Freitag, 7. September 2012

STEIN UM STEIN

(Rammstein)

Im Batziland ist bald wieder Hirntod angesagt! Nun, also ein ganz besonders toter Hirntod, noch viel, viel töter als die Zugangsvoraussetzung zum CSU Parteitag jemals waren. Oktoberfest! Wie jedes Jahr wird dieses einem nämlich wieder den September versauen, besonders, weil man dieses lederbehosten Hohlrollern wieder dabei zuschauen muß, wie sie sich im Bierzelt die Ärsche breit hocken und literweise Gerstensaft in sich hinein schütten, während DJ Ötzi sie mit seiner “Kunst” beschallt. Dabei wird dann noch schön die Stammtischrhetorik ausgepackt werden und ausgerechnet Leute mit Gamsbarthüten, Trachtenhemden und geschätzten “drei-achte im Turm” fangen an sich lallend mit der Homoehe unter religiösen Gesichtspunkten zu beschäftigen. Der Bayrische Rundfunk wird  dieses ultrakonservative Hardlinertreffen wieder nonstop in die Republik senden und auch alle anderen Sender werden es sich nicht verkneifen können, täglich ein paar Bilder von kotzenden Australiern bringen… in den Hauptnachrichten.

Naja, man kennt es ja. Ebenso kennen wir die jährliche Diskussion über die Bierpreise. Da heißt es seit 5 Jahren “der Maßpreis bewegt sich auf die 10 Euro Schallmauer zu”. Ich denke mir dann immer so was ähnliches wie “Hmm, na und?! Weckt mich, wenn er es endlich geschafft hat! ” Wer blöd genug ist, sich in einem Zelt mit einem singenden Micky Krause oder Jürgen Drews aufzuhalten, der sollte auch ordentlich Blutzoll entrichten, wenn er merkt, daß man sich diese Figuren schön trinken muss. Selbst gewähltes Leid ist das und weiß Gott nicht bemitleidenswert. Wenn ich mir überlege, daß ich mir heute einen Kasten feinstes Köstritzer Schwarzbier für 10 Tacken in die Küche gestellt habe, während man für die lauwarme Plörre, die einem die Tresenzenzi da erstmal eine Dreiviertelstunde durchs Zelt balanciert bis sie sie einem zur Hälfte über die Krachlederne schweppert fast ebenso viel abdrückt… wenn ich mir DAS überlege, dann freue ich mich diebisch. Ein Liter Bier für 10 Euro, klar ist das lächerlich, aber es passt auch wieder irgendwie. Womit brauen die das in Bayern? Wasser kanns bei dem Preis ja nicht sein. Diese Wertschöpfungskette übertrumpft ja sogar noch Apple mit seinem 600%igen iPhone Aufschlag (wenn man auch bei dem die Produktionskosten zu Grunde legt). Gieriger als Apple – das muß man erst mal schaffen!

Aber es regt sich auch schon Kritik – plakativ würde ich sagen “Widerstand im Bayernland”. Das ist an sich schon sensationell für ein Bundesland, das ohne die moralische Richtschnur, die man ihnen ausgerechnet von Berlin aus um den politischen Stiernacken gelegt hat wohl noch Hexenverbrennungen und Exorzismen praktizieren würde. Doch so überraschend ist es dann auch wieder nicht, denn wie da protestiert wird, das ist dann in seiner Organisiertheit und Deutschtümelei doch wieder zutiefst bayrisch.  Bayrisch und ineffektiv. Machen wir mal ein kleines Gedankenexperiment. Was würde zum Beispiel passieren, wenn man den Franzosen eine 700%ige Aufschlagsteuer auf Rotwein aufdrückt? Ein unorganisierter, chaotischer Mob würde mit Mistgabeln und Baguettes bewaffnet gen Paris stürmen und die halbe Stadt erst einmal präventiv in niederbrennen, selbst wenn die Steuer schon 10 Minuten nach Verkündung wieder revidiert würde… da kennen unsere Nachbarn nix. Doch was macht der Bayer? Im Grunde genommen das Gleiche wie der Deutsche an sich auch:

Er gründet einen Verein.

Ohne Verein geht hier nix! Weil sich der Einzelne mit seinem bierseligen Stimmchen in der Masse nicht ernst genommen fühlt, läßt er lieber “den Verein” für sich sprechen. Das ist ganz praktisch, denn wenn es zu heiß wird, kann man aus nem Verein auch wieder austreten und das Gegenteil behaupten. Jedenfalls profilieren sich jetzt eine Hand voll Spinner unter dem Label “Der Verein gegen das betrügerische Einschenken”. Ein Konglomerat von Leberkranken versucht den Bierpreis auf 7,10 Euro pro Liter zu drücken indem man eine staatliche Regulierung fordert. Normaler Weise würden solche Forderungen in Bayern schon als “Steinzeitkommunismus” abgekanzelt, aber wenn es ums Bier geht, da finden das bestimmt so einige super. Wie will man den Staat zum regulierenden Eingreifen zwingen? Mit einem Bürgerbegehren. Eines der basisdemokratischsten Mittel wird also zum Erfüllungsgehilfen eine Horde bierbäuchiger Kampftrinker mit einem Weltbild, welches um die 1850er Jahre herum mit dem Stagnieren angefangen und bislang nicht wieder damit aufgehört hat; und die den Ranzen nicht voll genug bekommen können. Großartig! Smiley mit herausgestreckter Zunge 

Ich sags mal frei von der Leber weg: Ich hoffe, daß dieses “Begehren” hochkant scheitert. Ich finde diese Preise vollkommen gerechtfertigt… so lange sie in Bayern bleiben zumindest. Dieser komische Verein soll mir aus dem Weg gehen mit seinen lächerlichen Forderungen. Machen die die Welt besser? NEIN! Ich hab dagegen eine richtige Superidee. Sie ist ein wenig, naja, “radikal”, aber irgendwie finde ich sie auch elegant. Hört mal her… ich stelle euch mal mein bahnbrechendes Konzept mal vor:

Bayern wird am ersten Wiesnwochenende komplett eingemauert und in “Zone” umbenannt… und vor allem: keiner darf mehr raus der grade drinnen ist (jaja, ich weiß, das ist keine wirklich neue Idee, die habe ich schon ein paar mal gehabt und auch hier verbreitet… aber wartet es ab, es geht ja noch weiter)! Die Wiesn wird ganzjährig aufgezogen und der Bierpreis auf vorläufige 34,67€ festgesetzt. Hinzu kommt eine “Sonderlingsabgabe” für jeden Lederhosenträger der an einem Wochentag ohne “y” außerhalb Münchens angetroffen wird. Die Abgabe beträgt 7856,93€. Bei gleichzeitigem Gamsbarthutvergehen wird die Strafe verdoppelt und in jedem Fall fällt eine Bearbeitungsgebühr in nicht unerheblicher, noch fest zu setzender Höhe an. In München hingegen gilt das Gleiche für Leute ohne Lederhose. Die Zahlungsmoral überwacht ein besonders geschulter Expertentrupp, der unsanft aber bestimmt die Ausstände eintreibt. Ich dachte da so in etwa an DIE HIER! Wenn sich dann erst einmal alle christsozialen Extremisten “freiwillig” (Anm. d. Red.: heißt in diesem Zusammenhang ungefähr so viel wie “unter ökonomischen Zwang”) in der Landeshauptstadt eingefunden haben während die Zurechnungsfähigen sich ins Umland abgesetzt haben… startet Phase 2! Wir mauern München ein (-> ihr merkt: Ich mag es irgendwas einzumauern Smiley mit geöffnetem Mund). Wie wir das genau machen, daran arbeite ich noch… schließlich müssten wir den ganzen Kram ja über die bereits bestehende Bayern-Mauer hinweg hieven. Am Besten wir versprechen allen Umlandsbayern die das für uns tun Amnestie in der vernunftbegabten Welt. Da gibt es genug ehemals Ausgegrenzte die mit einem fröhlichen Liedchen auf den Lippen die Maurerkelle schwingen und ihre ehemaligen Unterdrück…ähm… Landesregierungsmitglieder einmauern würden. Wenn das dann geschehen ist wird eine Luftbrücke eingerichtet, die jeden Tag über der Festwiese Berliner Weiße und Suppenhühner in rauen Mengen abwirft. (Wer meckert, kriegt nüscht… gesoffen wird, was auf den Tisch kommt!) Diese Rohwaren werden von den mittlerweile bewährten und bis an die Zähne bewaffneten Schuldeneintreibern direkt zu den Festzelten eskortiert und dort in Maßkrügen bzw. als Grillhendl’ feil geboten. Der Maßpreis wird nun auf 56,63€ angehoben und staatlich dort fixiert (hey, das wollte diese behämmerte Vereinsinitiative doch, soll keiner sagen, ich würde denen nix gönnen); exklusive einer 1200%igen Abwurfpauschale, die direkt am Zapfhahn zusätzlich erhoben wird. Die Hendl’ … ach, so ein Scheißwort, ab jetzt nennen wir die Dinger einfach “Broiler”! Also die Broiler kosten nen glatten Hunni und die Abwurfpauschale wird dort nur für Katholiken erhoben. Und das alles machen wir dann ewig so weiter. Die  Einnahmen werden direkt nach Berlin geleitet, wo wir aus den Gewinnen aus dieser reformierten Form des “Länderfinanzausgleiches” erst einmal die Staatskassen der Hauptstadt ordentlich grundsanieren. Nach zirka 5 Jahren dürfte das gestemmt sein. Sobald das “Projekt” dann Gewinn abwirft vergolden wir vom Erlös in den neuen Ländern sämtliche Pissoires und führen ein bedingungsloses Grundeinkommen (außerhalb Bayerns natürlich) von ca. 5600€ netto pro Kopf ein. Ich rufe mich selbst zum Scheich aus und zum 10jährigen Jahrestag der “Abriegelung” spendieren ich für München ein Ortseingangsschild aus gegossenem Platin (wird natürlich außerhalb der Mauer aufgestellt) auf dessen mit Gelbgold beschichteter Namenstextplatte lasse ich vom talentiertesten Goldschmied unseres Emirats dann aus Rubinen die Worte “Karl-Marx-Stadt” formen.

trollface

5 Kommentare:

  1. Na, das Gute daran wäre, dass die Bayern sich das trotz Soli-Abzocke leisten könnten :-)

    Mal überlegen, was uns eine Mauer ausmachen würde. Wir haben BMW und Audi. Check. Das beste Bier der Welt wird ungefähr 20 km von hier gebraut, Köstritzer ist so gut wie unbekannt. Check. Wir haben Agrarwirtschaft, die prima Produkte abwirft, zudem eines der größten Hopfenanbaugebiete (Hallertau). Da können wir den Bierausstoß sogar noch erhöhen, weil: Köstritzer bekommt ja nichts mehr von uns geliefert. Hmmm... Die beste Wurst gibt es in Franken. Check. Süßer Senf zur Weißwurst kommt aus Bayern. Check. Unsere Flughäfen und Bahnhöfe sind fertig. Check. Unsere Minderintelligenten schaffen wir einmal im Jahr auf die Wiesn zum nachzählen. Check. Ach ja, fränkisches Brot ist das Beste (Müller-Brot ist kein bayerisch geführtes Unternehmen!). Check.

    Die Mauern können kommen, dann hört das Separationsgejammer aus Oberbayern endlich auf. Hach, wären das herrliche Zeiten ;-)

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  2. Siehst du, eine klassische Win-Win-Situation also! :-)

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  3. Frei von der Leber weg (wir haben ja noch eine) hab ich mich köst(ritzer)lich amüsiert.

    Grüße! N.

    PS: Irgendwie noch schlimmer als Kölner Karneval, das Wiesengetue.

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    1. Zumal es mit Kultur und/oder Brauchtum nichts mehr zu tun hat.

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