Samstag, 31. März 2012

LASS SIE REDEN

(Selig)

Mahlzeit, liebe Freunde der Elektrizität! Smiley Nachdem ich nach dieser sehr arbeitsintensiven Woche meine Akkus mit Hilfe meiner Senseo sowie eines “Game of Thrones” – DVD-Marathons bis 02:31 Uhr heute Nacht nebst anschließender Ausschlafsession wieder halbwegs regeneriert habe und mich nun auf MsPittili freuen darf, habe ich endlich auch mal wieder Zeit und Muse mich mit den Vorkommnissen dieser Woche auseinander zu setzen. Einige habe ich ja schon dezent angedeutet, aber es gibt eine Begebenheit, die sich mir ins Hirn gebrannt hat. Negativ, wie ich zugeben muß.

Als Vorinformation sollte gesagt sein, daß ich nach der Arbeit gerne mal fix in den Penny springe um mich schnell mit etwas Essbarem für den Abend, einer Flasche Saft oder Wein oder ganz profanem Kram einzudecken, welchen ich zu benötigen meine. Jedenfalls mache ich das nun schon drei Jahre so – seit ich keine 200 Meter Luftlinie von dem Laden entfernt residiere. Ich weiß, wo in der Kaschemme was steht und mittlerweile wird von einigen Kassiererinnen nicht einmal mehr meine Unterschrift gecheckt, wenn ich meine zwei Päckchen Milch und mein Steak mit Karte zahle. Das bringt es nun mit sich, daß ich 2/3 der Verkäuferinnen schon mehr oder weniger kenne, und sie mich auch – also optisch meine ich. Das restliche Drittel besteht aus wechselnden Figuren. Ich habe dazu zwei Theorien:

1. Im Lager wohnt ein namenloses Grauen, ein Äonen alter, dunkler Fluch, welcher in gewissen Abständen nach Tribut verlangt. Um das Untier zu besänftigen und es davon abzuhalten, aus seinem finsteren Verließ auszubrechen und die halbe Menschheit zu schlachten, muß der Filialleiter ihm mindestens ein Mal monatlich ein Menschenopfer darbieten. Der oder diejenige, welche in der letzten Spätschicht an Neumond unglücklicher Weise die größte ist-soll-Differenz im Kassenkasten hat, wird von ihm in ein schwarz gefiedertes Opfergewand gesteckt und auf dem dornenbesetzten Altar des Rabattes mit dem heiligen Keramikküchenmesser (nur 4,99€) dem Dämon geopfert. Hernach wird die ach so tragisch frei gewordene Stelle neu besetzt, während die Stammbelegschaft in unheilvollem Schweigen den Neuling begrüßt und dafür sorgt, daß im nächsten Monat auch beim Richtigen ein Hunni in der Kasse fehlt.

2. Penny treibt den gleichen ausputzerischen, amoralischen Vertragsschabernack mit seinen Angestellten wie die Konkurrenz (von Aldi mal abgesehen) und füllt 2-3 fest Angestellte mit der doppelten Anzahl an Pauschalkräften auf. Die dürfen dann für irgendwas zwischen 200 und 400 Tacken wöchentlich um die 20 – 30 Stunden ackern. Wenn da einer aufmuckt – zack! Weg isser und der nächste Sklave wird besorgt!

Beides nur Theorien, und wenn mir die erste auch reizvoller erscheint, so halte ich die zweite doch für die Wahrscheinlichere. Jedenfalls gibt es in meinem Penny ein Verkäuferin, die irgendwie ein wenig zu kommunikativ daher kommt für meinen Geschmack. Sogar der MsPittili ist sie schon negativ aufgefallen. Wenn ich Nahrung kaufe, oder was auch immer, dann erwarte ich von der Kassiererin nicht, daß sie mir irgend welche Gespräche ans Knie nagelt, nein! Jedenfalls hat diese seltsame Frau es sich angewöhnt, meine Einkäufe zu kommentieren; das tat sie schon mehrfach. Als ich mal für einen Männerabend im Dezember Chips, Erdnüsse, ne Cola und einen Sixpack Bier kaufte und mir noch eine Schachtel F6 dazu legte, kommentierte sie das mit

“Oh, heute nur Fresskram, Bier und was zu Qualmen??”

Ich glaube die erwartete von mir irgend eine Antwort. Ich hätte wahrheitsgemäß “Ja!” sagen können. Hab ich aber nicht. Ich nickte zur kurz angebunden und meinte “Muß schnell gehen heute!” Eigentlich, so meine ich, kann sich ein Mensch das schon mal merken, wenn man ihn so abkanzelt und einen fortan in Ruhe lassen. Aber die Frau hat es noch nie spitz gekriegt – und ich habe eigentlich immer eher genervt als erfreut auf ihre ungebetenen Kommentare reagiert. Mit Verkäuferinnen ist es für mich wie mit Friseusen: Die sollen schnellstmöglich ihren Job machen und mich bitte in Ruhe lassen, ein unangesprochener Kunde ist ein zufriedener Kunde. Aber daran hält die Alte sich nicht. Als ich Mittwoch – ich hatte einen sehr nervigen Tag mit Gerichtstermin (Zeuge – sage ich immer dazu, damit ich klar stelle, daß ich nicht der böse Bube bin Zwinkerndes Smiley) und Personalversammlung hinter mir – wieder einmal ohne Wurst im Kühlschrank dastand und mir früh obendrein der Kuhsaft ausgegangen war (was meinen Kahvikonsum massiv stört), ging ich also wieder in den Penny. Schon als ich die komische Frau wieder an die Kasse sitzen sah, schwante mir Böses. Immer wenn die gut gelaunt scheint, droht Unheil. Jedenfalls nahm ich meine Ohrhörer raus, bezahlte und während ich den Bon gegenzeichnete, tat sie es wieder:

Kassiererin des Grauens: “Sie haben wohl ihre Freundin gar nicht mehr?”

Ich schaute sie ein wenig verwirrt an und überlegte kurz, was ich sagen sollte und vor allem, was zum Teufel sie das angeht. Ich beendete meine Unterschrift und murmelte “Doch!” Das schien ihr als Information aber noch nicht so ganz zu genügen, und so hakte sie nach.

Kassiererin des Grauens: “Ach, aber die habe ich schon so lange nicht mehr gesehen!”

Da hatte ich die erste Verblüffung bereits überwunden und mir lag schon “Was sie nicht sagen; ich übrigens auch nicht!” auf der Zunge. Am Ende begnügte ich mich aber mit dem subjektlosen Satzfetzen “Wohnt woanders!” und packte meinen Kram ein und zog von dannen. Als ob es diese Schachtel was angeht, wie ich mein Leben verbringe. Zu Hause kam mir dann allerdings die Erleuchtung und ich bereute schon fast, daß ich sie nicht mit irgend einer erfundenen, hanebüchenen Story verarscht habe. Verdient hätte sie es! Aber das Gute ist, daß diese impertinente Person mit garantiert noch einmal die Chance dazu gibt, ich weiß zwar nicht warum, aber das wird sie. Jedenfalls dürften die nächsten 14 Tage diese Trulla erstmal wieder beruhigen. Ehrlich gesagt habe ich ja auch nix dagegen, wenn eine Verkäuferin an der Kasse eine nette Bemerkung oder ein kleines Scherzchen macht wenn sie nen guten Tag erwischt hat. Aber für gewöhnlich bleibt das auf einer unverbindlichen, recht allgemeinen Ebene; mach lächelt kurz, antwortet, lächelt nochmal und gut is. Was die da macht, ist für meinen Geschmack zu persönlich, geht zu weit.

Sollte das nochmal vorkommen, gibts nen Brief an den Filialleiter. Ich werde ihm stecken, daß ich da jemanden kennen würde, der das auf seinen eisernen Klauen in der hintersten Lagerecke lauernde, apokalyptische Biest, für mindestens zwei Monate ruhig stellen würde; ja, der wahrscheinlich sogar das Potential hat, das Vieh tot zu labern (Sollte das mit dem “tot labern” nicht hin hauen, känne er schon mal das Opferkleid bügeln… der Gute! Zwinkerndes Smiley).

8 Kommentare:

  1. Tja - ha... toller Artikel, wie immer herzlichst gelacht. Verkäuferinnen sind schon eine eigene Spezies... eine in meinem Stamm-DM denkt auch ich sei ihre beste Freundin und kommentiert immer meine Einkäufe. Als ich gestern mit dem Einkaufszettel auf einem Block rum lief, fragte sie ob ich Produkttesterin sei. Ei danke, jetzt weiß ich, dass ich zu viel einkaufe ;)

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  2. Und ich wurde heute von einem Kunden mit "ihr blöden Affen" beschimpft...

    Er hat natürlich nicht nur mich gemeint, sondern die anderen beiden Kollegen, die bei mir standen auch. Das ist mir auch zu persönlich... ;)

    LG

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  3. Oh da bin ich ja mal gespannt, was mich erwartet ...

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  4. Die kleine Schwester1. April 2012 um 17:41

    Ich möchte aus gegebenem Anlass (der Anlass of Awesomeness) diesen Link hier zurücklassen.

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  5. Die kleine Schwester1. April 2012 um 17:48

    Ich wollte Dir diesen Link hier lassen...

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  6. @KleineSchwester: Genial das Video! Als die dann noch anfangen zu singen... geil! ;-)

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  7. @kleineSchwester: Ich bin nicht ich, sondern "er", weil er nicht das hat, was ich habe, es jetzt aber dann doch mal hat und damit das tut, was er sonst nicht tun kann, ich aber schon. Er, also "ich", hab ihr Netbook meine ich! ;-)

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  8. Ich muss gestehen, an der Stelle "Sie haben wohl ihre Freundin nicht mehr ... " ereilte mich ein spontaner Lachanfall. Ähm, ja, ich leide natürlich mit dir. Möge sie das Monster holen.
    An der Kasse mache ICH die Scherze/ Bemerkungen/ Mitteilungen - also der Kunde - und sonst keiner! Da bin ich ganz bei dir. Und was die Friseure angeht, bei dem Letzten soll es (wie ich hörte) ganz gut gegangen sein. :)

    Grüße! N.

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