Mittwoch, 15. Februar 2012

CASTLES AND DREAMS

(Blackmores Night)

Wohlan, ihr finsteren Schergen! So lasset mich zunächst ein Loblied singen auf absolvierte, pergamentene Abendunterhaltung und hernach das eben aus dem dunkelsten Winkel von “Großlageranien” eingetroffene Substitut preisen. Zunächst einmal sei gesagt, daß ich das Buch, welches ich vorgestern (endlich) beendete schon eine ganze Weile im Regal hatte. Aber bei mir ist es mitunter so, daß ich die Dinger reifen lasse und ab und an in die Hand nehmen. Dann denke ich mir “das müsstest du auch endlich mal lesen”, aber wenns dann soweit ist, daß ich mich für eine neue Lektüre zu entscheiden habe, dann steht mir der Sinn nach etwas völlig anderem. So gings mir auch mit diesem Schmuckstück hier:

vaterland

Jaja, so sieht ein Büchlein aus, nachdem ich mit ihm fertig bin. Einzige Ausnahme bisher: “Der Herr der Ringe”, den las ich irgendwie sehr respektvoll. Deshalb tuts bei mir auch das Paperback im Regelfall. Bevor ich endlich zur Lektüre schritt, wurden erst diverse B-Movie-Romane (“Das Buch ohne Namen”, “Das Buch ohne Staben”), einige Werke von Frederik Beigbeder, Stephen Kings Mammutwerk “Die Arena” und ein paar andere Büchersnacks verschlungen. Es brauchte seine Zeit, bis mir der Sinn dann mal wieder nach einem Krimiromanfantasyhistorienthriller stand. Ja, das ist es. In Harris’ Buch ist das Szenario ziemlich beängstigend: Deutschland hat den 2. Weltkrieg gewonnen und bereitet sich auf den 75. Geburtstag des GröFaZ vor, während ein Kripobeamter einen Parteibonzen tot aus dem See fischt. Während immer mehr verdeutlicht wird, daß er bei seinen Ermittlungen an einem politischen Pulverfass herum kokelt, beschreibt der Auto erschreckend genau auf historischen Fakten aufbauend, wie marode und unsicher der erlangte “Frieden” im 3. Reich ist und wie herunter gewirtschaftet sich der Mega-Moloch Berlin mitunter vor sich hin slumt. Mit Hilfe einer US-Reporterin und immer mehr vom politischen System abfallend versucht der Hauptcharakter Xaver März… naja, das verrate ich mal nicht. Auf jeden Fall ist das Ding erstklassig geschrieben, die Charaktere und Personen zum größten Teil historisch belegt (nur werden sie zwischen 42 und 43 jeweils aus ihrem realen Lebenslauf heraus gelöst) und die Atmosphäre erschreckend finster. Sehr gutes Buch und ich verstehe jetzt auch, warum man Harris spätestens seit “Pompeij” so hochleben läßt – wenn das ähnlich gut recherchiert und geschichtlich belegt ist – was mich nicht wundern würde – dann hat er das auch verdient. Ein Buch, an das sich viele Leser hierzulande sicherlich erst einmal “heranwagen” müssen, aber es meiner Meinung auch bereuen würden, wenn sie es nicht tun. Von 5 Sternen würde ich dem Ding locker 4 geben… und einen halben extra für die Originalität des ganzen Settings obendrein.

Jedenfalls hatte ich das Buch vorgestern ausgelesen und stromerte zu meinem Bücherregal. Dort nahm ich Nick Hornby’s “A Long Way Down” in die Hand, das da schon viel zu lange liegt und einen amtlichen Staubschleier angesammelt hat mittlerweile. “Hmm” dachte ich mir… “eigentlich hättest du ja mehr Bock auf irgendwas mittelalterliches, etwas mit Schwertern und einem gesunden Blutfaktor…etwas Komplexität und ausgefeilte Erzählkunst; und nicht auf so ein zwischenmenschliches Seelenstriptease-Geschwurbel – so gut es auch sei soll.” Ich schritt also abends zur Tat und warf dem großen Amazon mal wieder spontan ein paar Taler in den Konsumschlund. Hier ist das Ergebnis:

Eis und Feuer

Zurück geht die Wahl auf den hoch geschätzten GVH, der mir das Büchlein bzw. das Epos vor ein paar Monaten mal als literarische Herz legte, als ich eben mit “Die Arena” fertig war. Jetzt, so beschloß ich, will ich mich mal an das Mammutwerk heran trauen. Beginnend mit Band 1 (von mittlerweile 9). Kurz hatte ich sogar überlegt mir die englische Ausgabe zuzulegen (ist einfach deutlich billiger), entschied mich dann aber doch für die Muttersprachvariante. Die Übersetzung soll recht gut sein, sodaß ich gedenke mich an Sprach’ und Duktus der Altvorderen zu erfreuen, das mache ich ja ohnehin außerordentlich gern. Na denn, bin mal gespannt. Werde jetzt gleich mal die Badewanne vorheizen und mich ein wenig einlesen.

Frei nach dem Ideengeber zum Buchkauf rufe ich euch zu: Gehabt euch wohl! Zwinkerndes Smiley

13 Kommentare:

  1. Und? Sind Zehen und Finger inzwischen schrumpelig?

    Grüße! N.

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  2. Nach drei einhalb Stunden... ich sehe aus mein eigener Urgroßvater. ;-)

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  3. ...sehr löblicher Entschluss. Dass es bisher keine 9, sondern nur 5 Bücher in dieser Reihe gibt, habe ich ja bereits gestern angemerkt.

    Für mich heißt es nach 5000 Seiten nun warten wohin - und vor allem wann - die Reise weiter geht. Ich wünsche viel Spaß in diesen dunkeln Landen...

    Ach und zur Übersetzung: Beim dt. Titel des ersten Buches bekomme ich aber schon Angst auch bezüglich des Inhaltes. Das hat ja so gar nichts mit dem Original zu tun...

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  4. Naja, es sind schon 9... in der deutschen Version halt. Die haben die eigentlichen Einzelbände nochmal unterteilt, was das Ganze halt nich ein wenig verteuert zum englischen Schuber. Die Schweine ;-).

    Ja, der Titel... aber insgesamt kann ich das mir zusammengegoogelte Fazit zur Übersetzung bis jetzt bestätigen. Schöne Sprache und liest sich auch sehr atmosphärisch. :-)

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  5. Edit: Sehe grad: Erschienen sind von den Dingern aber erst 7. Bilden wir den Durchschnittswert? :-)

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  6. Ich find die Riehe ganz gut, freue mich auf die TV Ausstrahlung!

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  7. Die kleine Schwester19. Februar 2012 um 23:46

    Sag mal, ist das mein Buch?! (Ich rede von "Vaterland".)

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  8. Die kleine Schwester20. Februar 2012 um 00:08

    Davon mal abgesehen, dass ich Dir das schon seit JAHREN empfohlen habe, inklusive Pompeij. Ich finde das langsam echt nicht mehr lustig hier, Herr Bruder.

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  9. Nein, ist meines. Habe es mir auf Deinen Rat hin geholt, als es mal auf einem Mängelexemplarwühltisch rumlag. Und ich hab Dir doch gesagt, daß ich es mal lese. "Mal" ist zeitlos, Frau Schwester!

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  10. Die kleine Schwester20. Februar 2012 um 21:01

    "Mal" bedeutet bei Dir immer, dass Du es fünf Jahre nach meiner Empfehlung liest. Oder auch gerne mal anhörst. Apropos, Murder By Death arbeiten an einem neuen Album. Und hast Du Dir schon Nord angesehen?

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  11. YES!!!! Murder by Death! :-) Dann sollen sie sich damit gefälligst auch her scheren! Nord will ich mit Jule zusammen anschauen.

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  12. Die kleine Schwester22. Februar 2012 um 00:13

    Erstmal ist eine Nordamerikatour und ein Trip nach Australien dran. Das wird wohl noch ein wenig dauern. Und wenn ihr Nord gesehen habt, sag mir mal, wie er Dir gefallen hat. :)

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  13. Nordamerika und Australien... pah! Diese zwei komischen "Kontinente", ja "Schurkenstaaten", die nerven ja schon bei Risiko und Pearl Jam Touren immer. Das muß doch nicht sein...! ;-)

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