Montag, 17. Dezember 2012

DO IT AGAIN

(Queens of the Stone Age)

Soll ich euch mal mit einem einzigen Wort den Gradmesser der europäischen Facepalm-Momente bescheren? Das geht… glaubt ihr nicht? Dann versuchen wir es doch einfach mal. Also hergehört, hier kommt’s: “Berlusconi”!

Ist es nicht der Wahnsinn, was dieser Typ da im Land unseres Lieblingshalbfinalgegners so alles anstellt?! Und der Hit dabei ist: Seine Landsleute wählen diesen Westentaschennapoleon immer und immer wieder; der kann praktischen machen was er will. Wäre das kein Staatschef, sondern ein Volksmusikant, dann wäre das ja alles noch irgendwie lustig, aber so… aus deutscher Sicht vollkommen unverständlich. Während der Guttenberg hier wegen einem popeligen Plagiat einer noch viel popeligeren Doktorarbeit regelrecht aus dem Land gejagt wurde, scheint der Silvio ein ganzes Scheckheft voller Persilscheine zu haben. Der lacht sich doch nen Ast über den Karl Theodor (………………………….) zu Guttenberg, diesen Noob! Wie kann man denn über so einen vergleichsweise harmlosen Beschiß stolpern?!? Das kapiert sie nicht, die italienische Erbgutschleuder. Wie auch?! Der Berlusconi, der wäre aus dieser Affäre nicht mit nem (mehrjährigen) Sabbatjahr in Übersee heraus gekommen, nein, der hätte am Ende mit einer Ehrenprofessur da gestanden und auch gleich seine eigene Semesterauftaktparty in den Katakomben des Kolosseums geschmissen – Erstsemester only. Man muss sich das mal überlegen, dem Kerl wurden Mafiaverbindungen unterstellt, Schwarzgeldaffären in unüberschaubarem Ausmaß angedichtet und Medienmanipulationen praktisch nachgewiesen (gut, wer die Medienlandschaft de facto besitzt, der kann halt auch senden was er will) und zuletzt sogar Orgien mit blutjungen Callgirls nachgewies… unterstellt. Und hat es ihm geschadet? Nö, er kandidiert einfach wieder für das Amt des Landespaten – zum gefühlt 243. Mal. Ihr werdet sehen, die werden diesen Kurzen auch wieder wählen, da sind die Italiener nicht so empfindlich wie wir, die wir noch Luftschlösser aus “Integrität”, “Werten” oder “Unbestechlichkeit” bauen um unsere Anforderungsprofile an die einheimischen Staatslenker zu formulieren. Italien ist da schon weiter, die haben diesen formalen Kram überwunden und begnügen sich mit “eloquent und mutmaßlich potent”. Gut, wenns danach geht hätten wir auch keine Regierung, hofft man zumindest… den bei den meisten will man das ja gar nicht wissen… aber als Basis für eine Regierung?!? Ist irgendwie auch Scheiße. Wer sich an der Eloquenz stört: Wenn der Berlusconi das nicht wäre, hätte er selbst in Italien Probleme bekommen. Er besitzt so eine rotzfreche Version von Eloquenz, mit der er seine hanebüchenen Lüg… Erklärungen einfach mal in die Mikrofone der ihm gehörenden Medien diktiert. Die schreiben das dann und die Leute glauben das wahrscheinlich auch noch, denn sonst würden sie ihn ja nicht wählen. Man muß das erst einmal bringen, sich, nachdem man Monate lang medial mit seinen dekadenten Gruppensexorgien der Vergangenheit konfrontiert wurde, breit grinsend zu einem Statement vor die Kameras zu setzen. Noch besser: Man muß auch erst einmal dreist genug sein, zu behaupten, man hätte sich mit all den 18jährigen Schnitten im Bikini “über Politik unterhalten” oder ihnen “normale Geschenke gemacht”. Über Politik unterhalten… ja nee, is klaaar! Praktischer Weise finden sich auch noch ein paar Zeuginnen der Anklage, die das urplötzlich bestätigen! Das ist doch krass; das ist doch… ich weiß nicht was das ist. Nachdem dem Kerl schon der Knast drohte, siehts nun wieder recht fluffig für ihn, den 76jährigen Zepterschwinger, aus. Wenn die Mädels das sagen, dann muß das ja stimmen mit dem “über Politik reden”, klar. Steht ja auch in den Medien – denen, die Berlusconi gehören. Das ist ungefähr so, als würde man uns erzählen, daß es sich bei Knallchargen von GZSZ um real existierende Personen handelt und wir würden das 1. glauben und es 2. auch noch für einen Livestream halten. Das ist doch alles mit rationalen Mitteln nicht zu fassen, was da in Italien abgeht. Gut, ich finde das irgendwie auch ganz amüsant, bin gleichzeitig aber froh, daß der Typ nicht meinem Land vorstand / vorsteht / vorstehen will (weiß man in Italien ja auch immer nicht genau, welchen Aggregatzustand die Regierung da gerade hat).

Den Oberbrüller hat er aber am Wochenende enthüllt, dieser Hosenstallterrorist, er hat sich nämlich verlobt! Klar, jetzt wo es raus ist, daß er auf seinen Sex- Politparties nur das aktuelle Weltgeschehen mit dem einen oder anderen Dutzend von Bikinimäusen diskutiert hat während er selber im Bademantel rumrannte (hat er ja auch zugegeben… und die glauben dem das!!!!!), da ist eine Verlobung eine einher gehende Vergutbürgerlichisierung der eigenen Verhältnisse der nächste logische Schritt. Klar, “verlobt” klingt ja schon monogam… irgendwie jedenfalls. Es klingt auch konservativ, was man ihm ja ohnehin abnimmt. Er erschafft sich also ein neues Image. Der liebende, treue To-Be-Ehemann, der neben den Hochzeitsplanungen noch schön Wahlkampf führt. Wenns in den Umfragen eng wird, dann wird die Trauung garantiert vorverlegt und medial schön breitgewalzt – er schafft sich quasi mit diesem Schritt sein eigenes As im Ärmel. Gerade im katholischen Italien ist das ja auch wichtig, daß man sich reinwäscht von diesen bösen, bösen Verdächtigungen man sei ein Lustgreis, der trotz seiner sechsundsiebzig Lenze noch pausenlos irgendwelche Teenager abfingert und die Gichtgriffel auch generell gerne auf hält. Ein Eheversprechen löst dieses Problem. Berlusconi wird nun ganz anders gesehen. Ein ganz normaler, reifer Mann mit Haartransplantation und Medienimperium sowie einer tief empfundenen Liebe zum katholischen Glauben – ein Duzfreund vom Papst praktisch; und damit auch von uns allen. Welches Land würde sich denn nicht gerne von ihm erigieren lassen frage ich euch. Aber genug der Häme, wir wollen es auch mal positiv sehen. Ich persönlich bin ja tief in meinem Herzen schon der festen Überzeugung, daß sich der Berlusconi nunmehr vom Saulus zum Paulus gewandelt hat. Ja, ich nehme ihm das ab, daß er jetzt das Sakrament der Ehe ehren wird, ruhiger wird, gesetzt, den Orgien entsagt und sich benimmt wie ein normaler Bestager. Er hat sich geändert, glaubt mir. Der beste Beweis ist doch seine Verlobte. Die ist schon 27 – in diesem vergleichsweise biblischen Alter hätte sie dem Silvio vor ein paar Jahren noch nicht mal den Politikteil vorlesen dürfen.

4 Kommentare:

  1. Na, Du bist mir ja einer... Da schimpfst Du über den nun ab sofort ganz sicher monogam lebenden B-Man. Und dass, wo der doch ein Duzfreund von unserem Ex-Bundesgerhard ist. Der hat ja auch dem Vladimir Vladimirovič Putin bestätigt, dass er ein lupenreiner Demokrat ist. Berufener Mund also, ehrbare Gesellschaft. Also, ich glaube den Politikern. Ist doch in jedem Fall ein ehrbarer Berufsstand. Oder?

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    1. Ich finde es ohnehin unerhört, daß die EU den Friedensnobelpreis geholt hat. Berlusconi oder Putin sollten den bekommen. Am besten beide abwechselnd auf Lebenszeit.

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    2. Aber da müsste der höher dotiert sein. Für so wenig Knete gehen die doch nicht außerhäusig. Hmmm... Italien und Russland, war da nicht schon mal was? Kann mich da dunkel an den Geschichtsunterricht erinnern.

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  2. Ach der Silvio... was für ein Depp. Die Intellektuellen würden ihn auch nicht wählen. Wollen wir mal hoffen, dass die Unterbelichteten nicht zur Wahl gehen, wenn es denn dazu kommt.

    So ist das mit der Demokratie. Was für ein Mist. ;)

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