Sonntag, 30. September 2012

MONEY TALKS

(AC/DC)

Mahlzeitchen. Während es bei euch High Noon ist sitzen wir gerade in einem Kaffeehaus in der Innenstadt und vertreiben uns mehr oder weniger die Zeit. Die Sonne macht gerade Anstalten sich heute dann doch wieder blicken zu lassen und die MsPittili arbeitet brav für die Uni. Ihr sehr also, ich habe Zeit euch ein wenig auf die Ketten zu gehen. ;-) Für alle, die sich fragen, ob der Kerl denn nix anderes zu tun hat als sich irgend eine schlecht geschützte WIFI-Verbindung zu ergaunern und auszunutzen, sei gesagt, daß man hier von Free-WIFI-Angeboten förmlich erschlagen wird. Man kann ihnen nicht ausweichen. Mein Rechner findet an meinem aktuellen Standpunkt Hand gezählte 20 Netzwerke, welche verfügbar wären. Von diesen zwanzig sind nun aber natürlich nicht alle passwortfrei zugänglich, nein, das sind nur elf. Ihr sehr also: Mal schnell den Rechner auspacken, nen Tweet absetzen oder mal fix bloggen, das ist hier kein Problem. Dazu am Besten noch nen Kahvi und ein schmuckes Stadtpanorama...


so kann man leben. ;-)

Nun bin ich aber scheinbar auch nicht der einzige Deutsche hier, der das denkt. Als wir gestern auf Festungsbesuch waren, fühlten wir uns förmlich umzingelt von Landsleuten jedweden Alters. Das reichte vom  Gruppenausflug der Generation 70+ bis hin zu irgendwelchen nervigen Jungzwanzigern, die sich permanent mit anglophonen Kosenamen beschossen und zwei ziemlich dämliche Schicksen mit am Start hatten. Man muss nämlich schon selten begabt sein um auf einer Fähre, die von A nach B und wieder zurück fährt, sich kurz vor vollendeter Überfahrt zu seinem Yo-Yo-Yo-Macker umzudrehen und den zu fragen "Müssen wir hier raus?" Wenn man dabei noch derart ungünstig an der Schiffsausfahrt steht, daß das Personal nicht an den Knopf zum Herunterlassen der Rampe kommt, dann bleibt wohl nur folgendes Resümee:
Ganz großes Tennis. Jedenfalls griff bei uns ob dieser Umzingelung durch Landsleute ein seltsamer Mechanismus. Ich weiß nicht, ob ihr das aus dem Urlaub kennt und irgendwo ist es ja auch ganz schön widersinnig, aber: Wir wollten um Himmels Willen von denen nicht als Deutsche erkannt werden. MsPittili meinte schon, daß sie es bereue nicht mehr Finnisch zu sprechen, da wir dann die perfekte Tarnung hätten. Zunächst einmal ist es halt komisch, daß man auch im Ausland nicht seine Ruhe hat vor den Landsleuten... nicht einmal, wenn man gut 1000 Kilometer zwischen sie und sich selbst legt. Dann ist es aber noch viel komischer, daß man da plötzlich nicht mehr dazu gehören will; das widerlegt jegliche Annahmen zu sozialpsychologischen Gruppenbildungstheorien. Ob es nun an den komischen Ischen mit ihren Mittelschichtgangstermackern lag, die ja nun fraglos besonders peinlich waren und von denen eine Distanzierung wahrscheinlich vollkommen unabhängig der Nationalität war, das weiß ich nicht. Aber ich hoffe es, denn es wäre eine Erklärung.

Eine schöne Anekdote habe ich noch. Die geht in die andere Richtung, ist thematisch also passend. Wir waren gestern Abend in einem Pub und ich bekam mit, wie der Türsteher drei Teenies freundlich aber bestimmt abwies. Er kam dann lächelnd auf mich zu und tat das, was den Finnen öfter mal passiert wenn sie mich sehen: Sie halten mich für einen der Iren... nein, der Ihren. Ich lächelte und unterbrach ihn höflich, daß er bitte auf Englisch umswitchen sollte. Das tat er ein wenig überrascht (ich sah gestern wahrscheinlich außerordentlich finnisch aus) und erläuterte mir mit folgendem Satz, warum die Mädels nicht rein kamen, in den Pub. Für mich war das der Satz des Tages:

"If you have a small wallet, you should stay at home!" 

Hmm, uns Deutschen geht es da scheinbar zu gut. ;-)

PS: Wie seht ihr das denn? Habt ihr Ideen, warum man sich so schwer tut, sich im Urlaub freiwillig seinen Landsleuten gegenüber zu outen??

1 Kommentar:

  1. Ich fahre da hin, weil ich meine Ruhe vor den Deutschen haben will. Ich will nichts deutsches sehen, hören, erleben .... schon gar nicht deutsches Großmannsrumgepöbel. (In Moskau habe ich mal ganz breite Schultern gekriegt und in der Tatra bin ich mal ins Latschenkiefernfeld geflüchtet.)

    Am sichersten vor Deutschen ist man immer noch in Heidelberg. Da laufen nur Amerikaner rum (und ein paar Japaner, Spanier und Franzosen, aber die fallen kaum auf).

    Schönen Urlaub ab morgen auf dem Lande! Grüße! N.

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