Donnerstag, 22. März 2012

GONNA MAKE THE PONY TROT–Der Onkel hat da mal ne Frage…

(Brant Bjork)

Ich muß jetzt mal meine rudimentären Fähigkeiten als Hobby-Literaturwissenschaftler bemühen. Eigentlich hatte ich heute weder Zeit noch Lust zu bloggen, aber als ich gerade 90 Minuten im Bett lag und so vor mich hin las… nee, da wars auch noch nicht. Eigentlich wurde es mir erst in dem Moment bewußt, als ich den Wälzer zuschlug und mein Lieblingslesezeichen – ein Isle of Jura Flyer – wieder zwischen die dicken, papiernen Seiten legte. Jedenfalls fielen mir da zwei Dinge auf. Erstens habe ich von “Game of Thrones” mittlerweile rein seitenzahlmäßig wohl mehr gelesen, als von irgend einer anderen Buchreihe zuvor. Selbst wenn man alle Karl – Mays oder Conan Doyles meiner Kindheit als einzelne “Reihe” betrachtet, dürfte ich gut im Rennen liegen. Ich schaute so vom bett hinüber zum Bücherregal. Dort tummeln sich mittlerweile Band eins bis fünf (gut, Band 4 hielt ich gerade in der Hand). “Sieht schon schick aus”, dachte ich mir. Sieht vor allem schick aus, obwohl ich Bücher im allgemeinen immer ziemlich leiden lasse – sie werden geknickt, geknautscht, mit Kahvi vollgetropft, in der Badewanne teilbenetzt oder gleich ganz versenkt… man könnte auch sagen, sie werden gelesen. Die Reihe der Bücher vom “Lied von Eis und Feuer” – so der deutsche Titel - drängt den herumliegenden Unrat auf dem extra frei geräumten Regalbrett immer mehr zusammen (freie Regalbretter ziehen Unrat nämlich an, wie ich festgestellt habe). Wenn ich dran denke, daß ich mir nächste Woche wohl Band sechs werde kaufen müssen, sollte ich so langsam ans Aufräumen denken, sonst wirds eng. Wenn ich alle erschienenen oder bis Mai erscheinenden Bände besitze (das dürfte spätestens im Juli soweit sein), dann ist das Regal nämlich voll. Andererseits habe ich bis jetzt irgendwas um die 2000 Seiten gelesen und kann mich eigentlich nicht wirklich erinnern, daß das so viele waren. Der ganze Schreibstil und die ohne nennenswerte Brüche zwischen den Büchern fortlaufende Geschichte vermitteln eigentlich eher den Eindruck, noch mitten im Buch zu sein. Man legt einen band weg und schnappt sich direkt den nächsten, in welchem man gleich wieder anknüpft. Fetzt! Smiley mit geöffnetem Mund Da ich normaler Weise eher ein recht langsamer Leser bin, überrascht mich das Tempo, das ich bei dieser Saga vorlege sogar selbst ein wenig. Ich habe gerade mal nachgeschaut: Am 15.02.2012 hat der große Amazon mir Band eins geliefert. Nun neigt sich der vierte schon deutlich seinem Ende entgegen. Bisher habe ich in meinem Leben nur 3 Bücher der Seitenzahlkategorie “ü300”in ähnlichem Tempo verschlungen. Das erste war Michael Crichtons “Dino Park” (der Originalroman, nicht das abgespeckte Jurassic-Park-Drehbuch), das zweite war natürlich “Der Herr der Ringe” und Nummer 3 hörte auf den Namen “Der Hobbit”. Waren alle samt in einer Hand voll Tagen ausgelesen… höchstens. Den Hobbit zog ich mir an zwei Tagen rein.

Das zweite was mir auffiel war, daß ich ein Buch erst dann als ernsthaft “gelesen” betrachte, wenn ich mindestens die Hälfte geschafft habe. Bevor das Lesezeichen nicht mindestens in der Mitte prangt, ist mir das irgendwie peinlich. Ich würde mich nicht damit sehen lassen in der Öffentlichkeit wenn ich noch auf den ersten Seiten wäre, ist ja peinlich. Aber wenn man diese magische Grenze erst einmal überschritten hat, dann hat man was geleistet. Nein, dann hat man was erlebt! Ja, “erlebt”, das ist das richtige Wort. Bei miesen Büchern breche ich ohnehin früher ab. Nur gute Bücher liest man bis zur Hälfte und nach der Hälfte bricht man ein gutes Buch auch nicht mehr ab. So siehts nämlich aus! Das hat dazu geführt, daß ich als erstes, noch bevor ich das erste Wort lese, erst einmal schaue, wie viele Seiten das Büchlein eigentlich hat. Dann teile ich das mental durch zwei – das bekomme selbst ich gerade noch so hin – und weiß sofort, wo die Demarkationslinie des guten Geschmacks bei diesem Exemplar zu verorten ist. Es soll Leute geben, die lesen als erstes immer die letzte Seite. ZU HÜLF!!!!! Rufe ich da aus! Wenn da auch nur ein einziger Name fällt, wüßte ich doch schon, daß derjenige das Buch überlebt. Ganz schlecht"! Wo bleibt denn da die Spannung? Außerdem könnte ja der Ausgang der Geschichte verraten werden, was noch viel schlimmer wäre, weil damit das Buch an sich für mich an Reiz verlöre. Aber Seitenzahlen dividieren, das geht… das muß sein. Ohne fange ich gar nicht erst an.

Hmm, schon komisch, was wir mit Büchern so alles machen und was Bücher vor allem mit uns machen. Ich stelle das mal zur Diskussion: Was habt ihr denn so für Marotten, wenn es um Bücher geht? Wie/wo/was/warum lest ihr eigentlich und was stellt ihr mit den Büchern so an?

6 Kommentare:

  1. Ich könnte es ja jetzt hier tun - also dir antworten. Aber das sprengt den Platz und meine Zeit (muss gleich auf die Autobahn). Also hab etwas Geduld, das Wochenende naht und ich mache einen Extrapost draus (du hast ja noch was gut bei mir).

    Grüße! N.

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  2. Sehr beeindruckend, dass du Das Lied... so verschlingst :) Ich hab mich auf drei Fernsehabende eingestellt :)

    Meine Bücher müssen übrigens immer ungelesen aussehen, keine Knicke, keine Eselsohren, kein gebrochener Buchrücken. Wer mich nach Prolog plus 1 Kapitel nicht hat, der wird übrigens aussortiert. Aber grad hab ich mich durch ein schlechtes Buch gequält (Der Schlund, siehe mein Blog) bei dem mir schon schnell klar war, dass es schlecht sein wird, ich es aber trotzdem zu Ende lesen wollte. Ich werde wohl nachgiebig. Nuja, es war auch nicht soooo dick, groß geschrieben, ich hatte wohl noch Hoffnung auf eine gute Story. Meine Bücher stapeln sich übrigens an der Wohnzimmerwand. So ein mega Regal wäre zu teuer ;)

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  3. Ich lese den Anfang und dann irgendwann den letzten Abschnitt. Der ist in einem guten Buch eh so, dass er nichts verrät. Vielleicht, weil ich mich vergewissern muss, dass am Ende alles gut wird.
    Und in meinen Büchern sterben ja selten Leute. Jedenfalls nicht unvorhergesehen...

    Ich hasse deutsche Titel und kitschige Einbände, obwohl das Buch vll gar nicht so kitschig und eigentlich ganz gut ist.

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  4. Ich leide unter einem ständigen Zeitmangel, dass ich viel mehr lesen möchte als ich zeitlich schaffe. Ein Zeitfenster habe ich eigentlich nur abends, wenn um 20.15 Uhr die Tagesschau vorbei ist. Außerdem lese ich noch Spiegel und Wirtschaftswoche (1-2x pro Monat), so dass ich noch parallel lesen muss. Im Winter fahre ich mit dem Bus zur Arbeit, so dass diese Zeit auch noch zum Lesen zur Verfügung steht. Ich lese konsequent von Anfang bis Ende, wobei ich 2-3 Bücher pro Monat schaffe. Was ich lese, dazu erhalte ich Ideen in Buchhandlungen, ich höre Radio-Podcasts (Talk-Sendungen oder SWR1 "Der Abend") oder auch Empfehlungen über andere Blogger. Momentan lese ich "Die schwarze Flamme" von Yourcenar, welches mir von http://leenhuet.wordpress.com empfohlen worden ist. Dein Blog ist übrigens hochinteressant, ich bin über "Mittwochs frei" auf deinen Blog gestoßen und ich werde bei dir sicherlich häufiger herum stöbern.

    Gruß Dieter

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  5. Ich lese in letzter Zeit relativ wenig. Warum? Ohne überheblich zu sein, finde ich sehr viel Kitsch und Schmonzetten in den Regalen und auch Katalogen.
    Krimis hab ich verschlungen, aber ich habe den Eindruck, daß es heut in einem Krimi nicht mehr um die Ermittlungsarbeit geht, sondern um immer grausamere Darstellungen von Morden und Abschlachtungen.
    Hatte mir von Charlotte Link"Der Beobachter" gekauft. Schade ums Geld.
    Da hol ich mir lieber meinen alten Theodor Strom oder den Fontane wieder her.
    Zwei Bücher habe ich in den letzten Tagen gelesen, die jeder gelesen habe müßte, um sich ein Urteil zu bilden, wie uns der Herr Gauck was "vorGauckelt".

    Albrecht Müller -Der falsche Präsident-Was Pfarrer Gauck noch lernen muß, damit wir glücklich mit ihm werden

    Klaus Huhn
    Die Gauck-Behörde
    Der Inquisitor zieht ins Schloß

    Historische Sachen lese ich auch gern, aber nicht dieses "Wanderhuren"Niveau.
    Ein Buch kann ich empfehlen: Pascal Mercier-Nachtzug nach Lissabon

    LG
    Brigitte

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