Mittwoch, 11. Januar 2012

NEVER TOO OLD TO ROCK ‘N ROLL

(Ronnie McDowell & Jerry Lee Lewis)
Kennt ihr das auch: Das Gefühl, daß man irgendwie langsam zu dem wird, was man früher seltsam fand? Ich erinnere mich noch an “damals”, ist noch gar nicht lange her. Vielleicht 15 Jahre  (oh Gott, ist das echt schon wieder so lange her?!? Verdammt!!). Damals war man sich noch der eigenen musikalischen Aktualität bewußt. Man stand auf Bands, die gerade relativ aktuell waren. Gut, in meinem Fall waren das noch nie die typischen “In-Bands”, aber immerhin waren deren Mitglieder in ihren späten 20ern oder (eigentlich zumeist) 30ern und genossen eine relativ hohe Radiopräsenz verglichen mit heutigen Maßstäben. Man konnte sich sicher sein, daß Mitmenschen zumindest die “Hits” der besagten (er)kannten, sollten sie diese bei einem zufällig hören. Das war an sich ne feine Sache, hatte aber den Nachteil, daß die Mischung aus eigenem Alter, schulischen Verpflichtungen und beschränkten finanziellen Mitteln einem kaum erlaubte, die Jungs auch mal öfter Live zu erleben. Und so blieb einem meist nix weiter übrig als sich irgendwelche kurzen Fernsehberichte rein zu pfeifen. Wenn man es dann doch mal auf ein Konzi schaffte, dann hatte das meist mit Glück und verständnisvollen Eltern zu tun. Eltern, die den Plan zu Dritt auf Mopeds (bei Schneefall) in die Großstadt zu tuckern durch Fahrbereitschaft “vereitelten”. Aber wenn man denn dann mal da war, dann sah man neben den üblichen, zu erwartenden Figuren aus der eigenen Altersgruppe auch das, was man gesellschaftlich gerne mal als “Altrocker” bezeichnet. Ich meine sowas hier:

                                                                                              
Na gut, ist vielleicht übertrieben mit dem Kopulationsshirt… aber es gibt ja auch noch die Version mit Humor:


Na jedenfalls stiefelten da lauter solche Knacker rum. Damals wunderte ich mich noch dezent. Diese Zausel passten doch eher zu AC/DC, Motörhead oder ZZ-Top. Da gingen die ja auch hin, wie ihre Lederwesten zeigten. Aber im Grunde genommen war alles cool, die waren irgendwie witzig, störten keinen und ältere Dudes mit Sinn fürs musikalisch Gute waren ja auch in gewisser Weise beruhigend im Meer der frühsenilen Volksmasturbanten, von denen man im ländlichen Raum ja verstärkt umgeben ist. 
Ich für meinen Teil wurde langsam auch ein wenig älter und als ich endlich die Freiheit und die Zeit (jedoch noch nicht das Geld – man nennt diese Phase im allgemeinen “Studium”) hatte, da war für einige Bands der Zug schon abgefahren. Was meine Musik betrifft waren die stilprägenden Mitglieder entweder tot (Cobain) oder sich gegenseitig derart auf den Sack gegangen, daß die Band zerbrach (Soundgarden, Kyuss). Da stand man dann auch da und guckte irgendwie blöd aus der Wäsche. Aber auch wenn ich Nirvana aus bekannten Gründen nie mehr sehen werde, so tut sich in der letzten Zeit doch verstärkt die Chance auf, einige meiner Heroen doch noch einmal Live zu erleben. Warum? Naja, das Zauberwort heißt “Reunion”. Diese mag sinnvoll sein oder nicht, aber für Leute wie mich ist es ein absolutes Schmankerl. In den letzten Jahren erfüllte ich mir unter Vernichtung von Urlaub und angesammelten Überstunden so manchen Traum meiner Jugend. Ich sah beispielsweise Metallica in Leipzig. Auch wenn die sich nie aufgelöst hatten, so waren sie doch bislang “ungesehen”. Oder ich erlebte erst im letzten Jahr die nicht für möglich gehaltene Wiederauferstehung von den Wüstenrockveteranen KYUSS im Elbflorenz mit. Einen Ehrenplatz nimmt auch der Auftritt der wunderbaren Selig, ebenfalls in Leipzig, ein, welchen ich mit MsPittili im allerallertiefsten Schneechaos erleben durfte. Wer hätte das gedacht, daß man Plewka und Kollegen nochmal zaubern sieht… ich jedenfalls nicht. Alles solche kleinen, aber feinen Highlights. Ganz zu schweigen von Pearl Jam, von denen ich nach ihrer sechsjährigen Europaabstinenz seit 2006 mittlerweile schlanke 6 Gigs gesammelt habe… und diese Reise geht hoffentlich noch ne ganze Weile weiter! Zwinkerndes Smiley Und jetzt, ja jetzt ist auch noch eine weitere Urgewalt der frühen 90er wieder zurück. Vielleicht nicht mehr mit dem Megaphon in der Hand, aber immer noch mit ordentlich Drive melden sich Soundgarden zurück auf den Bühnen dieser Welt. Der Ticketalarm kam heute! Und er brachte mich, mal ganz unabhängig davon, ob ich das Konzert besuchen werde oder nicht, ins Grübeln. Zwangsläufig, schließlich erinnert man sich dann doch an “früher” wenn man von solchen Meldungen heimgesucht wird und fragt sich irgendwann “Mensch, wie alt sind die eigentlich mittlerweile?”. Dabei fällt auf: Die meisten der für mich zum musikalischen Inventar zählenden Combos marschieren bereits jenseits der 40, viele sogar jenseits der 50 und einige gar jenseits der 60 Lenze (LEMMYYYYYY!!!) durch die Hallen dieser Welt. Das Perfide ist, daß man es ihnen zum Teil auch ansieht. Beispiel gefällig? Ich präsentiere Soundgardens Kim Tayil. So lernte ich ihn damals kennen:

und so steht er mittlerweile im Rampenlicht:


Tja, ist schon verdächtig nahe an den ersten beiden Bildern dran… erschreckend, oder?! Also für mich schon ein bissel. Ich reflektierte also ein wenig:
Mittlerweile spiele ich zwar noch lange nicht in der Rock-Opa-Liga, aber die ersten Tendenzen sind schon erkennbar. Der Jüngste im Saal bin ich auf Konzerten schon lange nicht mehr, was auch toll ist, denn so kann man altersweise über die anwesende Jugend ablästern. Gerade dann, wenn sie zu nem Metal-Abend in Baggys und mit schiefem Glitzerbasecap erscheint (passendes Filmzitat: “Man bringt doch kein Messer mit zu ‘ner Schießerei!”). Jetzt mögen manche denken, daß die Rockopas damals das Gleiche über mich gedacht haben als ich mich im selben Saal tummelte – unwahrscheinlich! Ich hatte schon mit 16 genug Anstand mich passend einzukleiden wenns auf Rockkonzerte ging, glaubt mir. Außerdem bin ich seit einiger Zeit auch stolzer Besitzer einer amtlichen Metaller-Konzertlederweste mit einschlägigen Aufnähern. AC/DC, ZZ-Top und Motörhead finde ich super und die Male, welche ich mich mit Lemmy Kilmister  im selben Raum befand, kann ich gerade noch so an einer Hand abzählen. Im Dezember dürfte die dann auch nicht mehr reichen.
Fassen wir also zusammen: Mein Outfit nähert sich dem der Altrocker an, die Musik unterscheidet sich ebenfalls kaum noch und die, die da oben auf der Bühne stehen sind auch nicht mehr taufrisch. Der Metaller zählt mit über 40 nun mal im positivsten Wortsinne zum “alten Eisen” (*höhö* Auf dieses Wortspiel bin ich besonders stolz muß ich zugeben). Auch wenn die Haare noch nicht grau sind bei mir, so hoffe ich doch, daß sie es in spätestens 10 Jahren werden. Erstens, weil das bedeutet, daß ich überhaut noch welche habe und zweitens, weil das meiner Meinung nach einen Mann nur schmückt und überhaupt hervorragend zu schwarzen Klamotten passt. Diese ganzen Lutscher mit ihren Tönungen und Botoxbehandlungen vergehen sich doch an der Natur. Guckt euch doch den Clooney Schorsch an, super Gegenbeispiel zum Jugendwahn, der wurde auch erst “Sexiest Man Alive”, als die Mähne welkte. Und das verstehe ich vollkommen! Na, jedenfalls geht der Trend bei mir wohl in Richtung Altrocker, da warne ich mein Umfeld schon mal vor. Es muß ja nicht gleich das “SEX” T-Shirt oder der pinke Drahtesel aus den Beispielen sein und der Rauschebart darf auch ein bissel gepflegter daher kommen, aber so grob… joa, könnte ich mit leben. Außerdem – und das ist die beste Nachricht – würde das bedeuten, daß ich auch meine noch entfernte Zukunft mit guter, rockiger Musik verbringe. Und das, liebe Freunde, das muß angemessen gefeiert werden. Am Besten mit dem Titelsong:

4 Kommentare:

  1. Sorry, aber wer überlegt zu Bruce Springsteen zu gehen, ist alt.

    AntwortenLöschen
  2. Ich merke, dass ich alt werde, wenn ich mich mit meiner neun Jahre jüngeren (ergo 19jährigen, ich werde 28 im Mai) Auszubildenden unterhalte... die kennt Regina Regenbogen nicht!!!!!!!!

    AntwortenLöschen
  3. @MsPittili: Bin nun auch offiziell "alt"!

    AntwortenLöschen