Dienstag, 20. März 2012

DAS GROßE HALALI

Willkommen in der Wohlstandswelt, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Einer Welt voller quietschbunter Konsumverheißungen, Atomreaktoren und nackter Zwerge, die auf geflügelten Ponys unter dem neonfarbenen Regenbogen der Verschwendung Loopings drehen und dabei Beethovens Fünfte auf güldenen Gesäßflöten brummen. Zu absurd? Eher nicht absurd genug! Es geht nämlich noch bekloppter!

Und wer könnte für vollkommen sinnfreie Gaga-Schlagzeilen sorgen, wenn nicht die Phalanx der Ökohippies und Protestgutmenschen, denen die Vernunft nicht halb so viel wert ist wie ein glücklicher Kolrabi oder zwei Dutzend ungeräucherte Sprotten?! Vor ein paar Tagen vernahm ich eine Meldung, die ich als derart überflüssig empfinde, daß ich mich gar nicht bösartig genug darüber lustig machen kann. Der Quell der übertriebenen Verpoliticalcorrectnesierung und scheinheiligen Moralheuchelei sprudelt dieser Tage nämlich wieder besonders hoch… und zwar (wo sonst), als den Denkfabriken von PETA. Ihr kennt sie ja, diese Typen, die Gerüchten zufolge armen, hungrigen Wandersmännern das Schnitzel vom Teller im überfüllten Wirtshaus stibitzen um es hernach mit militärischen Ehren im Wald zu beerdigen. (Da, wo ich herkomme, da macht man so was nur mit polischem Kartoffelgriesbrei… das ist aber schon wieder eine ganz andere Geschichte.) Jedenfalls hat sich die finsterste Macht unserer überdrehten Zivilgesellschaft derzeit Kraft ihrer Gemüsebratlinge mal wieder in die leinenfarbenen Kampfsäcke geworfen um eine epische Schlacht um die Biertheken und Schankräume dieser Republik zu schlagen. Nachdem man den einen oder anderen Hektoliter Karottensaft mit Sojamilch gekübelt hatte, verfasste man nämlich ein neues Manifest des Gutmenschentums. Geschrieben wurde es auf gewaltlos gesammelten, isländischen Palmwedeln und verfasst ist es mit dem fahlen, anämischen Lebenssagt des großen “Ober-Veggie” (Ein Faximile – Schweineschwarte mit warmem Ochsenblut beschriftet) liegt der Redaktion vor). Dieses Manifest packte man dem verwegensten Recken ins Bastkörbchen und schickte ihn mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Großkonzern. Dort entrollte man das Pergament und wurde aufgefordert, sich doch bitte umzubenennen. Die Geschichte ist wahr und hat sich genau so zugetragen (naja, sagen wir mal in den wesentlichen Punkten) und der Großkonzern, dessen Name dem Tierfreund da ein Dorn im Auge war, hört auf den Namen “Jägermeister”. Eigentlich sollte ich hier enden, aber irgendwie will ich mich grade mal bissel aufregen über so viel Idiotie.

Die Begründung lautet sinngemäß, daß der Name ja die böse, böse Jagd verherrlichen würde. Das geht natürlich gar nicht! Außerdem sei diese wiederum nicht mehr nötig, das haben unabhängige, PETA-finanzierte Studien erwiesen. Und der Schnaps, der würde diese blutige Tradition unnötig verklären und glorifizieren. Einen Vorschlag für einen neuen Namen hat man auch gleich mitgeliefert. Und zwar (jetzt kommts: ) “Waldmeister”! Ich schmeiß mich weg! “Waldmeister”! Das ungefähr so, als würde man einen neuen Panzer “Corsa” nennen. Vollkommen bemessert, die Typen! Mit gehts dabei nicht um “Jägermeister”, ich mag das Zeug nicht einmal. Ich hab hier immer noch eine Flasche rum stehen, die ich vor 2 Jahren gekauft habe; und zwar nur, weil wir den beiliegenden Kühlkübel brauchten um meiner Mutter ihr Lieblingseis ins Krankenhaus zu schmuggeln. Eine Welt ohne Jägermeister wäre nicht unbedingt weniger lebenswert, aber da es das Zeug nun schon mal gibt, kanns auch bleiben finde ich. Warum soll man das umbenennen, bloß weil die Malte Corporation nicht auf den Namen klar kommt!? Und überhaupt: Die Jagd ist und bleibt ein evolutionärer Faktor, ohne den wir uns nicht zu dem entwickelt hätten was wir heute sind. Bei “Jäger und Sammler” kommt “Jäger” nicht umsonst an erster Stelle. Ich für meinen Teil saß als Vierjähriger auf dem Hochsitz, während Opa den kapitalen Bock erlegte; nahm wenig später an Treibjagten teil und aß meine Gulaschsuppe aus gleichnamiger Kanone mit Inbrunst vor der Parade des erlegten Wildes. Außerdem sah und sehe ich auch regelmäßig das, was ein Dutzend Wildschweine – wenn sie ein bisserl Zeit und etwas mehr Hunger haben – mit einem Feld oder einem Garten anstellen können. Außerdem grabe ich meine Fänge mit Vorliebe in deftig gewürzten Wildschweinbraten oder in in Rotweinsoße geschmorten Rehrücken und, glaubt mir, es gibt kaum ein besseres Fleisch. Und das lasse ich mir nicht von diesen Egomanen verderben, die sich mit selbstgerechter Überheblichkeit zum moralischen Obermacker hochspielen und meinen, sie könnten richten und urteilen, obwohl ihre blutleeren Ohren noch nie das majestätische, große Halali vernahmen, wenn der Zwölfender zur Strecke gebracht wurde.

Aber ich schweife ab. Was ich nämlich auch anprangere, ist diese unglaubliche Sinnfreiheit dieser Forderung. Kein Viehch da draußen interessiert es, wie dieser Schnaps heißt! Als ob wir keine anderen Probleme hätten, als die Gleichschaltung von Spirituosen. Diese Heinis sollen sich mal lieber darum kümmern, was in manchen Zuchtbetrieben los ist und erst einmal das Nutzvieh effektiv vor irgendwelchen profitorientierten Gammelfleischfaschisten retten, die auf drei Quatratmetern ein halbes Dutzend Eber einpferchen und so lange mit Antibiotika vollstopfen, daß ein Pfund Gulasch hernach nicht nur wässrig, sondern auch noch rezeptpflichtig wird. Die sind nämlich die Verbrecher, weil sie auch Menschen gefährden. Aber nein, die Herren Hippies müssen sich an einer Schnapsfirma aufgeilen, weil es ja wesentlich medieneffektiver ist. Man kann sich ja im Image der Firma gleich ein wenig mitsonnen, denn medial wird das natürlich aufgegriffen. Doch was wird man erreichen? Ich sag’s euch: NÜSCHT! Wenn wir als Menschheit (jetzt mal global gesehen), die ganzen Energien, Ressourcen und Kräft, die wir mit solchem Scheiß verpulvern in die Lösung der wahren Probleme stecken würden, dann wäre das hier im Nu eine bessere Welt. Aber die, die vorgeben genau diese zu wollen, sind auch diejenigen, die sich am kontraproduktivsten benehmen.

Wenn ich PR-Manager bei Jägermeister wäre - jetzt mal nur so als kleines Gedankenspiel - ich hätte da nicht nur eine Pressetrulla mit dem “Wir haben es vernommen, und verfolgen die Diskussion” im Gepäck vor eine Hand voll Pressevertreter geschickt. Nein! Ich hätte zunächst einmal einen gepfefferten Blogeintrag geschrieben (natürlich… bin ich euch doch schuldig Zwinkerndes Smiley), nach dem Motto: was dieses Pack denn bitte denkt, wer es sei und daß das Spendenvolumen des Unternehmens nun von ökologisch nachhaltigen Projekten vollständig in die Subventionierung der Braunkohle und entsprechender, filterloser Kraftwerke in Indochina umgeleitet würde. Danach hätte ich die Abteilung für Produktentwicklung mit genug synthetischen Drogen versorgen lassen, bis ihren völlig enthemmten Visionen des Wahnsinns etwas Brauchbares entspringt. Das würde ich umgehend in geheime Produktion gehen lassen und ich würde eine Monster-PK im Berliner Olympiastadion ankündigen und weltweite Fernsehteams auf Betriebskosten einfliegen lassen. Dazu würde ich die ganzen PETA-Heinis einladen und in den Gästeblock stopfen sowie von der GSG9 in Schach halten lassen (wer nicht freiwillig in die ihm dargereichte Weiner beißt, wird schon sehen, was er davon hat). Dann würde ich die Bühne in einem Mantel aus Nerz- und Wolfsfellen betreten, in der einen Hand eine Dose Thunfisch, in der anderen eine kleine Truhe aus bestem Tropenholz, deren Elfenbeingriffe mit Waltran so blank poliert sind, daß es noch bis in die hinterste Ecke des Stadions nur so funkelt. Eine kurze Rede – muß ja – und dann würde ich das Schloß der Kiste gaaaaanz langsam öffnen, die Spannung heraus zögern… kurz inne halten… eine Scheibe Foie Gras schnabulieren und das Zeichen für den Trommelwirbel geben. Aus der mit edelstem, sibirischen Tigerfell ausgeschlagenen Kiste würde ich dann eine Einweg-Plasteflasche hervorzaubern, deren Inhalt nicht “ausgeschüttet”, sondern mittels FCKW ins Glas gestäubt wird. Nachdem ich das kurz vorführe, drehe ich dem Publikum das strahlend weiße (weil siebenundfünfzigfach in Industriechlor gebleichte) Label zu, auf welchem in großen, scharlachroten Lettern nicht nur der Name der zum Beschriften verwendeten “Tinte”, sondern auch der Name der neuen Trendmarke steht:

“PANDABLUT”

2 Kommentare:

  1. Oha, du hast dich SEHR geärgert. Anmaßend, anders kann man das nicht nennen. Ach doch, dumm.
    Aber dein Text ist toll, sollte man mal zu Jägermeisters lancieren.

    Grüße! N.

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  2. Und weil die gemerkt haben, wie blöd die sind, haben die nun auf der Rückseite kräftig zurückgerudert. War doch nur ein Scherz, wir wollten nur PR. Tja.... Darauf einen Dujardin. Und dann einen Jägermeister. Und eine Waldmeisterlimonade. Und dann gehe ich kotzen.

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