Montag, 20. Februar 2012

COLD & UGLY

(Tool)

An Tagen wie diesen meldet sich der Anthropologe in mir, gleichzeitig mit dem Historiker und noch ein paar anderen schrägen Gesellen, die mir inne wohnen. Ja, so ist es. Ich höre zwar keine Stimmen, aber ich habe welche. Heute durchfuhr mich beispielsweise der Gedanke, ob euch, werte Leser, der Begriff des “Mittelalters” noch etwas sagt. “Mittelalter”… also nicht mehr jung, aber auch noch nicht erwachsen… mittelalt eben. So wie mancher Gouda. Aber geschichtlich betrachtet, rede ich hier von einer höchst interessanten Epoche, welche irgendwo zwischen 6. und 15. Jahrhundert verortet wird und noch heute Anlaß zu manch’ Spekulatius und Geschicht’ gibt. Spekulation meine ich. Es gibt Romane darüber, Abhandlungen, Ausgrabungen, Ausstellungen und obendrein noch so manches Pergament, welches vom Minnesange zeugt. Außerdem heult die Kirche dieser Zeit der Allmacht irgendwie immer noch hinterher. Wie wir sehen, ist aus dieser Zeit so einiges bekannt – anderes auch wieder nicht. Deshalb begann ich nachzugrübeln und vor mich hin zu definieren.

Allgemein beschreibt man das “Mittelalter” auch  als “finstere Zeit”, in welcher sich das niedere Volk im Schlamm sowie dem eigenen Dreck auf den Straßen der Metropolen (sofern diese Ansammlungen von unansehnlichen Bretterverschlägen diesen Namen verdient haben) suhlte. Wo sich der Pöbel in finsteren Ecken und auf den Gehsteigen im Vollsuff seinen niederen Trieben hingab. Wo Völlerei und Trunksucht die Menschen übermannten und sich mit ihnen aus den Wirtshäusern heraus in die Gassen und Wege ergossen um von einer amoralischer Schandtat zur nächsten zu eilen. Das Zeitalter, in welchem man sich des Nachts nicht sicher vor die Tür wagen konnte, da die berauschten Spießgesellen, Mordbuben und vogelfreie Lumpen, welche auf dem Pflaster zu hause waren, bereits geifernd auf ihre Gelegenheit warteten einen zu beklauen. Ja, das Zeitalter, in welchem im Bierdunst der Tavernen manch Magd sich nach durchzechter Nacht unter dem Biertisch hervor schälte und wenige Monate später einem namen- und vaterlosen Bastard das Leben schenkte ohne sich an den rotnäsigen “Recken”, welcher ihr beiwohnte auch nur im Entferntesten erinnern zu können.

Der einzige Unterschied zu heute ist eigentlich, daß man sich damals nicht mit Bonbons bewarf.

1 Kommentar:

  1. Und deshalb habe ich heute auch das Haus nicht verlassen. :)

    Grüße! N.

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