Sonntag, 18. September 2011

WISSENSWERTES ÜBER THÜRINGEN


(Rainald Grebe)

Gestern hat ja bekanntlich der Oberbatzi in der Weißwurstmetropole das Bierfaß geöffnet und das kollektive Hirnzellenabtöten an der Isar feierlich eröffnet. In den nächsten Wochen wird es im TV wieder von besoffenen Seppen und Dirndldollys wimmeln. Soweit, so gut. Aber nicht nur in München startet man die Festivitäten, auch anderswo wird der Zapfhahn in froher Erwartung poliert. So auch im gar nicht so fernen Jena… ! 

Wir freuten uns gestern richtig darauf, daß wir am Nachmittag noch ein wenig über das im Radio beworbene „Altstadtfest“ schlendern konnten. Man muß dazu sagen, daß solcherlei Festivitäten in Jena, insbesondere auf dem Altmarkt, eigentlich immer ein Querschlendern wert sind. Diesmal wurden wir aber bitter enttäuscht. Wir betraten den Altmarkt und standen mitten in einem 08/15-Freßbudenmarkt mit vorgelagerter Volksmusikbühne. Auf dieser hechelte sich obendrein gerade eine dieser nichts sagenden Trachtengruppen einen ab, was aber keinen interessierte. Entsprechend lustlos wirkte der Uniformverein dann auch. Vom typischen  thüringisch-jenenser Feeling (Rostbratwurst, ein wenig mittelalterliches Flair, ein rustikaler Handwerkermarkt und offen zur Schau getragene Arroganz der Ureinwohner) war schlicht und ergreifend NICHTS mehr übrig; und das vor der doch schmucken Altmarktkulisse. Diesen komischen Markt hätte man getrost auch mitten nach Lobeda stellen können, das wäre atmosphärisch kaum aufgefallen.
Ich verstehe nicht, wie man einen derartig krassen Verlust an kultureller Identität von heute auf morgen hinbekommt. Hoffentlich wird der Weihnachtsmarkt wieder besser. Für alle unter euch, die immer noch zweifeln und mir mit der „so schlimm wird’s schon nicht gewesen sein“ – Beruhigung kommen wollen, möchte ich einen Fotobeweis erbringen. Seht selbst: 
Denn sie wissen nicht, wer sie sind!

4 Kommentare:

  1. Du hättest die Beschallung im Hintergrund hinterlegen sollen. Purer Fluchtinstinkt. (Solche Musik ertrage ich nur bei Koffinkitten im Garten, während ich auf mein Steak warte)

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  2. Wenn ein Steak wartet erträgt man vieles! ;-)

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  3. Manu, ich glaube, das ist Identitätsverlust - anderswo kriegt man dafür Hilfe vom Psychodoc.

    Aber dir zum Trost, Suomieven, hier läuft seit gestern auch das Oktoberfest, in L.-SÜD !!! Vielleicht meinen die, weil sie ja südlicher Stadtrand sind, sind sie unterhalb des Weißwurschtäquators und dürfen das.

    Grüße! N.

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