Montag, 28. Februar 2011

ZUHÄLTERBALLADE

 (Kurt Weil - aus der Dreigroschenoper)

So, ich machs kurz: Ich bin müde, schreibfaul und will dennoch bloggen! Also was macht der schlaue Onkel: Er lässt andere kreativ sein. Man könnte auch sagen, dieser Blogeintrag ist „geguttenbergt“! Inspiriert vom aktuellen Spiegel warf sich mir die Frage auf, in wie weit unterscheiden sich Spiegel und Bild eigentlich (also mal abgesehen davon, daß ersterer Informationen enthält)?!? Nun, lasst uns doch mal einen Blick auf ein paar der aktuellen Headlines von Spiegel – Online und Bild.de werfen, ich glaube da wird einem schon an diesen wenigen Worten so einiges klar:

Schwiegerzombie gesucht
Bild: „Tony Maronies Omelette – Liebesschwur“
Spiegel: „Liebe deinen Schrägsten“

Gesundheit
B:„Rätsel des Körpers – Warum atmen wir nicht beim Pinkeln?“
S:„Die unfruchtbaren Alphamännchen“

Musik
B:„Porno Songs in Charts!“
S:„Looking for Siechtum“

Kunst
B:„Warum ein unscharfes Bild ansehen?“
S:„Drinks, Drogen und simple Formensprache“

Libyen
B:„In der Hölle des Psychopathen“
S:„Libyen“

Oscars
B: „Grabsch Alarm vor den Oscars!“
S: „Gold gehabt“

Fußball
B: „69 irre Sex-Fakten über Ronaldo!“
S: „Hier geht’s lang zur Meisterschaft“

Wintersport
B: „Was soll das denn? Sexy Reporterin wird verbannt!“
S: „Die Freude nach dem Sturz“

Tja, da werden Tendenzen sichtbar. Während die Blöd nahezu jede Headline zu sexualisieren versucht, macht man sich beim SPON wenigstens halbwegs die Mühe den Inhalt im Titel interessant zu verpacken. Auch sind die großlettrigen Schlagzeilen des bundesdeutschen Propagandablattes der Enthirnten erwartungsgemäß einfach gestrickt. Aber natürlich dient das ja alles nur der Presse- und Informationsfreiheit. Wen interessiert denn schon die wirtschaftliche Entwicklung, wenn er sich daran ergötzen kann, wen dieser unselige Christiano Ronaldo vom „Großen Satan“ Real Madrid in seiner Freizeit so alles schon geknattert hat?!? Furchtbar ist das! Aber es gibt auch Themen, da nähern sich SPON und Bild durchaus an; dieser Tage aber streng genommen nur eines:

Karl Theodor (...) zu Guttenberg
B: „Guttenbergs Doktorvater geht auf Distanz“
S: „Doktorvater wendet sich vom Freiherrn ab“

Hmm, wüsste man nicht, daß die erste schlagzeile der Bild entstammt, man käme ins Zweifeln. Ich bin mal gespannt, wie lange man dem Theo noch die Stange hält im Springerhaus. So lange wird man jedenfalls versuchen den mit Samthandschuhen anzufassen… nach „Bild“ – Verhältnissen zumindest. Und in Bildverhältnissen heißt „Samthandschuhe“ nun mal weitestgehend wertungsfrei zu berichten. 
Aber wenn dieses Volk auch nur annähernd so dumm ist, wie seine beliebteste Zeitung denkt, dann können wir bei der nächsten Pisa-Studie maximal noch im "Singen und Klatschen" antreten; auf Drittliganiveau versteht sich! 
Aber wollen wir mit der Bild jetzt auch nicht zu hart ins Gericht gehen, denn immerhin als Inventarverzeichnis Absurdistans ist sie ganz nützlich und bisweilen unterhaltsam, wie meine Lieblings-Headline der letzten Jahre beweilst, welche dieses Wurstblatt fabrizierte:



Tja, dazu fällt mir auch nix mehr ein... .


PS: Ich glaube, der Anstieg liegt am Thema:

4 Kommentare:

  1. Die kleine Schwester2. März 2011 um 23:38

    Ich wusste doch, dass Du eine Möglichkeit finden würdest, diesen Bildscan wieder rauszuramschen.

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  2. Mea culpa, mea maxima culpa! ;-)

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  3. Und du bist sicher, dass der Spiegel Informationen enthält?

    (Also ich gehe mal davon aus, du redest hier vom Printmedium. - Der an der Wand aus Glas mit Reflektionsfunktion hat immer welche, nur leider meist keine erfreulichen.)

    Grüße! N.

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  4. Joa, das Printmedium - ich find den gut (aber eben "nur noch gut". In den letzten 10 - 15 Jahren hat der nämlich auch abgebaut, leider).

    Was den Spiegel an der Wand angeht vertrete ich die Meinung (Stichwort "Selbsttäuschung"), daß der mir sowieso nicht gerecht werden kann... ! ;-)

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