Montag, 26. März 2012

3 SIND 2 ZUVIEL

(Fettes Brot)

Moin! Smiley Der Onkel ist soeben vom gediegenen Schnelleinkauf returniert. Vorher gab es einen geschmeidigen 11-Stunden Tag im Büro mit allen Schikanen und hintendran noch ein dreistündiges Meeting, von welchem ich erst gegen 10 heute erfuhr. Naja, was soll ich sagen: Das war noch der ruhigste Tag dieser Woche (mal vom Freitag abgesehen). Also schnell noch in den Penny gedüst und mir neben den Nahrungsmitteln, welche den Einkaufszettel zierten, planmäßig Lesestoff geholt.

Ich bin ja so ein Gelegenheits-Spiegel-Leser, aber einer der treueren. Will heißen: Ich mag das Magazin. Die haben mich während meiner Schulzeit erfolgreich angefixt, als sie unsere Schülerzeitung jede Woche mit einem Stapel der aktuellen Ausgabe bezuschußten. Abgesehen davon finde ich die Artikel interessant, gut geschrieben (zumeist auch ebenso recherchiert) und bisweilen auch erfrischend
“anders” – das Einzige Printmedium, das meinem Brötchengeber und somit auch mir und meiner täglichen Arbeit nicht dauernd mit der groben Kelle gibt um Auflage zu machen, sondern hin und wieder auch mal ein paar objektive Worte unters Volk streut. Den “Focus” fand ich schon immer furchtbar bis unlesbar und der “Stern”… naja, der hat einfach zu oft Möpse auf dem Cover um von mir als Nachrichtenmagazin noch ernst genommen zu werden. SPON ist auch mein Hauptmedium im virtuellen Raum und ich bin fast uneingeschränkt zufrieden damit. Das “fast” rührt von den Plattenkritiken der Herren, ich finde, daß die CDs ja mal gar nicht können! Da werden großartige Alben verrißen oder gar nicht erst bewertet, während verkopfter, pseudointellektueller Schnullipop als “avantgardistisches Meisterwerk” gepriesen wird. Aber gut, dafür habe ich ja andere VISIONen im Regal liegen… musikalische Fachzeitschriften im besten Sinne. Jedenfalls ist mir ein Abo zu teuer und 50% der Titel einfach auch nicht interessant genug für mich, so hole ich mir alle paar Wochen (manchmal aber auch wöchentlich) rein interessengeleitet das aktuelle Heftchen. Als ich gestern den aktuellen Titel las:

HIER ISSER

da regte sich in mir der intrinsische Kaufbefehl und ich beschloß, mir das Ding heute zu holen. Mittlerweile habe ich auch ein Näschen dafür, welcher Titel denn eine beiliegende Doku-DVD mit sich bringt. Die Silberlinge sind allgemein höchst interessant und empfehlenswert. Mein Riechkolben irrte mal wieder nicht und als ich das Heftchen heute aus dem Regal zog, klebte vorne tatsächlich das erwartete Papptäschchen mit dem Infofilm dran. Was mir als nächstes auffiel war, daß der Spiegel ziemlich dick war… oder sagen wir besser “erschien”. Um das näher zu erläutern ist allerdings ein kleiner Exkurs nötig:

Ich mache mich nämlich immer ein wenig über diese Frauen- und Lifestyle-Zeitschriften lustig. Bisweilen liegen diese als stumme Zeugen eines gemeinsamen Wochenendes mit MsPittili ja auch hier bei mir rum. Die heißen dann “Balace”, “Woman”, oder auch “Woman in Ballance”  (oder so ähnlich). Jedenfalls alles Hochglanz, immer eine Knallerdiät nebst Lächelische auf dem Cover und innendrin Mode und “Accessoires” zu absurden Preisen (mal ehrlich: Schuhregale von Yves Saint Paul Gaultier & Dolgucci für nen hohen dreistelligen Betrag… gehts noch?!?)! Aber was mir noch unverständlicher ist als das, sind die Werbungsorgien, welche der Verlag in diesen Dingern auf seine Zielgruppe abfeuert. Man hat das Gefühl, daß die Beilagen mit der Stalinorgel wahllos in die Heftchen gewurzelt werden. Da gibts Modekrimskrams, Schuhkataloge, irgendwelche Nahrungsergänzungsjoghurtprospekte mit Feld zum rubbeln, damit man die “Komposition aus Cassis, Passionsfrucht und Bärlauch”, welche den Verdauungstrack einmal komplett durchspülen soll, zumindest olfaktorisch antesten kann und es gibt “Pröbchen”! Kleine Beutelchen mit dem ultimativen Schampoo für Mischhaar oder der aktuellste Pickelkiller aus den Chemielaboren der Nation. Auch Faltencremes oder Duftwässer werden gerne beigelegt. Hmm… ich finde das komisch, auch wenn ich hier wahrscheinlich Kritik ernten werde von der weiblichen Leserschaft ob dieser Einstellung zu diesen seltsamen Magazinen. Aber gut, ich kaufe den Kram ja nicht.

Jedenfalls nahm ich den Spiegel in die Hand und pulte zunächst die DVD nebst der Klebereste vom Titel ab. Macht ihr das auch so gerne? Dieses flexible Gummiklebezeug, was man dann so schön durch die Wohnung schnipsen kann?? Zwinkerndes Smiley Hernach blätterte ich ein mal grob durch das Heft – mit Ergebnissen. Und was soll ich sagen: Ich war irritiert! Gleich auf der Umschlagseite innen schmachtet einen ein (immerhin bärtiger) Modelheinz an und bewirbt jemanden oder etwas namens “Ermenegildo Zenga”. “Zenga”, es gab mal einen Fußballer der so hieß, Walter Zenga, glaube ich. Aber wie ein Fußballer sieht der nicht aus. Egal, weiter! Auf Quasi-Seite 47 dann folgt Hochglanzprospekt Nr.1. (Diese werden im Übrigen nicht profan “beigelegt”, sondern gleich in die Seiten mit eingetackert.) Der trägt den Titel “Männer im Olymp”. 6 Seiten, gefüllt mir ein paar Bildern von Typen in gestreiften (und klein karierten) Hemden nebst ebensolchen Krawatten. Gut, somit wissen wir schon einmal, was “Mann” dieses Jahr so trägt. Dann noch eine Liste aller “Stores” dran gehängt, ein Facebook-Logo und so ein Smartphone-Ding zum einscannen dazu und fertig ist die Prospekt-Laube. Putzig! Auf Seite 56 folgt dann auf vier Seiten jener Beitrag, den eine Klamottenklitsche namens “DIGEL” zum maskulinen Outfit 2012 zu leisten gedenkt. Hier ist kaum was gestreift, dafür aber die Models hässlicher. Moderner schauen die Klamotten aber aus, und dieses Ding namens “iSUIT” scheint deren Topmodell zu sein… der “Phaeton” unter den Strickjacken sozusagen; kostet bestimmt genau so viel wie das Schuhregal. Ich blätterte weiter. Seite 80 wurde erreicht und es folgt ein 12seitiger Prospekt (Hochglanz auf Karton… die geben sich nicht mit popeligen Papier zufrieden, nein) von "Jaguar”. Tja, wenigstens mal was fürs Auge, aber selbst da muß man Abstriche machen wie ich finde. Im Gegensatz zu früher haben die Jaguars nämlich in meinen Augen an klassisch-britischer Eleganz massiv eingebüßt und sind zu fast schon beliebigen Sportboliden verkommen (Manche, wie der XF sind nicht einmal mehr das… ein Kombi… ein KOMBI!!!!!). Aber so einen XK in Britisch Racing Green… ja, den würde ich schon nehmen, wenn die zufällig einen über hätten und nicht wüßten, was sie damit machen sollen. Das wars dann auch “schon” mit den Prospekten, aber gen Ende des Heftchens kann man als Faustregel sagen: Drei Seiten Text – Eine Seite Werbung – Drei Seiten Text – Eine Seite Werbung – Drei Sei…. . Dabei sind unter anderem SEAT, E-ON, Managermagazin, Die Zeit… oh, verdammt: Nochmal ein sechseitiger Olymp-Prospekt – den hatte ich ganz übersehen, Bücherwerbung, RTL (echt jetzt!), der Business-Punk (mit DARTH VADER auf dem Cover) und einer Firma namens “Triumph – Adler”, die mit dem holprigen Denglish-Slogan “Simplify your Büro” auf Kundenfang geht (einer der seltenen Fälle, in denen ich den Anglizismus als verkaufsfördernd ganz klar vorziehen würde – der ganze Satz klingt dann einfach nicht halb so verpampelt wie jetzt). Alles in allem bin ich damit ziemlich bedient. Es ist ein bissel nervig, daß der Spiegel derart zugespamt wird. Gut, ich weiß selber, daß die DVD irgendwie refinanziert werden muß und die Auflagen heutzutage nicht mehr unbedingt steigen und bla-bla-bla. Ist mir alles bewußt. Aber, liebe Spiegel-Redaktion, ihr entzieht mir so langsam die Grundlage, mich über die Zeitschriften meiner Freundin lustig zu machen, das ist Mist! Aber damit muß ich wohl alleine fertig werden. Solange die Artikel weiter gut bleiben, ist das auch halb so schlimm, ich kaufe das Produkt trotzdem, keine Bange. Aber bitte bitte bitte zieht irgendwann mal die Reißleine, denn ich will nicht irgendwann vorm Zeitschriftenregal stehen und nur noch eine kommentierte Beilagensammlung erstehen müssen. Und wenn ihr schon Werbung für Jaguar macht, dann bitte mit Pröbchen… wie gesagt, den XK fände ich angemessen. Zwinkerndes Smiley

3 Kommentare:

  1. Ich erkenne an spon, dass du an meinem Rechner oder Handy warst.
    Und sei froh, dass ich keine hochglanzmagazine lese, wo das Inhaltsverzeichnis auf Seite 50.

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    1. Einmal im Jahr MUSS das sein. Immer dann, wenn es um die aktuelle Sommermode und die neue Kosmetik des Jahres geht. Da darf das Inhaltsverzeichnis dann sogar auf Seite 51 sein.

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  2. Aaaaaaaaah, ich heb vergessen, die Business-Punk zu kaufen. Muss ich gleich morgen nacholen.

    Übrigens sind die Pröbchen blöd, nämlich viel zu wenig, um angefixt zu werden. Die knibbele ich immer als erstes ab gemeinsam mit dem Gummiklebedingens und werfe alles in den MÜLL (nicht durch die Wohnung schnipsen, tse).

    Grüße! N.

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