Freitag, 16. Dezember 2011

BUGS

(Pearl Jam)

Vor ein paar Wochen gab es hierzulande einen kleinen Volksentscheid im noch viel kleineren BaWü in dem es um ein Sujet im wiederum mickrigen Stuttgart ging. Mensch und Tier waren nach monatelangem Hickhack dazu aufgerufen, per Volksentscheid über die Umsetzung eines Bahnhofsbauprojektes abzustimmen. Die Ironie an der Sache war, daß ausgerechnet die, die uns mit Trillerpfeife und selbst geklöppeltem Protestplakat über Wochen erzählten, daß es nichts Demokratischeres als eben diesen Volksentscheid gibt, diesen dann auch sang und klanglos verloren. Anstatt die Blama… Niederlage einzugestehen, wurde dann auf die “jetzt erst recht” – Pauke gehauen. Nur der Obermotz der gewollt Bahnhofslosen, der nicht zuletzt wegen diesem Thema frech der alteingesessenen CDU die Macht mappuste, Kretschmann sein Name, stand mit einer Mine als hätte man eben seinen Hamster überfahren vor den Kameras und (Achtung, Brüller: ) “stellte die Weichen für den Neubau”

Man hatte nun wirklich ALLES menschenmögliche versucht um das Projekt aufzuhalten. Man hatte demonstriert, protestiert, argumentiert, fantasiert, sabotiert, prozessiert; schließlich geschlichtet und am Anfang hatte man sogar versucht, die Baupläne mehrere Jahre im Planungsbüro zu ignorieren. (Vielleicht erhoffte man sich, daß sie sich dabei vom Desinteresse in die Depression getrieben hinter ein Auto werfen würden… man weiß es nicht genau.) Außerdem schaltete man die Medien ein und kloppte sich tagein tagaus in den unzähligen Polit – Talkshows der öffentlich restlichen Anstalten mit Bauherren, Bahnchefs, Stadtplanern und allem, was grade mal keine Trillerpfeife um den Hals hängen hatte. Man erfand sich selbst neu als “Wutbürger” und heimste dafür auch noch Ehrungen und Preise ein. Auch brachte man geschätzten 86,74% der Bevölkerung bei, was der Unterschied zwischen einem “Kopfbahnhof” und einem “Durchgangsbahnhof” ist. Nur war nicht so ganz klar, warum der eine nun besser sein soll als der andere und umgekehrt; aber man ritt halt auf dem Thema rum. Ich für meinen Teil kenne den Stuttgarter Bahnhof und… ganz ehrlich… ich finde das Teil unmodern und überholt. Zumindest von innen. Da hat ja selbst Chemnitz einen schickeren Bahnhof zu bieten, oder wenigstens einen funktionaleren. Außerdem finde ich Kopfbahnhöfe überholt, aus einer Stadt wie Stuttgart möchte man nämlich auch mal wieder weg kommen oder zumindest schnell durchbrettern können um das optische Elend nicht mehr ertragen zu müssen; das Auge leidet nämlich auch mit. Am Ende stand, wie gesagt, der Volksentscheid. Das goldene Kalb der Demokratie setzte im großen Kuhfladenbingo um den Baustopp seinen unumstößlichen Ergebnishaufen auf “Abriß”! Mitbestimmung deluxe war das, eine demokratische Gesellschaft kennt eigentlich kein mächtigeres Instrument um den Volkeswillen zu ergründen und dann umzusetzen. Der Volksentscheid ist für die Demokratie sozusagen so etwas wie die 10 Gebote für die katholische Kirche: Ein erstrebenswerter Leitfaden, welcher aber aus ökonomischen oder hedonistischen Gründen praktisch nie umgesetzt wird. Der Volksentscheid – nennen wir das Kind beim Namen – ist praktisch wie das uneheliche, hyperaktive Kind von Batman & Superman: Eine unaufhaltsame Kampfmaschine, welche einfach alle anderen Hindernisse entweder hinwegprügelt oder mit technischen Finessen zumindest effektvoll beseitigt und somit als praktisch “unbesiegbar” gelten darf.

OK, so sehen wir das und so würden es vor allem die politischen Entscheidungsträger gerne sehen. Aber es gibt – wie bei jedem Superhelden – auch immer noch einen Gegenspieler. Einen Antagonist, der mindestens genau so mächtig, aber eben auch skrupellos und verschlagen ist.  Jemand, der unseren tollen Volksentscheid durch kluge Planung in seinem Votecave zu überraschen versteht. Jemand, der genau das richtige Timing hat um ihn mit runtergelassenen Votumhosen zu erwischen und ihn dann wie aus dem Nichts zu besiegen. Heute lernten wir diesen übermächtigen Superschurken kennen. Aus einem deutschen Gerichtssaal kriechend sprang er dem Volksentscheid an die Gurgel und machte ihn ohne viel Federlesen einfach mal kalt! Wer, mögt ihr euch nun fragen, wer ist denn sooooooo mächtig und gerissen, daß er den strahlenden Helden “Volksentscheid” in seiner güldenen Mehrheitsrüstung zu bezwingen vermag?! JA WEEEEER?!?!? Nun, die Antwort ist einfach: Es ist ein kriminelles Superhirn, welches stets im Verborgenen bleibt und nur selten sein Antlitz der Menschheit gegenüber enthüllt. Es ist der Fädenzieher im Hintergrund, ein Gangstergenie, dem die ganze Mafia gehorcht. Nein, ich rede nicht vom Joker, von Pinguin oder dem Riddler… unser boshaftes Genie firmiert unter dem angsteinflösenden Pseudonym

DER JUCHTENKÄFER!

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