Freitag, 9. März 2012

SYMPHONY OF DESTRUCTION

(Megadeth)

Habt ihr gestern eigentlich auch “Zapfenstreich” geschaut? Ja? Fein gemacht! Jetzt kann man sich zwar sicherlich über Sinn und Unsinn solcher altpreußischen, militärischen Traditionen streiten, aber allgemein finde ich sie für meinen Teil schon angebracht. Es wurden ja nun auch Stimmen laut, daß man so etwas heutzutage nicht mehr brauche oder eh alles viel zu kriegerisch sei; was das denn in einer modernen Gesellschaft zu suchen habe. Ich finde, daß solche repräsentativen Zeremonien durchaus ihren Sinn haben und gerade durch diese historische Note und das streng Protokollarische besonders feierlich daher kommen. Außerdem wirken sie identitätsstiftend und geben einem Staat oder einzelnen Ämtern eine kontinuierliche, historische Note. Gerade bei Wulff ist das auch bitter nötig, daß man Amt und Träger voneinander trennt. Kurz gesagt: Zapfenstreich an sich finde ich durchaus angemessen - wenn man eine besonders verdiente Person der politischen Welt ehren will. Aber da liegt doch auch schon das Problem, es handelte sich eben nicht um eine eben solche Person, sondern um Wulff. Man verschleuderte einen Zapfenstreich an einen bestenfalls mittelprächtigen Grüßaugust, der unter doch sehr dubiosen Umständen die Koffer packen durfte. Das fällt auch auf das Renommee der ganzen Veranstaltung zurück, und das hatte durch Guttenberg schon gelitten. Selbst wenn sich die politische Kommentatorenelite versucht das schön zu reden (“Der Islam gehört mittlerweile auch zu Deutschland” ist ein wahrer Satz, aber in einer pluralistischen Gesellschaft mit Zuwanderungsfaible viel zu offensichtlich um sonderlich originell zu sein), so wird man aus den knapp 20 Monaten der epochalen “Ära Wulff” doch nicht mehr heraus holen können als eine politische Fußnote im Almanach der bundesdeutschen Geschichte. Fragt mal in 10 Jahren nach Wulff und ihr werdet sehen, was ich meine.

Jedenfalls fand ich die Verabschiedung per Zapfenstreich als nicht angemessen für das, was der Herr “vollbracht” hat. Vom Ehrensold will ich gar nicht erst anfangen – das ist im vorliegenden Fall eine Obszönität meiner Meinung nach. Aber, und jetzt kommts: Es gibt ja noch Kräfte in unserer modernen Welt, mit denen die politischen Lenker nicht rechnen. Teils auf Grund ihrer eigenen Realitätsferne, teils aber auch, weil sie sie einfach nicht verstehen. Ich rede vom Internet. Binnen eines Tages geisterte eine Idee durch Foren, Netzwerke und die Kommunikationskanäle um sich schließlich in Form von hunderten von Demonstranten ums Schlößchen herum zu formieren. Unmut wurde kund getan und den wulffschen (Selbst-)Beweihräucherungsgelüsten der akustische Mittelfinger entgegen gereckt. Dieser kam in Form des mit Abstand verabscheuungswürdigsten Musik”instrumentes” unter der Sonne daher. Wir alle haben es vor anderthalb Jahren inbrünstig hassen gelernt, dieses…. dieses “Ding”… die Rede ist natürlich von der Vuvuzela.

Wulff hatte nichts anderes verdient. Trotzig streuten vereinzelte Kommentatoren gestern ein, wie ungehörig und resprektlos dieses Getröte doch sei. Daß man dem “höchsten Amt im Staat” doch mehr Respekt entgegen bringen müsse usw.. Mit “Respekt entgegen bringen” sollte doch der Amtsinhaber anfangen finde ich, das ist viel wichtiger. Aber auch hier werfe ichaußerdem  ein, daß es gestern eben nicht um “das Amt” ging, das finden doch die meisten Deutschen mal so richtig knorke, nein, es ging um Wulff. Man trollte Wulff, nicht das Amt oder den Zapfenstreich. Und das tat man vollkommen zurecht. Wer nach all der Prügel die er einstecken mußte und diesem schnullihaften Abgang noch volle Ehrensold-Extras und ein Zusatzlied beim Zafenstreich einfordert, der darf sich nicht wundern, wenn es dafür kritische Töne hagelt…. und andere Töne als solche können Vuvuzelas eh nicht hervor bringen. Jede einzelne Sekunde, die Wulff im dröhnenden Lärm auf dem Hof stand und mit verbissener Mine im öffentlichen Unmut baden mußte, hat er somit vollends verdient. Mit Rückgrat hätte man die ganze Veranstaltung von vorne herein gar nicht erst angesetzt, mit Verstand kurz vorher abgesagt. Die Soldaten waren die ärmsten Schweine auf dem Platz. Wenn man bedenkt, daß über den Fernsehbildern schon Filter drüber lagen, muß das nämlich ein ganz schöner Krach gewesen sein gestern. Aber wie gesagt, mit “Internet” hat man es nicht so in den politischen Kreisen.

Ich für meinen Teil finde das toll. Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, wo das WWW noch in den Kinderschuhen steckte und habe mich schon immer darüber aufgeregt, daß einige Leute weder an Geschichte noch an Alltagsgeschehen und Politik interessiert sind und dazu noch Bücher als verdammenswerten Anachronismus betrachten. Ich bin ehrlich: Ich sah das politische Gewissen unserer Gesellschaft – vor allem der jungen Gesellschaft – massiv bedroht. Wenn ich ehrlich bin, sehe ich das noch immer so, aber solche Aktionen wie gestern geben mir dann wieder ein wenig Hoffnung. Selbst wenn einige da nur wegen dem “Funfaktor” mitmachen und ein paar auch den notorischen, deutschen Miesepeter-Gen anheim gefallen sein mögen (die Leute, die per se erst einmal alles “Mist” finden und meinen gegen jeden "Schnulli” demonstrieren zu müssen), so bleiben dann doch noch genug wirklich Interessierte übrig unter den Unterstützern und Aktiven der gestrigen Dröhniorgie. Und selbst die, die nur als Mitläufer unterwegs waren, haben sich dann doch irgendwie mit dem Thema auseinander gesetzt oder die eine oder andere nützliche Info für die Allgemeinbildung aufgeschnappt. Das finde ich toll, ganz ehrlich. Vielen Dank, liebes Internet. Smiley mit geöffnetem Mund 

Ach ja, bevor ich es vergesse: Es ist zwar noch ein paar Tage hin, aber die “Sonntagsfrage” sah im Sat.1 – Text diese Woche sehr lustig aus. Unions-Mann Wulff scheint mit seinen Sperenzien der Sozialdemokratie die absolute Mehrheit förmlich aufzuzwingen: Sonntagsfrage

Die bräuchten nicht mal koalieren! Dem Gabriel muß doch bei der bloßen Vorstellung, das Eisbein von der Schaufel flutschen. Zwinkerndes Smiley 

(Ja ich weiß, eine in ihrer Repräsentativität zumindest dezent zu hinterfragende statistische Erhebung – aber für nen guten Gag kann man schon mal seine Soziologenehre kurzzeitig in Urlaub schicken Zwinkerndes Smiley)

5 Kommentare:

  1. *sign* hab aber weder geguckt noch gehört, nur im Morgenmagazin gab es eine kurze Zusammenfassung.

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  2. Der Sohn hat mich mit seiner Heimkehr glatt vom Verfolgen des Spektakels abgehalten (aber ich hab mir anschließend drei Sekunden vuvudingens über den Link vom Silberlöffel gegönnt).
    Mich hätte ja viel eher wieder die Analyse von Mimik und Gestik der Frau Wulff interessiert. Kann das sein, dass sie ne neue Frisur hat? Da könnte ja bald ein neuer Mann folgen - oder keiner.

    Grüße! N.

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  3. Oje, da geht der schöne Ehrensold dann gleich wieder für Alimente drauf... der Aaaaaaaaarme! *fg* ;-)

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  4. Yo, neue Haare. Hatte die M auch kurz danach :-) Scheint was dran zu sein. Analyse? Gnihihihi.... denen hats keinen Spaß gemacht.

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