Donnerstag, 7. Juni 2012

DIGITAL IST BESSER

(Tocotronic)

Hallöle! Smiley Bei MsPittili habe ich gestern einen kleinen Interviewfetzen gelesen, den sie einfach mal umgemodelt hat. Ich habe es mal schnell gemopst und ebenfalls beantwortet, da ich paar Minuten Zeit hatte:

“Befremdlich die Vorstellung, man könnte sich vor einem Computer zu Hause fühlen. Aber ich glaube, das wird für viele unserer Kinder zutreffen. – Ihre
Gedanken aus einem Gespräch das wir vor fast zehn Jahren fürs MAGAZIN führten, waren ganz schön prophetisch.

Wir erinnern uns: Vor zehn Jahren hatte noch nicht jeder einen Computer oder einen Internetzugang, ganz zu Schweigen von Facebook, Google Maps etc. Können wir uns ein Leben ohne überhaupt noch vorstellen?

Nein, und das müssen wir ja auch nicht. Wie soll das denn  gehen? Einfach abschaffen die Dinger und zurück in die “gute, alte Zeit”? Ich sehe das wie auch MsPittili: Wenn man was Tolles erfunden hat (wie etwa die Wurst mit Gesicht), sollte man es clever nutzen und nicht darüber nachdenken, ob man es wieder abschaffen sollte. Warum auch?! Die Dinger machen soooo viel möglich, helfen vielen Menschen und wir alle profitieren davon. Das ist im Grunde genommen eine Frage, die in Richtung militanter Ökohippies zielt. Wer sich freiwillig verweigern will, der soll das tun, hab ich nix dagegen. Aber dann bitte nicht selbstgerecht und nervtötend andere missionieren wollen. Für mich ganz persönlich, der ich mich nicht als ultimativen Online-Nerd sehe, ist das Internet vielleicht nicht unbedingt “unverzichtbar”, aber ich will es auch nicht wieder her geben. Meine Arbeit wäre ohne es wesentlich nervenaufreibender und ganz privat hat es auch so seine Vorzüge. Kontakt mit Freunden, modernes Fantum der bevorzugten Lieblingsband (BTW: Habt ihr schon meine drei neuen, schmucken Pearl Jam – Countdowns gesehen?! Smiley mit geöffnetem Mund), schnelle Recherche und Antworten auf jede Menge Fragen… bequemes Shopping, Banking… fetzt einfach. Auch Konzertdaten gehen dank Newslettern, Fanforen etc. kaum noch an mir vorbei. Musikvideos wann und so oft man will und abertausende von Gleichbekloppten, mit denen man seinen Blödsinn teilen kann und ähnlich gute Ware zurück bekommt.

Vorstellen “können” tu ich mir das also schon, aber ich will nicht.

Gibt es Dinge in Ihrem Leben, die eigentlich zum “Zuhause” gehören, die inzwischen ins Netzt, in den Rechner verlagert wurden?
Ein ganz klares JEIN! Musik, Filme, Bücher… das alles gibt es online. Aber man hat ja Gott sei Dank ohne größere Umstände die Wahl, ob man das nutzt oder sich für die stoffliche, haptische Variante entscheidet. Ich möchte CDs, Vinyls oder DVDs auch besitzen und bei mir in der Wohnung rumstehen haben, und das klappt auch noch ganz gut. Für mich gehören sie alle auch zum “zu Hause”. Die Prophezeiungen der Digitalisierungsfanatiker teile ich nicht. Ich glaube und hoffe nicht, daß es so schnell nur noch digitale Musik, Filme oder Bücher geben wird. All das wird die klassischen Teile nicht ersetzen. Vinyls und Bücher wurden tot gesagt – leben aber immer noch und erfahren teilweise sogar ein Revival. Selbst Video- und Audiokassette haben ihre Liebhabernerds behalten. Verlagert ja, aber nicht ausschließlich.

Fühlen Sie sich zu Hause, wenn Sie den Rechner anmachen?
Ich fühle mich gut dabei, was aber nicht am Rechner liegt, sondern am Zu Hause an sich. Gefühlsmäßig ist da kein Unterschied zu Tagen, an denen ich mir direkt mein Buch schnappe und mich ein paar Stunden in die Badewanne verkrümle. Ich glaube, mein PC und ich, wir führen eine sehr pragmatische Beziehung.

Fühlen Sie das Netz?
Nö. Wie MsPittili auch, geht das wenn schon von den anderen Usern oder den transportierten Nachrichten aus. Ich kann mich manchmal heillos aufregen über andere Leute, die ihren unreflektierten, arroganten oder einfach nur strohdummen Habitus in der vermeintlichen Anonymität des Internets auszuleben gedenken. Deppen eben. Aber die könnten und würden mir auch in der Innenstadt über den Weg laufen. Nur da gibt es leider keine wirklich effektive “Ignore”-Funktion. Zwinkerndes Smiley Und was die Nachrichten angeht: Ich schaue eh ein Mal am Tag eine Nachrichtensendung (Minimum) und das Internet mit seinen ständig aktuell verfügbaren News bietet mir so wenigstens die Möglichkeit mich zu echauffieren wann ich will.


Verändert das Netz den Sex?
Komische Frage. Jedenfalls passt es ganz gut in unsere dann doch recht freizügige Zeit hinein. Man stelle sich mal vor, was für eine Rasterfahndungswelle und Verbotsverfahren das Internet sagen wir mal 1952 ausgelöst hätte. Ich glaube es verändert eher die Wahrnehmung von Sex(ualität); und zwar vor allem gesamtgesellschaftlich auf einem hochgradig signifikanten Niveau.

Löst das Internet Gefühle aus?
Wie MsPittili sagt eher die anderen User. Doppelt gemoppelt die Frage. Ich verstehe, warum MsPittili vom Interview ein wenig enttäuscht war.

Lösen sich, wenn man mehr oder weniger permanent online ist, alte soziale Bindungen auf?
Wenn es so ist, dann hat man ein Suchtproblem. Jeder normal funktionierende Mensch sollte doch beides verbinden können. Der Vorteil ist ja eben, daß man in seiner Kommunikation miteinander unabhängig vom Aufenthaltsort ist. Nur nutzen sollte man das schon vernünftig. Wer den ganzen Tag nur wie ein Besessener Online – Games zockt und damit glücklich ist, naja, der hat halt keine Freunde… der braucht wahrscheinlich auch keine.

Löst man sich selbst im Netz auf?
Nein. Dämliche Frage! Ich bin ja nicht im Netz, sondern nur das, was ich gedenke preis zu geben. Wer mich kennt, der weiß, daß ich in echt noch viel viel großartiger bin als dieser Blog/Fatzebuch/Twitter/whatever vermuten läßt… klingt unglaublich, ich weiß, aber ich schwöre, daß es wahr ist. Zwinkerndes Smiley

Findet man durch das Netz zu einer neuen Identität?
Ja und nein. Ich fände es armselig, mich im Netz darum zu bemühen mir eine komplett widersprüchliche Identität aufzubauen. Dazu ist das Internet auch nicht da. Andererseits ist das Internet schon in gewisser Weise identitätsbildend. Denn wir beschäftigen uns täglich damit und es wirkt auf uns zurück. Ich glaube zum Beispiel, daß es dazu beiträgt, daß viele Menschen wesentlich weltoffener sind als noch vor 30 Jahren.

Gibt es das “Digitale Glück”?
Das absolute Glück, welches nur digital ist? Kurz und bündig: Nein! Das ist ja schon im Real Life eher schwer zu finden.

Abschließend möchte ich mal zusammenfassen, daß mir die Fragen alle samt zu einseitig formuliert waren. Außerdem viel zu passiv. Denn es wird immer unterstellt, daß das Internet mit uns irgendwas “macht”. Wenn man aber mal darüber nachdenkt, ist es doch zumeist umgekehrt. Es kommt darauf an, wie und wozu wir es benutzen. Die Argumentation ist irgendwie pervers und folgt den Teufel-an-die-Wand-mal-Orgien der oben erwähnten Ökohippies. Ein wenig mehr Selbstbewußtsein im Umgang mit den neuen Medien täte uns gut.

3 Kommentare:

  1. Schönes Fazit! Aber wenn ihr alle meiner Meinung seit, hätten die mich lieber interviewen sollen.

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  2. Tolles Fazit, gebe ich dir unumwunden Recht!

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  3. Was heißt hier neue Medien? So taufrisch ist es ja nun wirklich nicht mehr. Inzwischen sollten wir ALLE halbwegs damit umgehen können. Ich freue mich immer riesig über die Ommas vom DRK bei der Blutspende, die mit den digitalisierten Blutspenderdaten umgehen müssen und ganz gespannt vor ihren Rechnern sitzen. Anfangs haben die die Tasten ganz vorsichtig berührt, als würden sie sich daran die Finger verbrennen. Inzwischen sind die zumindest in diesem Bereich ganz fit.

    Grüße! N.

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