Samstag, 17. September 2011

(MONEY) CAN'T BUY ME LOVE

(The Beatles)

Was gibt die Industrie sich nicht für eine Mühe, uns armem, willenlosem Herdenvieh von Konsumenten ihren Mist anzudrehen?!? Mit Werbespots geht es los. Printkampagnen in den wichtigsten Hausfrauen- und Klatschmagazinen sowie dem Zentralorgan der königlich Bekloppten ("Bunte") setzen das dann fort, bis es unweigerlich im viralen Marketing des "Wörld Weid Wäb" gipfelt. Allerdings macht das ja mittlerweile auch jeder, sodaß man sich nicht mehr sonderlich dadurch hervor hebt, wenn man irgend eine statistisch genormte Standardfamilie mit seinem Produkt über den Bildschirm grinsen läßt. Außerdem wirken diese "Familien" derart zusammengecastet, daß man auf den ersten Blick erkennt, daß sich da ein eindeutig stockschwules Male - Model mit einer verzickten Boulemikerin und zwei fremden Kindern aus dem Agenturkatalog um die Margarine versammelt und abschließend verlogen ins frisch geschmierte Vollkornbrot beißt. Will heißen: Man nimmt diese Vögel eh nicht mehr ernst und bevor ich so oberflächlich und beknackt werde wie diese Gestalten, halte ich mich vom beworbenen Produkt lieber fern. Es funktionierte also auch nicht. Der nächste Schritt bestand dann darin, sich und sein Produkt mit Gütesiegeln zu schmücken. Die meisten dieser Teile sagen allerdings auch nicht mehr aus, als daß das Produkt, welches sie zieren, garantiert keine Pandakücken enthält oder im Falle einer Zombieapokalypse vor Lochfraß im Musikantenknochen schützt. Da werden teilweise "Institute" und Forschungseinrichtungen heran gezogen, welche der Hersteller eigenhändig bestoch... beauftragt hat. Das Logo der Fresinuß soll beispielsweise nur "überdurchschnittliche Aufwendungen für Qualität und Sicherheit" (Quelle: Dem Fresinuß seine Homepage) seitens des Herstellers attestieren. Aha! Ist ja ungefähr so aussagekräftig wie ein Malbuch.
Man mag es ja kaum glauben, aber mittlerweile hat sich sogar dieser Irrsinn abgenutzt. Immer seltener wird offen mit diesen Phantasiezertifikaten und den käuflichen Kontrollklebern geworben, welche jedem Produkt auf die Packung springen wenn der Preis stimmt (in Fachkreisen daher auch flapsig als "Nutten-Siegel" bezeichnet). Man hat gemerkt, daß das eh nix bringt. Ich war ja fast schon soweit, mir die Hoffnung zu gestatten, daß nun endgültig Ruhe ist mit Werbewahnsinn... aber dann wurde ich mal wieder eines Besseren belehrt.

Vorhin lief der Televisor eher nebenher während wir unseren Lunch verdrückten. (Sehr lecker war sie, die spontan zusammenimprovisierte Paella.) Plötzlich räkelte sich im warmen Sonnenlicht eine blonde Maid auf dem Bildschirm. Latschte über einen Steg und ließ dabei den Schleier und die gelben Loten im Gegenwind umher wehen. Dabei wurde ein gezwungen ins Gesicht gemeißeltes Gute-Laune-Grinsen dargeboten. Der Spot endete damit, daß das aktuelle Duftwasser von Hedi K. eingeblendet wurde. Wahrscheinlich riecht das Zeug so, wie sich die Stimme der Namensgeberin anhört, ist also eine derart exzessive Verschwendung von wertvoller Sendezeit nicht annähernd wert; aber innovativ wars dann doch. Freilich nur an der Stelle, die kein Mensch braucht, aber immerhin. Den Namen dieser Brühe habe ich im Übrigen schon wieder vergessen und zum googeln bin ich gerade zu faul; nur zur Info. Jedenfalls verabschiedete sich der Spot mit der eingeblendeten und vorgelesenen Botschaft: "86% der Glamour - Leserinnen würden (hier das Parfüm einsetzen) ihrer besten Freundin empfehlen!" Soso. Na dann. Die Expertenkultur hat also versagt und an ihre Stelle tritt nun die Kultur der "persönlichen Empfehlung"! Das ist ja wie in einer beliebigen Tropendiktatur in der Dritten Welt, wo man sich ja ohne Empfehlungsschreiben des großen Zampanos auch keine anständige Wurst kaufen kann. Folgende Fragen und Anmerkungen  habe ich da mal:

1. "Würden" oder "werden" die das Zeug empfehlen? Ich würde nämlich auch gerne mal im Lotto gewinnen, ob ich es werde steht wieder auf nem anderen Blatt.

2. Warum empfehlen Frauen Sachen ihrer besten Freundin? Meiner Meinung nach mitunter auch nur, da sie es an sich nicht ausstehen können. Außerdem kann es ja auch sein, daß die "Empfehlerin" anhand dieser Erfahrung nur dafür sorgen will, daß SIE und eben nicht die dann abstoßend müffelnde Begleiterin bei der nächsten Ü30-Party den Gigolo mit in die Kiste schleppt.

3. Für Frauen ist es bekanntlich eine Sache der größte Horror, die für Männer 1. völlig bedeutungslos und 2. Alltag ist: Wenn eine andere Frau das Gleiche Outfit trägt wie sie. Ich vermute mal ganz frech, daß das auch für Duftwässerchen gilt. Will heißen: Ich zweifle Kraft meiner soziologischen Kompetenz die Aussagefähigkeit der erhobenen Statistik massiv an. Warum sollte eine Frau einer anderen analoge Lockstoffe empfehlen? Das ist ja auch anthropologisch vollkommen realitätsfremd!

Und schließlich 4.: Glamour - Leserinnen agieren doch fern jeglicher Fachkompetenz und Zurechnungsfähigkeit! Sie sind sozusagen nichts weiter als Fresinüsse in Pumps!

2 Kommentare:

  1. Ich spare mir jetzt den langen Kommentar dazu und mache es kurz: Du hast Recht. So.

    Grüße! N., die immer noch ganz fröhlich vor sich hin lacht.

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  2. Hehe... über diesen Spruch haben meine Tochter und ich auch schon nachgedacht und wir kamen zu dem Schluß, dass es sich für uns so anhört, als ob man den Duft einer Freundin empfiehlt, um sie als Konkurrenz auszuschalten. ;O))

    LG

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