke wenn ein neuer Stecher präsentiert wird ist spontan und knapp: “Die arme Sau!”  (auch erst heute wieder erlebt diesen Moment.) Das schreibe ich dann aber auch nicht auf die Pinnwand, obwohl ich es manchmal sooooooooooo gerne würde, weil es eben von Herzen kommt… weil es ehrlich wäre *fg*!

Mir war das im Übrigen über ne ziemlich lange Zeit zu blöd - also der Status an sich - und ich ignorierte ihn. Ziemlich schnell war er komplett vergessen. Bis mich eines Tages jemand darauf ansprach, dass das doch nicht stimme und ich erst irgend einen Blödsinn hineinschrieb (-> Standardreaktion bei mir), was dann wiederum der MsPittili auffiel und ich ihn dann gleichmütig anpasste. Ich weiß nicht, ich verstehe die grundsätzliche Relevanz dieses Dings nicht. Ganz “old School” reicht es mir, wenn ich bescheid weiß. Ich muss das nicht nach draußen repräsentieren. Ich gebe aber zu, daß ich innerlich schon darauf gefasst war, daß ich auch irgend welche Glückwünsche einheimsen würde, was aber aus blieb (DANKE, liebe Freunde, DANKE Smiley mit geöffnetem Mund)! Warum? Weil ich zu meiner Gesichtsbuchseite nur Leuten Zugang gewähre, die ich auch kenne… und für die war das einfach keine nennenswerte Neuigkeit mehr… liebe jüngere Generation aka “Zukunft”, auch wenn es euch schockiert: Die wußten das schon… offline!!!!!

Aber zurück zum Thema. Mir fiel heute genau das Gegenteil der oben abgehandelten Begebenheit auf. Da hatte eine Bekannte aus dem Studium nämlich den Status reversibel umgemodelt von “verlobt” zu “Single”. Nicht daß mich das überraschte, dafür war die Frau schon früher berüchtigt, aber die Reaktionen kamen zuverlässig (übrigens alle samt von Leuten die ich NICHT kenne und die aus ihrem Freundeskreis stammen, die kann man ja auch lesen… ich sags doch, meine Freunde sind die Besten! Ätsch Zwinkerndes Smiley ). Da wurde gefragt “Warum?” oder “Was ist passiert???”. Das “Warum” werden nicht einmal die Beteiligten wissen vermute ich und das, was passiert ist läßt sich pragmatisch auf das Wort “Entlobung” eindampfen. Mir reicht das an Information, ich muss nicht tiefgehender in anderer Leute Schicksal rumwühlen. Der Mechanismus der Lobhudelei jedenfalls, der wurde ins Gegenteil verkehrt. Da wurden Überraschung, Schock, ja gar blankes Entsetzen vorgegaukelt. Und warum? Nur um etwas gesagt zu haben, hilfreich muss es ja nicht sein, aber man hat es wenigstens versucht. Früher ging man dann mit seinem Kumpel einen Saufen wenn er einem etwas in dieser Richtung erzählte, baute ihn auf und er war einem noch Jahre später dankbar. Ich kann mir nciht vorstellen, daß diese Leute sich in 3 Jahren sagen “Hach ja, der Gregor, der ist schon ein toller Freund! Der hat mir damals nach der Trennung mein Statusupdate kommentiert! *seufz*” Ich würde niemals – und darauf könnt ihr mich gerne festnageln – einen derartigen Status kommentieren. Das ist doch komplett behämmert! Ebenso behämmert wie dieser ganze Bedeutungsüberschuß, der einem einzigen Klick in einem Onlineprofil da beigemessen wird. Das entbehrt jeglicher Grundlage und Logik. Nur leider erkennen die Hacker dieses Potential nicht. Stellt euch mal vor, jemand würde wahllos irgendwelche dieser Anzeigefelder verändern. Damit es glaubwürdig wird nicht bei allen, sondern sagen wir mal …. hmmm… bei 5 - 10% der Nutzer. Was glaubt ihr denn, was dann los wäre! Da würden weltweit Unruhen ausbrechen und “Beziehungstat” würde garantiert das Wort des Jahres. Dann doch lieber mit Irma und Jacques zum Eisdealer. 

3 Kommentare:

  1. Na da läuft es doch bei FB noch glimpflich ab, ist ja nur ein Kreuzchen. Hier im Bloggerdorf hatte ich letztens eine, die gleich ihre jahrelange verkorkste Beziehung in drei Posts breitlatschte und sich dann in den Kommentaren noch darüber aufregte, dass ihr die Leute relativ ehrlich ins Feld geschrieben haben, dass sie da wohl gewaltig dran mitgearbeitet hat und nicht das arme Hascherl ist, für das sie sich hielt.
    Es gibt so Sachen, die würde ich nicht mal auf der Coutch erzählen, geschweige denn im Blog veröffentlichen. Aber da tummeln sich ja einige, die das hier zum Therapieplatz erklären ... nur die Reaktion können sie dann nicht immer ertragen. Der oben erwähnte Blog ist jetzt zu.

    Und zum Glück muss man auch gar nicht alles lesen.

    Grüße! N.

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  2. Stimmt, Blog ist ne wirklich üble Nummer für solche Dinge.

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  3. Ich habe noch nie über dieses Thema nachgedacht - aber zweifellos hast Du wieder mal recht! Auch gut zu wissen, dass ein - von mir in der Zukunft geänderter Beziehungsstatus (egal in welche Richtung) - von Dir nicht kommentiert wird :)

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