Sonntag, 23. Januar 2011

ANIMAL

(Pearl Jam)

Heute nur mal ein kurzes, kulinarisches Update. Ich halte mich für tierfreundlich, ja, ich glaube, daß man das so sagen kann. Tiere fetzen! Ohne Tiere wäre unser Speiseplan um so einiges ärmer! Darum bin ich auch dafür, daß man Tieren mit einem gewissen Respekt begegnen sollte, dafür sorgen sollte, daß sie ein halbwegs glückliches Dasein fristen bevor der Dude mit dem Bolzenschußgerät in ihr Blickfeld rückt. Denn egal ob vom Biohof oder aus dem Kollektivstall: Spätestens dann ist Essig mit „glücklich“! Das wird bei der Diskussion derzeit immer wohlwollend verschwiegen. Ich finde diese Einstellung auch wesentlich gesünder als diese verdrehte Weltsicht der Veganer, daß man Tiere überhaupt nicht essen darf. Tierische Nahrung ist nicht nur was ganz was Feines, nein, sie spielte auch eine nicht unwesentliche Rolle in unserer Evolution. Ohne tierische Eiweiße beispielsweise hätte das menschliche Gehirn sich nie so entwickeln können. Platt gesagt: Der vegane Urmensch hockt jetzt immer noch in seiner Höhle und friert. Aber mir geht’s hier nicht um eine Grundsatzdiskussion.

Wie gesagt, ich mag Tiere und ich versuche auch so viele wie möglich von ihnen zu kosten. So landeten bereits Hai, Känguru, Hummer, Muscheln, Strauß, diverse exotische Fische und allerhand anderes Geviehcht auf meinem Teller, welches die Reise in meinen Magen mutmaßlich per Flugzeug antreten musste. Die gängigen Nutztiere setze ich darüber hinaus mal als Bekannt voraus. Bis jetzt war das eigentlich immer eine schöne Erfahrung, darum bin ich mal gespannt, was ich in ca. 5 Minuten da aus meinem Ofen holen werde und vor allem, wie das schmeckt. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Im Marktkauf gestern entdeckte ich eine Packung Schnecken im Kühlregal, preislich zu verschmerzen und obendrein etwas, das ich bislang noch nie kosten durfte. Also rein damit in den Einkaufswagen und anschließend auf die Kühlkette geachtet. Eben verfrachtete ich die animalischen Hauseigentümer dann in den Ofen und öffnete mir einen trockenen Weißwein, gekeltert vom Franzmann persönlich (das kulturelle Umfeld soll ja auch stimmen). Hmmm… bin schon mal gespannt. Frisch aus dem Ofen sieht das Getier im Übrigen so aus (feini, feini – in Kräuterbutter):



Sogleich gings ans Kosten. Ersteindruck: Die Wohnung ist jetzt noch, wo das Getier schon längst in meinem Magen verwunden ist, ein olfaktorisches Paradies! Hier duftet es nach Kräuterbutter und frischem Brötchen. Dann fix das Erste Exemplar aus seinem Häuschen befreit und eingehender betrachtet. Optisch, muß ich zugeben, macht das nicht viel her. Man hat halt ein vor Kräuterbutter triefendes Kriechtier aufgespießt vor sich baumeln. Man könnte auch sagen: Es sieht genau nach dem aus, was es ist: Eine Schnecke! 

ziemlich unspektakulär...
Hier zum Vergleich nochmal das noch über intakte Vitalfunktionen verfügende Original:



Der Geschmackstest schließlich war dann der nächste, logische Schritt. Und so mümmelte ich eben eine Helix Pomatia nach der anderen in mich hineine, bis das kleine Schälchen und mit ihm die Schneckenhäuser restlos geleert waren. Zwischendurch ein Biß ins Brötchen oder ein schluck vom Vin Blanc. War mal wieder ein lohnendes Experiment, fand ich. Hat Spaß gemacht! Geschmacklich fand ich es zwar nicht so berauschend, aber der Weg ist ja auch irgendwie das Ziel. Den Geschmack allerdings zu beschreiben ist schwierig… ist etwas relativ eigenes, allerdings mit nicht sonderlich intensivem Eigengeschmack. Ohne die Kräuterbutter wäre es wohl ziemlich langweilig gewesen, aber so… naja, ich gebe dem Schneckengetier mal ne geschmeidige drei minus. Gut, daß ich wieder einmal ein Mitglied der globalen Fauna unter der Rubrik „verspeist“ abhaken kann, aber in Zukunft lasse ich sie wohl in Ruhe und greife lieber wieder zum preislich durchaus vergleichbaren Steak.

Ach ja: Ich weiß durchaus, daß das auf dem ersten Bild da ein Rotweinglas ist, das ist mir aber piepegal! Ich sehe das pragmatisch: Rotwein muß ich angemessen trinken können, Weißwein wird gedisst! Hier noch das Ende vom Lied:

Wie im Osten: Nur leere Häuser!

2 Kommentare:

  1. Ich musste etwas schmunzeln, dass du tatsächlich für ein Foto das Regal leer geräumt hast. Und tatsächlich alles (Regal, Lampe, Teller, Glas) ist auf meine Überredungskünste zurück zu führen (du solltest beim nächsten Mal das andere Regal fotografieren). Nur die Schnecken nicht. Wie gut, dass du dir die gekocht hast, ich hätte es nämlich nicht getan!

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  2. Ist wie bei den anderen unförmigen Dingern in der Schale auch, Muscheln schmecken nur so gut wie der Sud bzw. die Soße in der sie zubereitet wurden.

    Ich dachte immer, du kannst "nur" Hahn und Steak - Hut ab!

    Grüße! N.

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